Dienstag, 30. April 2019

Tag 42 - der große Platz der Technik

Am Dienstag machen Matthias und ich in unserer Freistunde einen kleinen "Ausflug" (es sind 20 Minuten zu Fuß) zum groß umworbenen Platz der Technik. Eine Halle mit fast hundert kleinen Verkaufsständen. Von Kabeln über Akkus bis hin zum Reparaturservice wird hier alles angeboten. Da leider mein eBook-Reader im Urlaub mit Anna den Geist aufgegeben hat, wollte ich ihn an diesem großartigen Technikort reparieren lassen. Fehleranzeige. Als ich im ersten Lädchen meinen eBook Reader zeige, schauen sie mich mit großen Augen an und fragen: Was ist das? Ein Tablet? Ich erkläre es, der Verkäufer schüttelt den Kopf und schickt mich zum Laden mit der Nummer 58. "Die können Dir bestimmt helfen", sagt er überzeugt. Doch in Laden 58 ein ähnlich fragendes Gesicht und ich werde an Laden 67 verwiesen. Das Spiel wiederholt sich noch viermal und dann gebe ich auf. Bleibt mein eBook-Reader eben tot. Vielleicht braucht er auch einfach nur mal wieder einen ordentlichen Schuss deutschen Power-Strom. Solange werde ich eben old-school auf ein klassisches Buch zurückgreifen.


Montag, 29. April 2019

Tag 41 - "Viene-Viene"

Die Woche beginnt mit dem Montag-Didaktik-Treff. Sitze ich sonst lediglich dabei und höre zu, stehe ich heute vorne und erzähle den anderen etwas über Aussprache. 4 Jahre Logopädiestudium waren nicht umsonst und ich hätte vermutlich auch noch eine weitere Stunde über die Aussprachetücken im Deutschen erzählen können. Leider muss ich am Nachmittag jedoch feststellen, dass mein spanisches Haushaltsvokabular geschrumpft ist und ich nicht mehr weiß was "Sieb" heißt. Da ich dank meiner neuen Mitbewohnerin wieder unter die Tee-Kreierer gegangen, benötige ich nun ein feines Sieb. Denn diverse Samen und getrocknete Blätter lassen sich damit eindeutig am besten aus dem Wasser fischen. Leider haben alle kleinen Haushaltsläden um unser Haus herum den gleichen Zulieferer und ich finde nicht das perfekte Sieb. Ich werde meinen Suchradius wohl erweitern. Auf dem Rückweg der Siebsuche komme ich am Supermarkt vorbei und entdecke einen neuen Wachturm. Mitten auf dem Parkplatz steht nun ein Turm und ein armer Sicherheitsmann sitzt einsam dort oben und wacht über den Parkplatz. Ich frage mich, ob Kameras teuerer gewesen wären. Vermutlich. Generell gibt es durchaus interessante Berufe wie zum Beispiel den "Viene-Viene". Viene heißt so etwas wie komm. Als "Viene-Viene" werden Leute bezeichnet, die meist mit Fahnen auf Parkplätze oder Geschäfte aufmerksam machen. Jedoch ist der Beruf etwas umstritten. Denn teilweise werden eigentlich freie Straßen blockiert und nur gegen ein Trinkgeld darf geparkt werden. Der Vorteil ist jedoch, dass angeblich auf das Auto aufgepasst wird. Wer Spanisch kann, kann hier einen Artikel dazu lesen: https://actualidad.rt.com/actualidad/292274-viene-viene-mexicanos-franeleros-cdmx.



Sonntag, 28. April 2019

Tag 40 - Auftakt Festival Comunidades Extranjeras

Aus der Musikbox auf der Ladefläche eines Pick-Ups tönt lautstark "Atemlos" von Helene Fischer, unzählige Deutschlandflagge wehen und ich mittendrin, mit einem Deutschlandshirt und einer Deutschlandkette. Es erinnert ein bisschen an eine EM oder WM. Doch es handelt sich um den Auftakt für das Festival Comunidades Extranjeras - Fest der ausländischen Gemeinden- in Querétaro. 

Ein Umzug aus über 40 verschiedenen Nationen schiebt sich entlang der Arcos (das Aquädukt Querétaros). Es werden jegliche Klischees aufgegriffen und so laufen bei uns tatsächlich einige im Dirndl, die Schotten im Schottenrock und die Brasilianer eher leicht bekleidet. Jede Nation beschallt die Straße mit eigener Musik und packt teilweise wirklich spektakuläre Kostüme, Trommel- oder Tanzkünste aus. Alemania beginnt bekanntlich mit A und so erreichen wir als erste das Ziel und haben die Chance den restlichen Umzug anzuschauen.

Nächstes Wochenende beginnt dann das eigentliche Fest mit Torwand, Bratwurst und Bier an unserem Stand.


Besser mal die Augen zugemacht bei so viel Patriotismus



Samstag, 27. April 2019

Tag 38 - Salsanacht

Der Samstag beginnt wie immer mit Unterricht von 9 bis 12 Uhr. Ich schaffe diesmal nur die Hälfte der geplanten Inhalte, aber so habe ich meinen Unterricht für nächste Woche auch schon direkt vorbereitet. Um 12 überkommt mich ein absolutes "Wochenende"-Gefühl, denn es ist tatsächlich mein erstes "freies" Wochenende ohne irgendwelche Pläne. Ich gönne mir also erst mal eine Runde Liegestuhl auf unserer Terrasse, mache einen Abstecher zum kleinen Gemüseladen und schlendere gegen Nachmittag mit den WG-Mädels durchs Centro. Die unzähligen bunten Häuserwände, die kleinen Straßenstände und die viele Musik auf den Straßen fasziniert mich jedes Mal aufs Neue und ich würde Queretaro am liebsten einpacken und mit nach Deutschland nehmen. Aktuell ist Stadtfest und so sind auf den sowieso schon belebten Plätzen noch mehr Menschen, die sich vor großen Bühnen tummeln. Am Abend ein Konzert von einer uns unbekannten Sängerin im Glitzeroutfit und schnulzigen Liedtexten. Wir sind nicht wirklich textsicher, aber das geht in der Menge zum Glück unter. Gegen halb 11 holen zwei von Matthias Fußball-Boys uns mit dem Auto ab und mein Salsa-Entzug wird gestillt. Der Salsa-Club ist relativ schick, fast alle tragen kurze Kleidchen und hohe Schuhe, aber als Ausländerinnen kommen wir auch mit Turnschuhen rein. Auf der Bühne spielt bereits eine Band und die nächsten Stunden versinke ich in der Salsawelt. Irgendwann ziehen wir weiter, da nicht jeder in unserer Partycrew so eine Salsa-Liebe empfindet.

Im nächsten Club entdecke ich ein interessantes Konzept für Raucher: Keiner darf Zigaretten mit in den Club nehmen. Die Taschen werden kontrolliert und Zigarettenpackungen müssen abgegeben werden. Der Türsteher hat eine Art "Adventskalender"mit Fächern. Dort werden die Zigarettenpackungen gelagert und der Besitzer erhält eine Nummer. Möchte der Raucher rauchen, meldet er sich beim Türsteher, gibt seine Nummer ab und bekommen eine Zigarette aus seiner Packung. Ein bisschen gewöhnungsbedürftiges Konzept und für mich als Nichtraucher irrelevant, aber dennoch eine interessante Idee. Um halb 4 falle ich also nicht nach Rauch stinkend, aber mit tausenden Ohrwürmern in mein Bett.

Freitag, 26. April 2019

5 Wochen - Funkstille

Zurück aus der Funkstille. Meine Erkältung ist noch nicht ganz auskuriert, jedoch bin ich seit heute wieder in der Lage mehr zu machen, als lediglich zu schlafen und zu unterrichten. In den Unterricht bin ich die gesamte Woche nicht ohne Tee und große Taschentuchbox gegangen und habe versucht meine Schüler möglichst viel sprechen zu lassen. Aber es geht bergauf.

In der Zwischenzeit bin ich „berühmt“ geworden und das Werbevideo für das Kulturfest nächste Woche ist online gegangen. Wer mich im Dirndl tanzen sehen möchte, hier entlang: 

Werbevideo Kulturfest


Eigentlich hätte heute unser Wochenende gestartet, doch dieses Wochenende ist alles ein bisschen anders. In der Regel besteht unser Praktikanten-Wochenende aus Freitag und Sonntag, allerdings gibt es diese Woche leider kein wirkliches Wochenende für uns. 

Im Centro Aleman ist heute offizieller Prüfungstag und so sitze ich am Mittag in einem Raum mit aufgeregten B2 Schülern und bewache die Prüfung. Am Sonntag gibt es dann die nächste Besonderheit: Kulturumzug. Ich werde berichten.


Da sich für die nächste Praktikantin aus unserem Haus die Zeit hier dem Ende neigt und wir seit Sonntag einen Neuzugang haben, geht es heute zum Abschieds- und Willkommens-Sonnenuntergang aufs Dach. Es ist und bleibt einfach mein Lieblingsort hier. Anschließend beglückt uns Matthias mit seinen Kochkünsten und es gibt ausnahmsweise keine Tacos, sondern Kartoffelbrei, Rahmspinat und Rührei - Willkommen in der wohl deutschesten WG überhaupt. 

Sonntag, 21. April 2019

Tag 31 - Flugchaos

Als um 4 Uhr heute morgen der Wecker klingelt, ahne ich noch nicht, dass dieser Tag ziemlich chaotisch werden wird.

Um 5 Uhr setze ich Anna am Flughafen ab, wir verabschieden uns und ich fahre nochmal in unser Apartment zurück. Ich schlafe noch mal ein Ründchen, frühstücke, tanke unseren Mietwagen und fahre zum Flughafen. Den Mietwagen abzugeben dauert doch länger als gedacht, aber ich bin noch gut in der Zeit. Mir bleiben immer noch 2 Stunden bis zu meinem Flug. Doch als ich die Schlange für die Gepäckaufgabe sehe wird mir klar - 2 Stunden reichen nicht. Irgendwann sind es nur noch 40 Minuten bis zu meinem Flug. Immer wieder werden Leute vorgeholt, da sie scheinbar ihren Flug sonst verpassen. Und dann begehe ich den Fehler. Statt einfach auch dreist vorzugehen warte ich geduldig. Frage sogar noch einen Mitarbeiter, ob ich es noch rechtzeitig schaffe. Er ist ganz entspannt und meint: „ja ja, das passt“. Irgendwann bin ich nicht mehr entspannt. Da ich sowieso nur einen Rucksack und einen Handgepäckskoffer dabei habe, schmeiße mein Shampoo und alle Flüssigkeiten über 100 ml weg und gehe direkt zur Sicherheitskontrolle. Danach folgen einige verwirrende Gatewechsel und in dem Moment als ich denke, dass ich jetzt das richtige Gate gefunden habe, sagt mir die Frau am Schalter, dass mein Flug schon weg sei. Ich verstehe die Welt nicht mehr und komme mir vor als würde ich zum ersten Mal in meinem Leben fliegen. Ich bin etwas überfordert mit der Situation und frage, was ich bitte jetzt machen soll. Erst will sie mich zum Ticketschalter schicken um ein komplett neues Ticket zu kaufen. Aber ich glaube dann merkt sie, dass ich dezent verzweifelt bin. Nach endlosen Gesprächen über Walkie-Talkie und nachdem ich 5 mal meine Situation unterschiedlichen Mitarbeitern erklärt habe, halte ich ein neues Ticket in der Hand. Jedoch noch ohne Sitzplatz. Ich bin erstmal auf Stand-by. Leider habe ich keinen Direktflug gebucht und mit dem neuen Ticket bleiben mir 30 Minuten Umsteigezeit. Ich warte geduldig und bekomme doch noch einen Sitzplatz. Das nächste Problem ist mein Gepäck. Ich darf nur 10 Kilo mit an Board nehmen. Leider hab ich 19. Mein ursprüngliches Ticket hätte 15 Kilo Aufgabegepäck inklusive gehabt. Ich versuche zu erklären, dass ich meinen Koffer echt gerne aufgegeben hätte. Sie erklären mir, dass ich meinen Koffer gerne noch aufgeben könne oder bei meinem Zwischenstop. Aber das ist eindeutig nicht möglich, denn mir bleiben gerade mal 40 Minuten bis zum Abflug und nur 30 Minuten Umsteigezeit. Am Ende zahle ich 40 Euro und darf meinen Koffer mit an Board nehmen. Das Flugzeug hebt min 20 Minuten Verspätung ab und holt 10 Minuten wieder rein. Wie landen, da beginnt bereits bei meinem nächsten Flug das Boarding. Zum Glück liegen die Gates nah beieinander und ich sprinte vom einem Flugzeug ins andere. Ich steige ein, Türen zu und los gehts. Ich atme zum ersten Mal seit Stunden richtig aus. Doch noch alles gut gegangen. Ein Uber bringt mich vom Flughafen nach Hause und wenige Stunden später empfange ich die neue Praktikantin in unserem WG-Haus. Ab morgen geht dann der Alltag wieder los.

Tag 30 - Schwesternzeit X

Annachen hatte ein ganz besonderes Mitbringsel für mich: Eine schöne Erkältung. Ging es die letzten Tage immer noch, war gestern Abend und heute Morgen Schicht im Schacht. Nase zu, Halsschmerzen und Schüttelfrost. Das volle Programm. Ich bleibe also heute morgen noch ein wenig in unserem super gemütlichen Cancun Bettchen liegen und versuche turbo gesund zu werden. Klappt ein bisschen. Anna kämpft derweil gegen ihre 28 Mückenstiche an ihren Beinen. Gegen 11 machen wir uns auf den Weg zum Strand in Cancun. Am einzigen öffentlichen Strand von Cancun treffen wir unzähligen mexikanische Großfamilien. Teilweise sitzen 15 Personen zusammen unter einem winzigen Sonnenschirm, um sich vor der Sonne zu schützen. Allesamt ausgestattet mit Kühltruhen und Musikboxen. Kinder buddeln sich im Sand ein, Fußballmannschaften bestehend aus Mexikanerin und roten, sonnenverbrannten Touristen rennen einem Ball hinterher und ab und an patrouillieret das Militär und die Polizei am Strand.


Der Sand ist weiß und fein und das türkise Wasser schwappt in großen Wellen an den Strand. Für den großen Ostergottesdienst heute Abend am Strand bauen ungefähr 50 Helfer jegliche Requisiten auf. Pflanzen Bäume in den Sand, stellen Kreuze auf und stellen Lämmer aus Pappe auf. Annachen und ich finden ein kostenloses Palmendach, welches uns wunderbaren Schatten spendet und wir haben einen perfekten Blick auf das bunte Treiben. Irgendwann kommt ein kleiner Junge vorbei und fragt, ob er sich mit seiner Familie zu uns setzen dürfe. Da sitzen wir also mit den Eltern und 3 Kindern unter unserem Palmendach und bekommen kontinuierlich Kekse und andere Dinge für unsere „Gastfreundschaft“ angeboten. Irgendwann beginnt eine Art Oster-Krippenspiel mit ziemlich vielen Schauspielern und Videoübertragung auf große Leinwände. Am Abend beginnt das große Packen und tatsächlich passt meine dicke Winterjacke und meine Winterschuhe noch in Annas großen Rucksack. Eine Sorge weniger, wenn es am Ende darum geht, mein ganzes Zeug wieder nach Hause zu transportieren.











Tag 29 - Schwesternzeit IX

Am Abend haben sich die Mücken noch gut versteckt, aber am Morgen sind wir übersät mit Mückenstichen. Die Sonne scheint in unsere kleine Villa bestehend aus einem Raum und einem Badezimmer. Wir machen uns gegen 9 auf den Weg Richtung Hafen. Die Fähre bringt uns in weniger als einer halben Stunde an einen der schönsten Orte, den ich bisher gesehen habe - Isla Holbox. Es ist nicht unbedingt ein super ruhiger oder untouristischer Ort. Aber es ist einfach schön und hat die perfekte Mischung. Es gibt offiziell keine Autos auf der Insel, jedoch fahren überall kleine Golf-Autochens mit knatternden Motoren herum. Annachen und ich mieten uns ebenfalls ein solches, um die 40 km lange und 2 km breite Insel gut erkunden zu können. Die Straßen bestehen mehr aus Löchern, sind aus Sand und Erde und stauben ordentlich. Auf der Insel gibt es eine kleine Stadt, mehrere Strandpromenaden und sehr viel Naturschutzgebiet.
Der Strand und das Wasser haben Traumstrand-Charakter - zumindest für mich. Und obwohl der Ort touristisch durchaus erschlossen ist und Hauptsaison ist, ist die Insel nicht überfüllt. Am Strand findet man schicke Strandhotels mit Schaukeln und Betten direkt auf dem Samd, aber es gibt auch einfach freie Stellen an denen man sich unter eine Palme legen kann. Zwischendrin steht dann auch einfach mal ein Häuschen eines Inselbewohners. In der kleinen Stadt finden sich fancy und hippe Cafés und Restaurants, aber eben auch Tacoimbisse mit den klassischen Plastikstühlen und kleine Obst- und Gemüseläden. Wir sind fast ein bisschen traurig, dass wir hier nicht noch eine Nacht eingeplant haben. Doch am Mittag beginnt es zu regnen und der Absched fällt uns dadurch nicht ganz so schwer. Für uns geht es zu unserer letzten Station unserer Reise - Cancun.
Da ich ein bisschen mit meiner Erkältung zu kämpfen habe, chauffiert mich Anna erst über die Insel und anschließend mit unserem Mietwagen nach Cancun. Kurz vor unserer Unterkunft werden wir von der Polizei angehalten. Es scheint eine normale Verkehrskontrolle zu sein. Auffällig ist jedoch, dass hauptsächlich extranjeros also ausländische Fahrer zu Seite gebeten werden. Anna zeigt ihren Frührerschein und nach ein paar Fragen dürfen wir weiterfahren. Annas erste Polizeikontrolle und die in Mexiko. 










Samstag, 20. April 2019

Tag 28 - Schwesternzeit VIII

Zwischen Maya Ruinen, Salzfabriken und Traumstränden.


Der Tag beginnt für uns gegen halb 7. Wir räumen unser viel zu warmes Hostelzimmer und machen uns auf den Weg zu einem der 7 neuen Weltwunder - Chichen Itza.


Chichen Itza


GoogleMaps führt uns zu einem verstecken Eingang, der eigentlich nur für Hotelgäste auf dem Gelände gedacht ist. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Parkwächter dürfen wir für 5 Euro hier parken und am Eingang stehen maximal 7 Personen vor uns. Der ganze Spaß hat aber auch erst seit 15 Minuten geöffnet. Wir betreten das riesige Gelände und die Händler sind alle noch damit beschäftigt ihre Läden mit Souvenirs aufzubauen. Innerhalb von wenigen Minuten stehen wir vor dem eindrucksvollen Castillo -  die Burg. Es ist eine riesige 25 m hohe Maya Pyramide. Wir laufen um das riesige Gebilde herum, setzen uns auf eine Bank, frühstücken Kekse und beobachten wie sich die Anlage mit immer mehr Menschen füllt. Wir kommen vorbei am Haupteingang und sind froh, dass wir so früh da waren. Massen an Bussen und eine riesige Autoschlange schiebt sich auf den Hauptparkplatz.


Ek Balam


Unser nächster Stop ist eine Cenote ca. eine Stunde nördlich. Der Parkplatz ist zwar gratis, aber natürlich kommen direkt ein paar schlaue „Parkplatzaufpasser“, die für ein Trinkgeld ganz besonders auf dein Auto aufpassen. Nach einer kleinen Preisverhandlung leihen wir uns Fahrräder und radeln den Kilometer zur Cenote. Wir steigen auf einer klapprigen Treppe hinab ins kristallklare Wasser, schwimmen unter einem kleinen Wasserfall hindurch und Anna springt von einem kleinen Turm. Es sind kaum Menschen in der Cenote nur natürlich noch ein paar Deutsche. Wie überall auf der Welt.


Las Coloradas


Nach der Abkühlung in der Cenote, steht unser Auto dank Parkplatzwächter noch an Ort und Stelle und wir fahren eine weitere Stunde Richtung Norden. Die Straße ist so gut wie leer und sieht Ewigkeiten gleich aus. Palmen und Sträucher rechts und links, eine Spur in jede Richtung. Irgendwann geht es rechts ab und pinkes Wasser taucht auf der rechten Seite auf. Ich habe noch nie so eine Farbe in der Natur gesehen. Das Wasser gehört zu einer Salzfabrik. Hier wird Speisesalz gewonnen. Das Wasser hat je nach Produktionsweg eine andere Farbe. Baden ist strengstens verboten, denn sonst wird das Salz verunreinigt. Außerdem besteht das Wasser aus purem Salz, also kein sonderlich angenehmes Badeerlebnis. Für 2,50 Euro führt ein Guide einen über das Gelände und erzählt etwas über die Salzgewinnung. Wir sind schon ziemlich beeindruckt. Auf dem Rückweg finden wir einen kleinen Stichweg. Wir lassen spontan unser Auto in einer kleinen Bucht an der Straße stehen und befinden uns plötzlich an einem menschenleeren, wunderschönen Strand. Feiner Sand und Wasser in allen Blautönen. Ohne jegliche Strandhändler, Absperrungen und andere Touristen. Wir genießen den ziemlich besonderen Ort und fahren anschließend weitere 2 Stunden an der Küste entlang. Gegen Abend kommen wir in Chaquiles an. Hier legt morgen früh die Fähre zur Isla Holbox ab. Zu Abendessen gibt es aber erst mal in der Unterkunft echtes mexikanisches Essen: Tacos mit Reis, schwarzen Bohnen, gekochten Kaktusblättern, Kartoffeln und Tomaten.

















Mittwoch, 17. April 2019

Tag 27 - Schwesternzeit VII

Vom nicht schwimmen mit Schildkröten, Maya Ruinen und einer überraschend hübschen Stadt.

Um 20 vor 8 morgens sitzen Anna und ich vorfreudig im Auto auf dem Weg nach Akumal. Hier kann man mit Schildkröten im Meer schnorcheln. Klingt ziemlich cool finden wir. Doch ähnlich wie in Tulum ist der ganze Strand abgesperrt. Der Eintritt zum Strand kostet pro Person 100 Pesos ( ca. 5 Euro), der Strand öffnet zudem erst um 9 Uhr und am „Tor“ stehen bereits ziemlich viele Menschen ausgestattet mit Schnorcheln, Flossen und Schwimmwesten. Am ganzen Strand gibt es keine Möglichkeit einfach so an den Strand zu gelangen und die Strandbetreiber werden immer aufdringlicher. Irgendwann fange ich mit einem der angeblichen Strand- und Schildkrötenschützer eine Grundsatzdiskussion über die Privatisierung von Stränden an und bin irgendwann so sauer, dass ich es nicht einsehe, die 5 Euro zu bezahlen. Wer mich kennt, der weiß, das ich generell nicht der große Tierfeund bin und mir Tiere relativ egal sind. Aber was da am Strand passiert, kann nicht gut für die armen Tiere sein. Würden die 5 Euro Eintritt sicher in den Schildkrötenschutz investiert werden, wäre ich bereit gewesen sie zu bezahlen. Aber danach sah es irgendwie gar nicht aus. Sollte ich hier jemandem unrecht tun, stelle ich es gerne richtig. Aber für uns sah es nach ziemlicher Touri-Abzocke aus.
Wir fahren also zurück in unser Airbnb, frühstücken und packen unsere Sachen. Wir halten an einem kleinen, ruhigen Süßwassersee oder auch Cenote genannt und schwimmen hier eben ohne Schildkröten. Danach geht es weiter zur Maya Ruine in Coba. Mitten im Wald treffen wir zufällig meine Mitbewohnerin Sarah aus Queretaro. Die Welt ist schon ein bisschen klein. Wir haben die Stufen bis zur Spitze der Maya Ruine nicht gezählt, aber es waren viele. Von oben hat man einen wunderschönen Blick auf weit und breit grüne Bäume. Wir picknicken an einem kleinen See in der Nähe und kommen am Nachmittag in Valladolid an. Haben wir uns vorher keinerlei Gedanken über den Ort gemacht, überrascht er uns mit ziemlich schönen Ecken. Morgen geht es weiter nach Chichen Itza - eines der neuen 7 Weltwunder. 












Dienstag, 16. April 2019

Tag 26 - Schwesterntag VI

Für jeden sieht der perfekte Strandtag wohl ein bisschen anders aus, aber Annachen und ich waren uns relativ schnell einig: einfach nichts tun. Wir machen uns nach einem Frühstück in unserem Airbnb auf Richtung Tulum Beach. Die Hauptstaße säumen viele kleine Läden und unzählige Beachbars. Es gibt keinen freien Zugang zum Strand, sondern man muss immer durch einen der Beachclubs laufen. Die Läden am Straßenrand sehen alle ähnlich aus. Verkleidungen aus Holz, Lichterketten um Palmen gewickelt und alles in Pastelltönen und weiß gehalten. Es sieht schon alles ziemlich schön und idyllisch aus. Die Straße mit den schicken Clubs und Lädchen steht im absoluten Kontrast zu dem Viertel in dem wir aktuell wohnen. Hier gibt es einige Steinhäuser und ansonsten ziemlich viele Häuschen mit Plastikplanen als Dach. Willkommen im Land der Kontraste.
Wir gönnen uns also einen der unzähligen Beachclubs und liegen den ganzen Tag unter einem Palemdach auf 2 Liegen im Schatten und schauen auf das türkisfarbene Wasser. Ein Kellner bringt uns Limonade und Guadamole an unseren Platz und wir fühlen uns ziemlich fresa (so wird hier die edle Oberschicht genannt). Liegen am Morgen noch kaum Algen und Seegras am Strand, wird über den Tag hin doch ziemlich viel angeschwemmt. Jeden Morgen scheinen die Angestellten der Restaurants und Bars die Algen zu entfernen. Am Ende des Strandes türmen sich die Algenhaufen.
Zum Abendessen schauen wir auf den sich färbenden Himmel und machen uns anschließend auf den Rückweg zu unserem Airbnb. Auf dem Weg halten wir noch am Obststand. Berge an Mangos, Bananen, Melonen usw. liegen schön drapiert am Straßenrand. Unser Frühstück für morgen ist gesichert.












Montag, 15. April 2019

Tag 24 - Schwesternzeit IV

Unter uns werden die Lichter der Stadt immer kleiner und sie verschwimmen zu einem einzigen Lichtermeer. Tschüss Mexiko-Stadt. Hallo Cancún. 

Der Sonntag beginnt sehr ruhig. Auffällig ruhig. Es könnte daran liegen, dass die meisten Hauptstraßen in der Stadt gesperrt sind. Es ist Fahrradsonntag in der Hauptstadt. Anna und ich laufen mitten auf der Straße, vorbei am eindrucksvollen Theater, schönen Parks und der mexikanischen Siegessäule. Wir werden überholt von unzähligen Fahrradfahrern und Joggern. An einem Kreisel ist eine kleine Bühne aufgebaut. Auf ihr tanzt eine motivierte Fitnesstrainerin zu wilden Rhythmen, 60 Leute von jung bis alt machen mit.
Zum Mittagessen zieht es uns wieder in das schöne Viertel Condesa. Wir sitzen in einem schönen grünen Garten und Anna probiert ihr erstes richtiges mexikanisches Essen. Gegen Nachmittag werden die Straßen wieder geöffnet und das Verkehrschaos und der Trubel kehrt zurück in die Stadt. Wir landen mitten im Zentrum und überall werden lautstark alle möglichen Produkte angepriesen. Diesmal jedoch über Lautsprecher. Annachen und ich sind übrigens die größten U-Bahn-Fans in Mexiko-Stadt geworden. Es ist einfach die beste Möglichkeit dem Verkehr auszuweichen. Wir haben uns zu keiner Zeit unwohl oder unsicher gefühlt. Außerdem ist der Preis unschlagbar.
Gegen frühen Abend geht es für uns zum Flughafen. Natürlich mit der U-Bahn. Vorher decken wir uns aber noch mit Brot, Tomaten und Avocado ein - unser Flughafen-Abendessen. Nach einem kleinen Flugchaos, Verspätung und Umbuchung, sitzen wir also nun im Flugzeug auf dem Weg Richtung Strand. Nach 22 km zu Fuß durch die Stadt (ja, trotz U-Bahn-Liebe), haben wir uns morgen einen entspannten Strandtag verdient. Dafür muss jedoch der Regen aufhören, denn Cancun empfängt uns mit tropischen 30 Grad und strömendem Regen.







Tag 25 - Schwesternzeit V

Dicke Tropfen platschen auf die Windschutzscheibe unseres Mietwagens, die Scheibenwischer laufen auf Hochtouren und auf der Straße bilden sich riesige Pfützen. Die Kanalisation scheint etwas überfordert zu sein mit diesen Wassermassen. So hatten wir uns unseren Strandurlaub eigentlich nicht vorgestellt. Wir fahren tapfer weiter durch die Regenfront und nach 20 Minuten hört der Regen schlagartig auf. Die Straße ist komplett trocken. Keine Seen mehr auf der Autobahn und sogar ein paar Sonnenstrahlen. Wir frühstücken in Playa Del Carmen. Die Stadt mit unzähligen Cafés und Restaurants erwacht um 10 Uhr morgens gerade erst zum Leben und wir finden ein Café mit Meerblick. Waffeln und Bagels schmecken mit Meerblick einfach noch viel besser. Weiter gehts Richtung Süden und schon wieder kommt eine Regenfront und kurz danach trockene Straßen. Die Wolken verziehen sich, also wird es Zeit für den Strand. Mitten auf der Autobahn machen wir einen U-Turn, fahren eine kleine Schotterpiste entlang und folgen der Beschilderung zu einem Strand. Wir parken unser Auto, laufen die letzten Meter und stehen dann barfuß auf weißem Sand und schauen auf türkisfarbenes Wasser. Am Horizont sind durchaus noch einige dunkle Wolken zu sehen, aber über uns scheint die Sonne. Das zählt. Gegen Nachmittag kommen einzelne Tropfen zurück und wir machen uns auf den Weg nach Tulum. Hier wartet ein kleines süßen Airbnb auf uns. Tulum ist aufgeteilt in einen Ort und einen Strand. Dazwischen liegen gut 5 km. Wir schlendern am Abend durch den Ort, ein Restaurant ist schöner als das andere und wir können uns nicht recht entscheiden. Von klassisch mexikanisch über eine Bar mit Schaukeln und Marriachis bis hin zu vegetarischen Bio-Restaurants gibt es alles. 








Samstag, 13. April 2019

Tag 23 - Schwesternzeit III

Der Bus schlängelt sich geschickt durch den dichten Verkehr, wir verlassen Querétaro und kurze Zeit später fahren wir vorbei an Feldern, Straßenhändlern mit Pfirsichen und überholen fast auseinander fallende Autos. Nach 3 Stunden schlängelt sich der Bus erneut durch dichten Verkehr. Diesmal aber in Mexiko Stadt.


Der Tag beginnt für mich jedoch um 9 Uhr erstmal mit der Wiederholung von Vokabeln zum Thema Kleidung und Personalpronomen im Dativ. Außerdem erkläre ich den Unterschied zwischen schmecken und gefallen. Den gibt es im Spanischen nämlich nicht wirklich. Annachen frühstückt derweil auf der WG-Terrasse. Um halb 1 ist für mich und die anderen Praktikanten Ferienbeginn. Ich verabschiede Lea und um halb 2 starten Anna und ich nach Mexiko Stadt. 

Wir landen im Trubel von Mexiko Stadt und nehmen die Metro zu unserem Hotel. Für die gesamte Strecke zahlen wir umgerechnet 25 Cent pro Person. Können wir selbst gar nicht wirklich glauben. In der Metro selbst und in den Stationen werden einem permanent Dinge angeboten bzw. förmlich angepriesen. Von Zauberleuchtstäben für Kinder über Kopfhörer bis hin zu Socken ist alles dabei. Haben wir jetzt gerade nicht so den Bedarf. Verhungern muss man in der Metro zum Glück auch nicht, denn auch Essenshändler gibt es genug.

Wir verlassen die Metro ohne etwas zu kaufen und legen unsere Sachen im Hotel ab. Unser Hotel ist neu renoviert, aber an der ein oder anderen Stelle ist es doch noch ein bisschen wie auf der Baustelle. Unser Zimmer hat ein Fenster, immerhin. Leider ist direkt vor dem Fenster eine Wand. Etwas ungünstige Architektur, aber man kann ja nicht alles haben. Wir verlassen also unseren etwas dunklen Raum und schlendern durch die hippen Viertel Condesa und Roma. Wir entdecken unzählige schöne Cafés, Parks und StreetArt an den Häuserwänden. Mexiko-Stadt, wir sind jetzt schon ein bisschen verliebt in dich!











Freitag, 12. April 2019

Tag 21 - Schwesternzeit I

Als mein Wecker um halb 8 klingelt, bin ich doch ein bisschen müde - mal wieder. Aber war auch mal wieder eine nicht all zu lange Nacht. Annachen schnauft neben mir noch ein bisschen, denn die Gute hat irgendwie seit 2 Wochen eine ordentliche Erkältung. Aber ich nehme sie auch schnarchend, denn ich bin ziemlich glücklich neben ihr aufzuwachen. Ich lasse Annachen noch ein bisschen liegen und starte zu einem Morgenspaziergang durch das Centro. Ziel ist das Centro Aleman, denn um 9 Uhr beginnt mein Unterricht. Nach der Einführung des Gerundivums und ein bisschen Plausch über Ostern und unsere Reise, gönnen Anna und ich uns ein schönes Frühtstück in unserem Airbnb. Es gibt mexikanische Mangos, die eindeutig kein Vergleich zu unseren Mangos sind und perfekte Avocados. Anna versteht direkt, warum ich mich aktuell hauptsächlich von Mango und Avocado ernähre. Anschließend brechen wir zu einer Stadterkundung auf, bestaunen die vielen schönen Cafés im Norden des Zentrums, bleiben vor fast jeder bunten Wand stehen (und das sind viele) und machen einen kleinen Abstecher bei meiner WG.

Abends nehme ich Anna als meine Assistentin in meinen Kurs mit und sie hilft mir bei der A1 Pürfung. Am Dienstag habe ich mit meinem Kurs bereits den schriftlichen Teil durchgeführt und Donnerstag fehlte nur noch der mündliche Teil. Ich führte also die Sprechprüfung durch und steckte Anna anschließend einen Zettel mit der Punktzahl zu. Während der nächste dann schon bei mir für die Pürfung saß, rechnete Anna die Punkte zusammen und trug die Noten in die Zertifikate. Teamarbeit läuft bei uns.

Da Donnerstag bekanntlich ja der Freitag der Praktikanten ist, gab es Donnerstag Abend eine Abschiedparty für Lea. Die nächste Praktikantin, die unser Haus verlässt. Die Abschiedsparty fand im gleichen Haus statt wie auch die Letzte und da Laura ja wieder zurück ist, wurde es also eine Doppel-Despedida. Wie auch beim letzten Mal ließen die Salsa-Klänge nicht lange auf sich warten und Anna hätte wohl nicht gedacht, dass sie so schnell Salsa tanzen lernen würde. Kaum war ich auf der „Tanzfläche“, stand sie kurze Zeit später mit einem unserer anderen mexikanischen Freunde neben mir und wurde herumgewirbelt.

Bunte Wände mit Organgen-Mango-Saft







3 Wochen - Schwesternzeit II

Unser Freitag beginnt mit einer guten Entdeckung. Wir entdecken Körnerbrot und Zimtschnecken in der Bäckerei um die Ecke. Der perfekte Start in den Tag.

Anschließend gönnen wir uns einen Shoppingtag im edlen Einkaufszentrum Querétaros und auch Anna empfindet diesen Ort als absolute Parallelwelt. Beladen mit Tüten beschließen wir, dass wir zurück mit dem Bus fahren. Wir steigen einfach in den nächsten Bus ein, zahlen umgerechnet 40 Cent für uns zusammen und lassen uns überraschen, wo wir so rauskommen. Zwischendurch orte ich uns auf GoogleMaps und so fahren nach dem Motto: wenn er gleich hier lang fährt bleiben wir sitzen, wenn er abbiegt springen wir raus. Der Plan geht ziemlich gut auf uns wir kommen in der Nähe unseres Airbnbs vorbei. Wir hüpfen also aus dem Bus und sind ein bisschen stolz.


Zum Sonnenuntergang fahren wir in meine WG und klettern allesamt aufs Dach. Wir sitzen also über den Dächern Querétaros, spielen Karten, lassen die Party von gestern Revue passieren und im Hintergrund geht langsam die Sonne unter. 







Mittwoch, 10. April 2019

Tag 20 - Annachen

Wecker steht auf 7 Uhr. Unterricht bis einschließlich Samstag vorbereiten, Wäsche waschen, packen, einkaufen und unterrichten. Um halb 3 sitze ich mit meinen Einkäufen und einer großen Tasche im Uber und fahre einmal durch das Centro. Um 3 Uhr halte ich die Schlüssel für ein super schönes Airbnb in den Händen und räume meine Tasche aus und alle Einkäufe in den Kühlschrank. Es ist alles bereit für mein Schwesterherz. Doch bis sie ankommt sind es noch einige Stunden. Ich fahre zu meinem Firmenkurs und spreche mit meinem Abendkurse über Ostern in Deutschland und Ostern in Mexiko. Anschließend schlafe ich ein paar Stunden vor und steige um halb 2 nachts in ein Uber Richtung Busterminal. Um kurz vor 2 schließe ich mein Schwesterherz in die Arme. Nach einem 24 Stunden Trip freut sich sich ziemlich auf unser Bettchen. Trotzdem gibts nocn bis halb 5 Schwesterngespräche bis uns die Augen zufallen.

Dienstag, 9. April 2019

Tag 19 - Gedanken

Ich habe wieder ein bisschen Schlaf aufgeholt und werde also tatsächlich bis Ende Juni in Mexiko bleiben - ich glaube eine frühere Heimreise stand eigentlich auch gar nicht zu Debatte. Mein Feedbackgespräch zu meinem Unterricht war positiv, auch wenn es durchaus einige sinnvolle Anmerkungen gab. So werde ich nun meine Teilnehmer sich einfach häufiger gegenseitig dran nehmen lassen, mein Tafelbild etwas ordentlicher gestalten und bei Hörübungen mehr Vorbereitungszeit geben. Alles machbar. 


Nach meinem Feedbackgespräch hatte ich in meinem Unterricht ein sehr interessantes Gespräch mit einem meiner „Schüler“ (der Gute ist fast 40 Jahre alt), welches mich sehr über Deutschland und unsere Einstellungen hat nachdenken lassen.


Das Unterrichtsthema war Städtereisen. Im Buch wurde die Stadt Dresden vorgestellt. Wir haben also ein bisschen über das Thema Reisen und Reisen in Deutschland gesprochen. Er selbst war schon häufiger in Deutschland. Vor ca. 10 Jahren bei seinem ersten Besuch hat er sich sehr wohl und willkommen gefühlt. Bei seinem letzten Besuch vor knapp 2 Jahren war das anders. Eine Situation ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. Er bestellte sich im Norden von Deutschland ein Fischbrötchen. Es war ein etwas schickerer Laden und die Brötchen relativ teuer. Er wusste was die Brötchen kosteten, denn es hing eine große Preisliste über der Theke. Er bestellte und die Verkäuferin schaute ihn etwas musternd an und sagte: „Sie wissen, dass das fast 10 Euro kostet?“ Er bejahte und die Verkäuferin fragte erneut, ob er das Brötchen tatsächlich bestellen wolle. Ich kann nicht in den Kopf der Verkäuferin reinschauen und auch mein Schüler weiß nicht genau, was sie sich dabei dachte. Für ihn fühlte es sich jedoch einfach an, als schätze sie aufgrund seines reinen Aussehens ein, dass er sich das Brötchen nicht leisten könne. Leider gab es mehrere solcher Situationen. Er wurde sehr häufig für einen arabischstämmigen Mann gehalten und sobald er erzählte, dass er aus Mexiko komme und dort Deutsch lerne, änderte sich schlagartig das Interesse des Gegenübers und die Stimmung des Gespräches.

Es hat mich irgendwie nachdenklich werden lassen über Vorurteile, die glaube ich in unserer Gesellschaft ganz unterschwellig und nicht mal bewusst vorhanden sind. Auch ich erwische mich durchaus manchmal, dass ich verwundert bin, wenn sich ein Vorurteil nicht bestätigt. Und jedes Mal ärgere ich mich über mich. Wir haben anschließend noch weiter über das Thema Vorurteile und Gesellschaften gesprochen und er hat mir auch durchaus von positiven Begegnungen erzählt, dennoch hat mich die Geschichte beschäftigt und mir gezeigt, dass jede einzelne viel mehr an sich arbeiten sollte, um anderen nicht so ein Gefühl zu geben.

Montag, 8. April 2019

Tag 18 - Wenn der Alltag wieder beginnt

Um 7 Uhr klingelt mein Wecker. Ich würde mich am liebsten noch 3 Mal umdrehen, aber leider ist meine Unterrichtsvorbereitung dieses Wochenende zur kurz gekommen, weshalb ich also um viertel nach 7 an meinem Schreibtisch sitze und mir Gedanken über Wettervokabeln mache. Um 9 Uhr bringe ich den Mietwagen zurück. Ich parke das Auto in der Seitenstraße der Autovermietung, weil es keinen offiziellen Parkplatz gibt. Direkt wird das Auto von einem Mitarbeiter umgeparkt, da sonst die Reifen aufgestochen werden. Querétaro scheint also doch auch seine gefährlichen Eckchen zu haben. Anschließend gibt es das obligatorische Müsli auf dem Balkon. Hallo Alltag, ich bin zurück. Um halb 12 sitze ich ein bisschen müde im Teamtreffen. Irgendwie gibt es einiges zu besprechen und es geht direkt danach weiter mit meinem Einzelunterricht. Vor meinem Abendkurs schaffe ich aber noch einen Abstecher zum kleinen Obst und Gemüseladen, denn nochmal Uber Eats wäre doch zu dekadent. Lieber für umgerechnet knapp 1 Euro Obst und Gemüse für die nächsten Tage eingekauft.

Am Mittag bekommen wir noch einen kleinen Überraschungsbesuch. Meine Vorgängerin Laura ist zurück. Eigentlich wollte sie durch Mexiko reisen, allerdings ist sie so krank geworden, dass sie lieber in einer gewohnten Umgebung sein wollte. Also ist sie nun wieder hier und schläft aber bei einem Freund, da das Praktikantenhaus mit aktuell 5 Bewohnern voll ist. Wir freuen uns trotzdem, dass sie zurück ist.

Mein Abendkurs wird heute von meiner Chefin beobachtet, ob ich auch guten Unterricht halte. Mein Feedback bekomme ich morgen. Aber ich glaube, ich werde nicht nach Hause geschickt. Nachdem mein Blog nun also wieder auf dem neusten Stand ist, ist es nach 23 Uhr und ich habe doch noch etwas Schlaf aufzuholen. Morgen erst um 10 Uhr Unterricht. Und soweit ist alles vorbereitet. Mal sehen wie ausschlafen so klappt. Gute Nacht aus Querétaro.

Tag 17 - der Tag danach


Nach 5 Stunden Schlaf ist es bei mir mal wieder vorbei mit schlafen. Ich bin eine der ersten beim Frühstücksbuffet. Nur das Brautpaar ist noch früher wach. Bei Vale dreht sich alles noch ein bisschen, aber der Bräutigam ist top fit. Trotzdem ist Vale wie immer gut gelaunt, singt mir spontan ein Lied über mein Frühstück und langsam gesellen sich immer mehr zu uns an den Tisch. Wir lassen den Abend Revue passieren und es kommt doch noch die ein oder andere witzige Geschichte ans Licht. Wir lassen noch ein bisschen die Füße in den Pool baumeln und genießen die Stille. Tepotzlan liegt circa eine gute Stunde von Mexiko-Stadt entfernt. Es ist ein super süßen Örtchen auch wenn die Straße zur Hacienda wirklich abenteuerlich war. Mehr Löcher als Straße. An manchen Stellen dachte ich, dass ein höhere Auto von Vorteil gewesen wäre. Dem Örtchen und den Autos nach zu urteilen, haben die besser betuchten Mexiko-Stadt-Bewohner hier ein schönes kleines Wochenendhäuschen. Das Frühstücksbuffet ist aufgeteilt in mexikanisches deftiges und klassisches Frühstück. Auch wenn ich mir Joghurt, Müsli, Toast und Früchte aussuche, komme ich leider nicht um eine Spezialität des mexikanischen Buffets drumherum. Am Abend zuvor konnte ich mich noch drücken, aber nun schauen mich circa 15 Personen an und warten darauf, dass ich endlich Chapulines probiere.


Ja, Chapulines sind irgendwelche frittierten Insekten. Und ja, ich habe sie probiert. Angeblich schmecken sie nach Salz und Limone. Ich finde sie haben nach nichts geschmeckt, bisschen geknurpst und bitter im Nachgeschmack. Brauche ich jetzt nicht unbedingt nochmal. Aber um mich herum sind sie zum Kater-Frühstück der Renner. Sind wohl auch ganz toll, weil sie so viele Proteine haben. Trotzdem, danke nein. Gegen 15 Uhr mache ich mich zurück auf den Weg nach Querétaro, denn am Montag beginnt meine zweite Arbeitswoche. Gegen 19 Uhr komme ich wieder zu Hause an, meine WG-Mädels warten schon auf mich und ich bestelle mir zum ersten Mal ein bisschen dekadent etwas bei Uber Eats. Für meine Omas und Opa: Du wählst einfach auf deinem Handy ein Restaurant aus, dann siehst du die Speisekarte und suchst dir etwas aus. Anschließend fährt ein Mottoradfahrer zu dem Restaurant, holt deine Bestellung ab und bringt es dir nach Hause. Und ob ihr es glaubt oder nicht, es ist nicht wirklich teuer. Den zweiten Abend in Folge falle ich einfach nur noch in mein Bettchen.

Tag 16 - die Hochzeit

Die Menge jubelt und klatscht, das Brautpaar küsst sich, ich stehe noch in meiner Jeans und Sneakern in der Ferne, beobachte alles und habe Tränen in den Augen. Wer hätte gedacht als ich Vale zum ersten Mal an einem relativ kühlen Septembertag vor 6 Jahren traf, dass ich eines Tages auf ihrer Hochzeit sein werde.

Um viertel nach 6 klingelt mein Wecker. Ich dusche, frühstücke, packe meine restlichen Sachen ein, schminke mich und mache mir sogar noch mit meinem neuen Lockenstab Locken. Für meine Verhältnisse ein bisschen aufgedonnert stehe ich also pünktlich um 9 Uhr vor meinem Samstagskurs. Thema heute: Kleidungsstücke. Wir spielen ich packe meinen Koffer, machen ein paar Übungen im Buch und lernen Komplimente über Kleidung zu äußern. Um 12 Uhr lade ich meinen Koffer und mein Kleid ins Auto, Matthias steigt auf den Beifahrersitz und wir machen uns auf den Weg nach Mexiko-Stadt. Der Plan ist, dass ich Matthias irgendwo in der Nähe einer Metro-Station rauslasse, da beim ihm keine Hochzeit sondern ein Fußballspiel ansteht. So der Plan. Mit den Plänen ist in Mexiko ein bisschen schwierig.

Ich hatte schon erwartet, dass Mexiko-Stadt verkehrstechnisch ein bisschen wild wird. Wir schlängeln uns jedoch ganz gut zwischen Bussen, querfahrenden Autos und Straßenhändlern durch. Zwischendurch steht der ganze Verkehr auch mal. Es braucht schon etwas Konzentration den Mietwagen heile zu lassen, aber ich glaube ich darf nun von mir behaupten, dass ich Auto fahren kann. Ich komme heile durch das Geschiebe und lasse Matthias etwas später raus als geplant. Ich verlasse Mexiko-Stadt und denke gerade "jetzt läuft es", da gehen vor mir die Warnblinker an. Die Uhr tickt. Ohne den Stau hätte ich es pünktlich geschafft, doch ich stehe leider eine Stunde komplett. Nichts bewegt sich. Die Uhr zeigt irgendwann viertel nach 4, die Trauung beginnt um halb 5 und GoogleMaps sagt noch 1 Stunde. Um viertel nach 5 jubelt und klatscht also die Menge, das Brautpaar küsst sich, ich komme gerade durch das Tor, stehe noch in meiner Jeans und Sneakern in der Ferne, beobachte alles und habe Tränen in den Augen. Und während die Mariachis ihre ersten Lieder spielen, ziehe ich mich hinter einem Busch um. Zum Glück ist die gesamte Hochzeitsgesellschaft abgelenkt.

Die Hochzeit findet in einer wunderschönen Hacienda mit Hotelzimmern, Pool, Garten und Terrasse statt. Aber zur Rezeption hätte ich durch die gesamte Hochzeits- und Mariachi-Show durch gemusst. Also habe ich mich erstmal für den Busch entschieden. Und da stehe ich also dann umgezogen auf der Wiese und beobachte das Fotoshooting des Brautpaares mit Familie, Brautjungfern und Freunden. Plötzlich ruft es "Saariiita, du hast es geschafft. Komm her" und da stehe ich glücklich zwischen dem Brautpaar.


Binnen von wenigen Minuten lerne ich alle Schulfreundinnen von Vale kennen und ich bin den Abend über keine einzige Minute alleine. Es wird eine wilde Mischung aus Spanisch, Deutsch, Litauisch und Englisch gesprochen. Die Braut Mexikanerin, aber jahrelang auf der deutschen Schule gewesen, der Bräutigam Litauer, das Brautpaar wohnt in Frankfurt und spricht eine Mischung aus Englisch, Deutsch, Spanisch und Litauisch. Sogar Marius Familie und Freunde aus Litauen sind angereist und es ist einfach eine perfekte Multi-Kulti-Bunte-Hochzeit. Zu essen gibt es Tacos und die Hochzeitstorte besteht aus Churros. Ich entdecke tatsächlich ein neues Getränk für mich und eine Form wie mir Tequila schmeckt: Paloma ist die Antwort. Tequila mit Limette, Salz und Zitruslimonade. Bis um halb 5 tanzen wir von Salsa über mexikanische Klassiker bis zu europäischen Partyhits zu allem. Zwischendrin gibt es immer wieder kleine mexikanische Snacks wie zum Beispiel Esquites - gegarte Maiskörner und dazu natürlich scharfe Sauce, Avocado und Limetten. Um 5 Uhr falle ich nach einem langen Tag super glücklich in ein super gemütliches Bettchen. Neben mir schläft der einzige schottische Gast und seine mexikanischen Freundin schon tief und fest. Der Schottenrock hängt ordentlich über dem Stuhl am Bettende. Innerhalb von einer Minute bin ich im Traumland.







Los Novios - das Brautpaar