Dienstag, 30. April 2013

Tag 236

Nach 236 Tagen müsste man sich an das umständliche Bett machen eigentlich gewöhnt haben. Jedes mal wenn ich jedoch mittags oder abends in mein Zimmer komme denk ich mir, och nö. Ich freue mich sehr auf mein Bett mit nur einer Decke und nicht morgens in einem Knäul von Schlafsack, Fleecedecke und Tagesdecke aufzuwachen.
Aber noch ist der dünne Schlafsack straf gezogen und am Fuß- und Kopfende in die Ritze von Matratze und Bett gesteckt, die Fleecedecke oben drüber und zum Abschluss meine Blümchen-Tagesdecke. Morgen früh wird von den Schichten nichts mehr zu erkennen sein und morgen Mittag geht das Spiel von vorne los.
Während ich also hier sitze und das Internet mal wieder nicht funktionieren will, denke ich über meinen Tag nach.
Chor nichts besonderes. Anschließend Klassenberichte kontrollieren auch nicht. Mittendrin lädt allerdings die Seite nicht mehr, das Telefon ist stumm und Rommel schaut besorgt aus dem Fenster.
Nachteil, wenn alle Kabel einfach an der Hauswand und übers Dach zum nächsten Strommast hängen, die Leitung lässt sich leicht kappen. Und so baumeln also die notwendigen Kabel vom Strommast herunter und nichts mehr funktioniert.
Während also die Handwerker die Leitung versuchen zu reparieren, begleite ich Willy ins Krankenhaus. Eigentlich ist es nur ein Gerstenkorn am Auge, aber nur im Krankenhaus gibt es Ärzte, bei denen er sich von seiner Krankenversicherung aus behandeln lassen kann. Gehe ich hier zum Arzt, setze ich mich in den Wartebereich, warte bis meine Nummer dran ist, werde untersucht und bekomme anschließend eine Rechnung ausgestellt. Im Krankenhaus lief das ein bisschen anders. Man hat Glück, wenn man vor 2 Monaten einen Termin über die vorherige Telefonanmeldung bekommt und die Symptome dann sich nicht schon längst wieder gelegt haben. Auf gut Glück sind wir trotzdem zum Informationsschalter. Am Info-Schalter eine Mutter eines Mädchens vom Konservatorium und während sie uns vorbei an der Schlange wartender Menschen und der Sicherheitskontrolle vorbeiführt fragt sie nach Rommel, Willys Kontrabass, seiner Mama und bringt uns direkt zu einem Augenarzt.
Im 4. Stock ist es ruhig, kein Trubel wie in der Empfangshalle und nach 5 Minuten ist geklärt was es ist und was dagegen hilft. 
Und nun beginnt das geduldige Warten in der Krankenhaus-Apotheke in der man die Medikamente umsonst bekommen kann.
Vor dem Mittagessen schaffe ich es allerdings noch meine Bewerbungsunterlagen auszudrucken und bei Rommel einzuscannen und da bei Cede das Internet immer noch nicht geht beglücke ich Evi mit meinem Internetstick, damit sie die heutige Radiosendung, zu der sie jeden Dienstag geht, vorbereiten kann.
Zum Mittagessen Suppe mit Sambo und zum Abendbrot heute ein neues Experiment. Apfel-Waffel-Pfannkuchen aus dem Sandwichtoaster. Klappt wunderbar. 

Montag, 29. April 2013

Tag 235

Ein Hannah-Skypen - wer hätte es gedacht. Da das Ecuador-Indien-Skypen nie zu Stande kam, gab es heute wenigstens ein Deutschland-Ecuador-Skypen, bevor es in 122 Tagen einfach nur auf einen Café Klatsch Besuch hinausgelaufen wäre. ;)
War mein Morgen doch eher entspannt, wurde es kurz vor meiner Pause dann plötzlich stressig und so eilte ich zum Terminal, um noch ein Päckchen zu verschicken, um fast pünktlich vor der Skype-Kamera mit meiner rosa Zimmerwand im Hintergrund zu sitzen.
Um halb 3 ruft mein Opa die Treppe hoch, dass ich zu spät komme und Rommel wartet schon vor der Tür; noch ein Päckchen nach Riobamba. Noch mal zum Terminal eilen, um dann fast pünktlich auf dem Spielteppich der Chiquitos zu sitzen. Die Kleinen waren nur schwer fürs Xylophon spielen zu begeistern, aber hatten dafür umso mehr Spaß mit meinen Kazoos, die ich aus Deutschland mitgebracht habe, aber irgendwie die ganze Zeit noch unbenutzt in ihrer Tüte in meinem Kleiderschrank lagen.
Kazoos sind kleine Musikinstrumente in die man rein singt oder summt und es klingt dann irgendwie ein bisschen blechernd. Besser kann ich es gerade leider nicht beschreiben.
Miguel Angel muss ich allerdings noch das Summen beibringen, weil bis jetzt hat er immer den anderen Kindern ihre Kazoos weggenommen, weil seins scheinbar nicht funktionierte und war dann enttäuscht, dass bei ihm mit dem von den anderen auch kein Ton rauskam. ;)
Beim Rhythmusunterricht heute Fortschritte und beim Joggen ist mir eine andere joggende Person begegnet, die sich ebenfalls durch die Rauchschwaden der Straßengrills kämpfte. Premiere. ;)
Un während ich schon im Bettchen liege und mit meinem warmen Laptop kuschele klingelt das Telefon. Druckerprobleme in der Farma übers Telefon lösen.
Ein bisschen stolz bin ich ja schon, denn telefonieren gehört auf Spanisch immer noch nicht zu meinen Favoriten. ;)

Sonntag, 28. April 2013

Tag 234

Was ein Lächeln und ein lieb gemeintes "ach, Sarita" von meiner Gastmama alles bewirken kann. War ich doch seit Freitag Abend etwas angespannt und bin ihr lieber aus dem weg gegangen, war heute alles wieder in Ordnung.
Mein erster Sonntag Morgen ohne Skypedate und beim Frühstück keine Extrawünsche für mich. Normalerweise gibt es für mich beim Essen immer Ausnahmen. Suppe ohne Fleisch, Brötchen beim Frühstück nur mit Marmelade und nicht mit Käse, Marmelade, Mortadella und Margarine und statt Milch gibt es für mich immer Tee.
Heute morgen aber ein ganz normales Frühstück mit Avena auch für mich. Avena bestehend aus Milch, Hafer, Anis, Zimt und anderen Bestandteilen. Die Konsistenz eher schleimig, aber langsam bin ich auf den Geschmack gekommen. :)
Beim Mittagessen fingen die Ausnahmen allerdings schon wieder an. ;)
Vor dem Mittagessen allerdings erst mal Fußballspiel. Zu erst der jüngere Part der Familienmannschaft, am Nachmittag dann der ältere Teil der Mannschaft.
Zwischendrin: Meerschweinchen zum Mittagessen. Die Alternative wäre Kaninchen gewesen, was mir hier bekanntlich auch nicht mundet. Für mich gab es also die Beilage, Kartoffeln mit der typischen Sauce mit undefinierbarer schuppiger lederartigen Haut. Also Kartoffeln mag ich. :)
Im Anschluss Fußballrunde 2 mit viel Sonne, es lebe Lichtschutzfaktor 50, Orangen und Habas. Habas - eine Bohnensorte, laut Wikipedia auch bekannt als Acker- oder Saubohne. Gekocht und dann wird das "Fleisch" aus der Schale gesaugt. Gibt es hier an jeder Straßenecke zu kaufen, meine waren aber von Oma und gibt es ebenfalls frittiert. Schmecken auch nicht schlecht.
Cafecito mit der halben Mannschaft und natürlich der ganzen Familie bei Oma, am Tisch deshalb Bäumchen wechsel dich und Farma schließen pünktlich um 9.

Samstag, 27. April 2013

Tag 233

Ein Nina- und ein Kinobesuch.
Mein Morgen beginnt um 6 mit der Frage: "Sarita, leihst du mir deinen roten Schal?" und einer kleiner Nachrichten Konversation mit Markus, bevor ich noch mal 2 Stündchen ins Traumland verschwinde und dann ein aufbauendes Mama-Papa-Anna-Skypen habe inklusive News-Update aus dem Wendehammer und Umgebung. :)
Um halb 3 sitze ich bei Sonnenschein am Terminal, beobachte das bunte Treiben und warte auf Nina, die mich aus Riobamba besuchen kommt.
4 Stunden Reden am Stück, Kuchen und Käffchen, Zimmer und Projekt zeigen. Unser Nachmittag in Kurzfassung. Eindeutig wiederholenswert. :)
Um 6 laufe ich also von der Busstation zurück, mein Handy vibriert und Rommel sagt: "He you, komm zurück." An der Ecke stehen Willy und Rommel, die ich zum Essen begleite ohne auch nur ein einziges Reiskörnchen essen zu können. Zu viel Vanille-Kaffee und Schokokuchen. :) Rommel kommt vor lauter erzählen kaum zum Essen und nun weiß ich alles über seine Hochzeit mit Evi. :) Wunderbare Geschichte und typisch Rommel. Gefälschte Papiere, dass er bei der Kommunion war, ein Hochzeitsanzug, der bunt aus den Kleiderschränken seiner Brüder zusammengewürfelt war und Magen-Darm-Probleme bei der Zeremonie. :)
Im Anschluss Kinobesuch mit meinen Gastgeschwistern, Lorena und einem meiner Cousins. Bei Iron Man 3 gab es nicht all zu viel Handlung zu verstehen, was ein Glück und Popcorn kann man nachfüllen lassen. Gute Erfindung. :)
Nina und einer der Ambato-Juans



Freitag, 26. April 2013

Tag 232

Backe keinen Mikorwellenkuchen. Oder zumindest nicht 12 Minuten in unserer Mikrowelle. Starke Rauchentwicklung in der Küche, schwarzer Schoko-Zimt-Apfel-Kuchen und ein penetranter Geruch, der im Wohnzimmer hängt.
Die Küchen-Fee Sarah ist eindeutig nicht zur Küchen-Fee Sarita geworden. Zu Hause gibt's wieder viel Gemüse und Grünzeug für Oli :)
Den Tag über das übliche Programm von Partituren, nette Skype-Mittagspause über Chiquitos und aufräumen bis hin zum Rhythmus-Unterricht.
Tanzen gehen durfte ich zwar, doch der abwertende Blick um 20 nach 12 hat mir gezeigt, dass das dann wohl doch zu spät war.

Donnerstag, 25. April 2013

33 Wochen

Puré de manzanas - Apfelmus kochen bis um 11.
Michelle von nun an mit Fahrradkette im Mund, sprich mit Brackets bestückt. Essen eingeschränkt und sie hat mein vollstes Mitgefühl.
Das Mädchen von dem ich vor einigen Monaten schrieb, welches bei uns Geige spielt und eine vorbestimmte Zukunft im unschönen Milieu hatte, wohnt nun bei ihrer Mutter.
Meine Gastmama hat morgen eine Prüfung und es ist das erste Mal, dass ich bei uns im Haus ein Buch, außer vielleicht die Bibel und Michelles Schulbücher, zu Gesicht bekomme.
In der Farmacia gibt es morgen eine Kontrolle, weshalb wir bis um 10 nach 10 ausgemistet haben.
Im Fitnessstudio wird zu den gleichen Liedern wie vor 3 Monaten getanzt.
Während Markus zum Spaß heute meinte, dass es beim ihm Reis mit Banane gibt, gab es dies tatsächlich zum Mittagessen.
Morgen Abend möchte ich gerne tanzen gehen und weiß noch nicht wie ich das meiner Gastmama beibringen soll.
Es ist mal wieder Vollmond und mir kommt der Himmel nicht ganz so fremd vor. :)

Mittwoch, 24. April 2013

Tag 230

Mein Wecker spielt um 6.43 "Happiness" und als ich aus dem Fenster schaue und die Sonnenstrahlen entdeckte ist das Lied plötzlich ganz passend. Dennoch ist die Snooze-Taste verlockend.
Ein Mittwoch an dem Opa pünktlich sein Frühstück bekommt, ich weitere Partituren sortiere und viel über Rommels Lebensgeschichte erfahre.
Rommel, mein Chef, aufgewachsen mit 7 Brüdern. Das Haus beschaulich, das Essen ebenfalls. Ein bisschen hat die Geschichte was vom Tellerwäscher zum Millionär. Ein besonderer Millionär, nicht ein Geld-Millionär, sondern eher reich an Erfahrungen, Lebensmut und vor allem Lebensfreude.
Die ältesten Brüder verließen das Haus mit 13, 14 und 15. Wenn du in Armut lebst, dann ist es draußen immer besser, war die Antwort auf mein irritiertes Gesicht. Rommel blieb zu Hause, um sich mit 12 um die 3 Kleineren zu kümmern und zu arbeiten.
Ein bisschen später: Quito, die Hauptstadt. Hier kam dann die Musik und Evi, seine heutige Frau. Evi hatte ihr zu Hause, ihren Musikunterricht und ihre Eltern. Das Leben von Rommel, der am Morgen nicht mal wusste, ob er am Abend ein Abendessen hatte, war für sie nicht nachvollziehbar. Trotzdem sind sie heute verheiratet. Nach vielen Jahren Fernbeziehung in denen Rommel in Russland studierte, in Paris in der U-Bahn Flöte spielte und in Mexico gewalttätigen Jugendlichen Musik beibrachte.
Während ich also zuhöre und mir mal wieder deutlich wird in welch heile und geborgene Welt ich geboren wurde, sagt Rommel, dass er keine Angst vor Armut habe. Ich glaube ich schon. Nicht vor der Armut an sich, sondern vor der fehlenden Sicherheit. 

Dienstag, 23. April 2013

Tag 229

Oma im Stress, entspannter Arbeitstag und tiefhängende Stromkabel.
Um halb 8 stelle ich Stühle, wische den Raum und warte bei Sonnenschein auf die morgendlichen Chormitglieder.
Selbes Spiel mittags um halb 3.
Dazwischen ein Oma Mittagessen mit Stress, weil nicht alles schnell genug gehen konnte. Erbsen, Bohnen, Mais kochen, Fleisch in den Ofen und Jugo, also Saft, machen.
Immerhin weiß ich nun Vokabeln wie Pfanne, Sieb und Bohnen, verstehe halbwegs was ich damit machen soll und stehe nicht ganz so nutzlos in der Gegend herum.
Um 5 gehe ich mit den letzten Sonnenstrahlen nach Hause, sage Markus kurz Gute-Nacht und gehe anschließend meinen Lieblingsbeschäftigungen wie Milchreis und Apfelmus kochen, Schlaglöchern beim Joggen ausweichen und Brot kaufen nach. Beim Brotkauf stelle ich fest, dass die Stromkabel noch niedriger hängen als sonst ich mit meinen 1,60 m nicht unbedingt drunter hindurch laufen sollte. :)

Montag, 22. April 2013

Tag 228

Da fällt mir also nun auf, dass im gestrigen Blogeintrag der Part der neuen TV-Sendung fehlt.
Allgemein lässt sich sagen, dass mich das Fernsehprogramm nicht sonderlich anspricht, weshalb mein Fernseher, der zu jedem Zimmerinventar gehört, im Schrank steht, damit er nicht allzu staubig wird. Dass ich meinen Fernseher nicht benutze, bedeutet allerdings nicht, dass mir die Telenovelas, mystischen Aufklärungssendungen und Simpsons entgehen. Der Fernseher gehört schließlich in meiner Familie zu jedem Essen, jedem Farma-Abend und auch sonst zum alltäglichen Leben. Mein Gastpapa bevorzugt Fußball, am liebsten rund-um-die-Uhr. Mein Gastbruder animierte Zeichentrickfilme und Michelle Telenovelas. Gibt es ja zum Glück in Hülle und Fülle und nach meinem Geschmack so schlecht gespielt und vorhersehbar, dass man gar kein Spanisch braucht um sie zu verstehen. Meine Gastmama schaut sonntags gerne NaturalTV, um neue Produkte für die Farma zu finden, meine Gastcousins stehen auf Simpsons, die gefühlt ebenfalls rund-um-die-Uhr laufen und meine Gastcousine auf OIE, was sonntags morgens läuft und amerikanische Teenager-Serien zeigt.
Zwischendurch gibt es dann noch die Nachrichten. Für meinen Geschmack manchmal ein bisschen zu reißerisch und irgendwie ganz anders als die 15 Minuten Tagesschau mit der typischen Anfangsmelodie und den anschließenden neutral vorgelesenen Beiträgen.
Und nun gibt es also noch eine neue Sendung: "canta si puedes" - "singe, wenn du kannst".
Die Kandidaten singen. Nicht einfach so, sondern während sie in irgendwelchen Anzügen kleine Stromschläge bekommen, auf einem Rad gedreht, mit heißem Wachs enthaart oder über einen Pfad geführt werden, auf dem Tintenfische, Tierinnereien, Schlangen oder sonst was liegen.
Da ich auch in Deutschland keinen einzigen Superstar oder Dschungelkönig kannte, hielt sich meine Begeisterung am Sonntag Abend für die Sendung ein bisschen in Grenzen. Da sind mir vorhersehbare Telenovelas doch lieber. :)
Der Abend heute noch ohne Fernseher, denn während meine Gastfamilie in der Farma ist, mache ich mir hier einen ruhigen Abend nach Partituren archivieren, lustigen Gesprächen mit Rommel, einem Kathrin-skypen, zaubern mit den Chiquitos und Rhythmus-Unterricht.
Dazu gibt es gebratene Humitas, Apfelmus, Zitronengrastee und mein iTunes. Zum Einschlafen ist der Fernseher, zumindest als Hintergrundgeräusch aus dem Nebenzimmer allerdings sicher. :)

Sonntag, 21. April 2013

Tag 227

Frühling. Fahrtwind im wehenden Haar, Ausflug ins "Grüne" und eine neue TV-Sendung.
Um 9 Uhr Stille im Haus, ich schon seit einer Stunde wach und bekomme Besuch von meiner Gastoma. Wir plaudern ein bisschen, ich wasche meine Wäsche und langsam kommt Leben im oberen Stockwerk auf. Nacheinander kommen alle in die Küche und am Ende sind wir zu 8. 8 Mal Sandwich mit Rührei und Milch.
Anschließend die typische Sonntag-Zeit in der wir entspannen und uns aufs Mittagessen vorbereiten. :) Ich nutze sie für ein kleines Markus skypen.
Ausflug zum Mittagessen heute ins Grüne. Vorher setzen wir aber meinen Gastbruder, den fleißigen Studenten noch am Terminal ab und holen meine Gastmama in der Farma.
Mit Gastmama, Michelle, Onkel, Frau, Babycousin, Cousin und seiner Freundin, anderem Cousin, Oma und Ur-Oma geht es also in den nächsten Ort. Ein wirklich nettes Restaurant mit Hussen über den Stühlen und einem netten Ausblick über das Tal.
Die Portionen typisch. Auf meinem Teller Kartoffeln, Salat, Maiskolben, Sauce, Mote, Gurken, Tomaten, "Würstchen" und oben drauf ein Stück Fleisch, frisch vom Grill, welches über den Tellerrand lugt. :) Ich habe fröhlich geteilt. Immerhin keine Suppe vorneweg.
Mit 50 + Sonnencreme und vollem Bauch Rückweg auf der Ladefläche unseres Autos. Mit uns hinten meiner 1-jähriger Cousin; zu Hause eindeutig unvorstellbar.
Der restliche Nachmittag in der Farma, mit kleinem Ausflug mit Willy in die Eisdiele, Pflasterverkauf und Belästigungen auf der Straße durch ein bisschen aufdringliche Jungens. Die Strategie: weiterlaufen und Ignoranz. :)
Zum Cafecito noch mal Humanitas und die Idee statt 23 Kilo Kleider, 23 Kilo gekochtes Essen von Oma mit nach Hause zu nehmen oder gleich meine Gastoma. Allerdings kam daraufhin Protest von der Mehrheit am Tisch. Hier würden so einige verhungern. :)


Samstag, 20. April 2013

Tag 226

Desfile. Heute Desfile, also Umzug oder auch Festzug der Fußballmannschaften.
Mein erster Desfile. Meine Aufgabe: Fahne der Familienmannschaft tragen. :)
Um 4 Uhr stehen wir also in der Reihe. Vorneweg Michelle, hübsch zurecht gemacht, mit Locken, viel Make-Up, Kleid, hohen Schuhen und Blumen im Arm, als Kandidatin für die Vereinskönigin untergehakt bei Opa. Opa ebenfalls schick mit Anzug und Krawatte. Dahinter ich mit meiner Cousine, der Freundin meines Bruder und ihrer Schwester als Fahnenträgerinnen. Wir eher dezent in Jeans, bequemen Schuhen und schwarzem Trikot. Dahinter dann die Mannschaft in Trikots, Fußballschuhen und mit Stulpen.
Der Desfile ein nicht all zu langer Weg, aber mit ecuadorianischen Straßenverhältnissen, was Laufen in hohen Schuhen eindeutig erschwert. Michelle hat ein kleines Schuhproblem und beim Einlauf ins Stadion stellt sie fest, dass sie einfach keinen Halt mehr hat.
Während also die Blaskapelle weiter fröhlich spielt, die Mannschaften alle einlaufen lösen wir das Schuhproblem. Ballerinas meiner Cousine für Michelle, meine Chucks gehen an meine Gastcousine und ich ziehe die glitzernden 10 cm Terror-Pumps an. Damit bin ich dann 1,70 und auffallend. Da meine Füße doch einen Ticken größer sind als Michelles habe ich auch Halt. Für eine halbe Stunde fühle ich mich also riesig.
Nach der Nationalhymne und uninteressanten Reden Wahl der König, Michelle wird es nicht.
Rückfahrt zu 15. in unserem Auto, auf der Ladefläche etwas zugig und ich habe wieder meine normale Größe. :)
Auch nach 7 Monaten gibt es immer noch kleine Essenüberraschungen, heute "Humitas".
Maismehl mit Wasser und ein bisschen Anis ergibt eine Masse, die in die Maisblätter eingewickelt wird. Anschließend kommen die befüllten Maisblätter auf ein Bett von leeren Maisblättern und werden mit kochendem Wasser übergossen und anschließend gedämpft. Die Konsistenz erinnert an Kuchenteig. An Quimbolitos kommen sie nicht ganz heran, aber auch sehr lecker und zu Hause eindeutig leichter herzustellen. :)
Michellita - Reina del Equipo


Madrinas

Ur-Oma als Reina - Königin :)

Freitag, 19. April 2013

Tag 225

Freitag. Geigenunterricht, Partituren archivieren und Ausflug ins Centro.
Bei Sonnenschein mit einem Eis zum Bus laufen und auf dem Weg bei Reiseangeboten für Galapagos stehen bleiben. Ich stehe also da, esse in aller Seelen Ruhe mein Eis, schaue nach den Angeboten und merke wie mir jemand in die Tasche greifen will. Mein Herzschlag setzt für einen kurzen Moment aus, ich drehe mich ruckartig um, habe die Hand schon erhoben, um zuzuhauen und stehe dem grinsenden Rommel gegenüber. Mein Herz braucht erst mal einen Moment bis es sich wieder beruhigt und Rommel bis er aufhören kann zu lachen. Viel zu gemein.
Nach dem Schock: Schlange stehen für Rommel, der mal wieder 5 Sachen gleichzeitig erledigt. Mittagspause mit Nudeln und einem kleinen Kathrin-Skype.
Stunde mit meinen Chiquitos wie immer lebendig und ich muss den neugierigen Miguel Angel davon abhalten in den Bohrer zu fassen, den Rommel ausgekramt hat, um irgendwelche Löcher in Geigenhalterungen zu bohren. Rhythmusunterricht mit 3 versetzt laufenden Metronomen, 5 Trommeln und motivierten Schülern. Der Rhythmus nun leider in mein und nicht in das Gedächtnis meiner Schüler eingebrannt.
Abend-Nacht-Skypen mit Markus lässt mich das Abschlusskonzert vom Workshop der anderen Cede-Voluntarios verpassen, aber dafür hat es sich gelohnt. :) Um 8 macht mein Opa in seinem Laden Fiesta und ich finde Gesellschaft in der Farma. Cafecito heute in der Farma, mein Gastpapa stellt fest, dass ich kein Pulver-Zucker-Kaffee-Wasser mag und wir schließen pünktlich. Kurz vorm schlafen gehen: Modenschau von Michelle in meinem Zimmer. :)

Donnerstag, 18. April 2013

32 Wochen

Ein weiterer Donnerstag. An diesem schwimme ich in Papierbergen von Partituren und bringe den Postbeamten zur Verzweiflung.
Während der Chor singt, versuche ich bei der Post den Brief aus Deutschland mit dem Vertrag meiner Nachfolgerin aufzutreiben. Nachdem ich wirklich alle Namen ausprobiert habe, an die es adressiert sein könnte, der Postbeamte keinen Umschlag finden konnte und die Kunden hinter mir ungeduldig werden, steige ich wieder in den Bus und fahre ohne Umschlag zurück.
Bei Cede warten Massen an Partituren auf mich und so wie es aussieht morgen, übermorgen und die nächsten 4 Monate auch noch. :) Besser Partituren archivieren, als Partituren abschreiben, Note für Note in den Computer einzutippen ist nämlich wirklich furchtbar. 
Mittagessen eher spät und Orchester-Chor-Stunde am Nachmittag eindeutig Nerven strapazierend. Die anschließende Stunde Musikbasics mit einem sich zu cool fühlenden pubertierenden Jungen ein Highlight.
Da ich die letzten Abende nicht so recht was mit mir anzufangen wusste, gab es heute einen Farma-Abend. Gute Entscheidung. Ein bisschen Medikamente weg sortieren, in der Zeitung vom Besuch Correas in Deutschland lesen und mit Michelle auf Essensuche gehen und feststellen, dass wir auf nichts wirklich Lust haben. Ergebnis: Farma schließen um 10 nach 10, Abstecher zur Oma, Kuchen holen und zu Hause Cafecito mit Kuchen und Hustensaft.

Mittwoch, 17. April 2013

Tag 223

Reismangel und gescheiterte Backkünste.
Mal 6, mal 7 oder auch mal zu 9. Auch beim zu Hause Mittagessen mittwochs ist unser Tisch nie leer, die Teller auch nicht. Im Gegenteil. Heute Premiere: zu wenig Reis. Dies ist eindeutig einen Eintrag wert, denn als absolutes Grundnahrungsmittel gibt es diesen einfach immer, wirklich immer in Hülle und Fülle.
Trotzdem alle satt geworden und meine Chiquitos habe schon sehnsüchtig auf mich gewartet. Nachträglich zum "Tag des Lehrers" und für Rommels Geburtstag gab es also dann heute im Anschluss Kuchen mit den Eltern. Bisher war noch nicht all zu verbreitet, dass mich manche Eltern "Tía" nennen, aber heute hat es leider die Runde gemacht und seitdem nennt mich nun auch Rommel nur noch "Tía Sarita", um mich zu ärgern. Auch wenn die Bezeichnung für Betreuer von kleinen Kindern absolut gängig ist, finde ich sie einfach furchtbar und komme mir vor wie eine 80 jährige nervige Tante. Rommel ist von nun an "Tío Rommel" :)
Beim Wasserkauf habe ich Hefe gefunden. Idee - Hefezopf und Brot backen. Umsetzung - Gescheitert. Bis zu dem Moment als der Teig ruhen sollte war alles in Ordnung. Da unser Ofen unglaublich langsam ist, die Sonne gerade unterging und ich keinen warmen Platz gefunden habe, habe ich den Teig einfach in den "vorheizenden" Ofen gestellt.
Kann ich ja nicht wissen, dass der Ofen heute im wahrsten Sinne Feuer gibt und statt den erwarteten lauwarmen Temperaturen mir eine Hitzewelle entgegen kommt.
Aus dem aufgehen ist also leider nichts geworden, weil der Teig von außen irgendwie schon bräunlich oder schöner gesagt gold gelb war.
Auf dem Hefezopf fehlte allerdings noch das Ei, der Brot Teig hat plötzlich geklebt und irgendwie war auch schon wieder das Backpapier in den Teig eingeschmolzen.
Ich habe den ganzen Spaß dann einfach weitere 2 Stunden im launischen Ofen gelassen und in der Zwischenzeit versucht meine Wäsche zu waschen. Leider auch gescheitert. Waschmaschine kaputt und nachdem ich 5 Sachen mit der Hand gewaschen hatte, habe ich an den armen Daniel in Riobamba gedacht, der seine Wäsche seit 7 Monaten mit der der Hand wäscht und beschlossen, dass ich darauf warte bis sie repariert ist. :)
Endergebnis der 2 Stunden Backofen-Schmor-Aktion: Brot nicht essbar, innen teigig und außen irgendwie auch seltsam, Hefezopf kein Zopf mehr, sondern eher bisschen zementartige Bruchstücke, aber mit Marmelade genießbar.
Ich ergänze die "ich-freu-mich-zu-Hause-auf-Liste": funktionierender Ofen und Brioche Hefezopf von Rewe. :)

Dienstag, 16. April 2013

Tag 222

Ein Arztbesuch, ein Apothekenbesuch und seine Folgen.
War am Abend zuvor noch nicht ganz klar, ob ich heute zum Arzt gehe, war die Entscheidung nach meinem Hustenanfall heute Nacht, der sogar meine Gastmama aufweckte und besorgt in mein Zimmer schauen ließ, recht schnell gefällt.
Um halb 9 erhielt ich meine Wartenummer, Nummer 6, um viertel nach 9 kam der Arzt und sobald Nummer 4 den Behandlungsraum betrat wurde ich von den anderen Patienten aufgefordert, gebeten oder vielleicht auch eher verdonnert mich schon mal in Warteposition an die Tür zu stellen, damit sich auch ja keiner vordrängeln kann. Nach 3 Aufforderungen stellte ich mich also doch an die Tür.
Beschreibung der Symptome kurz, aber immerhin ohne große Sprachkomplikationen, Behandlung ebenfalls schnell, Rezept dafür umso länger.
Für die Diagnose Grippe bzw. mittlerweile nur noch Erkältung gab es 2 Injektionen, Hustensaft und 2 verschiedenen Formen an Tabletten. Meine Gasteltern in dem Moment zurück, als ich das Behandlungszimmer verlasse und es geht zum "Shoppingtrip" in unsere Farmacia. Ich suche mir den nicht ganz so ekelhaften Hustensaft aus und versuche auf der Liege zu entspannen und nicht daran zu denken, dass hier grundsätzlich in den Po gespritzt wird. Und auch nicht beim Arzt, sondern in der Apotheke.
Eine unserer Angestellten hat aber eindeutig ein Händchen fürs injizieren und ich kann nach wenigen Minuten wieder laufen, was hier eindeutig auch anders laufen kann.
Das Dienstag-Mittagessen bei Oma fällt für mich nicht all zu üppig aus und den restlichen Nachmittag schaue ich mal wieder meine Blümchen-Bettdecke und meine rosa Zimmerwand an. Zur Ablenkung ein bisschen lesen, Erweiterung meiner Foto-Wand in meiner zu Hause-Heimweh-Ecke, Gute-Nacht-Skypen mit Markus, endlos reden mit Carolita und skypen von Ambato nach Loja also zwischen mir und Clara ganz ohne Zeitverschiebung. :)
Während all dem spielen die anderen von Cede ein Konzert im Rahmen ihres Musik-Workshops, der die ganze Woche stattfindet und Rommel bekommt seine Geburtstagsgummibärchen erst morgen.

Montag, 15. April 2013

Tag 221

Tag 2 an dem ich lediglich über den Ausblick aus meinem Bett und den Blick gegen meine geschlossenen Augenlider berichten kann. Immerhin habe ich mir in einem wachen Moment ein Herz gefasst, meine Kreativität wiedergefunden und meine Bewerbung geschrieben.

Sonntag, 14. April 2013

Tag 220

Heißes Wasser mit Limone und Mehl, 10 Packungen Taschentücher und bunte Tabletten von meiner Gastmama. Die Stunden Schlaf habe ich nicht gezählt und die Fieberschwankungen auch nicht.
Bleibt wohl nur mehr Schlaf, weitere Taschentücher, nasser Waschschlappen und Geduld, womit ich bekanntlich so ein Problem habe, wenn's ums Gesund werden geht. ;)

Samstag, 13. April 2013

Tag 219

Dusche dann wenn du kannst und nicht wenn du willst.

Eigentlich kannte ich das Motto bisher nur von Hannah aus Indien.
Klar gibt es eigentlich mindestens einen Strom- und Wasserausfall pro Woche, meistens irgendwie samstags morgens, aber bisher hatte ich mein Duschtiming immer ganz gut angepasst. Heute leider nicht. Ich hatte Glück noch ein bisschen abgekochtes Wasser auf dem Herd zu finden, um mir wenigstens meine Zähnchen putzen zu können.
Überraschenderweise kam der Wasserausfall nicht gleichzeitig mit einem Stromausfall wie sonst immer und so gab es skypen mit Ilan und spontanes Geburtstagsskypen mit Riccarda und den restlichen Mädels. Wunderbar und das Gefühl danach zwischen "es ist alles so wie immer" und "ou man, ich will jetzt Heim". :)
Die Tienda von meinem Gastopa hat sich mal wieder als echte Fund- und Schatzgrube herausgestellt und der Gute hat mir bei meinem Anblick mit leicht erhöhter Temperatur und Kopfschmerzen erst mal eine Apirin hervorgezaubert. :)
Mittagessen mit allen, später auch mit meiner Gastfamilie und anschließend wurden aus geplanten 1 1/2 Stunden doch 5 Stunden Farma. Wie meistens. :)
Die Zeit verging überraschend schnell. Zu erst nur mit Michelle und der neuen Angestellten, die ein bisschen durch den Wind war, anschließend die Farma als Treffpunkt von der Jungs-Truppe meines Gastbruders, irgendwann kamen auch meine Gasteltern vom Möbelkauf und zwischen all dem Gewusel habe ich Medikamente weggeräumt, Geld gewechselt (ja Ilan, ohne Hans, meinen geliebten Taschenrechner), 2 Pflaster verkauft und an mich selbst ein Wasser. Mit meinem Gastpapa über Michelle "gelästert", festgestellt, dass es ihr Mann später nicht einfachen haben wird, mich mit der Freundin meines Bruders über Zukunft, Uni, Prüfungen und die Tradition von Uniformen unterhalten und das Auto meiner Gastfamilie umgeparkt. :)
Steige ich zu Hause in Papas Auto, dann kann ich meine Füße ausstrecken und komme trotzdem nicht an die Pedale. Steige ich hier ins Auto, nachdem mein Gastpapa gefahren ist, muss ich den Sitz nicht mal einen Zentimeter verschieben und kann direkt den Pick-Up mit der nicht all zu überschaubaren Ladefläche zwischen irgendwelche anderen Autos schieben und mich langsam durch den Ambato-Abend-Immer-Verkehr bis vor die Farma stottern. ;)
Cafecito bei Oma mit frischem Pfefferminztee extra für meinen Hals und dazu Salsa tanzen in der Küche mit ihr in ihrem Fleece-Bärchen-Schlafanzug zu der Musik von der Fiesta von nebenan. Allein solche Momente machen allen kleinen Tiefs wieder wett.
Mittlerweile 10 nach 11 und Anruf von Rommel: "Sarita, du kannst morgen bis 12 schlafen, ganz viel mit Deutschland reden und dich jetzt betrinken, feiern gehen und erst ganz spät nach Hause kommen". Was er eigentlich damit sagen wollte ist, dass ich morgen nicht um 9 arbeiten muss, wie eigentlich geplant, und er mir jetzt eine Gute Nacht wünscht. :)
Mal schauen, ob ausschlafen bis 12 klappt. Ich glaube ja nicht, aber bis 9 Uhr wäre ich schon glücklich.

Freitag, 12. April 2013

Tag 218

Von meinem Zwiespalt, häuslicher Gewalt und Gewalt gegen meine Schüler.

Da sitzt sie, stimmt ihr Cello, es klingt wie immer ein bisschen schief und wir unterhalten uns über alltägliche Dinge. Alltägliche Dinge wie das Wohlbefinden, was es heute zum Mittagessen gab, was ihr Lieblingssaft ist und dass, wenn sie nicht lernen will geschlagen wird. Das Mädchen, welches vor mir sitzt, ist für ihr Alter eher klein, zierlich und ihre dunklen Augen sind so durchdringend und unbekümmert, dass ich mir einfach nicht vorstellen mag wie sie jemand schlägt.
Auch fragt mein Chef die 4-jährigen Chiquitos vor wem sie mehr Angst habe, ist die Antwort eindeutig: Papa, der schlägt fester.

Häusliche Gewalt ist hier keine Seltenheit. Gewalt gegen die eigene Frau, Gewalt gegen die eigenen Kinder. Gewalt dient als Druckmittel. Nicht nur zu Hause. Auch in den Schulen außerhalb der Stadt, wie mir das kleine Cello-Mädchen erzählt. In meinen Augen und ich hoffe auch in vielen anderen Augen erscheint mir der "Rohrstock" (hier ein Lineal) nicht angemessen, weshalb die Normalität mit der mir das Mädchen dies erzählt umso erschreckender ist.
Jeder weiß es, kaum einer sagt etwas. Der Schutz der Familie ist heilig und was zu Hause passiert ist Sache der Eltern bzw. meistens des Vaters - "Machismo" in seiner eindeutigsten Form. Manch einer sieht auch keinen Grund darin etwas zu sagen, da sie kein Problem an der ganze Sache sehen, selbst so aufgewachsen sind und es so an ihre Kinder weitergeben. Wächst ein Kind mit dem Druckmittel der Gewalt auf, sieht, dass es bei anderen Kindern auch so ist und auch die Mutter ab und an geschlagen wird, entsteht ein Normalitätsgefühl.
Wer sagt dem Kind, dass Gewalt keine Lösung ist, wer sagt dem Kind, dass es Rechte hat auf eine gewaltlose Erziehung und wer bringt dem Kind bei, seine Kinder später anders zu erziehen. Ein Teufelskreis aus dem man meiner Meinung nur herauskommen kann, wenn überhaupt das Problem gesehen wird.

Die Regierung scheint das Problem erkannt zu haben, zumindest hat sie Gesetze geschaffen, doch das reicht nicht, wenn kaum einer davon Gebrauch macht. Auch Einzelne in der Gesellschaft haben es verstanden. Haben verstanden, dass diese Lebensweise keine Zukunft haben darf. Doch ob die breite Masse die Problematik verstehen wird, den "Machismo" verdrängen bzw. einschränken kann und sich traut von den traditionellen Bildern zu lösen ist aus meiner Sicht fraglich.

Säße zu Hause dieses Mädchen vor mir, würde ihr Cello stimmen und mir von der Gewalt gegen sie erzählen,  wüsste ich was zu tun wäre. Ich hätte keine Hemmungen mich einzumischen, mich für sie stark zu machen. Wüsste mein Anliegen ausdrücken zu können und vor allem vom Großteil meines Umfelds verstanden zu werden.
Eines meiner Ziele dieses Jahres ist durchaus der Einblick in die hiesige Kultur und diese Problematik ist eindeutig ein Teil davon. Für mich heißt Einblick jedoch nicht automatisch Akzeptanz.
Auch in meiner Gastfamilie ist der "Machismo" ausgeprägt. Ich dulde ihn. Ich dulde, dass ich weniger "Rechte" habe als mein gleichaltriger Gastbruder und ich dulde das traditionelle Bild der Frau, die da Essen serviert.
Gewalt gegen das kleine Cellomädchen kann und will ich aber nicht dulden und so suche ich nach einer Lösung, einer Lösung, die nicht bedeutet, dass sie vom Musikunterricht ausgeschlossen wird, weil dort zu "freidenkende" Menschen arbeiten.

Nachtrag:
Hier ein Artikel aus dem Jahr 2010 erschienen in welt-sichten, der die Problematik und auch wie ich finde eine sehr interessante Lösungsidee aufzeigt.

http://www.welt-sichten.org/artikel/3109/keine-misshandlungen-mehr-keine-diskriminierung

Donnerstag, 11. April 2013

31 Wochen

Stromausfall bei Cede. Also kein Internet, kein Computer und somit auch kein Excel, mit dem ich hätte Inventur machen können. Der Chor vorbei, alles gefegt, aufgeräumt und für mich gibt es nichts mehr zu tun. Verfrühte Mittagspause und in der Sonne bei 25 Grad nach Hause laufen fühlt sich an wie vor gar nicht mal so langer Zeit spontan nach der 4. Stunde Schule aus zu haben.
Leider wartet nur irgendwie zu Hause keine Kathrin mit der ich auf der Bank vor unserem Haus sitzen könnte, eine Cate, die Hunger hat, eine Carola mit Starbucksgelüsten oder ein Markus mit einer neuen Folge O.C. und Mittagessen auf mich. Immerhin ein fröhliches Lächeln von meinem Gastopa und ein spontanes skypen mit Cate bei dem ich Heller-Pralinen esse und mich fast wie zu Hause fühle. :)
Die Mittagessen-Kombination mit Reis, Nudeln, Kartoffelbrei, Avocado, frittierter Banane und Frikadelle auf meinem Teller erinnert nicht ganz an zu Hause. Einige Dinge wie die Bananen und den Avocadokonsum werde ich allerdings eindeutig einführen und ich weiß auch noch nicht, ob ich nach 365 Tagen täglichem Reisessen so einfach darauf verzichten kann. ;)
Worauf ich in den nächsten Monaten und auch danach auf jeden Fall verzichten kann, sind Chor- und Orchesterproben wie heute, in denen ich mit Rommel zusammen Taktzahlen rufe, vergeblich den Rhythmus klopfe und eigentlich allen gleichzeitig ihre Noten vorsagen müsste. Wenn die Lieben aber am Ende doch noch an mir hängen, mir die neusten Geschichten erzählen und mir sagen, dass ich bleiben soll, dann habe ich sie doch wieder alle viel zu lieb. :)
Ein weiterer Abend mit meinen neuen Turnschuhen im Hellen, dank pünktlichem Verlassen von Cede und ein Cafecito-Abend bei Willy, der donnerstags das ganze Cede-Spektakel verpasst, Unterricht in Quito hat und nun wieder auf dem neusten Stand ist.
Und ich, ich bin brav um 9 zurück.

Mittwoch, 10. April 2013

Tag 216

Ein Heiratsantrag, Geigenunterricht mit wilden 4-jährigen und Schreibblockade bei Unibewerbungen.
War ich vor 7 Monaten noch wirklicher Meister im Bewerbungen und Motivationsschreiben schreiben, so herrscht nun irgendwie leere in meinem Kopf oder vielleicht fehlt auch einfach nur der richtige Anfang, um meine wirren Ideen irgendwie zu verbinden. Würde ich mich für ein Studium bewerben, welches Büroarbeit, kulturelle Hürden sowie Umgang mit spontanen Ideen von "Vorgesetzten" als Schwerpunkt hätte, würde ich meinen Blog einschicken und es wäre von jedem Bereich etwas dabei. So muss ich wohl meine Erfahrungen ein bisschen differenzieren und schauen was davon für meine Bewerbung interessant sein könnte. :)
Neben den Gedanken über das unbekannte Danach läuft allerdings hier der Alltag weiter. Paketstation zum 2. Mal für diese Woche und ich vermute es folgen noch mindestens 2 Besuche diese Woche. Mittlerweile kennt man mich, nicht zuletzt, weil ich das letzte Mal vor lauter Konversation mit dem Herrn hinter dem Schalter fast vergessen habe zu zahlen. So wurde ich also heute als "Chica, die nicht bezahlt" begrüßt und der Gute schien nachdem er mich nun wirklich 3 Mal in Folge gefragt hat wo ich herkomme, was ich hier mache und wie lange ich noch bleibe es sich endlich behalten zu haben. Heute neue Fragen: Bist du Single, willst du deine Nationalität ändern und wollen wir heiraten.
Trotz meinem ziemlich belustigtem Lachen, hat er mir mein mal wieder sperriges Päckchen zum Taxi getragen. :)
Meine Kleinen wollen mich wohl nun erst mal nicht mehr heiraten, denn nach 40 Minuten intensiv Geigenunterricht mit minütlichem Fragen wann wir endlich malen bin ich nicht mehr so beliebt ;) Um halb 6 mal wieder Feierabend im Hellen. Hat schon was und auf der Liste mit den Dingen auf die ich mich wieder freue steht ziemlich weit oben lange, warme Sommerabende.


Dienstag, 9. April 2013

Tag 215

Alles wie immer. Alltäglicher hätte der Dienstag mit 2 Mal Chor, Partituren archivieren und Ausflug ins Centro wohl nicht sein können.
Bei der Post, kleine Überraschung - ein Päckchen. Der Inhalt besonders: Spätzle, Tüten-Gulasch, Salat-Krönung und eine Packung saure Gummibärchen. :) Mama, es gibt schon einige Interessenten :) Danke!
Wie jeden Dienstag (und fast jeden Donnerstag) auch heute wieder eine Partie Ecua-Volley auf dem Parkplatz der Kirche neben unserem Haus.
Ecua-Volley ist im Prinzip Volleyball nur eben statt mit Volleyball mit einem Fußball. Dazu gehören grundsätzlich 2 Frauen am Eingang, die Fritada aus einem riesigen Topf verkaufen und auf dem Platz ausschließlich Männer, die die spielenden Männer anfeuern. Vorne mit dabei natürlich mein Opa, der dieses Event jede Woche fest einplant. :)
Normalerweise gehe ich auf dem Rückweg von der Arbeit lediglich vorbei, ignoriere die Blicke und Pfiffe und winke nur meinem Gastopa. Heute musste ich das heilige Männer Territorium jedoch betreten. Ich habe mich noch nie so fehl am Platz gefühlt und ich weiß nicht, ob es vielleicht eine altmodische nicht ganz zeitgemäße Regel in meinem Viertel gibt, die besagt, dass Frauen das Feld nicht betreten dürfen, jedenfalls wurde ich sehr skeptisch betrachtet wie ich zielsicher zu meinem Gastopa lief, um mir meinen Haustürschlüssel abzuholen. Wieder eine Erfahrung mehr. :)





Montag, 8. April 2013

Tag 214

Manchmal ist es doch einfach als gedacht. Heute Zahltag für meinen Internetstick.
Zuerst schien das Unterfangen doch kompliziert, denn ich konnte nicht dort zahlen wo ich eigentlich dachte und auch in den zwei nächsten Läden ging es nicht und ich wurde immer weiter geschickt. Adresse hieß immer nur am Parque Cevallos und dann auf der Ecke. Leider gibt es alleine an dieser Ecke 3 Claro-Läden, der letzte war es dann.
Eine Schlange bis zum Eingang und ein freundlicher Mitarbeiter der fröhlich Nummern verteilt. Ich bekomme scheinbar eine Extra-Nummer, denn ich bin als 2. dran. Und das ohne viel Einsatz von Charme. ;)
Der Gute am Schalter muss dann erst mal noch eine Geschichte von der Fiesta vom Wochenende fertig erzählen, bevor er sich meinem Problem widmen kann und mir sagt, dass mein Stick schon längst bezahlt ist. Bankeinzug von Evis Konto, welches man beim Kauf angeben musste. Ecuador hat mich überrascht, denn ich bin es schon gewohnt wegen jeder 3 Dollar einen Ausflug zu irgendeinem Ort zu machen, an dem ich diese bezahlen kann.
Eine weitere Überraschung, dass Rommel nach intensiv Geigenunterricht mit Karlita, Rythmus-Unterricht, archivieren und aufräumen wirklich nichts mehr eingefallen ist und ich tatsächlich pünktlich gehen konnte. :)
Schön noch im Hellen nach Hause zu gehen, in den Genuss meiner neuen Sportschuhe zu kommen und nicht aufs Laufen verzichten zu müssen, da es schon dunkel und deshalb dann zu gefährlich ist.

Sonntag, 7. April 2013

Tag 213

Familienfeier. Zumindest im entfernten Sinne.
Kindergeburtstag des Sohnes der Tochter des Bruders meiner Gastoma. ;)
Fahrt zum Geburtstag mal wieder zu 10. in unserem Auto. Vorne Onkel, mit Freundin, Sohn und Michelle. Hinten Oma mit Cousine auf dem Schoß, ich mit meinem Cousin auf dem Schoß und neben mir mein andere Cousin mit seiner Freundin.
Auf dem Geburtstag alle Kinder verkleidet, die Familien meistens mit 3 oder sogar wie wir mit 4 Generationen (Ur-Oma war schon am Party machen als wir kamen) vertreten und 3 Runden Reise nach Jerusalem. Erst für die Kindergeburtstags-Gäste, dann für die Eltern der Babys und die letzte Runde mit den Omas. Ansonsten Tanzwettbewerbe, Piñata zerschlagen und Gesicht im Geburtstagskuchen.
Zwischendurch Ausflug mit meinen beiden Cousins, der Freundin und Michu zur Mall um "Kekse für Kranke", sprich Zwieback zu kaufen und einen kleinen Abstecher bei KFC zu machen. Für mich nicht. Auch keine Patacones, die meine Gastmama heute Abend noch gemacht hat und nun wunderbar durchs ganze Haus riechen.
Nun ist es 10 nach 10, meine Tasche für morgen ist gepackt und Rommel erwartet mich um halb 8.
Silvia, Esteban, Andy, Alejo, Odalis und Michu

Tanzende Oma bei Reise nach Jerusalem

Spielkinder :)

Samstag, 6. April 2013

Tag 212 - 7 Monate

Familienfeier. Zumindest im entfernten Sinne. 
Goldene Hochzeit der anderen Großeltern meiner Cousine und einer meiner Cousins.
Am Ende des Abends spüre ich meine Füße nicht mehr und ziehe gefühlte 100 Haarspangen aus meinen Haaren.
Nach einem ausführlichen Kathrin-Skypen, meiner samstäglichen Morgenroutine und ausgefallenem Oma-Mittagessen, Friseurbesuch.
Haare glätten, toupieren, föhnen und Locken machen. Spitzen schneiden, Maniküre und nach einer Stunde sind Oma, Gastmama, Michelle und ich schön. :)
Die Feier gegenüber vom Haus meiner Gastoma und von Cedemusica sprich 5 Minuten zu Fuß. Mit hohen Schuhen 10 und nach einem ganzen Abend tanzen 15 wie ich nun weiß. :)
Bei Goldener Hochzeit denke ich an Essen gehen mit dem engsten Kreis der Familie, einer netten Rede, beisammen sein und sich nach dem Essen irgendwann wieder verabschieden.
Soweit meine Vorstellungen. Dass dies hier nicht so ist war mir fast klar.
Der Saal wunderschön geschmückt mit Rosen und Kerzenleuchtern, ca. 150 Leute und schon zum Empfang die typischen Radio-Ecuador-Lieder für jede Altersklasse.
Für das Einlaufen des Brautpaars, Hochzeitsmarsch. Die Braut in weiß mit Blumenstrauß und Kranz im Haar bei ihrem Bräutigam untergehakt und dahinter Söhne und Töchter mit Partnern und Kindern. Alle farblich aufeinander abgestimmt. Irgendwie ein schönes Bild, welches es zu Hause wohl eher seltener geben würde, da es wenige Familien mit 7 Kindern gibt. Anschließend kleine Reden, eine Bilderpräsentation und die erste Runde tanzen. Salsa für jede Altersgruppe. Jeder tanzt mit jedem.
Kaum ist die Tanzfläche geräumt, Essen. Wie ich feststelle ein klassisches Feste-Essen.
Wie immer zuerst die Suppe. Klare Brühe mit Gemüse, Hühnerfüßen, Leber und anderen nicht ganz definierbaren Dingen. Anschließend ein riesiger Teller mit Kaninchen und Meerschwein, dazu Kartoffeln mit der typischen Sauce. Zum Nachtisch Hochzeitstorte. Dazu stehen Eimer an Fanta, Cola und Wasser auf dem Tisch und eine Flasche Rum. 
Im Anschluss Tanzrunde 2 und an die Trinkgewohnheit habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Irgendjemand nimmt die Flasche und einen Becher. Und dann wird eingeschüttet und weitergegeben. So geht der Becher dann irgendwann über die ganze Tanzfläche, wird immer wieder aufgefüllt und irgendwie scheint er immer wieder an einem vorbeizukommen. Zum Glück kann man ihn auch einfach weitergeben. :)
Bis 1 Uhr  Reggeaton mit meinem Gastopa tanzen und der Heimweg viel zu lang. Morgen wird entspannt. Mal sehen wie weit das klappt :)
Michelle, Gastmama und Gastoma

Feste-Essen


Freitag, 5. April 2013

Tag 211

Ein Tag der mir ewig vorkommt und ich froh über mein Bett bin, auch wenn es nicht annähernd an mein echtes herankommt.
Unser Voluntario-Video nimmt Form an und ein interessanter Nachmittag mit der Frage, was will ich eigentlich hier, was mache ich hier und wie fühle ich mich hier. Was finde ich gut, was finde ich schlecht, welche Ziele setze ich mir noch und wie geht es weiter.
All diese Fragen in einem sehr lebendigen Vortrag, der die Gruppe wenigstens ein bisschen angestoßen hat.
Das leidige Magen-Darm-Verdauungs-Krankheits-Thema beim Großteil der Gruppe präsent und da Clara mittlerweile schon Erfahrung im Kauf von Elektrolyten hat, hat sie mir auch nicht die ganz eklig schmeckenden gekauft. Ich danke ;)
Rückweg mal wieder gedrängt, bedrängt und eng im Bus zum Terminal. Claras Handy hat nun einen neuen Besitzer und der Andrang am Ambatoschalter überraschend groß.
Trotzdem unsere Stammsitzplätze in der ersten Reihe, statt Konversation schlafen und an meiner Haltestelle sehr viele seltsame Gestalte. Ich war ganz froh nicht auf "ich-bin-mutig-und-gehe-alleine-nach-Hause" gemacht zu haben, sondern Willys Angebot angenommen habe mich abzuholen und nach Hause zu bringen.
So stand ich also dann sicher begleitet mal wieder vor der Haustür mit einem von innen steckendem Schlüssel und hatte Glück, dass Michelle mein Poltern gegen die Tür gehört hat. :)
Nun bin ich also wieder hier, fahre nicht morgen schon wieder weg und freue mich darauf, wenn der Alltag ein bisschen zurückkehrt.

Donnerstag, 4. April 2013

30 Wochen

Ein Tag mit mehr Reflexion und noch mehr Diskussionen. Einem Rettungsanruf und ein Mädchenabend.
Unsere Gruppe gespalten, Diskussionen über Themen, die einfach nicht mehr veränderbar sind und vorbereiten von unserem Freiwilligen-Film.
Der Rettungsanruf von Cate und Markus in einem kleinen Tief und ein süßes Foto von Annachen mit ihrer Geburtstags-Ecuador-Süßigkeiten-Kiste :)
Später Neuigkeitenaustausch mit Willy, der heute Unterricht in Quito hatte, chillen mit den Mädels im großen Bett, alle schläfrig und Geschichtenaustausch von bewaffneten Überfällen über das permanent Verdauungsthema bis hin zu den besten Anmachsprüchen alles dabei.

Mittwoch, 3. April 2013

Tag 209

Blogeintrag aus Zimmer 101, wenn auch nicht Clara und mein "Standard"-Zimmer, aber immerhin im ersten Stock mit WLAN. ;) Busfahrt nach Quito heute irgendwie schnell und Wiedersehen all der Lieben mit ganz vielen Geschichten, Erfahrungen und Umarmungen. Die erste Runde der Reflexion ein bisschen ermüdend und das Abendessen mit wenig Reis, ganz ungewohnt und sehr irritierend.
Während die Mehrheit die Ladies Night im Partyviertel nutzt, sitze ich hier mit Claralein und Leeni, jede versunken in ihren iPod und mir fallen die Augen zu.

Dienstag, 2. April 2013

Tag 208

Ein Tag in Ambato.
Mein Gastbruder schnarcht. Das wusste ich auch schon vorher, da sein Zimmer direkt neben meinem liegt, aber ohne Wand dazwischen wurden mir die Ausmaße noch mal deutlicher. :)
Um 3 Uhr hat er seine Schreibtischlampe ausgemacht, um halb 8 habe ich beschlossen aufzustehen.
Taxifahrt zum Terminal mit lebendigem nach einem Gespräch suchenden Taxifahrer und eine Busfahrt von Quito nach Ambato, die länger als sonst dauerte, mir aber immerhin nun die hintersten Ecken von den Dörfern auf dem Weg gezeigt hat. Hätte ich auch drauf verzichten können. Das Taxi vom Terminal zu meinem Haus noch billiger als eh schon und der Taxifahrer schweigsam.
Das Hochwuchten von meinem Koffer dank Gastopa nicht ganz so schwer und Auspacken schnell. Muss ja, denn Oma wartet mit Tortillas und um 3 meine Chorkinder. Mit meiner ganzen Schmutzwäsche und einem Geschenk für Evi stehe ich also pünktlich um halb 3 bei Cede vor der Tür und bekomme meine Willkommensumarmung von Rommel erst nachdem ich schon 3 Stunden gearbeitet habe und der ganz normale Alltags-Cede-Stress vorbei ist.
Meine Wäsche kam nun in den Genuss von einer Waschmaschine mit heißem Wasser und sogar eines Trockners im Waschsalon. Während ich noch dabei bin die letzten Sachen auszuräumen und mich mit Michelle über die letzte Woche austausche, packe ich nebenher schon wieder meinen Rucksack für morgen. 2. Zwischenseminar. 3 Tage Quito.

Montag, 1. April 2013

Tag 207

Einsamkeit statt Zweisamkeit. Bus statt Mietwagen. MegaMaxi statt Walmart. Hupen statt geregeltem Straßenverkehr und klare Regeln statt absoluter Freiheit. Ich bin zurück.
Ich habe aufgehört meine Tränen zu zählen, denn es sind zu viele. Die mitleidvollen Blicke, wirklich lieb gemeinten Nachfragen, ob man mir helfen könne und Aufmunterungen von wild fremden Menschen machen es nicht unbedingt besser. Ja, hilf mir, würde ich am liebsten sagen, besorg mir einen Flug nach Hause oder bring mir wenigstens meine Markus her, aber ich versuche nur zu Lächeln, schüttle den Kopf und sage danke, es ist alles ok.
Auf die Zeit danach war ich irgendwie nicht vorbereitet und so ist da wieder dieses Loch, welches ich schon kenne. Es vergeht mit der Zeit, mit Alltag, mit Ablenkung mit Erinnerungen.
Rückflug immerhin unkomplizierter als der Hinflug, ich habe meine Fensterplatz verschenkt und bin beim Taxi-Preis-Verhandeln gescheitert.
Nun sitzt also mein Gastbruder noch an seinem Schreibtisch, ich auf dem Gästebett des Studentenzimmerchens und fahre morgen nach Ambato zurück.
Das nächste Flugzeug geht nach Hause. 150 Tage.