Donnerstag, 16. November 2017

Tag 4

Der Tag beginnt mit einer ungewöhnlich heißen Dusche. Manchmal macht so ein elektrischer Duschkopf eben doch das was er machen soll. Um 7 Uhr bereits scheint die Sonne so warm vom Himmel, dass ich Strickjacke und Schal zum Brötchen kaufen eindeutig zu Hause lassen kann. Ich möchte ehrlich gesagt nicht daran denken, dass in Deutschland dann nun wohl doch meine Winterjacke auf mich wartet. Nach einem weiteren gescheiterten Versuch Mailins ecuadorianischen Führerschein beim Verkehrsministerium zu verlängern, machen Ali, Mailin und ich uns auf den Weg zum Hochzeitsgeschenke-Shopping. Wir kaufen eine wunderschöne riesige warme Alpaca Sofadecke für Male und Santy und ich muss mich schwer zurückhalten nicht auch noch direkt eine mitzunehmen. Ich habe ja zum Glück erst eine große und eine kleine Decke zu Hause.

Und während die anderen beiden noch mal ihr Glück mit dem Führerschein probieren, mache ich mich auf den Weg ins Centro um wiederum mit Germa die letzten Einkäufe für die Hochzeit zu machen. Mit mir in den Bus steigt eine Frau um die 30 mit einer großen altmodischen Arzttasche ein. Um ihre Hüften trägt sie eine Bauchtasche an der kleine Lautsprecher befestigt sind. Auf dem Kopf trägt sie ein Headset mit Mikrofon. Auf ihrer weißen, leicht durchsichtigen Leggings sind kleine Hunde drauf. Insgesamt ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick, aber noch gewöhnungsbedürftiger ihr Vortrag. Kaum beginnt unsere Fahrt holt sie eine Mappe raus und beginnt einen Vortrag über zu hohe Cholesterinwerte und Diabetes und zeigt Fotos von einem diabetischen Fuß. Nachdem auch der letzten Person im Bus klar geworden ist wie furchtbar das alles ist, holt sie das Zaubermittel aus ihrer Tasche: heute nur in diesem Bus, für 1 Dollar diese ganz spezielle Pflanzenmischung. Senkt schon nach nur einer Tasse am Morgen die Cholesterinwerte und heilt natürlich auch Diabetes. Wahrscheinlich heilt diese ganz besondere Pflanzenmischung auch Krebs und Liebeskummer - also ein absolutes Wundermittel. Bei dem Vortrag muss ich doch ein bisschen schmunzeln und an daran denken was wohl Isi und Sophia meine neuen Medizin-Mitbewohnerinen dazu sagen würden. In meiner Zeit in Ecuador habe ich doch einiges über Hausmittelchen und die Wirkung von Pflanzen gelernt, doch das geht mir dann doch ein bisschen zu weit.

Am Mittag schauen Mailin und ich bei CEDEMUSICA vorbei. Mailin war die erste Freiwillige überhaupt bei Cede, ich die 3. Bei der Chorprobe lernen wir die 8. Generation deutscher Freiwilligen kennen. Super komisches Gefühl. Und noch viel komischer das Gefühl meine kleinen 4-jährigen Chiquitos nun als 8-jährige zu sehen. Aber Karlita erkennt mich sofort und kann ihren Augen nicht so wirklich trauen und auch sonst treffe ich noch auf das ein oder andere bekannte Gesicht. Nach dem alle Lieder für das Weihnachtskonzert geübt sind und die letzten Geigenkästen zu sind, kommen Willy, Evita und Rommel zu uns nach Hause. Es folgt ein Abend wie er typischer und verrückter nicht hätte sein können.

Alles beginnt ganz gesittet mit ein paar Quimbolitos, Tee und Kakao am Tisch. Quimbolitos ist eines meiner tausend Lieblingsessen. Die süße Masse erinnert ein bisschen an Biscuitteig. Die Masse wird auf Bananenblätter oder Achirablätter gegeben und anschließend in einem Topf gedämpft. Danach gibt es in den Gläsern Wein statt Kakao und die „Locuras“ beginnen. Die große Box wird angeschlossen, das Sofa zur Seite gerückt und die Tanzfläche eröffnet. Salsa, Merengue, Bachata, Reggaeton - wir lassen nichts aus. Um halb 2 nachts falle ich in mein Bett.




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