Donnerstag, 30. Mai 2013

38 Wochen

Skisocken. Meine Füße tauen langsam wieder auf und meine Socken sind am Trocknen. Regen und die Straße gleicht einem Fluss. Kommt zu Hause vielleicht einigen bekannt vor.
Dabei fing der Tag eigentlich ganz schön mit Sonnenschein an und nach einem Anruf bei meiner Betreuerin war ich eindeutig beruhigter.

Blogeintrag "Tag 264" fehlt. Vielleicht weil ich gestern Abend einfach zu müde war, vielleicht aber auch, weil ich beim Blogschreiben gestern wohl zu vielen Gefühlen freien Lauf gelassen hätte. Heute kann ich alles ein bisschen differenzierter sehen.
Seit dem Strandwochenende kam mit meiner Gastfamilie keine Konversation mehr zustanden, zumindest nicht mit dem weiblichen Teil der Familie. Mein Gastpapa ist unbekümmert und lieb wie immer.
Gestern beim Mittagessen hätte ich auch fernbleiben können und es hätte wohl keiner gemerkt. Vielleicht auch doch, denn sie hätten sich nicht über Dinge aufregen können, wie dass 2 meiner Hosen von der Bügelfrau gebügelt wurden (ich habe sie gewiss nicht extra auf den Bügelberg gelegt) und ich angeblich Tupperdosen entwendet hätte. Meine ganze Wut und Verzweiflung hat leider Markus ein bisschen abbekommen und meine Tränen konnte ich auf dem Weg zu Arbeit einfach nicht mehr unterdrücken. Cedemusica ist also nun besorgt, denn eine weinende Sarita kennen die Guten eigentlich nicht, gibt dort ja schließlich auch keine Grund dazu.
Ich habe mir also ein Herz gefasst, mit einer anderen Familie gesprochen und mir fest vorgenommen abends mit meiner jetzigen Gastfamilie zu reden.
Ich möchte eigentlich nicht wechseln, ich möchte bei ihnen bleiben, aber ich merke, dass ich so viel von mir schon aufgeben habe für diese Familie, ich manchmal schon gar nicht mehr ich selbst bin nur um mich an ihre Regeln und Lebensweise anzupassen und dennoch immer dieses Gefühl besteht ich hätte etwas falsch gemacht.
Ich habe mich immer als Teil von ihnen gefühlt, ich liebe es, dass in dieser Familie immer Leben ist, ich liebe meine Gastoma und Gastopa, alle Cousins und Onkels, aber ich lebe eben nicht mit ihnen. Nein, ich lebe mit meiner Gastfamilie und da fehlt einfach das Interesse bzw. Verständnis für mich, meine Interessen und meine Arbeit.
Der Versuch also abends mit ihnen zu reden ist gescheitert, denn als Antwort bekam ich von meinem Gastpapa: "wir sind nicht sauer" und der Rest, um den es eigentlich geht, hat sich nicht weiter dazu geäußert.
Und so suchte ich Hilfe bei meiner Betreuerin. Ich habe mir gewünscht, dass sie bei einem Gespräch dabei ist. Das Versprechen heute noch vorbeizukommen konnte sie nicht halten. Ich saß bis halb 6 da und habe gewartet bis ich nach einem Anruf wusste, dass sie vermutlich erst morgen kommt. Etwas das Thema über Verlässlichkeit und die richtige Interpretation von "ich komme vorbei" und "ja, wir gehen jetzt bzw. sind schon da" habe ich hier eindeutig viel gelernt.
Ein weiteres Gespräch heute alleine mit meiner Gastschwester ebenfalls ergebnislos und so machten wir uns auf den Weg zum Fußballplatz. Bei strömendem Regen.
Im Laufe des abends war alles wie immer. Mit mir wurde geredet, gelacht und ausgiebig über das Fußballspiel diskutiert. Alle am Tisch haben es auf die Größe der Deutschen geschoben und gefragt was mit mir passiert ist und ob ich sicher sei, dass ich nicht eigentlich hierher gehöre. :)

Dennoch ist ein Gespräch nötig. Ich möchte nicht viel, aber ich möchte einfach meine letzten 3 Monate genießen können. Bei Evi und Rommel kochen und nicht noch vor dem Cafecito nach Hause rennen müssen, am Wochenende bis zum umfallen Salsa tanzen und nicht um viertel vor 10 gehen zu müssen, wenn der Dj gerade mal seinen CD-Player anmacht und ich möchte von kleinen Wochenend-Trips zurückkomme und meine Erlebnisse mit meiner Gastfamilie teilen können. Ich dachte, ich könnte darauf verzichten und habe es bisher nie angesprochen, weil ich Angst hatte die eigentlich gute Beziehung, die wir haben, kaputt zu machen. Doch ich merke wie wichtig diese Dinge für mich sind und mit dem Hintergedanken im Notfall eine andere Familie zu haben, die mich wirklich wirklich mit offenen Armen aufnimmt, kann ich diese Dinge nun hoffentlich ansprechen.
Bevor dies alles jedoch passiert müssen meine Füße wieder ihre normale Temperatur erreichen und der Sandmann ein bisschen Schlafsand vorbeibringen. :)

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