Samstag, 12. März 2016

Tag 27

Zum letzten Mal holt mich heute der Bus um 6.25h ab und Bogotá schenkt mir zum Abschied noch mal einen wunderbaren Stau. Ich verpasse die komplette 1. Stunde, die um 7.20h anfängt und komme um 8.05h im Kindergarten an. Das erste was mich die Kinder fragen: Warum musst du zurück nach Deutschland? Gute Frage. Gründe gibt es genug: Uni am Montag, Praktikum ab Mittwoch, all meine Lieben zu Hause. Aber gegen noch 2 Wochen mehr hier hätte ich absolut nichts.

In der 3. und 4. Stunde kommt der Osterhase. Sprich die Erzieher und Assistentinnen verstecken an die 100 selbst angemalten Eier im Schulgarten, welche anschließend alle innerhalb von Minuten entdeckt werden. Anschließend beginne ich mich überall zu verabschieden, hole mein Zeugnis ab und steige um 13 Uhr bei strahlendem Sonnenschein in den Bus, der mich zum großen Shopping-Center bringt. Ich sage mir es wird schon alles in den Koffer passen und betrete meine Lieblingsläden.

Als ich um 16 Uhr nach Hause fahre, scheint die Welt gerade unterzugehen. Das Wetter in Bogotá ist nun berechenbar. Mittags Regen. Aber kein friedlich dahin plätschernder Regen. Ich hätte mich auch einfach genau so wie ich war unter die vollaufgedrehte Dusche stellen können und es wäre das gleiche bei raus gekommen. Da die Straßen teilweise überschwemmt sind, stehe ich bis zu den Knöcheln im Wasser, um die Straße zu überqueren.

Meine Hose und Schuhe sind bis zu meiner Verabredung mit José um 21:30 Uhr noch nicht mal angetrocknet. Zum Glück finde ich doch noch was anderes zum Anziehen und steige super kolumbianisch um 21:30 Uhr in mein Uber-Taxi - schließlich bin ich um 21:30h verabredet. Um 3 Uhr ist die Tanzfläche irgendwann leer getanzt und ich habe keinen einzigen Tanz ausgelassen.

Donnerstag, 10. März 2016

Tag 26

Ein bisschen anders als sonst.

Statt den Schulbus um 6.25h nehme ich den öffentlichen Bus um 6.30h direkt vor meiner Haustür. Statt hoch in den Norden fahre ich heute Morgen einmal quer durch die Stadt auf die andere Seite der Autobahn. Ich fahre direkt in die Praxis. Denn heute schaue ich statt mit Mariale der anderen Logopädin auf dem Flur zu. Maria Patricia ist eine so unfassbar liebe Logopädin, dass mir nicht erklären kann, wieso so viele Kinder heute geweint haben. Möglicherweise lag es einfach nur am Tag oder am Störungsbild. Maria Patricia betreut vor allem Syndrom Kinder und myo-funktionelle Störungen. Die Zeit ist so verflogen, dass ich um halb 4 fast meine erste eigene Patientin vergessen hätte. Da Mariale heute nicht in die Praxis kommen konnte, habe ich eine ihrer Cochlea Implantat Patiententin übernommen. Auch wenn wir ähnliche Sachen gemacht haben wie gestern, als Mariale noch dabei war, war es trotzdem ein ganz anderes Gefühl nun alleine am Schreibtisch zu sitzen und die 30 Minuten hätten nicht schneller rumgehen können. Mein letzter Tag in der Praxis ist um 16 Uhr fertig, genau in dem Moment als der Regen und ein ziemlich lautes Gewitter beginnt. Auf den Straßen gibt es innerhalb von wenigen Minuten riesige Pfützen und die Fahrradfahrer auf Bogotástraßen sind nicht zu beneiden. Und obwohl die Fahrradwege ziemlich gut ausgebaut sind, findet man dennoch immer mal wieder den ein oder anderen Fahrradfahrer im dichten Verkehr oder auch mal auf der Autobahn.




Um 21 Uhr -meine eigentliche Schlafenszeit- holt mich José zu Hause ab und wir fahren zur La Calera, einem Aussichtspunkt von dem man über Bogotás Lichtermeer bei Nacht schauen kann. Wir fahren erst mal durch mir noch fremde Straßen Bogotás und irgendwann geht es einen Berg hinauf. Plötzlich aus dem nichts tauchen Menschen mit roten schwingenden Tüchern auf der Straße auf und rufen: „hier parken, Parkplatz, Parkplatz!“ Wir sind da. Hinter der Leitplanke ist ein bisschen Platz bevor es den Berg ganz schön weit runter geht. Auf diesem kleinen Platz werden Getränke, gegrillte Maiskolben, Süßigkeiten usw. angeboten. Außerdem bekommen wir sofort zwei Plastikstühle hingestellt. José nennt das alles provisorisch und kolumbianisch. Ich nenne es kreativ und mehr als geschäftsmännisch. 

Mittwoch, 9. März 2016

Tag 25

Langsam wird der Sockenvorrat an frischen Socken in meinem Schrank knapp, mein Handy-Guthaben neigt sich dem Ende und die Schule und die Logopädin haben mir bereits ein Zeugnis geschrieben. Mein Monat in Bogotá ist nun also fast rum.

Doch erst mal gibt es heute noch einen ganz normalen Arbeitstag. Statt mit der Mäusegruppe im Sandkasten zu spielen, schreibe ich Informes, also Informationsbriefe, mit den Ergebnissen meiner Sprachtests. Und gerade habe ich mich daran gewöhnt, dass es in Bogotá aktuell immer sonnig ist und ich auch gut ohne Jacke rausgehen kann, fängt es heute Mittag zu regnen. Aber was da runterkommt ist kein normaler Regen, sondern mehr eine Sintflut. Wie gut, dass ich mich ausgerecht heute aufgrund meines Sockenmangels für Ballerinas entschieden habe. Auf meinem Heimweg hört es zum Glück auf zu regnen - zum Glück. Denn zwar habe ich nun wieder Guthaben auf meiner Busfahrkarte, aber irgendwie kommt heute kein passender Bus für mich. Nach über 20 Minuten warten, was hier praktisch eine halbe Ewigkeit ist, nehme ich eben einen anderen Bus, der mich jedoch nicht direkt vor die Haustür fährt. Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause laufe ich an den unzähligen Pizza-Liefer-Service-Restaurants und an meiner Tanzschule vorbei. Die Musik vom Zumba-Kurs höre ich bis auf die Straße, aber da ich leider gerade erst von der Arbeit komme und vor Hunger zu sterben drohe, müssen die Chicas heute alleine tanzen. Vielleicht schaffe ich es am Freitag noch mal in die Tanzschule. 




Dienstag, 8. März 2016

Tag 24

Theateraufführung der Deutschklasse der 3. Jahrgangsstufe und die Suche nach einer Aufladestation.

In der 3. Stunde geht es für die Mäusegruppe und mich in die große Schulaula zur Aufführung von „Es klopft bei Wanja in der Nacht". Ein Theaterstück über Wanja, der mitten in der Nacht von den unterschiedlichsten Tieren geweckt wird, weil es draußen so bitter kalt ist und schneit. Ich gehe mal davon aus, dass die Kinder der Deutschklasse auch schon im Winter in Deutschland waren, denn für jemanden, der keinen Schnee kennt, ist das Theaterstück sonst sehr schwer zu verstehen. 

Der Schulbus bringt mich um 13 Uhr wie immer zur Praxis und leider holt er mich, als ich um 18 Uhr fertigt bin, nicht ab, sondern ich muss den öffentlichen Bus nehmen. An sich ist das kein Problem. Das einzige Problem heute ist nur das Guthaben auf meiner Busfahrkarte. Da ich neulich so freundlich war und einem Mann, der kein Guthaben mehr hatte, eine Busfahrt geschenkt habe, stehe ich nun an der Bushaltestelle und muss entweder darauf setzen, dass mir auch jemand eine Fahrt schenkt oder aber eine Aufladestation für die Karte finden. An sich gibt es an jeder Transmilenio Station eine Aufladestation. Nur leider fahre ich nicht mit dem großen Stadtbus, sondern mit einem der vielen kleinen blauen Busse, die kreuz und quer durch die Stadt fahren. Ich frage mich also von Passant bis zu Ladenbesitzern durch, um herauszufinden, ob es noch irgendwo anders eine Aufladestation gibt. Und nach viel Fragerei und gut 2 km zu Fuß finde ich versteckt in einem kleinen Laden eine Aufladestation für meine Karte.
Aufladestation - muss man aber auch erst mal wissen.



Ein doch so großes Hinweisschild



















Ich sitze also mit neuem Guthaben im Bus und staue mich nach Hause. Hinter dem Bus ertönt ein Martinshorn und der ganze Bus ist durch das Blaulicht vom Krankenwagen hinter uns erleuchtet. Und so sehr die anderen Verkehrsteilnehmer auch wollen, es gibt keinen Platz wo sie hin ausweichen könnten. Es ist nicht das erste Mal, dass ich sehe, wie ein Krankenwagen eine ganze Ampelphase warten muss bis er durch kommt. Und jedes Mal hoffe ich, dass die Fahrer einfach selbst keine Lust auf den Stau haben und deshalb das Blaulicht anschalten und niemand in dem Krankenwagen liegt bei dem es gerade um Sekunden geht.

Montag, 7. März 2016

Tag 23

Ein Tag, der in Ambato beginnt und in Bogotá endet.

Der Tag, der in Amabto beginnt beginnt früh. Um halb 3 morgens stehen Santi, Diego und Germa verschlafen vor mir und wir packen mein Gepäck, Diegos Gepäck für die Woche in Quito und unfassbar viele Essensvorräte ebenfalls für Diego ins Auto. Jeder von uns bekommt von unserer Mama eine Decke umgelegt, denn draußen ist es um halb 3 doch noch ganz schön frisch. Wir machen uns also auf den Weg zum Flughafen und kaum sind wir um die ersten Ecke gebogen schläft Diego auch schon an mich gelehnt ein. Ich bleibe lieber wach und genieße noch die letzten 2 Stunden mit Santi und Germa, bevor ich um 6.06h das Flugzeug zurück nach Bogotá nehme.

Dachte ich, ich erlebe einen schönen Sonnenaufgang über den Wolken, habe ich irgendwie nicht meine Müdigkeit bedacht. Ich schlafe noch vor dem Start ein und wache erst kurz vor der Landung wieder auf. Und der Gedanke direkt vom Flughafen einfach in die Schule zu fahren war wohl auch etwas übermütig. Ich sehne mich ziemlich nach meinem Bett und einer Dusche, also muss die Mäusegruppe heute doch auf mich verzichten. Die Patienten am Nachmittag jedoch nicht, denn pünktlich um 14 Uhr sitze ich in der Praxis. Ganz schnell hat mich der Bogotá-Alltag wieder und das erste was Mariale, der Logopädin auffällt: mein Akzent. Ein Wochenende hat gereicht und ich habe unbewusst die ganzen kleinen Eigenheiten wie die Intonation, einige Wörter und das lang gezogene „R“ wieder übernommen.

Sonntag, 6. März 2016

Tag 22



Nach dem Frühstück Aufbruchsstimmung - „Vamos, Vamos“. Wir steigen also ins Auto, fahren bis vor auf die Hauptstraße und dann fragt mein Bruder Santi: „Wohin fahren wir überhaupt?“ - Schweigen. Irgendwie hat sich keiner so richtig Geadanken gemacht wo wir eigentlich hinfahren wollen. Wir stehen also an der Ampel und überlegen. Müssen schnell überlegen, denn schließlich muss Santi wissen, ob wir geradeaus, rechts oder links fahren sollen. Ein typischer Start in einen Ausflugstag.
Wir entscheiden uns für links und damit für Banos und das Baumhaus mit Schaukel, welches meine Familia noch nicht kennt. Wir verlassen also Ambato bei strahlendem Sonnenschein und fahren ca. eine Stunde den Berg herunter.

Das Baumhaus ist wesentlich beliebter geworden, als bei meinem letzten Besuch vor 1 1/2 Jahren, aber es ist immer noch ein ziemlich schöner Ort. Wenn auch heute mit ziemlich vielen Besuchern. Santi und ich schaukeln ein bisschen und hören dem Vulkan zu wie er grummelt und sehen wie der Himmel immer dunkler wird. Nicht durch Regenwolken, sondern durch Vulkanstaub.

Als wir nach Hause kommen, frage ich mich, was genau Santi macht, als er den Schlüssel zwischen den Türspalt vom großen Tor steckt. Leider ist vor einiger Zeit der Schlüssel im Schloss abgebrochen, also muss die Tür nun etwas kreativer geöffnet werden. An sich super praktisch, weil so kann wenigstens jeder in den Hof. Bei den Menschenmengen, die hier immer ein und aus gehen kann das durchaus hilfreich sein. Damit wir heute Nacht jedoch nicht geklaut werden wird die Tür mit ein paar Eisenstangen aus der Werkstatt unten verbarrikadiert und die eigentliche Haustür abgeschlossen.







Samstag, 5. März 2016

3 Wochen

Weiteres Wiedersehen, den ganz Tag lang.

Aus „Sarita, komm wir fahren schnell eine Sache für die Werkstatt unten kaufen“ wird eine große Samstag-Einkaufstour und beim Open-Air-Konzert am Park in der Stadt stelle ich fest wie gut ich die Ministeriums-Musikersezene in Ambato noch kenne bzw. wie klein sie wohl einfach ist.

Germa und ich sitzen also um 9 Uhr am Samstag Morgen im Auto und wollen eigentlich nur eine Eisenstange kaufen. Dann überlegen wir, was wir heute wohl kochen wollen und fahren erst mal zum Markt. Und in dem Moment in dem wir ankommen bereue ich es, dass ich mal wieder vollkommen spontan ins Auto gestiegen bin und meine Kamera zu Hause liegt.

Vor dem Markt stehen die großen LKW’s, die direkt von der Costa kommen. Alle möglichen Sorten an Bananen und andere Früchte liegen im und um den LKW auf dem Boden verteilt. Wir kaufen Platano Verde also Kochbananen für 50 centavos. Das Prinzip ist folgendes: Man sagt den Preis, den man zahlen möchte und dann bekommt man für den Preis die Ware. Über dem ganzen Markt liegt ein Duft von Koriander, was hier einfach in jedem Garten wächst und mich nicht ganz so umhaut. Wir schlendern von Stand zu Stand und aktuell ist Tiempo der Karotten. Also gibt es an jedem Stand neben den ganzen anderen Früchte- und Gemüsesorten noch unfassbar viele Karotten. Ein kleiner Stand zwischen drin bietet Mehl und Quinoa aus großen Säcken an. Und am Ende des Gangs steht eine Frau, die Einkaufstaschen mit Rollen verkauft, falls man plötzlich seine Einkäufe nicht mehr tragen kann. Ecuadorianer haben einfach einen Verkaufssinn. :)

Nach dem Mittagessen mit meiner Lieblingssuppe mit Yucca, Maiskolben und Kochbanane gibt es die 2. Reunión der Woche: Diesmal mit Clara, die seit Montag in Ambato ist.

Wir treffen uns -wie könnte es anders sein- in unserem Lieblingscafé Crème Brûlée, essen unsere Lieblingskekse und können nicht aufhören zu Reden. Das kleine Café war in unserem Jahr unser absolutes Stamm-Café und so darf ein kleiner Austausch mit den Besitzern auch nicht fehlen. Sollte es jemanden meiner Blogleser eines Tages also nach Ambato verschlagen: Grüßt das Crème Brûlee von mir! 

Wiedersehen im Brûlée
Am Nachmittag kommen dann endlich endlich meine Brüdis aus Quito nach Hause und während ich mit Germa Quimbolitos machen, schauen die Jungs zu, wir unterhalten uns und es ist ein ganze normaler Familiensamstag. 

Quimbolitos 
Abends fahren wir noch mal ins Centro zu einem Open-Air-Konzert. Und kaum bin ich da, fühle ich mich zurückversetzt in meine Ambato-Zeit. Das Kammer-Orchester spielt als wir ankommen gerade die „Hymne“ von Ambato und ich kenne vom Dirigenten über die 1. und 2. Geige bis hin zum Kontrabassisten alle. Und während die Gruppe danach Boleros, San Juanitos und andere traditionelle Tänze spielt und ich dazu zwischen meiner Familia tanzen, möchte ich nicht an meinem Rückflug am Montag Morgen denken.

Open-Air-Konzert


Freitag, 4. März 2016

Tag 20

Der Hahn von neben an wurde gegessen und die Müllabfuhr mit ihrer durchdringende Musik fährt eine andere Route - möglicherweise sind das die Gründe weshalb ich wenigstens bis viertel nach 8 schlafe.

Dann gibts Frühstück mit meinem Lieblingsbrot, eine kleine Runde durchs Centro und ein Besuch im neuen Cedemusica. Und dachte ich, ich hätte hier so unfassbar viel Zeit, habe ich mich irgendwie geirrt.
Mittags Koch-Session mit Germa, danach Jhonna und Michelle in der Farmacia treffen, anschließend in Ambatos neustes Café mit Willy und ab halb 8 Fiesta bei uns zu Hause mit Rommel, Evi, Willy, Erick, Ericks Freundin Sophie und der Schwägerin von Germa, die hier übrigens auch irgendwie gerade zu Besuch ist. Dieses Haus ist nie leer. 

Während der Vulkan mal wieder Asche spuckt und ich den Bus ran winke, stelle ich fest, dass sich nicht all zu viel geändert hat. Es fühlt sich an wie nach Hause zu kommen. Ich laufe die Straße lang und ich laufe Menschen über den Weg, die ich kenne und die mich mit "hola veci“ - "Hallo Nachbar" begrüßen. Und erst jetzt stelle ich fest wie sehr ich es vermisst habe. Die Busse, die einfach am Straßenrand anhalten und in denen viel zu laute Musik läuft, die vielen kleinen Lädchen, die teilweise sehr provisorischen Häuser und die Menschen, die das Leben hier so verrückt, lebenswert und lustig machen. Und spätestens nach dem Abendessen, als die Möbel zur Seite geräumt werden, um Mitten im Wohnzimmer mit allen zu tanzen, weiß ich, was mir zu Hause wieder fehlen wird.

Farmacia 

Ambato - mi tierra linda

Fiesta con Rommel

Donnerstag, 3. März 2016

Tag 19

Der Tag an dem Ecuador-Sarita wieder zu Ecuador-Sarita wird.

Aber vorher teste ich noch die letzten Kinder, begleite die Mäusegruppe zum Musikunterricht und gehe um halb 2 bei Sonnenschein und 26 Grad nach Hause.

Der Tabularasa- sprich Aufräum-Samstag wird auf Donnerstag vorverlegt und so beziehe ich heute zum letzten Mal mein kolumbianisches Bett. Was ein Glück!

Ich schaffe es mein Gepäck fürs Wochenende auf meinen kleinen Rucksack und meine Tasche zu beschränken und starte gegen frühen Abend Richtung Flughafen. Die Fahrt zum Flughafen ist natürlich geprägt von Stau, aber mein Uber-Fahrer weiß dem auszuweichen. Diesmal kommen mir die Essensketten am Flughafen nicht mehr ganz so fremd vor und die Preise kann ich nun auch ein bisschen besser einschätzen, als bei meinem letzten Besuch hier.  



Und während ich am Gate sitze, kommt es mir ganz surreal vor, dass ich in 2 Stunden tatsächlich wieder meine Lieblings-Ecuador-Familie umarme. 2 Stunden später fühlt es sich nicht viel realer an. Meine Gastmama Germa, mein Gastpapa Jorge und Santi holen mich ab und ich mag sie gar nicht loslassen. Untergehakt laufen wir zum Auto und es fühlt sich alles an wie immer. Auf der Fahrt zur Wohnung von den Chicos in Quito erzähle ich in einer Tour, mein Gastpapa ärgert mich und Germa sagt in jedem 3. Satz, dass ich mehr essen muss. In Quito setzen wir Santi ab und ich schließe noch das letzte Familienmitglied Diego in die Arme. Mittlerweile ist es 12 und wir machen uns ohne die Chicos auf den Weg nach Ambato. Jorge schläft sobald wir ins Auto gestiegen sind und so haben Germa und ich volle 2 Stunden um uns ganz in Ruhe über die Locuras (Verrücktheiten) des Lebens zu unterhalten. 

Um 2 Uhr falle ich nur noch ins Bett zwischen Spider- und Iron-Man. Mein Ecuador-Leben hat mich zurück.

Mittwoch, 2. März 2016

Tag 18

Gehe ich normalerweise gegen 21 Uhr ins Traumland, sitze ich heute zu dieser Zeit noch in einem großen weichen gemütlichen Kinosessel und gebe mir Mühe, dass mir die Augen nicht zufallen.

Der Tag beginnt jedoch nicht ganz so gemütlich auf den engen Bänken des Schulbusses. Ich teste heute weitere Kinder und der Nachmittag verfliegt mit dem normalen Praxisalltag mal wieder. Bevor ich nach Hause fahre, mache ich jedoch noch einen kleinen Halt bei meiner neuen Lieblingsbäckerei.

Gegen 8 Uhr treffe ich mich mit José, den ich beim Sprachaustausch vor 2 Wochen kennengelernt habt. José war für ein Semester in Mainz, deshalb sprechen wir eine Mischung aus Spanisch und Deutsch. Wir fahren mit dem Auto bis fast hoch zu meiner Schule, die wirklich weit im Norden liegt und biegen irgendwann in einen kleinen verlassen Freizeitpark ab. Hier gibt es auch ein Kino, welches als eines der wenigen noch den kolumbianischen Film zeigt, der für einen Oscar vorgeschlagen wurde. „El abrazo de serpiente“ ist ein Schwarz-Weiß-Film, der im kolumbianischen Regenwald spielt. Der Forscher, der auf der Suche nach einer Pflanze ist ist Deutscher und so werden in dem Film verschiedene indigene Sprachen, Spanisch und Deutsch gesprochen. Irgendwie surreal in einem kolumbianischen Kino zu sitzen und plötzlich deutsch zu hören.


Um halb 12 falle ich in mein Bett und mein Wecker steht wie immer auf 5:12 Uhr.

Dienstag, 1. März 2016

Tag 17

Ein Tag so normal wie er nur sein kann.

Der Tag beginnt leicht verschlafen im Bus und mit dem Stuhlkreis in der Mäusegruppe. Ab der 2. Stunde beginne ich mit dem Sprachscreening der deutschen Gruppen. Konnte ich beim Sprachscreening von der Uni aus in Deutschland schon nach 4 Kindern die Testsätze nicht mehr hören, träume ich heute nach der Testung von 11 Kindern sicherlich von „Zeig mir: Der Junge läuft“ und „oh, was ist denn das Tolles auf dem Bild?". Morgen warten weitere 15 Kinder auf mich.

In der Praxis möchten zwei Kinder heute partout nicht mit mir spielen bzw. Therapie machen und ich kann sie mit überhaupt nichts überzeugen. Mariale kommt also leider nicht dazu ihre Berichte zu schreiben und muss einspringen. Mit meinem Lieblings-Cochlea-Patienten läuft es dafür umso besser und während er sein Gehör für meinen deutschen Akzente trainiert, lerne ich unfassbar viele neue Vokabeln und bekomme Aussprachetraining von meiner Logopädin.

Als ich nach Hause komme steckt die Schwester von Airbnb-Santiago gerade mitten in einer Telefonkonferenz und hält ein Seminar über das Internet. Das genaue Thema kann ich aber beim besten Willen einfach nicht heraushören. Irgendwie scheint sie einfach nur permanent verschiedenen Personen zu begrüßen und sich darüber zu freuen, dass sie teilnehmen. Ich unterhalte mich also lieber im Flüsterton in der Küche mit der Airbnb-Santiago-Mama über den Tag.

Montag, 29. Februar 2016

Tag 16

Um halb 8 wache ich eingekuschelt zwischen Marie und Sonja auf und realisiere das erste mal, dass ich hier auf Reisen bin. Denn durch den Schul- und Arbeitsalltag ist mein Leben hier so geregelt, dass ich bisher gar nicht wirklich dieses freie Reisegefühl habe. Aber es ist Montag Morgen halb 8 und ich liege noch im Bett. Dazu kommt, dass ich auch noch zwischen so zwei super Verrückten liege, deren Reisefieber sicherlich ein bisschen abfärbt. 

Von den 19 Stunden sind nun mittlerweile schon ein paar vergangen und wir machen uns auf den Weg zu den hübschen Cafés in, wer hätte es gedacht, Usaquén zum Frühstücken. Wir schlendern erst mal durch die Straßen und mit Sonja und Marie kann ich diesmal so richtig ausrasten wie süß und hübsch alles aussieht. Mit Rafael, mit dem ich letzten Sonntag auf dem Markt hier war, musste ich mich was das anging leicht zurückhalten.

Nach unserem Frühstück können wir natürlich an dem hübschen Läden mit den Teelichtern, Teekannen, Tassen und Tischdecken nicht einfach so vorbeilaufen. Aber die Zeit rennt und so setze ich die beiden dann nach einem kurzen Halt bei mir zu Hause ins Taxi zum Flughafen.











Ich starte in die andere Richtung zur Praxis und komme mit nur 10 Minuten Verspätung zur ersten Therapie und auf dem Heimweg entdecke ich endlich die perfekte Busroute für den Heimweg. Wäre da nur nicht immer dieser Verkehr. Und als ich zu Hause ankomme ist das freie Reisegefühl auch schon wieder verflogen.

Sonntag, 28. Februar 2016

Tag 15

Als erstes steht ausruhen auf dem Programm und dabei komme ich auch endlich dazu mein spanisch-sprachiges Netflix auszunutzen, worauf ich mich so unglaublich gefreut habe.
Ich sitze also in meinem Bettchen, suchte ein bisschen Serien und höre Airbnb-Santiago am Schreibtisch fluchen. Der Gute ist mitten in der Klausurenphase und ich bin insgeheim ein bisschen froh, dass das Thema bei mir durch ist.

Gegen Mittag mache ich mich dann doch noch mal auf den Weg zum Markt in Usaquén, um deutsches Brot zu kaufen. Ich mache noch einen Halt beim größeren Supermarkt 2 Straßen weiter und kaufe Sonjas Lieblings-Frischkäse und noch die ein oder andere Kleinigkeit.
Und als ich die Ankunftszeiten vom Flughafen in Bogota checke, stelle ich fest, dass der Flug von Havana einfach eine halbe Stunde zu früh kommt. Ich eile zum Bus und eine lange gequetschte Busfahrt später umarme ich Lars Schwester Sonja nach 7 1/2 Monaten. Die Menschen um uns herum erleben einen dieser klassischen Flughafenmoment voller Aufregung und Freude.

Sonja reist nach ihrem Auslandssemester in Chile nun mit ihrer Reisefreundin Marie ein bisschen durch Süd- und Mittelamerika und die beiden haben genau 19 Stunden und 46 Minuten bei mir in Bogotá, bevor es nach Brasilien weitergeht.

Wir fahren zu mir hoch in den Norden und der arme Taxifahrer muss ziemlich viel Deutschgequasel ertragen. Das hört auch bei unserem typisch deutschen Abendessen mit Brot, Frischkäse und Salat nicht auf. Irgendwann fallen uns 3 in meinem 1,40m Bett aber doch die Augen zu.

2 Wochen

Normalerweise stehe ich um 5 morgens auf. Heute komme ich da erst Heim. Deshalb gibt es Blogeintrag auch erst jetzt.

Der Tag beginnt für mich jedoch um 7. Immerhin 2 Stunden später als sonst. Ich räume ein bisschen mein Zimmer auf und beziehe mein Bett frisch. Und auch das Bettbeziehen von kolumbianische Betten ist genau wie ecuadorianische Betten medio complicado. Denn unter der Tagesdecken liegen mehrere Fleecedecken plus ein dünnes Laken und das alles will dann gekonnt am Fußende unter die Matratze gesteckt werden.
Während ich mich also als super Hausfrau übe, wird es draußen immer wärmer. Bei Sonnenschein und 24 Grad mache ich draußen eine kleine Tour zum nächsten größeren Supermarkt und komme nach 2 Wochen das erste mal dazu mein Buch aufzuschlagen.

Und hätte ich um 8 eigentlich schon wieder langsam ans Traumland denken können, stehe ich vor meinen Kleiderschrank und suche mein Partyoutfit aus. Denn heute geht es in die Zona Rosa tanzen. Ich treffe José, den ich letzte Woche beim Sprachaustausch kennengelernt habe, auf einem riesigen Platz wo es nur so von Jugendlichen wimmelt. Es gibt wenige Mädels, die ihre hohen Schuhe im Schrank gelassen haben. Wir schlendern durch die mit Bars und Clubs gesäumten Straßen, immer wieder sind Musikfetzen aus geöffneten Türen zu hören und ich kann mich gar nicht entscheiden wo ich zu erst rein möchte. Später treffen wir noch ein paar Amigos von José und gehen in einen Club, der erst für Personen ab 23 ist. Glück gehabt, noch rechtzeitig Geburtstag gehabt. :)
Bis um halb 5 tanze ich also von typisch deutscher Clubmusik bis Bachata, Salsa, Merengue und anderen Tänzen, die ich zuvor noch nie gehört habe.

Freitag, 26. Februar 2016

Tag 13

Ein Tag an dem ich auf noch mehr nette Bogotaner treffe, der Heimweg im Hellen gar nicht mehr zu furchteinflössend erscheint wie gestern und es nicht regnet, da ich einen Regenschirm dabei habe.

Als heute morgen um 5:12 Uhr mein Wecker klingelt, bin ich doch ein bisschen froh, dass Freitag ist. Auch wenn früh aufstehen für mich nicht so schlimm ist wie für manche andere Personen aus meiner Familie, gehören Aufstehzeiten, die mit einer 5 beginnen, nicht zu meinen Favoriten. Im Schulbus hält mich ein kleines Whatsapp-Telefonat mit Lars wach, denn sonst wäre ich sicherlich direkt beim Einsteigen eingeschlafen und wohl nie mehr aufgewacht. Mariale nimmt mich nach der Schule mit dem Auto mit in ihre Praxis und wir kommen super entspannt und pünktlich an. Fahren wir mit dem Bus dauert der ganze Spaß schon ein bisschen länger. Denn jedes Kind wird an seiner Abholecke abgesetzt und da in der Route zur Praxis viele Kindergartenkinder mitfahren, die nicht einfach auf der Straße abgesetzt werden dürfen, kann es dauern. Denn der Bus muss warten bis die Eltern bzw. meistens das Kindermädchen an der Ecke steht und das Kind „entgegennimmt“. An sich klappt das meistens prima, doch manchmal steht man dann eben doch ein bisschen in der Gegend herum und wartet. Und so kamen wir die Woche eigentlich meistens direkt mit unserem Patienten in den Praxisraum und das ist irgendwie nicht wirklich ein guter Therapiestart.

Um 17 Uhr ist es draußen noch hell und wir haben die letzte Therapie abgeschlossen. Mein Handy hat noch genug Akku und ich finde bei GoogleMaps den perfekten Bus für den Heimweg. Meine Buskarte, die ich bisher nur für den Transmilenio Bus benutzt habe, brauche ich auch für den perfekten Heimweg-Bus. Leider sagt mir jedoch der Sensor am Drehkreuz im Businneren: „Kein Guthaben.“ Irgendwie bin ich wohl doch mehr Bus gefahren als gedacht. Ich schaue ein bisschen bedröppelt und möchte gerade aussteigen, da hält ein junger Typ seine Karte vor den Sensor und schenkt mir meine Busfahrt. Also quetsche ich mich in den bereits vollen Bus und bin mir sicher, dass sich jeder meiner deutschen Freunde bis vielleicht auf Cate und Kerstin den Kopf gestoßen hätte. Denn sogar ich kann mich sehr entspannt an den Busstangen festhalten, die von der Decke hängen und strecke ich meinen Arm nach oben, kann ich die Busdecke berühren. Total verrückt. Und während ich da so stehe fragt mich die vor mir sitzende Frau, ob meine Tasche denn schwer sei und sie sie auf den Schoß nehmen solle. Auch wenn ich dankend ablehne, freue ich mich über solche Kleinigkeiten so richtig.

Als ich zu Hause ankomme, dämmert es für 10 Minuten und in der Zeit ziehe ich mir mein Zumba-Outfit an und versuche um halb 7 meine Arme, Beine, Füße und meinen Po genau so zu bewegen wie die schwangere tanzende Vorturnerin. Ziemlich fraglich, ob mir das trotzt meiner Bemühungen so gelingt.

Donnerstag, 25. Februar 2016

Tag 12

Bogotás Wetter ist zurück. Waren die Bewohner in den letzten Wochen ganz verwundert wie sonnig es jeden Tag ist, ist es nun besser immer einen Regenschirm dabei zu haben. Versuche ich mir ab morgen anzugewöhnen. Die letzten Tage wurde ich nämlich doch ab und an ein bisschen nass. Krempel ich in der 2. Pause noch meine Hose hoch und sitze im T-Shirt auf der Wiese, scheint 2 Stunden später die Welt unterzugehen.

In der 4. Stunde singe ich heute noch mal die Vogelhochzeit und schaue am Nachmittag bei der anderen Logopädin zu, die vor allem Myopatienten und Schluckstörungen bei Kindern behandelt. So sitzt also ein kleiner Junge in der Therapie vor 4 kleinen Stücken Papaya und fängt bitterlich an zu weinen, weil für ihn Essen alles andere als ein Genuss ist. Nicht sonderlich verwunderlich, wenn man sich bei fast jeder Gabel verschluckt.

Zu meinem Lieblings-Cochlea-Implantat-Patienten bin ich aber wieder rechtzeitig bei Mariale und um viertel nach 6 verlasse ich die Praxis. In der Bäckerei nebenan werde ich endlich mein ganzes Kleingeld los, was man glaube ich gar nicht wirklich umrechnen kann, weil es so klein ist. Und dann beginnt der Teil des Tages, der hätte anders verlaufen können. Ich möchte mir gerade ein Uber bestellen, da geht leider mein Handy aus. Da mir jeder hier sagt: "nimm bloß kein Taxi auf der Straße“, laufe ich erst mal los. Sollte man zwar wohl angeblich auch nicht machen, aber da der Bus den ich hätte nehmen können gerade weggefahren ist, laufe ich lieber erst mal ein Stück. Leider verlaufe ich mich ein bisschen bzw. komme irgendwie nicht dort raus wo ich eigentlich dachte, dass ich rauskomme. An sich kann man sich in Bogotá jedoch nicht verlaufen, denn alle Straßen die waagrecht verlaufen heißen Calle und sind von Süd nach Nord durchnummeriert. Alle Straßen die senkrecht verlaufen heißen Carrera und sind von Ost nach West durchnummeriert. Trotzdem stehe ich plötzlich vor einer riesigen Autobrücke und auf den Straßen sind plötzlich immer weniger Leute. So ganz wohl fühle ich mich eindeutig nicht. Ich schaue mich also um und entdecke ein Krankenhaus mit ein paar wartenden Menschen davor. Ich gehe zu der Person, die mir am sympathischsten erscheint, erkläre meine Situation und frage, ob er mir ein Taxi rufen kann. Leider ist hora pico, also Hauptberufsverkehr und es gibt keine freien Taxis. Wir warten also, aber es bringt nichts. Irgendwann bietet der junge Mann, der ein bisschen älter als ich ist, mir an, dass er und sein Vater mich nach Hause bringen. Ich versuche die Situation einzuschätzen und überlege kurz, aber ich möchte eindeutig nicht alleine an der Straßenecke bleiben und einfach nur Heim. Also quetsche ich mich zu den beiden ins Auto, welches nur 2 Sitze hat, nehme einen riesigen Karton mit frischen Eiern auf den Schoß und die beiden bringen mich sicher nach Hause. Auf der Fahrt erzählen sie mir von ihrem deutschen Nachbarn Rainer und ich muss schmunzeln. Außerdem, dass die Schwester von dem Jungen ungefähr mein Alter hat und sie sie niemals alleine um die Uhrzeit draußen rumlaufen lassen würden, also sei es doch selbstverständlich, dass sie mich sicher Heim bringen. Ich weiß nicht so recht wie ich mich bedanken soll und bin froh, als ich um viertel vor 8 endlich zu Hause bin.

Und so gut auch alles ausgegangen ist, brauche ich solch eine Situation nicht unbedingt noch mal. Aber sowas gehört wohl dazu: zum Welt erkunden.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Tag 11

Der Tag an dem es im Supermarkt Sprudelwasser in 1,5 Liter Flaschen gibt und eine Stunde für 6,1km sehr optimistisch kalkuliert war.

Bis auf 2 Gruppen haben Mariale, wie María Alejandra so schön abgekürzt wird, und ich nun alle Gruppen beobachtet. Die ein oder andere Auffälligkeit gibt es bei den Kindern doch, sodass wir ab nächster Woche bei den Einzeldiagnostiken doch einiges zu tun haben werden.

Da heute Mittwoch ist, steht auf meinem Freizeit-Stundenplan Zumba.
Ich denke, wenn ich um kurz vor 4 aus der Praxis gehe, dann sollte ich um 5 locker im Sportoutfit vor dem großen Spiegel in der Tanzschule stehen. GoogleMaps sagt mir mit dem Bus dauern die 6,1 km inklusive Laufen 33 Minuten. Ich hätte wohl das graugeschriebene ohne Verkehr beachten sollen. Doch der Ausdruck ohne Verkehr existiert in Bogotá nicht und so stehe ich um 20 nach 5 ziemlich abgehetzt vor dem Spiegel. Neues Kriterium für meinen späteren Wohnort: S- und U-Bahnen.

Auf dem Rückweg mache ich noch Halt beim Supermarkt, der auf dem Weg liegt. Um 6:07 betrete ich den Supermarkt. Draußen ist es noch hell. Ich schlendere durch die Reihen, überlege was ich morgen zu Essen mitnehmen möchte (wen wundert’s: es gibt noch mal Couscous-Salat) und was ich sonst noch so gebrauchen könnte. Am Wasserregal freue ich mich über die 1,5 Sprudelwasserflaschen, denn mittlerweile hat sich ein kleines Plastikflaschen-Arsenal mit 600 ml Flaschen bei mir zu Hause angesammelt. Gäbe es Pfand wäre ich reich. Um 6:22 verlasse ich den Supermarkt und es ist stockfinster. Nichts mit schöner Abendröte oder so. Sonne ist einfach weg. Wie Licht aus. Morgen früh um kurz nach 6 geht es wieder an. Genauso abrupt.


Liebste Oma, gestern sind die Geburtstags-Glückwünsche im Blog leider ein bisschen untergegangen, aber jetzt wo ich weiß, dass du fleißig meinen Blog liest:
Alles Liebe und Gute zum Geburtstag, wenn auch ein bisschen verspätet!
Eine Geburtstags-Umarmung aus Bogotá und bis bald!

Dienstag, 23. Februar 2016

Tag 10

Um kurz nach 19 Uhr komme ich nach Hause, unterhalte mich ein bisschen mit der Airbnb-Mama über meinen Tag und mache nebenbei Couscous-Salat für morgen zum Mitnehmen. Mein deutsches Leben hat mich wohl eingeholt.

Am Ende des Monats kenne ich hier glaube ich den ein oder anderen Uber-Taxi-Fahrer. Der heute hatte leider trotz Navi nicht so ganz die Ahnung vom schnellsten Weg nach Hause, aber da es um kurz nach 6 nach der letzten Therapie schon wieder dunkel wurde, war das eindeutig das sicherere Heimkommen.

Neben weiteren Beobachtungen und Besprechungen habe ich in der Schule heute die 3. Stunde mit den Mäusegruppe-Kindern verbracht, die mir voller stolz ihr selbst gebautes Puppen-Theater gezeigt haben. Zuschauen durfte ich allerdings erst nachdem für mich noch eine Eintrittskarte angefertigt wurde.

Teatro
Praxisraum
Nach der Schule ging es, genau wie gestern, direkt weiter in die Praxis. Eine Therapie nach der anderen und die letzte gehöre mir alleine. Zu manchen Zeitpunkten waren plötzlich auch mal 3 Therapiekinder im Raum. 





Neben den CI-Patienten habe ich heute noch die Syndrom-Patienten kennengelernt und manche habe ich scheinbar so eingeschüchtert, dass sie die kompletten 60 Minuten keinen Ton gesagt haben. 

Die 60 Minuten waren glaube ich die längsten meines Lebens. Ich habe sie genutzt, um eine To-Do-Liste für heute Abend zu erstellen. Punkt 1 - Ecuador-Flüge buchen- ist abgehakt.

Vom 3.03. - 07.03. werde ich wieder zur Ecuador-Sarita. Meine Gastmama hat schon gefragt was ich mir zu Essen wünsche. 

Montag, 22. Februar 2016

Tag 9

Um viertel nach 6 gehe ich wie jeden Morgen aus dem Haus und heute komme ich um viertel nach 8 abends vollkommen ausgehungert, erschöpft, bepackt mit Einkäufen, aber voller interessanter Erlebnisse nach Hause. Die oberste Ecke des Baguettes fehlt, weil ich die vor lauter Hunger schon ganz mama-mäßig (jeder der schon mal bei uns war, wenn meine Mama abends nach der Arbeit vom Einkaufen kommt, weiß was ich meine) auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause aufgegessen habe und zum Glück wartet zu Hause ein Topf Reis, Avocado und Spiegelei auf mich. Kolumbianische Mamas haben schon was. Die Tatsache, dass ich das alles mit dem Löffel esse zeigt mir, dass ich nun wirklich angekommen bin im südamerikanischen Leben.

Von 7.20 Uhr bis 13 Uhr machen María Alejandra, die Logopädin und ich dort weiter, wo wir am Freitag aufgehört haben. Wir beobachten die Kinder und machen uns bei auffälligeren Kindern Notizen, um sie uns nächste Woche noch mal genauer anzuschauen. Meine Mäuse-Kinder sind ganz verwundert, dass ich jetzt gar nicht mehr bei ihnen in der Gruppe bin, denn nach einer Woche haben sie sich scheinbar so an mich gewöhnt, dass es für sie unvorstellbar ist, dass ich an der Schule noch was anderes mache, als nur mit ihnen zu spielen. Ab 13 Uhr beginnt der Teil des Tages, dessen Erlebnisse womöglich für die restliche Blog-Woche reichen würde, aber lediglich für all meine Logos interessant wären.

Einer der 40 Schulbusse des Colegios bringt die Logopädin und mich zu ihrer Praxis, die in einem schicken Ärzte-Haus im Norden untergebracht ist. Auf dem gleichen Flur arbeitet noch ein Psychologe, eine Audiologa und die angeblich beste Myo-Therapeutin ganz Kolumbiens, die ich morgen kennenlernen werde. Der Therapieraum lässt eindeutig keine Wünsche offen. Der Spiele- und Materialschrank ist ziemlich faszinierend und die Therapie und Patienten von María Alejandra erst recht. Ich sehe alles vom typischen Lispeln über auditive Wahrnehmungsstörungen und Zügen von Autismus bis hin zu Cochlea Implantat-Trägern in jeder Altersstufe. Es gibt Einzel- und Gruppentherapie und zwischen den Patienten keine einzige Pause. Die Therapieabläufe sind wie zu Hause auch und auch die Übungen ähneln sich sehr - nur eben alles auf Spanisch. So gibt es meinem Notizbuch nicht nur eine Seite mit Ideen, die ich mitnehme, sondern auch eine Seite mit neuen Vokabeln. Denn das ein oder andere Wort fehlt mir dann doch. Trotzdem lässt mich María Alejandra auch selbst Therapie machen. Und so sitze ich da, halte auf einer anderen Sprache Therapie und bekomme das süßeste Kompliment vom letzten Patienten des Tages, der sagt, dass ihm mein leichter Akzent wesentlich besser gefällt, als das perfekte spanische Spanisch aus Spanien aus der Übungs-App.

Sonntag, 21. Februar 2016

Tag 8

Welten in einer Stadt.

Doch zu Beginn des Tages erscheint Bogotá als eine Welt. Bestehend aus einem Meer an Häusern und Straßen. Das Ende der Häuser kann man nur erahnen und der Blick vom Hausberg von Bogotá reicht noch nicht mal bis in den endlosen Norden der Stadt. Rafael -mein gestern neu gewonnener Schweizer Freund- und ich wissen gar nicht so recht wo wir eigentlich hinschauen sollen.


Bogotá














Mit der Seilbahn geht es wieder nach unten, mitten hinein in das Häusermeer. Heute ist Sonntag und viele der Straßen sind am Sonntag für Jogger, Radfahrer, Inlineskater etc. gesperrt. Wir flanieren also ein wenig durch die Candelaría, die historische Altstadt von Bogotá. Kommen vorbei am Palast des Präsidenten und natürlich am Platz des Simon Bolívar. Was wäre schließlich eine südamerikanische Stadt ohne eine Plaza de Bolívar. 



Plaza Bolívar

Auch wenn eigentlich jeder ein Handy besitzt: dieser Mann verkauft Minuten zum Telefonieren für umgerechnet 0,03 cent. 

















Nach einem Mittagessen machen wir uns auf in den Norden der Stadt in den Stadtteil Usaquén. Ich habe mich verliebt, eindeutig. Hat die Altstadt von Bogotá wirklich Charme mit den vielen kleinen holprigen Gassen und den Wandgemälden, ist Usaquén einfach hübsch. Sonntags ist Markt und entlang der Straße gibt es Stände und einfach nur auf dem Boden ausgebreitete Tücher mit Armbändern, Taschen, Haarschmuck, Ohrringen, Seifen, Naturmedizin, Schuhen und Räucherkerzen. Und es sind nicht die Art von Artikeln, die schon beim bloßen Anblick auseinanderfallen. Mein Highlight ist der Brotstand, der echtes Vollkornbrot verkauft. Als ich entschlossen auf den Stand zugehe und ein Brot mit Leinsamen drauf aussuche, schaut mich der Verkäufer kurz an und fragt alemana, also deutsche? Ich nicke und er lacht. Er sagt, dass viele Deutsche genau dieses Brot kaufen würden und ich denke mir: kein Wunder, denn dieser Stand könnte 1:1 auf einem deutschen Wochenmakt stehen und nicht fast 10.000 km entfernt in Kolumbien.

Und während wir durch die Menschenmenge laufen, stellen wir fest, dass der Norden eine eigene Welt ist. So tragen die Leute andere Kleidung, die iPhonerate ist eindeutig höher und auch die Cafés haben nicht nur den Zweck, die Menschen mit Essen und Trinken zu versorgen, sondern nebenher auch noch schön auszusehen. Trotzdem gibt es an den Straßenecken natürlich voll beladene Autos, die Obst verkaufen und fahrbare Grills mit Maiskolben. Denn auch so sehr dieses Viertel an Europa erinnert, sind wir immer noch in Kolumbien.

Am späten Nachmittag wird das Wetter dann tatsächlich so wie die letzten Tage schon vorhergesagt nämlich regnerisch. Ich gönne mir ein Uber-Taxi, welches mich für umgerechnet 3,61 Euro trocken und vor allem sicher nach Hause bringt.

Samstag, 20. Februar 2016

1 Woche

Tag der neuen Freunde. Um halb 7 bin ich fertig mit schlafen. Eigentlich ist das noch ein bisschen früh, aber da es in Deutschland ja schon 1 ist, kann man dann auch schon mal ein bisschen facetimen. Nebenbei suche ich nach ein paar Beschäftigungen für den Tag und finde eine Graffiti-Tour durch Bogotás Altstadt. http://bogotagraffiti.com

„J“, der Guide, führt uns durch die engsten Gassen und zu den buntesten und tollsten Wandbildern, die einem beim einfachen Vorbeilaufen wahrscheinlich gar nicht auffallen würden. Ich lerne nicht nur die verwinkelten Straßen Bogotás kennen, sondern auch direkt einen Begleiter für morgen, um auf den Hausberg Monserrate zu fahren.


Nach der Stadtführung mache ich mich jedoch erst mal auf den Weg zum Café „Seis Manos“ zum großen Sprachaustausch. Es gibt super viele Tische, noch mehr Menschen und an jedem Tisch wird eine andere Sprache gesprochen. Am deutschen Tisch lerne ich direkt neue kolumbianische Freunde kennen mit denen ich in einem Mix aus Spanisch und Deutsch mich von typisch deutsch-typisch kolumbianisch über Studiengänge bis hin zur Flüchtlingssituation in Europa austausche. Einer meiner neu gewonnen Freunde bringt mich netterweise noch zu meiner Busstation, denn mittlerweile ist es dunkel und ich freue mich nicht alleine durch die sehr belebten Straßen laufen zu müssen.

Freitag, 19. Februar 2016

Tag 6

Observaciónes und Oportunidades.

Calle 147a #53 - meine Abholecke auf Höhe des Fahrradfahrers
Am Freitag ist Spielzeug- und Picknicktag in der Mäusegruppe. Doch all zu viel bekomme ich davon nicht mit, denn heute beginne ich mit der Logopädin zu arbeiten. Als ich gerade in ihrem Büro ankomme, findet eine Besprechung mit der Schulpsychologin, der Schullogopädin, der Erzieherin sowie der externen Logopädin eines Kindes statt. Ich darf dabei sitzen und bin ein bisschen stolz, dass ich wirklich alles verstehe. Von den Problemen des Kindes über die Sorgen der Eltern bis hin zum Vorgehen. Anschließend gehen die Logopädin und ich durch die Gruppen und beobachten erst mal die Kinder. Sie erklärt mir worauf es im Spanischen bei der ersten Beobachtungen ankommt und lädt mich für nächste Woche in ihre Praxis ein, um dort auch nachmittags noch zu arbeiten. In ihrer Praxis werden vor allem Kinder mit Cochlea-Implantaten betreut und da ich so eine Therapie auch in Deutschland noch nicht gesehen habe, fahre ich am Montag direkt mit ihr nach der Schule in ihre Praxis. Mein Freizeit-Stundenplan füllt sich also langsam. Doch erst mal ist um 13 Uhr am Freitag wieder Schluss für mich.

mittags halb 5 Richtung Norden.

Mich verschlägt es am Nachmittag doch noch mal ins große Shoppingcenter, denn irgendwie müssen ja die fehlenden MTZ Besuche kompensiert werden ;) Auf dem Rückweg fahre ich leider an meiner Busstation vorbei, dabei gibt es hier sogar einen Fahrplan auf dem die Haltestellen markiert sind. Ich werde in den nächsten Tagen ein bisschen üben ihn auch richtig zu lesen. Als ich nach Hause komme ist es mittlerweile dunkel, Airbnb-Santiago sitzt noch am Schreibtisch und nach einem kleinen Plausch falle ich aber doch irgendwie ziemlich früh ins Bettchen.

Wohnkomplex

Donnerstag, 18. Februar 2016

Tag 5

Begegnung mit dem wahren Leben. Heute nehme ich zum ersten Mal die öffentlichen Verkehrsmittel.

Zur Schule holt mich aber natürlich wie gewohnt der Schulbus ab. Heute steht Spanisch- und Musikunterricht auf dem Programm. Im Spanischunterricht lerne ich einen neuen Oster-Reim von einem Hasen, der über das Feld hoppelt und im Musikunterricht singe ich Rolf Zuckowskis Vogelhochzeit und spiele dazu Kontrabass. Der Musikunterricht erinnert mich so unglaublich an meine Ecuador-Chiquitos, dass ich fast ein bisschen sentimental werde.

Da mein Zumba-Kurs gestern Abend doch heute seine Wirkung gezeigt hat, gehe ich heute nicht in die Tanzschule, sondern entscheide mich für einen Besuch um riesengroßen Shoppingcenter, an dem ich jeden Tag mit dem Schulbus vorbeifahre. Die Homepage verrät mir, dass von Zara über American Eagle bis hin zu GAP alle meine Lieblingsgeschäfte da sind.

Ich laufe also meine Calle 138 vor bis zur großen Autobahn, wo der Transmilenio, Bogotás Stadt-Bus mit eigener Busspur, abfährt. Ich denke mir nichts dabei, als ich zu dem kleinen Häuschen an der Station gehe und bezahlen möchte. Die Frau hinter der Glasscheibe ohne Gegensprechanlage fragt mich hektisch wo meine Karte sei. Ich frage welche Karte. Sie hält  eine grüne Plastikkarte hoch. Ich schaue sie etwas verwirrt an. Der Mann hinter mir drängelt sich an mir vorbei, sagt er mache das schon und nimmt mich mit. Er erklärt mir: Jede Fahrt mit dem Bus kostet 2.000 Pesos (ca. 54 Cent). Jeder hat eine Plastikkarte auf die man sein Guthaben lädt, welches dann verfahren wird. Mittlerweile sind wir am Drehkreuz angekommen und er hält seine Karte drauf und bittet mich durchzugehen. Ich gebe ihm 2.000 Pesos und bedanke mich. Doch als ich gerade gehen möchte, steckt er mir eine der Plastikkarten zu und sagt: hier, ich habe 2, die hier ist leer, musst du nur noch aufladen. Als er mir anschließend noch sagt welchen Bus ich nehmen muss ist er eindeutig mein Held des Tages.

Die Stationen der Busse sind auf dem Grünstreifen in der Mitte der Autobahn. Erreicht werden sie über riesige Fußgängerbrücken auf denen und um sie herum mir das wahre Leben begegnet, welches ich schon ein wenig vermisst habe. Fliegende Händler bieten von Schals über Sonnenbrillen, Sim-Karten und Armbänder bis hin zu Pirata-CD’s und DVD’s alles an. Dazwischen gibt es natürlich noch unzählige fahrbare Grillwagen und Obststände. Und all das unter enormer Beschallung durch Salsa und Reggaeton.

Und obwohl die innerste Spur der Autobahn nur den Bussen gehört, dauert der Rückweg doch ziemlich lange. Für die Extra-Spur sind es dann eben doch zu viele Busse. Und so habe ich bisher noch keine Fahrt auf Bogotás Straßen ohne Stau erlebt. Morgen früh gibt es wieder den normalen Morgen-Verkehr bei dem 5 Spuren kilometerlang einfach nur voll sind.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Tag 4

Betrachte ich den unfassbaren Verkehr von Schulbussen auf der kleinen Nebenstraße, auf der auch ich jeden Morgen zur Schule abgeholt werde, erscheint es mir gar lächerlich meine „Bushaltestelle“ bzw. Abholecke in Frage gestellt zu haben. Am Sonntag sah diese Straße so friedlich und ruhig aus. Morgens um viertel nach 6 sieht das eindeutig anders aus.

Zu erst kommt der kleine Bus mit dem Mädchen, was mit offenem Mund in der letzten Reihe schläft. Der Bus dreht an der Ecke und fährt wieder zurück. Anschließend kommen 4 weitere Schulbusse, die allerdings nicht anhalten und dann kommt einer großer Reisebus, der vor dem Häuserkomplex rechts von mir anhält. Der Bus steht meistens 4 Minuten da, bis ein kleiner Junge mit -wie nicht anders zu erwarten- Rollkoffer über den Hof schlurft.

Und dann kommt mein Bus, ein blauer großer Bus mit ziemlich engen Bänken. Vorne sitzen die Lehrer und dann sitzt man von klein nach groß. Im Bus ist praktisch niemand wach. Alle sitzen da in einem Zustand, der sich weder als wach noch als schlafend bezeichnen lässt. Die Kleinsten liegen quer auf den Bänken und schlafen vielleicht tatsächlich.
Langsam lässt mein Jetlag nach und auch ich war heute morgen in diesem undefinierbaren Zustand. Mein Bus der Route 35 ist der Letzte der heute morgen ankommt. 

Auf dem Kindergarten-Stundenplan steht heute Schwimmen und Sandkastentag. Ich übernehme die Mädchengruppe und begleite meine 6 Mädels in die Umkleide des schuleigenen Schwimmbads. Bis alle ihre Badeanzüge, Schwimmkappen und Schwimmbrillen anhaben vergeht einige Zeit. Doch die Zeit ist nichts im Vergleich zu der Zeit nach dem Schwimmunterricht. Da einige bis fast jede zu Hause ein Kindermädchen hat, gehören bei manchen Kindern Dinge wie ich muss meine Sachen selbst einpacken und meine Schuhe alleine anziehen nicht unbedingt zum Alltag. Sicherlich sind da aber auch in Deutschland ein paar verwöhnte Kinderchens zu finden.

Den Schwimmunterricht an sich machen externe Schwimmlehrer. So sitze ich also in der warmen Schwimmhalle und schaue nach draußen, wo gerade die Bundesjugendspiele stattfinden und denke mir: was ein Glück muss ich da nicht mehr mitmachen.

Nach dem Schwimmen gehen wir noch in den Sandkasten und um 13 Uhr bringt mich der Schulbus wieder nach Hause. Ich genieße ein bisschen die Sonne auf dem Balkon und gehe um kurz vor 5 zu meiner ersten kolumbianischen Zumba-Stunde. Zum Glück habe ich sowas mit meiner ecuadorianischen Gastschwester schon mal gemacht, sonst wäre ich wohl leicht überfordert gewesen. Um kurz nach 6 gehe ich im Hellen nach Hause und als ich 10 Minuten später in meinem Zimmer die Vorhänge zuziehe ist es draußen stockdunkel.

Dienstag, 16. Februar 2016

Tag 3

Um 6:07 gehe ich durch die Sicherheitsschleuse in unserem Haus. An sich besteht die Schleuse nur aus dem Raum des Wachmanns mit 2 Türen. Die Türen gehen jedoch niemals gleichzeitig auf, daher wohl der Name.

Heute gehe ich statt rechts wie gestern, links. Ich laufe, komme zur nächsten Querstraße und will gerade links abbiegen, um um den Häuserblock vor mir herum zu laufen, da sehe ich ein Mädchen. Es geht einfach geradeaus, auf einem Weg, den ich alleine wohl nie betreten hätte. Ich folge ihr unauffällig und stehe fast an meiner Abholecke. 6 Minuten hat mein Weg gedauert, also ab nun sind morgens 10 Minuten mehr im Bettchen drin.

Pünktlich um 7:20h betrete ich die Mäusegruppe und habe direkt 5 Kinderhände in meiner Hand, die mich zu meinem Platz im Stuhlkreis führen. Heute ist Obsttag. An sich ist an diesem Tag nichts anders als sonst auch, bis auf die Unmengen an Obst, die die Kinder in ihren Rollkoffern zur Schule transportieren.

Auch im Kindergarten gibt es einen festen Stundenplan. Das erinnert mehr an eine Schule, als an einen klassischen Kindergarten in Deutschland. Auf dem Stundenplan stehen zum Beispiel neben dem Obsttag noch Dinge wie Bibliothek, Schwimmen, Spanisch-Unterricht, Sandkastentag, Musikunterricht und Sinnesraum. Außerdem hat jedes Kind eine Mappe mit Aufgaben für die Feinmotorik, ähnlich wie ein Wochenplan, welche bis zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein müssen.

Gerade helfe ich Juan Diego und Sophía ihre Osterkörbchen zu basteln, da werde ich der neuen spanischsprachigen Logopädin vorgestellt. Sie hat heute also ihren ersten Tag und demnach nicht direkt Aufgaben für mich. Aber da in der Mäusegruppe aktuell sowieso eine Deutschkraft fehlt, bleibe ich für den Rest der Woche einfach erst mal dort.

Der Kindergarten-Stundenplan gilt momentan auch noch für mich, sodass ich um 13 Uhr fertig bin. Ab dann beginnt mein Freizeit-Stundenplan. Nach nun 3 Tagen steht da nun die erste Sache drauf: Tanzschule. Die Tanzschule ist direkt bei mir um die Ecke. In meiner ersten Stunde: Salsa, Bachata und Cumbia. Was anders ist: jeder tanzt für sich nach einer Choreo und die Musik ist ca. fünfmal so laut als in jeder deutschen Tanzschule.

Und wie jeden Tag fallen mir um 9 die Augen zu. Auch heute.

Montag, 15. Februar 2016

Tag 2

Ich schlängle mich hindurch zwischen kleinen Kindern mit riesigen ziehbaren Rollkoffern in denen sie ihr Frühstück transportieren und größeren Kindern in Schuluniform. Mein erster Schultag. Zumindest als Praktikantin.

Nach einer über einstündigen Busfahrt für 11 km komme ich an der Schule an und folge den Rollkoffern bis in den Kindergarten des Colegio Andino - der deutschen Schule. Es gibt insgesamt 16 Gruppen. Jede Gruppe hat einen deutschsprachigen Erzieher und einen spanischsprachigen Assistenten. Es gibt eine Bibliothek, einen Sinnesraum und einen riesigen Außenbereich. All das ist wohl ziemlich gewöhnlich für einen Kindergarten. Der Unterschied liegt für mich jedoch in der Sprache. Die meisten Kinder sprechen spanisch, doch vor allem in den Deutsch-Muttersprache-Gruppen ist ein wilder Sprachmix zu hören. Und auch ich ertappe mich dabei. Logopädisch gesehen nicht sonderlich vorbildlich.

Ich lerne an meinem ersten Tag die verschiedenen Gruppen kennen, spiele HABA-Spiele, lese deutsche Bücher vor, bin bei einem Sprachtest dabei und muss Mateo fünfmal auf deutsch bestätigen, dass sein Bild wirklich furchteinflößend aussieht.

Morgen früh: 6:25h wieder die gleiche Straßenecke für Tag 3.