Donnerstag, 4. September 2014

8 Sorten Avocados und ecuadorianischer Verkehr hautnah

Ich sitze am Steuer von unserem Familienauto und das Auto, welches sonst eigentlich keine Probleme die Anden hoch und runter zukommen, tut sich schwer, den Berg vor uns hochzukommen. Ich schalte runter und sage meiner Gastmama sie soll sich leicht machen.

Was davor geschah.
Mailin, meine Deutsche-Ecuador-Gastschwester ist gestern abgeflogen. Nach einer verrückten Mama-Gasttöchter Hinfahrt mit Hupen im Takt unserer Lieblingslieder und der ein oder anderen Träne am Flughafen, machen meine Gastmama und ich uns auf den Weg 2 Stunden weiter in den Norden nach Ibarra zu Gastoma, Opa, Cousins, Cousine, Tanten, Onkels. Das volle ecuadorianische Familienprogramm. Wir kommen nachts an, schlafen bei einem anderen Verwandet und stehen morgens um halb 8 bei den Eltern meiner Gastmama vor der Tür. Wir sagen hallo und besuchen direkt einen Onkel.

Ich stehe in einem Art Garten, auf dem Boden alte Plastikflaschen, abgetragene Schuhsohlen, leere Plisterpackungen von Tabletten. Dazwischen schlängeln sich Pflanzen, Gräser und über mir riesige Bäume. Mein erster Eindruck, ein Fleck Erde, welcher nichts zu bieten hat. Ich irre mich. Meine Gastmama führt mich durch das Labyrinth von Gräsern, Sträuchern und Bäumen. An jedem Strauch bleiben wir stehen, riechen und ich stelle fest, dass jedes einzelne Gewächs in diesem doch eher unbeachteten Garten für etwas da ist. Wir finden Minze und andere Kräuter, die man zum Tee machen nimmt, Himbeersträucher und auf dem Boden schlängelt sich eine Form von Kürbis, die Sambo heißt. Die 2 Exemplare, die wir mitnehmen, wiegen so viel, dass ich ab sofort kein Arm-Krafttraining mehr brauche. Auf dem Boden verteilt liegen Nüsse, die besonders gut im Bananenkuchen schmecken. Ich schaue hoch und entdecke Millionen von Avocados, Zitronen, Limetten, Guanabana und andere Früchte, die mir vollkommen unbekannt sind. Ich muss zweimal im Haus neue Tüten holen gehen, weil die mitgebrachten nicht reichen. Wir tragen alles kiloweise zum Auto. Der Garten des Onkels ist jedoch nicht der Einzige, der was zu bieten hat. Die gleiche Menge ernten wir noch mal im Garten von den Eltern meiner Gastmama. Der Kofferraum voll mit Avocados, Limetten, Mandarinen, Zitronen, Mais, Maismehl und selbst gebackenen Tortillas de Tiesto, die ich 2 Stunden mit meiner Gastoma über selbstgesammeltem Feuerholz gebacken habe, machen wir uns auf den Rückweg. 

Ich sitze am Steuer von unserem Familienauto und das Auto, welches sonst eigentlich keine Probleme die Anden hoch und runter zukommen, tut sich schwer, den Berg vor uns hochzukommen. Ich schalte runter und sage meiner Gastmama sie soll sich leicht machen.

Andere Möglichkeit wäre gewesen, die Hälfte der frisch geernteten Waren einfach direkt am Straßenrand zu verkaufen wie es hier so häufig üblich ist. Doch wir nehmen alles mit nach Hause und ich fahre weiter durch Ecuadors-Vekehr. Neue Straßen ohne Markierungen, Autos, die mal eben, trotz Fahrbahnmarkierungen, neue Spuren eröffnen, Fußgänger, Esel und Kühe auf der autobahnähnlichen Straße, Busse, die im Kampf um die Passagiere jegliche Regeln im Straßenverkehr außer Acht lassen, Überholvorgänge, die nur mit Hupen und Lichthupe funktionieren und alles begleitet von Salsa, Reggaeton, spanischen Schnulzen und meinem und meiner Gastmamas Gesang.