Sonntag, 31. Dezember 2017

Tag 10 - Silvester

Silvester in Sydney war von Beginn unserer Reiseplanunung an fest gesetzt. Einmal hautnah das spektakuläre Feuerwerk über der  Harbour Bridge und dem Opernhaus erleben. Wochen vorher habe ich bereits auf der Internetseite für NYE in Sydney „gewohnt“, um das besten Plätzchen für das Feuerwerk . Man merkt, dass Sydney nicht zum ersten Mal Silvester feiert. Auf einer Karte sind alle Stellen angezeigt von denen Feuerwerk abgeschossen wird und von welchen Plätzen man dieses am besten sehen kann. Außerdem wird einem angezeigt um wie viel Uhr der Spot öffnet, für wie viele Personen der Ort ausgelegt ist, um wie viel Uhr letztes Jahr die Kapazität erreicht wurde und ob es Toiletten und Essensstände gibt. Das Plätzchen, welches wir uns eigentlich ausgesucht hatten, öffnete um 8 Uhr morgens und war um 10 Uhr morgens bereits gut gefüllt. Strandmuscheln wurden aufgebaut und riesige Kühltruhen zum Ort des Geschehens getragen. Am Eingang zu dem abgesperrten Bereich gibt es Taschenkontrollen, denn Glas und Alkohol sind verboten. Die Kontrolleure sind rigoros. Der eine findet eine Flasche Vodka im Rucksack eines Besuchers und ruft laut: „schaut her was passiert, wenn ihr euch nicht an die Regeln haltet“ und donnert die volle Flasche in den nächsten Mülleimer. Annachen und ich finden ein wunderbares Plätzchen auf einem Hügel noch vor den Absperrungen, denn unten ist es als wir kommen schon viel zu voll. Man sieht zwar nur einen winzigen Zipfel des Opernhauses, aber dafür fast die ganze Harbour Bridge. Um halb 12 am Vormittag breiten wir unsere Picknickdecken aus und sind bereit 11 Stunden und 30 Minuten zu warten. Der Vorteil an unserem Plätzchen: es gibt öffentliche Toiletten, keine Taschenkontrolle und nur 20 Minuten Fußweg nach Hause.
Auch wenn wir nicht in einem der abgesperrten Bereich sitzen herrscht überall striktes Glas und Alkoholverbot. Papa schmuggelt trotzdem einen kleinen Sekt und Wein in einer braunen Papiertüte zu unserem Picknickplatz. Doch unsere Vorräte bleiben gut versteckt, denn die Polizei läuft von Decke zu Decke und kontrolliert was getrunken wird. Ab und an wird auch mal eine Kühltasche geöffnet und der Inhalt aus Glas dann abgenommen. Sogar Mama und Papa fühlen sich ein bisschen wieder wie 16, als man noch keinen Alkohol trinken durfte.
Die Zeit vertreiben wir uns mit Kartenspielen, Spaziergängen, Essen und Leute beobachten. Und irgendwann sind dann die 11 Stunden und 30 Minuten auch schon vorbei. Das Warten hat sich absolut gelohnt. 12 Minuten spektakuläres Feuerwerk. Ich habe wirklich noch nie so ein tolles Feuerwerk gesehen. Mein Highlight war der Goldregen unter der Brücke, wodurch es aussah als würde ein goldener Wasserfall unter der Harbour Bridge plätschern. 
Ich habe beschlossen das Feuerwerk nicht aufzunehmen oder groß zu fotografieren, sondern lieber den Moment zu genießen. Wer es sich anschauen mag, kann das hier tun: 
https://youtu.be/eIEB9vdpgpQ










Samstag, 30. Dezember 2017

Tag 9 - Sydney

Von 20 Grad zu über 30 Grad. Von Regen zu Sonne.


Wir fahren zurück in die Zivilisation und erreichen nach 2,5 Stunden Fahrt Sydney. Mehr Zivilisation geht wohl nicht. Die Sonne gibt alles und scheint wunderbar vom Himmel. Wir checken in unser Airbnb ein und machen uns auf den Weg in die Stadt. Ich bin das einzige Familienmitglied, welches Sydney noch nicht kennt. Wir fahren über die große Harbour Bridge und ich erhasche schon mal einen Blick auf das Opernhaus. Unser Spaziergang führt uns bis zu einer der vielen Spitzen Sydneys, die ins Meer ragen. Von hier aus hat meinen einen wunderbaren Blick auf die Brücke und im Vordergrund das Opernhaus. Die Vorbereitungen für das morgige Silvester laufen auf Hochtouren. Überall sind Zäune, Dixi Häuschen und Trinkwasserspender aufgestellt. Und es lässt sich nur erahnen welche Massen hier wohl morgen unterwegs sein werden. 


Generell findet man, egal ob mitten in der Stadt oder aber auf einem Wanderweg gefühlt am Ender der Welt, Trinkwasserspender. Nun hat Sydney noch mehr Wasserspender, um die Menschenmassen morgen vor einem Kreislaufkollaps zu bewahren.


Nach unserem Spaziergang fahren wir mit der Fähre vorbei am Opernhaus nach Manly, wo die Schönen und Reichen wohnen. Am Manly Beach könnte ich stundenlang den Surfern zuschauen. Vielleicht lerne ich es doch noch eines Tages.


Abends kaufen wir gefühlt den halben Supermarkt für das große Picknick morgen leer. Denn morgen steht warten auf das große Feuerwerk auf dem Programm. Und mit was zu Essen wartet es sich eindeutig viel besser.




Tag 8 - Blue Mountains

Tag 8 führt uns wohl zum zweiten Touri-Hochpunkt. Die Blue Mountains. Dieser Berge liegen ca. 2 Stunden von Sydney entfernt und bekommen ihren Namen durch die vielen Eukalyptusbäume, die beim Verdunsten einen blauen Schimmer über das Gebiet  legen. Der erste Lookout ist noch ein echter Geheimtipp. Papa fragt sich, wo wir bloß hinwollen, denn wir fahren ab vom großen Highway, durch ein kleines Wohngebiet und hinein in die Einöde. Dann ein paar Meter auf einem Schotterweg, noch mal rechts, noch mal links. Auf dem Parkplatz stehen maximal drei weitere Autos und ich muss doch ein bisschen meine Höhenangst überwinden, als wir auf dem unabgesicherten Felsen stehen und es unter uns eindeutig mehr als nur 2 Meter in die Tiefe geht. Mama dreht sich besser mal um, als wir anfangen auf den Steinen rumzuklettern und ich schicke erst mal das Annachen vor, bevor ich mich traue an den Feldrand zu setzen.



Danach tauchen wir ein in die Touri-Welt der Blue Mountains. Von der Seilbahnstation wandern wir bis zum Echo Point. Von hier hat man den besten Blick auf die berühmten Three Sisters. Wie ich festgestellt haben gibt es verschiedene Legenden über diese ungewöhnliche Felsformation. Die meisten Aborigine-Legenden sagen, dass es sich bei den Felsen um die drei Schwestern Meehni, Wimlah und Gunnedoo handelt. Die Schwestern hatten sich verbotenerweise in Männer aus einem anderen Stamm verliebt. Sagen einige Legenden sie wurden von den Männern zum Schutz in Steine verwandelt, sagen andere Legenden sie wurden zur Strafe in Steine verwandelt. Falls es jemand der hier Lesenden besser weiß, gerne die Kommentarfunktion nutzen und mich aufklären.
Wie auch immer haben es diese 3 Felsen jedenfalls zur Hauptattraktion geschafft und wir treffen auf unzählige Großfamilien und Menschen aus aller Herren Länder. Von Wanderschuhen über FlipFlops bis zu Schuhen mit schwindelerregendem Absatz ist jedes Schuhwerk auf den Wanderwegen anzutreffen. Wir kehren zurück zu unserem Auto und fahren für unsere nächste Unterkunft noch weiter ins australische Hinterland. Während wir es schon ziemlich verlassen finden, ist die Frau an der Rezeption absolut begeistert von ihrem Ort. Denn schließlich liegt ihr wunderbares Städtchen an der letzten Bahnstation und innerhalb von 3 Stunden ist sie auch schon in Sydney am Flughafen. Und dann fliegt sie mal eben schnell 2 Stunden und fährt dann noch ein bisschen Zug und ist binnen eines Tages auch schon bei ihrem Bruder, der irgendwo weiter oben an der Ostküste wohnt. Das Gefühl für „schon da“ und Entfernungen weicht etwas von unserem ab. Morgen machen wir uns dann auch auf den Weg nach Syndey und sind hoffentlich nach 3 Stunden dann auch schon da.







Kleine Ergänzung zu diesem Bild: Ich warte seit unserer Ankunft hier auf so ein Schild. Leider konnten wir bisher nie an einem anhalten, aber gestern hat es endlich geklappt. Die Einöde ist eben manchmal doch gar nicht so schlecht.

Tag 7 - Newcastle

Der Tag beginnt mit Sonne und Frühstück am Strand. Der Strandkiosk bietet das typische Australien Frühstücksangebot: Joghurt mit Früchten und Müsli alternativ Avocado-Toast. Ich bin im absoluten Frühstücks-Himmel. Nach 2 Reisetagen steht ein gesamter Tag in Newcastle und Umgebung an. Wir fahren eine Stunde bis zum Tamoree Mountain und machen eine kleine Wanderung auf die Spitze des Berges. Von oben hat man einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Strände. Ist der Strand auf der rechten Seite doch relativ belebt, sind die Buchten auf der linken Seiten fast ausgestorben. Möglicherweise liegt es daran, dass rechts der Strand bewacht ist, sichergestellt ist, dass kein Hai im Wasser schwimmt und die Wellen nicht so hoch sind. Wir entscheiden uns nach der kleinen Wanderung trotzdem für den einsamen linken Strand. Die Wellen sind so hoch, dass man maximal bis zu den Knien ins Wasser gehen kann.
Nachdem Papa die kleine Bucht ausgiebig inspiziert hat, Mama mit den Wellen gekämpft hat und Annachen und ich aus unserem Mittags-Strand-Schläfchen erwacht sind, geht es weiter nach Port Stephen und Anna Bay. Dies ist wohl der touristischste Ort, den wir bisher auf unserer Reise gesehen haben. Unmengen an parkenden Autos stehen vor einer riesigen Wanderdüne. Kameltouren und Sandboarding werden auf riesigen Schildern angepriesen. Wir entscheiden uns gegen die Touri-Tour und begnügen uns mit einem Picknick am Strand.



Tag 6 - Reisetag

Ich wache in unserem Motel-Zimmer auf, welches typischer wohl nicht hätte sein können und weiß nicht genau was mich geweckt hat. Das Schnarchen meiner Familie oder der prasselnde Regen auf dem Dach. Ich schaue aus dem Fenster und das Regenwasser schießt aus der Dachrinne auf den Parkplatz. Genau so habe ich mir meinen Winter-Australien-Sommer vorgestellt. Also geht es weiter Richting Süden mit der Hoffnung dem Regen zu entfliehen. Klappt beim Frühtsück in Valla Beach noch nicht so ganz. Dafür ist das Beachhouse in dem wir Frühstücken bei Regen umso gemütlicher.



Bei unserem nächsten Stop, dem Koala-Hospital in Port Macquarie, haben wir es geschafft dem Regen zu entkommen. Koalas, die von Autos angefahren werden oder aufgrund von Rodung ihren Lebensraum verlieren, werden hier versorgt. Ich, die ja bekanntlich nicht so auf Tiere steht, bin hin und weg. Ich glaube, ich habe noch nie so kuschelige Tiere gesehen. Koalas schlafen zwischen 18 bis 20 Stunden am Tag und ich komme zu der Erkenntnis, dass mein Schwesterherz wohl insgeheim ein Koala ist.



Ich würde ganz gerne einen von den Kerlen einpacken, aber Papa sagt wir hätten keinen Platz im Auto. Außerdem haben die Süßen einem ganz guten Eigenduft. Das hält mich dann doch etwas ab. Auch wüsste ich nicht, woher ich so viel Eukalyptus nehmen sollte.

Unser Roadtrip geht weiter. Anna und ich übernehmen die Navigation von der Rückbank aus mit GoogleMaps. Während auf unseren Handys die Straße als ganz normale Straße angezeigt wird, ändert sich im realen Leben die asphaltiere Straße zu einem ruckeligen Schotterweg. Wir sind mittendrin im Crowdy Bay Nationalpark und irgendwo hier warten auf uns freilebende Kängurus bzw. Wallabys. Wir parken das Auto, gehen ein paar Meter und schon sitzen die Ersten auf der Wiese und lassen sich von nichts aus der Ruhe bringen. Annachen und ich setzen uns erst etwas zögerlich mit ein bisschen Abstand auf die Wiese. Aber kaum sitzen wir, werden wir in den Lebensraum integriert und es wird um uns herum gefuttert.









Nach einem erfolgreichen Australien-Tier-Tag liegen noch 2 Stunden Fahrt bis Newcastle vor uns. 

Dienstag, 26. Dezember 2017

Tag 5 - Reisetag

Da wir es bis Silvester nach Sydney schaffen wollen und es bis dorthin noch 816 Kilometer sind, wird es Zeit sich Richtung Süden aufzumachen. Und so verlassen wir unser Weihnachts-Apartment mit dem schönen Blick und legen einen kleinen Reisetag ein. Aber natürlich nicht ohne ein paar eindrucksvolle Stops. Die Sonne ist zumindest am Morgen zurückgekehrt.

Kaum sind wir um die Ecke unserer Unterkunft gebogen, überschreiten wir schon die Zeitzone. Unsere Handys, die ihre Uhrzeit automatisch einstellen, waren schon die ganzen letzten Tage verwirrt. So war im Wohnzimmer stets Queenslandzeit, während im Schlafzimmer einem eine Stunde später angezeigt wurde und nach New South Wales Zeit gelebt wurde. Nun aber Schluss mit der Verwirrung und wir haben ab jetzt 10 Stunden Zeitverschiebung nach Deutschland.

Fürs Frühstück halten wir in Byron Bay. Da allerdings schon die ein oder andere Wolke am Horizont zu erkennen ist, muss das Frühstück warten und wir fahren erstmal direkt zum Leuchtturm von Byron Bay. Wir sind nicht die Einzigen mit dieser Idee und es fordert etwas kreatives Parken, um unser Auto loszuwerden.



Wir laufen die geschwungene Straße bis hoch zum Leuchtturm und schauen auf weiße Strände mit hellblauem Wasser. Die häufigste Sprache auf dem Weg ist nach Englisch eindeutig Deutsch. Wir laufen zum östlichsten Punkt des australischen Festlandes. Nachdem wir im Sommer schon in Portugal am westlichsten Punkt Europas waren, passt der östlichste Punkt ganz gut auf unsere Liste. Außerdem entdecken wir die Außichtspunkt-Innovation - eine Selbstauslöser-Pfosten. Sollte es unserer Meinung nach an allen tollen Plätzen auf der Erde geben. 





Nach dem ein oder anderen Selbstauslöser-Bild wird es doch Zeit fürs Frühstück und wir machen uns auf den Weg ins Stadtzentrum von Byron Bay. Ich habe selten ein so entsapnntes Städtchen gesehen, welches süße Cafés, kleine knuffige Lädchen und schöne Strände so sehr vereint.

Da wir von den 816 Kilometer gerade mal 50 gefahren sind, wird es Zeit weiterzufahren. Das Wetter denkt sich, wenn sie im Auto sitzen kann es ja ruhig regnen. Von uns aus in Ordnung. Leider hat das Wetter den Ausschaltknopf für den Regen nicht mehr gefunden. Unsere anderen geplanten Stops fallen also leider ins Wasser. Auch stellen wir fest, dass am sogenannten Boxing Day, also dem 2. Weihnachtsfeiertag, die Raustrantauswahl fürs Abendessen etwas beschränkt ist. So landen wir also bei Touch of North India und fallen abends im gemütlichen 4er Zimmer in einen nicht ganz so erholsamen Schlaf.




Tag 4 - Coolangatta

Der erste Weihnachtsfeietag startet mit einem sonnigen Frühstück auf unserem Balkon. Danach geht es weiter mit einem ausgiebigen Strand- und Poolbesuch. Das könnte von mir aus Tradition für den 1. Weihnachtsfeiertag werden. Nicht allerdings der Regen, der danach folgt. Wir sind gerade auf dem Weg uns die eindrucksvolle Skyline von Gold Coast näher anzuschauen, da scheint die Welt plötzlich unterzugehen. Und das im australischen Sommer. Es stürmt, blitzt und donnert. Unsere Wetter-Apps sagen es soll so bleiben. Vielleicht sollte ich früher abreisen. 




Montag, 25. Dezember 2017

Tag 3 - Weihnachten

Der Weihnachtstag beginnt erst mal mit einem ausgiebigen Strandbesuch. Ich trage extra meinen roten Bikini, damit es wenigstens ein bisschen weihnachtlich ist. Der heiße Sand schmerzt schon fast unter den Fußsohlen und die Wellen rollen an den Strand. Absolut weihnachtlich. Um die Mittagszeit wird es so warm, dass wir uns in den kühlen Supermarkt zurückziehen. Einkaufen für das große Weihnachtsessen. Wir folgen der Hoss-Familien-Tradition und kaufen einen Truthahn. Papa ist etwas überfordert mit den mangelnden Utensilien in der Küche unseres Ferienapartments, aber am Ende klappts. Truthahn wird kurzerhand mit chinesischen Stäbchen zugemacht statt mit Nadel und Faden. Und während das Vöglein drei Stunden im Ofen schmort, nutzen wir die Zeit für Strandrunde 2 an diesem Tag. Auf dem Rückweg sammeln wir noch ein paar Äste und basteln einen kleinen Weihnachtsbaum mit roten Schleifen und Schokoladen-Weihnachtkugeln. Das ein oder andere kleine Geschenk hat es aus Deutschland sogar nach Australien geschafft und so fühlt es sich, als der dampfende Truthahn auf dem Tisch steht, an wie richtiges Weihnachten.






Sonntag, 24. Dezember 2017

Tag 2 - Coolangatta

Nach einem ausführlichen Frühstück am Fluss von Brisbane geht es am Samstag Morgen mit unserem gesamten Hab und Gut die Küste herunter Richtung Süden. Unser nächstes Ziel ist Coolangatta, etwas weniger als 100 km südlich von Brisbane. Wir scheinen nicht die Einzigen mit diesem Ziel zu sein und geraten doch etwas in Australiens-Weihnachts-Verkehr. Zwischendurch plätschern auch noch dicke Regentropfen aufs Autodach - So war das hier nicht bestellt. Coolangatta erwartet uns allerdings mit Sonnenschein und wir checken in unser Weihnachts-Apartment mit phänomenalen Meerblick ein. Nun heißt es erst mal Kühlschrank füllen, denn die nächsten Tage sind wir Selbstversorger. Es zeigt sich, dass unser Annachen zur absoluten super Mum mutiert ist und zaubert riesige Einkaufstüten aus ihrem Koffer. Die gilt es nun erst mal zu füllen. Im Supermarkt läuft ununterbrochen Weihnachtsmusik während ich in meinem kurzen Sommerkleid und FlipFlops vor dem Gemüseregal stehen. Zwischen den Regalen schlendert ein verkleideter Weihnachtsmann hindurch und wünscht allen Kunden frohe Weihnachten. Leider orientiert sich sein Kostüm eher an den Temperaturen unserer heimatlichen Breitengrade, sodass der arme Kerl unter seiner Mütze, dem dicken roten Mantel und in den Stiefeln ganz schön schwitzen muss. Nach unserem Einkauf nutzen wir noch die letzten Sonnenstunden für einen kleinen Strandbesuch und überlegen dabei wie wir uns morgen wohl einen Weihnachtsbaum basteln können.


Freitag, 22. Dezember 2017

Tag 1 - Brisbane

Auch wenn unsere große Reise bereits am Dienstag begonnen hat, ist heute am Freitag unser erster richtiger Urlaubstag. Er beginnt für mich und Anna um 6 Uhr morgens. Für mich aus Jetlag-Gründen, für Anna aus Gewohnheit. Denn auf Tasmanien wäre es schon 7 Uhr und da sind Coco und Scout in der Regel längst aktiv. Mama und Papa schaffen es überraschenderweise länger im Traumland zu bleiben, so dass Annachen und ich schon mal unseren Tag planen.


Der Tag beginnt sportlich. Direkt gegenüber unseres Hotels schwingen wir uns auf unsere gemieteten CityFahrräder. Erster Halt ist ein entspanntes Frühstück am Fluss von Brisbane. Anschließend geht es weiter die Promenade entlang. Auch auf dem Fahrradweg ist natürlich Linksverkehr. Wir halten an einem schönen Aussichtspunkt und schauen über die Skyline von Brisbane, fahren über die zugige StoryBridge und halten am Botanischen Garten. Sind vor dem Frühstück noch einige Wolken am Himmel, zeigt die Sonne sich gegen Mittag von ihrer besten Seite. Zum Glück, denn morgens war ich schon etwas böse über den bewölkten Himmel. Annachen und ich lassen Mama und Papa keine Verschnaufpause und so geht es nach unsere Fahrradtour direkt weiter in die große Outlet Shopping Mall zum Vorweihnachts-Einkauf. Papa ist der Erste der fündig wird - so war das eigentlich nicht geplant. Nach einer ausgiebigen Shoppingrunde erwartet uns auf dem Parkplatz ein warmer Sommerregen. Der leichte Niesel ist sogar ganz angenehm auf der doch etwas klebrigen Haut. Wir fahren zurück in die Stadt und entdecken den eigenen Stadt-Strand-Pool in dem abends um halb 9 noch Hochbetrieb ist und auf einer Leinwand vor der Skyline Kevin allein zu Haus läuft. An der Promenade ist außerdem ein kleiner Weihnachtsmarkt aufgebaut. Alles ist wunderbar weihnachtlich geschmückt, es gibt Wurst und Crepes und Weihnachtsmusik. Doch die Tatsache, dass überall kurze Hosen, luftige Sommerkleider und FlipFlops zu sehen sind bringt mein klassisches Weihnachtsmarktbild etwas ins Wanken.




3 Tage gefühlt in einem Tag

Sarita-Wandel. Ecuador-Sarita wird für die nächsten 3 Wochen zur Australia-Sarita. Denn besuchten mich Mama, Papa und Anna vor auf den Tag genau 5 Jahren in meinem Auslandsjahr in Ecuador, so besuche ich nun mit Mama und Papa Anna in ihrem Auslandsjahr in Australien.


Ausgestattet mit Sommerkleidung und Weihnachtsgeschenken startet unsere große Reise am Dienstag Abend mit einem 11-stündigen Flug nach Shanghai. Wir landen gegen Mittag in Shanghai und nutzen die neuen VISA-Bestimmungen, dass man bei einem Stopover für 73 Stunden bzw. 144 Stunden ohne VISUM nach China einreisen darf. Wir haben 9 Stunden Aufenthalt. Also geht es schnurstracks zur Magnetschwebebahn, die uns mit 430 km/h in 8 Minuten in die Stadt bringt. Wir fahren mitten rein ins Hochhausgewimmel und bestaunen die riesigen Häuser. Wir schlendern durch die Straßen Shanghais, die Papa dank einiger Dienstreisen zum Glück ganz gut kennt. Unzählige kleine Geschäfte mit allerlei chinesischem Krimskrams, Straßenstände mit wildem Essen und zahlreiche beladene Elektroroller, die kaum zu hören und auch leider kaum zu sehen sind, da besser mal ohne Licht gefahren wird - das schont die Batterie. Eindeutig eine unschlagbare Logik vor allem wenn es dunkel wird. Unsere Tour endet an der großen Promenade von wo aus alle wunderbar bunt beleuchteten Hochhäuser zu sehen sind. Die Zeit rennt und wir machen uns auf den Rückweg zum Flughafen. Der zweite 11-stündige Flug wartet auf uns. Der Flug von Shanghai nach Sydney zieht sich gefühlt etwas mehr und irgendwann findet sich auf dem engen Flugzeugsitz auch einfach keine gemütliche Position mehr. Wir landen mittags um viertel nach 12 in Sydney. Und da wir ja jetzt schon so viel Übung im Fliegen haben, geht es direkt weiter zum Domestic-Terminal zum letzten Flug für die Hinreise. 1 1/2 Stunden von Sydney nach Brisbane. Von diesem Flug bekomme ich jedoch nicht mal den Start oder die Landung mit, denn die Müdigkeit packt mich. Kaum steigen wir jedoch aus, verdrängt die Vorfreude alle Müdigkeit. Mit einer Stunde Verspätung landet auch Anna in Brisbane und wir erwarten sie freudig an ihrem Gepäckband. Die Leute um uns herum dürfen ein klassisches freudiges Flughafenwiedersehen bestaunen, als ich Anmachen nach 3 Monaten wieder in die Arme schließe. Wir machen uns zu viert auf den Weg zum Hotel und Anna gibt Papa erst mal ein paar wichtige Insider-Tipps zum Linksverkehr. Beim Abendessen fallen uns alles ein wenig die Augen zu und ich habe mich selten so sehr über ein Bett gefreut.


Shanghai


21. Dezember 2017


21. Dezember 2012


Montag, 20. November 2017

Tag 9

Ich wache vor dem Wecker auf und möchte nicht aufstehen. Gar nicht mal, weil ich so müde bin, sondern weil ich gerne noch ein bisschen bleiben möchte. Eine Woche ist einfach zu kurz für ein Land in dem man sich so heimisch fühlt. Um kurz nach 5 sitzen Mailin, Ali, Jorge, Germa und ich im vollbepackten Auto, welches die Anden hochschleicht. Bereits um 6 Uhr morgens ist Party im Auto und wir singen von den schnulzigsten spanischen Baladen bis zu den Partyhits alles mit. Am Flughafen kommen wir schneller an als mir lieb ist und in dem Moment in dem Germa mich zur Verabschiedung in den Arm nimmt laufen nur so die Tränen.
Ich sitze also nun am Gate und es geht über Mexiko und Madrid wieder nach Hause.
Dienstag Abend 18.20 Uhr hat mich dann der Alltag in Deutschland wieder zurück. 

Tag 8

Als ich aufwache schmerzen meine Füße immer noch ein bisschen. Der Sonntag beginnt mit einem Frühstück um halb 10, was für meine Familie super spät ist. Fast schon Mittagessenzeit. Nach dem Frühtsück schaue ich kurz bei meiner vorherigen Familie vorbei. Ich klopfe an das Tor des kleinen Tante Emma Ladens, den der Opa unten im Haus führt. Er braucht einen Moment bis er mich erkennt, aber dann lässt er mich strahlend ins Haus. Meine alte Gastmama ist momentan in den USA, aber meine Geschwister Michelle und Jhonna sind zu Hause. Wir tauschen uns ein bisschen aus und später kommt auch noch mein alter Gastpapa. Wir machen uns auf zur Oma zum Mittagessen. An dem riesigen großen Tisch, an dem ich in meinem Jahr selbst so oft gegessen habe, sitzt die komplette Familie. Alle Tanten und Onkel aus Guayaquil, Cuenca und Kanada sind momentan da, da vor einigen Wochen die Uroma gestorben ist. Es ist wunderschön alle wiederzusehen, aber ich weiß einfach warum ich irgendwann meine Familie gewechselt habe.
Ich laufe also nach dem Mittagessen zurück zu meiner Lieblings–Familie und wir gehen mit Ali und Mailin erst mal Meerschweinchen essen, denn das fehlt noch als Ecuador-Erfahrung. Danach gibt es noch einen Spaziergang im Park, ein Eis und Koffer packen. Ich Telefoniere noch mal mit meinen Brüdis um mich zu verabschieden und der Wecker steht auf 4 Uhr morgens.





Sonntag, 19. November 2017

Tag 7

Um halb 9 Uhr steht der Bräutigam noch im Schlafanzug vor mir, während Mailin und ich bereits unserer Kleider angezogen haben und die verschiedensten Frisuren ausprobieren. Der große Tag ist also gekommen. Meine Gastmama Germa kommt frisch geföhnt vom Friseur und Diego mein anderer Gastbruder würde glaube ich am liebsten sein Spidermankostüm statt seinen Anzug anziehen. Um 10 Uhr sitzen wir alle gestriegelt im Auto und Santi wirkt nun doch etwas nervös. Auf dem Weg zur Kirche sammeln wir noch den Reisebus ein, indem die gesamte Verwandtschaft aus Ibarra, einer Stadt im Nordern Ecuadors, sitzt. Die Kirche ist bereits wunderschön geschmückt und irgendwann sitzen um die 150 Personen auf den Bänken und warten auf die Braut. Und als die Braut dann endlich kommt, laufen Santi und auch mir ein bisschen die Tränen. Das Gottesdienst-Spanisch ist für mich eindeutig eine Herausforderung, aber den wichtigsten Teil verstehe ich! :) Nach dem Gottesdienst gibt es erst mal großes Fotoshooting und draußen warten bereits die Mariachis. Eigentlich eine mexikanische Musikgruppe, aber hier gehören zu jeder großen Fiesta Mariachis irgendwie dazu.

Nach dem ein oder anderen Lied und einer kleinen Tanzeinlagen des Brautpaars geht es in einer großen Autokolonne zu einer wunderschönen Hacienda mit einer super grünen Wiese, Stühlen mit Hussen und einer großen Bühne vor der Tanzfläche. Auf dem Weg dorthin wird natürlich ordentlich gehupt, aber da man hier im Straßenverkehr sowieso die gesamte Zeit eigentlich hupt, ist das nun gar nicht wirklich was besonderes.

Ein eigener Moderator eröffnet die Feier. Und nach einer emotionalen Brautvater-Rede, einem 4 Gänge Menü und dem traditionellen Brautstrauß werfen (Lars, keine Sorge ich habe ihn nicht gefangen) wird endlich die Tanzfläche eröffnet. Und ab diesem Moment hätte man wohl auch einfach alle Stühle schon einpacken können. In den nächsten Stunden sitzt niemand und die Tanzfläche muss zwischendurch repariert werden, weil sie kurzerhand an einer Ecke bricht. Die 10-köpfige Band hat alles in ihrem Repertoire. Von Santis Oma bis zu den 4 jährigen Cousinen tanzt jeder. Mit jeder Stunde steigt auch langsam der Alkoholpegel und einige brauchen dann doch wieder die Stühle, da die eigenen Beine sie nicht mehr tragen. Meine Familie schafft es jedoch auf eigenen Beinen ins Auto und wir machen uns nach über 12 Stunden Fiesta auf den Heimweg nach Ambato. Während Mailin, Ali und mein Gastpapa auf der Rückbank direkt in einen tiefen Schlaf fallen, gibt mir meine Gastmama Weganweisungen und ich fahre alle sicher nach Hause. Da ich bereits die ganze Woche über schon auf Ambatos Straßen gefahren bin, hupe ich ganz automatisch, wenn ich überhole und erschrecke mich auch nicht, dass plötzlich mal wieder ein Fußgänger und ein Pferd auf der Autobahn stehen. Blinker setzen habe ich mir allerdings weiterhin beibehalten. Zwischendurch quält sich das Auto ganz schön und ich frage meine Gastmama wie hoch wird sind: „Ach Sarita, ich glaube hier sind es nur 3210 Meter.“  Kein Wunder, dass sich das Auto kaum vorwärts bewegt. Doch irgendwann biegen wir in unsere holprige Straße ein und fallen nur noch ins Bett.








Freitag, 17. November 2017

Nachtrag Tag 6

http://ecuador-sarita.blogspot.com/2013/06/41-wochen.html
Falls es jemanden gelüstet: das Rezept für meine Lieblingskekse. 

Tag 6

Um 7 Uhr morgens klappert das Geschirr in der Küche neben meinem Zimmer. Mein Gastpapa sitzt alleine am Frühstückstisch während Germa bereits den Keksteig ausrollt. Noch etwas müde und verschlafen geselle ich mich zu ihr und ehe ich mich versehe bin ich auch schon mittendrin im Kekse backen für die Hochzeit. Es gibt übrigens meine Lieblingskekse: Alfajores. Irgendwo auf diesem Blog gibt es für diese wunderbaren Kekse auch eine Rezeptanleitung mit Bildern. 

Doch kaum sind die Kekse im Ofen fällt der Strom aus und der Ofen geht nicht mehr. Ich nutze die Zeit und frühstücke erst mal. Doch kaum sitze ich am Frühstückstisch fängt plötzlich das Haus an zu wackeln. Erdbeben. Das Erdbeben hat in Guayaquil eine Stärke von 6.2. In Ambato ist es nur ganz leicht zu spüren. Es ist nicht mein erstes Erdbeben in Ecuador, aber das Gefühl des sich bewegenden Hauses ist immer wieder aufs Neue komisch. Nachdem sich die Erder wieder beruhigt hat und sich auch der Strom überlegt hat wieder zu funktionieren, geht der Küchenvormittag weiter. Nach den Keksen folgen Empanadas, mit Hühnchen und Gemüse gefüllte Blätterteigtaschen. Die Zeit rennt und ich mache noch einen schnellen Abstecher ins Centro, denn für den „Baum der Wünsche“, den Mailin und ich für die Hochzeit basteln, fehlt uns noch grünes Tonpapier. Nach 3 verschiedenen Schreibwarenläden habe ich endlich 3 verschiedene Grüntöne zusammen und fahre wieder nach Hause. 

Germa ist bereits dabei den halben Haushalt einzupacken und um halb 4 machen wir uns mit Sack und Pack auf nach Quito. Neben Kleid und Anzug haben wir das vorbereitete Essen, diverse Dekoartikel und eine riesigen Kiste mit kleinen Seifenblasen dabei. Nach circa einer Stunde Fahrt - Stau. Und aus den vorher 3 Spuren werden plötzlich 7 Spuren, denn jeder versucht sich irgendwie noch mit seinem Auto durchzuquetschen, um zu sehen was passiert ist. Vor uns ist einfach nur noch eine wilder Haufen kreuz und quer stehender Autos zu erkennen. Und in diesem Moment frage ich meine Gasteltern, ob man hier in der Fahrschule lernt eine Rettungsgasse zu bilden. Die beiden schauen mich etwas verwirrt an und nachdem ich den beiden erklärt habe was eine Rettungsgasse ist und wofür die so gut ist, sind sie beide recht angetan von dieser Idee. Manchmal kann ich hier wirklich nur den Kopf schütteln. Zwischen den kreuz und quer stehenden Autos schlängeln sich die Straßenverkäufer durch. Ich habe keine Ahnung wo die plötzlich herkommen, denn wir sind mitten auf der Autobahn. Wasser, Cola, Eis, Chips - alles was das im Stau stehende Autofahrerherz sich wünscht. Nach 30 Minuten geht es weiter und wir kommen gegen frühen Abend bei Diego in Quito an. Wir treffen uns mit Santi, Ali und Mailin im argentinischen Lieblingsrestaurant von Santi und Minuten später stehen zwei riesige Fleischplatten auf dem Tisch. Wir unterhalten eindeutig das gesamte Restaurant und und als Außenstehender merkt man glaube ich nicht, das sich da einfach 2 deutsche Mädels in die Familie gemogelt haben. 




Donnerstag, 16. November 2017

Tag 4

Der Tag beginnt mit einer ungewöhnlich heißen Dusche. Manchmal macht so ein elektrischer Duschkopf eben doch das was er machen soll. Um 7 Uhr bereits scheint die Sonne so warm vom Himmel, dass ich Strickjacke und Schal zum Brötchen kaufen eindeutig zu Hause lassen kann. Ich möchte ehrlich gesagt nicht daran denken, dass in Deutschland dann nun wohl doch meine Winterjacke auf mich wartet. Nach einem weiteren gescheiterten Versuch Mailins ecuadorianischen Führerschein beim Verkehrsministerium zu verlängern, machen Ali, Mailin und ich uns auf den Weg zum Hochzeitsgeschenke-Shopping. Wir kaufen eine wunderschöne riesige warme Alpaca Sofadecke für Male und Santy und ich muss mich schwer zurückhalten nicht auch noch direkt eine mitzunehmen. Ich habe ja zum Glück erst eine große und eine kleine Decke zu Hause.

Und während die anderen beiden noch mal ihr Glück mit dem Führerschein probieren, mache ich mich auf den Weg ins Centro um wiederum mit Germa die letzten Einkäufe für die Hochzeit zu machen. Mit mir in den Bus steigt eine Frau um die 30 mit einer großen altmodischen Arzttasche ein. Um ihre Hüften trägt sie eine Bauchtasche an der kleine Lautsprecher befestigt sind. Auf dem Kopf trägt sie ein Headset mit Mikrofon. Auf ihrer weißen, leicht durchsichtigen Leggings sind kleine Hunde drauf. Insgesamt ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick, aber noch gewöhnungsbedürftiger ihr Vortrag. Kaum beginnt unsere Fahrt holt sie eine Mappe raus und beginnt einen Vortrag über zu hohe Cholesterinwerte und Diabetes und zeigt Fotos von einem diabetischen Fuß. Nachdem auch der letzten Person im Bus klar geworden ist wie furchtbar das alles ist, holt sie das Zaubermittel aus ihrer Tasche: heute nur in diesem Bus, für 1 Dollar diese ganz spezielle Pflanzenmischung. Senkt schon nach nur einer Tasse am Morgen die Cholesterinwerte und heilt natürlich auch Diabetes. Wahrscheinlich heilt diese ganz besondere Pflanzenmischung auch Krebs und Liebeskummer - also ein absolutes Wundermittel. Bei dem Vortrag muss ich doch ein bisschen schmunzeln und an daran denken was wohl Isi und Sophia meine neuen Medizin-Mitbewohnerinen dazu sagen würden. In meiner Zeit in Ecuador habe ich doch einiges über Hausmittelchen und die Wirkung von Pflanzen gelernt, doch das geht mir dann doch ein bisschen zu weit.

Am Mittag schauen Mailin und ich bei CEDEMUSICA vorbei. Mailin war die erste Freiwillige überhaupt bei Cede, ich die 3. Bei der Chorprobe lernen wir die 8. Generation deutscher Freiwilligen kennen. Super komisches Gefühl. Und noch viel komischer das Gefühl meine kleinen 4-jährigen Chiquitos nun als 8-jährige zu sehen. Aber Karlita erkennt mich sofort und kann ihren Augen nicht so wirklich trauen und auch sonst treffe ich noch auf das ein oder andere bekannte Gesicht. Nach dem alle Lieder für das Weihnachtskonzert geübt sind und die letzten Geigenkästen zu sind, kommen Willy, Evita und Rommel zu uns nach Hause. Es folgt ein Abend wie er typischer und verrückter nicht hätte sein können.

Alles beginnt ganz gesittet mit ein paar Quimbolitos, Tee und Kakao am Tisch. Quimbolitos ist eines meiner tausend Lieblingsessen. Die süße Masse erinnert ein bisschen an Biscuitteig. Die Masse wird auf Bananenblätter oder Achirablätter gegeben und anschließend in einem Topf gedämpft. Danach gibt es in den Gläsern Wein statt Kakao und die „Locuras“ beginnen. Die große Box wird angeschlossen, das Sofa zur Seite gerückt und die Tanzfläche eröffnet. Salsa, Merengue, Bachata, Reggaeton - wir lassen nichts aus. Um halb 2 nachts falle ich in mein Bett.




Mittwoch, 15. November 2017

Tag 3

Mit meinem feinen Näschen und meinem super Gehör -vor allem nachts- ist Lars der festen Überzeugung ich könnte als Spürhund bei der Polizei arbeiten. Meinem Ruf bin ich letzte Nacht mal wieder gerecht geworden. Um 23 Uhr kommt mein Gastpapa noch mal die Treppe runter geschlichen und rührt irgendwas in seiner Tasse, vermutlich Tee mit kiloweise Zucker. Als das leise Klirren verstummt schlafe ich weiter bis um 2 Uhr morgens Mailin, meine andere deutsche Gastschwester, die 2 Jahre vor mir bei meiner Familie gewohnt hat, mit ihrem Freund Ali nach Hause gekommen. Die beiden kommen zurück von ihrem kleinen Strandtrip und sind bereits seit fast 5 Wochen bei meiner Gastfamilie zu besuch. Um 20 vor 6 bricht dann meine Gastmama mit der Nachbarin zum morgendlichen Lauf um die 4 Ecken auf und ich denke mir, jetzt brauche ich auch nicht mehr schlafen. Ich dusche also mal wieder lauwarm und sitze um 7 Uhr mit Germa, Jorge, Mailin und Ali am Frühstückstisch. Anschließend starten wir ins Centro, um einige Besorgungen zu machen. Und habe ich gerade noch vor wenigen Tagen geschrieben es habe sich nichts verändert, so habe ich mich geirrt: Busfahren kostest nun einfach 30 centavos statt 25. Dicker Hund würde mein Papa jetzt sagen. Die laute Musik, die Verkäufer und die ruppige Fahrweise ist allerdings gleich geblieben. Mittags ist für ein paar Stunden mal wieder das Wasser aus und einem wird mal wieder deutlich wie angenehm es ist einfach so den Wasserhahn aufzudrehen und Wasser zum Kochen, Hände waschen oder sonstige Aktivitäten zu haben. Abends machen wir einen Ausflig zu Pizzeria. Untergehakt bei unserer Gastmama laufen Mailin und ich durch die Straßen Ambatos und fühlen uns beide einfach so unfassbar zu Hause.






Dienstag, 14. November 2017

Tag 2

Nach dem ein oder anderen Stündchen Schlaf beginnt also Tag 2. Jorge, Germa und ich gehen um 7 Uhr morgens erst mal vor zum Kreisel zum Medizinmann. Der Medizinmann hat einfach am Straßenrand einen Wagen aufgestellt mit Flaschen mit sehr vielen bunten Flüssigkeiten und schüttet die ganze Zeit eine klebrige Flüssigkeit vom einen Behältnis ins Nächste. Mein Gastpapa trinkt etwas, damit sein eh schon geheilter Zahn noch schneller heilt und meine Gastmama trinkt was gegen ihre Nierenschmerzen. Ich verzichte und bleibe bei meinem Ingewertee. Danach gehts noch schnell bei der Nachbarin Eier und in meiner Lieblingsbäckerei meine Lieblingsbrötchen fürs Frühstück kaufen. Der Teig erinnert eher an Eierweck oder Hörnchen. Nach dem Frühstück beginnen Germa und ich unsere Tour durchs Centro, kaufen Material für die Werkstatt unten und Schleifen und Deko für die Hochzeit am Samstag. Zum Mittagessen gibt es natürlich nur mein Lieblingsessen: Suppe mit Maiskolben, Kochbananen und Yucca und anschließend Reis mit Linsen, frittierten Kochbananen und Avocado aus dem Garten meiner Gastoma. Besser geht es nicht. Abends machen Germa, Jorge und ich eine kleine Tanzstunde im Wohnzimmer, um am Samstag Abend auch eine gute Figur auf der Tanzfläche zu machen und später schaut Willy noch vorbei, um mit mir wie in alten Zeit auf dem Bordstein vor unserem Haus zu sitzen und über Gott und die Welt zu reden. Und so geht ein Tag, wie er normaler nicht hätte sein können, zu Ende. 

Tag 1

Tag 1 beginnt für mich noch über den Wolken und mit einem wunderschönen Landeanflug auf Quito in der Morgensonne.
In den 4 Stunden Flug habe ich wenigstens ein bisschen Schlaf aufgeholt und bin bereit für das Wiedersehen mit meiner Gastfamilie nach über 1 1/2 Jahren :) Bis zur Sicherheitskontrolle und bis zum Gepäckband bin ich kein bisschen aufgeregt. Doch als ich am Gepäckband stehe und schon mal durch die Türe lunse, während ich noch auf meinen Koffer warte, sehe ich meine Gastmama voller Vorfreude winken. Und in dem Moment fängt mein Herz doch ein bisschen an zu klopfen und das Warten auf meinen Koffer fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit. Doch dann schließe ich endlich mein Empfangskommitee bestehend aus meiner Gastmama Germa, Gastpapa Jorge, Santy und seiner Frau Male in die Arme. Und es ist alles so wie immer.

Wir fahren erst mal zu meinem anderen Gastbruder Diego nach Quito und frühstücken dort. Während es für alle anderen Milch und Kaffee gibt, gibt es für mich meinen Lieblings Kamillen-Tee in einer riesigen Tasse - meine Gastmama kennt mich einfach zu gut. Nach dem Frühstück dann die übliche Frage: Was machen wir denn heute? Meine Antwort wäre ja gewesen, nach Ambato fahren und schlafen, aber das steht nicht zur Option. Also fahren Santy, Male, Diego und ich zu einer Kunstausstellung eines ecuadorianischen Künstlers von wo aus man auch noch einen wunderbaren Blick über die Stadt hat. Germa und Jorge fahren in der Zwischenzeit zu einer der 1.000 Tanten, denn Jorge hat Zahnschmerzen und praktischerweise ist die Tante Zahnärztin.

Nachdem ich alles über den Künstler Guayasamín weiß und die Zähne von Jorge repariert sind, geht es zum Mittagessen mit allen. Mir fallen am Tisch die Augen zu und es wird Zeit nach Ambato zu fahren. Nach 2 Stunden bin ich zu Hause. Nichts hat sich verändert. Der Vulkan ist weiterhin von unserem Fenster aus zu sehen, der elektronische Duschkopf liefert eher so lauwarmes Wasser und auf dem Herd steht ein riesiger Topf Reis. Da ich auf der Fahrt 3 Mal gehustet habe macht mir meine Gastmama erst mal einen Ingwertee und um 7 Uhr abends falle ich in einen erholsamen 12-stündigen Schlaf.






Tageszähler zurück auf Null

Minutenlang fliegen wir über glänzende Lichter. Die Autos drängen sich durch den dichten Verkehr und sie verschwimmen unter uns zu einer einzigen weißen Linie auf der einen Straßenseite und zu einer endlos roten Linie auf der anderen Straßenseite. Um 19 Uhr lande ich in Mexiko-Stadt.


Mittlerweile habe ich einen dreistündigen Flug von Frankfurt nach Madrid, 5 Stunden Wartezeit in Madrid und einen 11 Stunden Flug von Madrid nach Mexiko-Stadt hinter mir. Ich bin froh, dass ich nicht all zu groß bin und wenigstens ein bisschen auf dem engen Flugzeugsitz schlafen kann.


Als ich lande, realisiere ich, dass mir weitere 10 Stunden Reise bevorstehen. 6 Stunden Umsteigezeit in Mexiko-Stadt und nochmal 4 Stunden Flug von Mexiko nach Quito.


Am Donnerstag Abend sah es allerdings noch nicht so aus, als könne ich wirklich fliegen. Denn kurzerhand wurde mein Flug storniert. Nach Stunden in der Hotline der Airline und Sorge, dass ich die 12 Tafeln Schokolade in meinem Koffer selbst essen muss, wurde ich jedoch am Freitag morgen umgebucht.


Und so muss ich nun die ganze Schokolade doch nicht alleine essen und werde am nächsten Samstag auf der Hochzeit meines großen Gastbruders Santy sein! Denn das ist der Hauptgrund, weshalb ich mitten im Semester einen kleinen Ecuador-Trip mache.


Wer vielleicht noch kein alteingesessener Ecuador-Sarita-Blog-Leser ist kann hier http://ecuador-sarita.blogspot.com/2014/08/vom-zuruckkehren-nach-351-tagen.html noch mal nachlesen, warum ich überhaupt einen Gastbruder in Ecuador habe. :)