Sonntag, 30. Juni 2019

Tag 103 - CDMX


Es ist mein 3. Fahrradsonntag in Mexiko-Stadt und heute geht endlich mein Traum in Erfüllung. Ich mache endlich beim kostenlosen Zumbakurs mit. Weder Anna noch Lars konnte ich davon bisher überzeugen, also mussten die Mädels mitmachen. Fast eine Stunde hüpfen wir auf dem für Autos gesperrten Kreisel herum. Anschließend geht der sportlichen Sonntag mit Radfahren weiter. Mittags treffen wir noch mal Tabeas Freund Francisco und machen einen Abstecher über den verrücktesten Markt, den ich je gesehen habe. Egal was man sucht, hier findet man es. Der Markt besteht aus unzähligen Metallstangen mit Plastikplanen als Dächern und es wird einfach alles verkauft was man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen kann. Von Fritteusen, Gaskochern und Töpfen über Kostüme, Piñatas und Tontöpfe bis hin zu Heilkräutern und Tieren  gibt es hier wirklich alles. Nur die bunten Papiergirlanden, die gibt es nicht. Am Abend verabschiede ich mich von Helen und Tabea und bleibe für meine letzte Nacht in Mexiko alleine in Mexiko-Stadt. Ich bestelle mir dekadent mein Abendessen mit UberEats direkt ins Hotel und bin glaube ich noch nie in meinem Leben so schnell eingeschlafen.


Samstag, 29. Juni 2019

Tag 102 - CDMX


Mein Wecker klingelt nach einer etwas kurzen Nacht um kurz nach 7. Ich räume nun noch die letzten Sachen in meinen Koffer. Um 12 Uhr endet mein allerletzter Unterricht im Centro Aleman, ich hänge meinen Haustürschlüssel an die Pinnwand und ziehe zum letzten Mal unserer Haustür zu. Tschüss Praktikantenhaus. Ich drücke Fernanda zum letzten Mal, die extra noch mal vorbeigekommen ist und steige mit Helen und Tabea ins Uber Richtung Terminal. Mein letzten Wochenende verbringen wir in Mexiko-Stadt. Wir kommen gegen Nachmittag in Mexiko-Stadt an und gönnen uns erstmal an meinem Lieblingskreisel eine echte Pizza aus einem echten Steinofen. Nach einem kleinen Barbesuch landen wir irgendwie auf einer mexikanischen Geburtstagsparty. Tabeas bester Freund aus dem Masterstudium in England ist lustigerweise aus Mexiko-Stadt und so ist die Welt dann doch klein und Tabeas Freund nimmt uns mit auf die Geburtstagsparty. 

Freitag, 28. Juni 2019

14 Wochen - großer Abschied


Mein freier Freitag beginnt mit Koffer packen. Habe ich gestern schon alles sortiert und auf Stapel gelegt, wird es heute ernst. Um halb 2 ist mein Koffer noch nicht ganz zu, aber es wird Zeit, dass der Abschieds-Party-Tag beginnt. Draußen hupt es und Aida, eine meiner Firmenschülerinnen, holt mich ab. Wir fahren mal wieder in die Bar, in der alles nur 19 Pesos kostet und die anderen Firmenmädels warten bereits auf uns. Bei Mojitos, Bier mit Chili, Tacos, Burritos und Quesadillas erfahre ich den neusten Büro-Tratsch-und-Klatsch und lerne auch an einem meiner letzten Tage noch neue mexikanische Slang-Wörter.

Am Nachmittag mache ich mit einer der Angestellten vom Centro Aleman die Übergabe meiner Schüler und Kurse, bevor ich um viertel vor 8 mit meinen Heliumluftballons ins Uber steige. Helen, Tabea und ich starten in unsere Lieblingsbar für meine Abschiedsparty. Nach und nach trudeln dann auch meine mexikanischen Freunde ein und es ist ein ziemlich schöner Abschiedsabend mit Sangria aus Nachttöpfen, vielen lustigen Unterhaltungen und zum Abschluss einer Runde Tanzen.


Donnerstag, 27. Juni 2019

Tag 100 - noch mehr Abschied


Packen, wachen, aussortieren - langsam wird es noch ernster und ich realisiere überhaupt nicht, dass meine 3 Monate Mexiko nun einfach vorbei sein sollen. Mit meinem Dienstag Donnerstag Kurs geht es heute Abend zum Abschied feiern und wir sitzen im Biergarten um die Ecke des Centro Alemans. Meine 9 Kursjungs bestellen sich alle Bratwurst und Bier und ich komme Deutschland so ganz langsam ein bisschen Näher. 

Mittwoch, 26. Juni 2019

Tag 99 - noch mehr Überraschungen


Die Luftballons sind noch nicht alles für meine Abschiedszeremonie. Als ich von meiner morgendlichen Joggingrunde zurückkomme, wartet bereits ein kleines Frühstück mit frischem Orangensaft und mein Lieblings-Schoko-Croissant aus meiner Lieblingsbäckerei auf mich. Die Mädels wissen wie sie mich glücklich machen können. Auf der Fahrt zu meinem Firmenkurs beobachte ich wie immer die Menschen an der Ampel. An der riesigen Kreuzung stehen Artisten mit riesigen Einrädern und jonglieren in atemberaubender Höhe, ein Mann aus Guatemala läuft quer durch die Autos und bittet mit einem Schild die mexikanischen Freunde um ein paar Pesos und neben uns steht ein fetter SUV, auf dessen Reifen gerade ein kleiner Mann geklettert ist, um geschwind während der Rotphase die Scheiben des Autos zu putzen. Mir wird bewusst, wie normal mir diese gesamte Situation bereits erscheint und wie traurig dies eigentlich ist. 

Meine Firmenmädels haben irgendwelche Firmennotfälle und heute keine Zeit für mich. Also sitze ich ein bisschen rum, unterhalte mich etwas und fahre noch über einer Stunde einfach wieder zurück. Nach meinem Abendkurs schlendere ich noch ein bisschen über das Jazzfestival von Querétaro und habe mich tatsächlich in diese Stadt verliebt.


Dienstag, 25. Juni 2019

Tag 98 - Gedanken, mexikanisches Essen und Überraschungen


Da der kleine Gemüseladen heute zu hat, gehe ich ausnahmsweise mal wieder im großen Supermarkt einkaufen. Ich lege also alle meine Einkäufe aufs Band und gebe anschließend ganz selbstverständlich meine Einkaufstasche einem älteren Herren, der meine Einkäufe einpackt. In jedem Supermarkt gibt es hier Einpacker. Vorwiegend sind die Einpacker Senioren oder Schüler. Diese sind nicht beim Supermarkt angestellt, sondern der Lohn besteht lediglich aus dem Trinkgeld der Kunden. In der Regel gibt man 5-10 Pesos. Manchmal bin ich genervt von dieser Art, wie aus allem Geld gemacht wird. Auch wenn du dein Auto irgendwo abstellen möchtest, steht dort irgendjemand und möchte Geld dafür haben, dass du auf einer öffentlichen Straße parkst. Zahlst du nicht, kann man nicht sicher sein, was mit dem Auto passiert. Auf der anderen Seite habe ich eigentlich kein Recht dazu, genervt zu sein. Denn Mexiko hat kein Sozialsystem wie wir. Es gibt durchaus Renten, aber viele Leute kommen einfach nicht über die Runden. Viele der Einpacker sind so alt, dass den ganzen Tag an einem Kassenband stehen nicht gesund für sie sein kann. Seitdem ich darüber nachgedachte habe, gebe ich gerne 10 Pesos.

Am Abend lerne ich echtes mexikanisches Essen kenne. Unter mexikanischem Essen verstehen hier viele Tex-Mex, aber damit hat das echte Essen bis auf die Tortillas vielleicht so gar nichts zu tun. Gabeo und ich gehen in ein Restaurant in dem ich die Speisekarte nicht mal ansatzweise verstehe. Ich sage nur, dass ich keine Insekten essen möchte, das ist meine einzige Bedingung. Wir bestellen 3 Sorten Mole. Mole ist eine nicht süße, schwere Schokoladensauce mit Chili, die man zu Fleisch ist. Dazu kommen natürlich Maistortillas, Zwiebeln und Koriander und ausnahmsweise sogar Reis. Es ist super lecker und ich lasse mich vielleicht doch noch in meiner letzten Wochen von der mexikanischen Küche überzeugen.

Als ich nach Hause komme, bin ich ein bisschen gerührt. Die Mädels haben den Abend genutzt, meine Abschiedswoche eingeleitet und unser Haus dementsprechend dekoriert. An der Wand hängen Buchstaben mit „Nos vemos Sarita“ und sie haben wir Heliumluftballons gekauft. Es wird also langsam ernst.




Montag, 24. Juni 2019

Tag 97 - noch 7 Tage


Meine letzte Woche startet mit Prüfungen. Einige meiner Einzelschüler und auch mein A2 Kurs legen diese Woche ihre Prüfungen ab. Das heißt für mich zwar entspannter Unterricht mit Prüfungsaufsicht, aber auch noch einige Korrekturen in meiner letzten Woche. Meine Woche ist außerdem voll mit Abschiedsessen. Um halb 4 holt mich meine Schülerin Fernanda ab und wir gehen endlich in eine der unzähligen Crêperien Querétaros. Wir essen Crêpe mit echter Nutella und fragen uns, warum es so viele Franzosen in Querétaro gibt. Wir schlendern anschließend noch durch Centro und jede zeigt der anderen ihre Lieblingsstraße. Meine Lieblingsstraße hat bunte Häuschen, Kakteen und kleine süße Läden. Fernandas Lieblingsstraße endet auf einem Platz mit einem großen Baum, einem alten gemauerten Kloster und erinnert sie an Italien.


Sonntag, 23. Juni 2019

Tag 96 - mal wieder ein WG Ausflug


Sonntag ist mal wieder WG-Ausflugstag. Wir holen morgens um halb 9 unseren Mietwagen ab und Tabea, Helen und ich machen uns auf den Weg nach Tzibantzá. Ein kleines Dorf an einem See. Die ganze Fahrt läuft unsere selbsterstellte Spotifyliste, die alle wichtigen Mexiko-Lieder enthält. Jedesmal wenn wir irgendwo auf der Straße, im Bus oder auf einer Party ein Lied hören, welches uns gefällt kommt es in die Liste. In dieser Liste ist alles vertreten und sogar unsere mexikanischen Freunde sind von unserer Musikauswahl begeistert. In Tzibantá wartet bereits ein kleines Boot auf uns. Einer meiner Schüler hat mir den Kontakt von einem Typen mit Boot geschickt und Samstag Abend um 22 Uhr habe ich per WhatsApp eine Tour für den nächsten Morgen um 10:00 Uhr reserviert. Willkommen in Mexiko. Angel bringt uns drei Mädels mit seinem Boot zu einigen versteckten heißen Quellen. Die Landschaft ist wirklich beeindruckend und hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Bauern pflanzen am Flussufer etwas an, Fischer halten ihre Angel in den See und einige Ziegen klettern über die Felsen am Rand des Sees. Mitten im Nirgendwo hält unser Boot an und wir laufen über das ausgetrocknete Flussbett bis zu den Quellen. Wir sind komplett alleine und genießen die Ruhe und vor allem die frische Luft. Querétaro ist zwar hübsch, aber mit frischer Luft kann es uns nicht beglücken.

Nach einer kleinen Baderunde machen wir uns auf den Rückweg und halten in Tequisquiapan. Ein kleiner süßer Ort mit bunten Papiergirlanden, einem klassischen Platz mit Kirche und Pavillon und einer Bar von Freixenet. Wir gönnen uns also allesamt einen Sekt und beobachten das Treiben auf dem Platz. In der Ferne spielen Marriachis berühmt mexikanische Klassiker, unzählige Straßenhändler möchten uns irgendwelchen Sachen verkaufen und wir sind eindeutig nicht die einzigen Touris in dieser kleinen Stadt. Unseren Mietwagen vom Parkplatz abzuholen dauert circa 10 Minuten, denn vorher müssen circa 8 Autos umgeparkt werden. Parken darf man hier nur, wenn man seinen Schlüssel abgibt, denn sonst ist auf diesem Parkplatz kein Autotetris möglich. 


Freitag, 21. Juni 2019

13 Wochen - Planänderungen


Mein freier Freitag beginnt mit einem Waffelfrühstück auf unserer Terrasse. Ich räume ein bisschen auf, wasche Wäsche und gehe einkaufen. Außerdem werden Helen und ich endlich mit unserer Praktikantenaufgabe fertig und sind beide ziemlich froh, dass dieses Kapitel abgeschlossen ist. Diese Aufgabe hat uns zusätzlich zu unseren Unterrichtsstunden doch ganz schön Zeit gekostet. Im Lauf des Tages ändern sich stündlich unsere Pläne für den Abend und am Ende gehen Gabo, ein Freund von ihm, Helen und ich auf den Geburtstag von einem meiner Schüler in einen Salsa Club. Ich bin im siebten Himmel. Eine Liveband spielt alle Salsaklassiker. Ich versuche nicht daran zu denken, dass morgen um 9 Uhr meine Schüler auf mich warten.

Donnerstag, 20. Juni 2019

Tag 94 - Konzert


Meine Freistunde nutze ich heute für ein Ecuador-Update und telefoniere fast zwei Stunden mit meiner Gastmama. Wir müssen es schließlich noch ausnutzen, dass wir in der gleichen Zeitzone leben. Ich gebe mir alle Mühe die gesamte Zeit ecuadorianisches Spanisch zu sprechen und keine mexikanischen Wörter zu benutzen, aber irgendwann rutschen sie mir doch raus. Meine Gastmama lacht, denn beim letzten Telefonat habe ich noch groß getönt, dass ich auf jeden Fall mein ecuadorianisches Spanisch behalten will. Warum haben alle Länder Lateinamerikas auch so unfassbar viele verschiedene Wörter. 

Meinen Kurs am Abend beende ich ausnahmsweise schon um 20.25 Uhr, stelle geschwind meine Tasche zu Hause ab und starte mit Gabo zum Konzert. Das Konzert findet in Querétaros Kongresshalle statt und der Blick über die funkelnden Licher der Stadt ist super schön. Unser Timing ist perfekt. Wir warten keine 10 Minuten und die Band kommt auf die Bühne. Zwischen einigen neuen Songs spielen sie hauptsächlich alte Klassiker und Gabo und ich können fast jedes Lied auswendig mitsingen. Irgendwie schaffen wir es zum Ende hin uns zwei Kategorien weiter nach vorne zu schummeln und stehen fürs Abschlusslied fast ganz vorne vor der Bühne. Hätte mir 2013 jemand gesagt, dass ich Zoé tatsächlich mal live in Mexiko sehen würde, hätte ich es vermutlich nicht geglaubt.




Mittwoch, 19. Juni 2019

Tag 93 - erste Abschiede


Die erste Abschiedsparty findet schon heute statt. Dabei sind es noch 12 Tage bis ich fliege. Aber Salvador einer meiner Schüler fliegt nächste Woche nach Deutschland, weshalb wir eben gemeinsamen Abschied feiern. Leider ist genau an diesem Abend ein Mexiko-Fußballspiel und es scheint unmöglich zu sein einen Platz in einer Bar zu ergattern. Dazu kommt, dass die Regenzeit in Hochform ist uns es wie aus Eimern schüttet. Nach 20 Minuten bekommen wir aber doch noch einen Tisch und es wird ein netter Kurs-Abschluss-Abend. 


Dienstag, 18. Juni 2019

Tag 92 - Konzerttickets


Seit Ecuador ist Zoé einer meiner absolute spanischen Lieblingsbands. Zoé ist eine mexikanische Band und spielt am Donnerstag in Querétaro. Tabea und Helen sind von der Musik nicht ganz so überzeugt, aber dafür Gabo umso mehr. Meinen Konzertpartner zu finden war also einfach, die Tickets zu bekommen dagegen schwieriger. Man kann die Tickets online kaufen oder aber bei einem Kartenvorverkauf. Da Gabo, Helen und ich am Dienstagnachmittag sowieso zum Mittagessen unterwegs waren, dachten wir uns: kaufen wir doch einfach die Tickets im Centro. Einfach ist hierfür eindeutig das falsche Wort. Das erste dubiose an der gesamten Geschichte: der Kartenschalter befindet sich mitten in einem der nobelsten Restaurants Querétaros. Neben der Küche ist ein kleine Kabuff mit einem Eisengitter als Fenster und hier sitzt eine kleine, alte Frau vor einem Computer und verkauft theoretisch Tickets. Theoretisch. Voraussetzung hierfür ist ein funktionierendes Kartenlesegerät - funktioniert an diesem Tag nicht. Mit mexikanischer Gelassenheit wird es versucht zu reparieren. Fehlanzeige. Gabo wird neben mir schon langsam nervös und ungeduldig. Zum Glück habe ich gerade heute mein Gehalt bekommen und bezahle die Tickets einfach in bar. Das Geld liegt bereits in der Kasse und ich habe mein Rückgeld erhalten, da stürzt der Computer ab. Doch der Neustart dauert fast 10 Minuten und langsam drängt die Zeit, da mein nächster Schüler wartet. Das Ende vom Lied, ich gebe mein Rückgeld zurück, erhalte die zuvor eingezahlten Scheine zurück und wir verlassen das Restaurant aka Ticketschalter ohne Konzertkarten. Über so viel Mexperience und Unglück kann ich nur den Kopf schütteln und wir kaufen noch im Auto auf der Rückfahrt die Tickets online. 

Montag, 17. Juni 2019

Tag 91 - Lehrerdasein

Tabea und ich sitzen am Montag Morgen auf der Terrasse in der Sonne, beide einen Rotstift in der Hand und korrigieren die A1-Prüfungen meines Samstagskurses. Bei manchen Texten müssen doch etwas schmunzeln, aber alle bestehen. Ab Samstag habe ich also dann einen weiteren A2 Kurs. Da meine Chefin ab Dienstag für drei Wochen in Deutschland ist, findest mein Abschlussgespräch schon am Montag statt. Mir wird bewusst, dass ich tatsächlich in 2 Wochen nach Hause fliege und weiß noch gar nicht so genau, ob ich dafür schon bereit bin. Irgendwie hat mein Mexikoleben gerade erst angefangen. Wenn ich allerdings an zu Hause denke, freue ich mich doch ziemlich auf alles was so in nächste Zeit ansteht. Alles hat wohl irgendwie seine Zeit. 

Sonntag, 16. Juni 2019

Tag 90 - San Miguel de Allende

Um 10 Uhr steht Gabo pünktlich vor unserer Tür und holt seine deutschen Mädels zum Sonntagsausflug ab. Heute geht es nach San Miguel de Allende. Da Gabo seine Entlassung aus dem Krankenhaus doch etwas stark gefeiert hat, fahre ich unsere Ausflugstruppe nach San Miguel. Wir brauchen circa eine Stunde und auf der Fahrt werden alle Mexiko-Klassiker rauf und runter gesungen. Mittlerweile bin ich tatsächlich ziemlich textsicher. San Miguel ist ein kleines hügeliges Städtchen und ziemlich überfüllt, denn ausgerechnet heute findet der desfile de los locos (Umzug der Verrückten) statt. Unzählige mexikanische Großfamilien versammeln sich am Straßenrand, um sich den Umzug mit lauter Musik, verrückten Kostümen und Tanzeinlagen anzuschauen. Wir fliehen auf den Aussichtspunkt und schauen uns das Spektakel von oben an. Später schlendern wir durch die schönen Straßen von San Miguel, finden ein veganes Restaurant für Helen, ein mexikanisches Restaurant für Gabo, guten Schokoladenkuchen für Tabea und mich und landen am Ende doch im Menschengewirr des Desfiles. Gegen späten Nachmittag fahren zurück nach Querétaro und irgendwie endet mein Tag mit Salsa auf einer kubanischen Gartenparty. Einer von Arednys Arbeitskollegen hatte mich Freitag dazu eingeladen. Also treffen wir dort Aredny, ihre Mama und einen Kollegen von Aredny, trinken Mojitos, essen fritierten Yucca und tanzen Salsa zu Livemusik. 






Samstag, 15. Juni 2019

Tag 89 - Roller Derby

Von Verzweiflung bis zu entspannten Mienen sehe ich am Samstag Morgen alles - mein A 1 Kurs sitzt vor ihren A 1-Prüfungen. Einige sehen eher unglücklich aus, andere dagegen brauchen für die Aufgaben nicht mal annähernd die vorgegeben Zeit. Ich stelle fest, dass Prüfungsaufsicht eindeutig entspannter ist als unterrichten, aber irgendwie auch langweiliger. Um 12 Uhr beginnt dann das Wochenende. Helen und ich machen uns erneut auf den Weg in den Norden der Stadt. Tabea wartet dort schon auf uns, denn Tabea arbeitet in der Zweigstelle des Centro Alemans im Norden von Querétaro. Auf dem Programm steht heute: Roller Derby. Doch erstmal müssen wir den Bus bekommen und das ist nicht so einfach wie es klingt. Der Bus rast leider sehr gerne an der Haltestelle vorbei und man muss sich förmlich auf die Straße werfen, wenn man einsteigen möchte. Der erste Bus fährt an uns vorbei und dem zweiten Bus müssen wir leider ziemlich hinterher rennen. Aber wir schaffen es. Als wir in den Bus einsteigen spielt gerade ein Gitarrenspieler einige Lieder und ich stelle fest, dass ich Busfahren hier echt vermisse. Supermarkt und Centro Aleman sind einfach zu nah für Busfahrten. Wir treffen Tabea an der Uni und suchen auf dem riesigen Campus die Sporthalle. Amanda hat uns zum Roller Derby eingeladen und ich lerne eine komplett neue Sportart kennen. Wir hören irgendwann eine Trillerpfeife und finden so den Weg zur Sporthalle. Als wir die Halle betreten, rasen bereits 10-15 Mädels auf Rollschuhen im Kreis und versuchen sich gegenseitig zu blockieren. Amanda ist Schiedsrichterin und erklärt uns in der Pause die Regeln von diesem doch ein bisschen verrückten Sport. Ich habe bis heute nicht genau die Regeln verstanden, aber im Prinzip geht es um Folgendes: 
Es gibt zwei Teams. Aus jedem Team gibt es eine Person, die versucht an den anderen vorbeizukommen und Punkte zu holen. Die anderen versuchen dies zu verhindern und blockieren diese Person. Für uns sieht der Sport ziemlich brutal aus und wir sind froh, dass wir auf der sicheren Tribüne sitzen. 


Freitag, 14. Juni 2019

12 Wochen - alles für 19 Pesos

Der freie Freitag beginnt mit Kisten packen im Centro Aleman. Nachdem die Bibliothek eingeräumt ist, räumen wir nun die Rezeption aus. Es ist ein dezentes Chaos und ich bin froh, dass ich in dem Chaos heute keinen Unterricht geben muss. Nach einem WG-Einkauf für unser WG-Essen am Samstag Abend im kleinen Gemüseladen, fahren Helen und ich am Abend in den Norden der Stadt und treffen uns mit Aredny und ihren Arbeitskollegen in einer Bar. Hier kostet alles 19,90 Pesos. Burger, Pommes, Cocktails  - alles für umgerechnet 92 Cent. 

Donnerstag, 13. Juni 2019

Tag 87 - Mexikanisches Krankenhaus und Nachttöpfe

Donnerstags habe ich grundsätzlich eine lange Mittagspause. Glück für unseren mexikanischen Freund Gabo, der seit 2 Tagen im Krankenhaus liegt, denn so habe ich Zeit ihn zu besuchen. Ich nehme ein Uber zum Krankenhaus und stehe kurze Zeit später in einem der modernsten Krankenhäuser, das ich je gesehen habe. Der Ausblick aus Gabos Zimmer über die ganze Stadt ist ganz nett und dem Guten geht es zum Glück schon wieder besser. Und noch viel besser nachdem ich ein paar Spiele aus dem Centro Aleman Spieleschrank auspacke. Um 18 Uhr wartet dann mein nächster Schüler auf mich, um 19 Uhr mein Abendkurs und um kurz nach halb 9 steht unser Uber vor der Tür und bringt Tabea, Helen und mich zu unserem Mädelsabend. Es geht mal wieder Sangria aus Nachttöpfen trinken. Bar Varela - eine unserer absoluten Lieblingsbars in Querétaro. Normalerweise können es Bars mit grellem Licht und ungemütlicher Einrichtung nicht auf meine Lieblingsbar-Liste schaffen, aber irgendwie hat es diese Bar trotzdem geschafft. Amanda und Aredny, zwei mexikanische Freundinnen, warten tatsächlich schon auf die zu spät kommenden Deutschen vor der Bar und wir stellen fest, dass wir eindeutig mexikanisch geworden sind. Aber irgendwie sind fast alle unsere mexikanischen Freunde super pünktlich. Klischees bestätigen sich also nicht immer. Tabea und ich haben seit einigen Tagen extra für den Abend 5 Peso Münzen für die Jukebox gesammelt und so läuft fast den ganzen Abend unsere Musik, wir trinken unseren Sangria aus den beliebten Nachttöpfen, tanzen ein bisschen Cumbia mit den Jungs vom Nachbartisch und genießen ansonsten unseren Mädelsabend.



Mittwoch, 12. Juni 2019

Tag 86 - Bücher über Bücher

Die Umbauarbeiten im Centro Aleman gehen weiter, aber immerhin ist unsere Bibliothek wieder einsatzbereit. Zumindest nachdem wir unzählige Bücher wieder zurück in die Regale gestellt haben. Die neue Tafel hält leider noch nicht so gut an der Wand und ist mir nun im Unterricht schon zweimal entgegen gefallen, aber das lässt sich sicherlich auch noch regeln.

    

Dienstag, 11. Juni 2019

Tag 85 - rennende Verben

Am Dienstag gelange ich auf den Höhepunkt meiner didaktischen und pädagogischen Kreativität. Mein 9-jähriger Deutschschüler hat nächste Woche einen wichtigen Deutschtest in der Schule und Artikel und Nebensätze wollen einfach nicht sitzen. Ich funktioniere also unser Kindermonopoly in ein Artikelspiel um und denke mir etwas besonderes aus, damit er sich Nebensätze merken kann. In Nebensätzen steht unser Verb immer am Ende des Satzes. Also erkläre ich ihm, dass zum Beispiel die Konjunktion "weil" unsere Startlinie ist. Hier rennen alle Wörter los. Die Verben sind die schnellsten und rennen bis zur Ziellinie (dem Punkt am Satzende). Es gibt aber noch schnellere Verben: die Modalverben und haben und sein im Perfekt. Das sind die absoluten Sportler-Verben und gewinnen jedes Wettrennen. Wie erfolgreich meine Lernstrategie so war, zeigt sich nächste Woche. Meinen Erwachsenen-Kursen hilft die Vorstellung von den Sportler-Gewinner-Verben jedenfalls. 

Montag, 10. Juni 2019

Tag 84 - Bauarbeiten

Seit Wochen unterrichten wir alle gefühlt auf der Baustelle. Das Centro Aleman ist im Umbauprozess und wir bekommen neue Unterrichtsräume, einen neuen Boden und einen neuen Garten. Natürlich ist die Baustelle eher mexikanisch angehaucht, sodass plötzlich die Wasserleitung gekappt wird, die wichtigste Stromleitung durchtrennt wird oder eben auch am Sonntag einfach mal gegenüber ordentlich gehämmert und geklopft wird. Immerhin muss ich nicht wie in Ecuador selbst mit anpacken. Mal sehen, ob ich in meinen letzten 3 Wochen noch das neue Centro Aleman erleben werde.

  

Sonntag, 9. Juni 2019

Tag 83 - Sonntagsausflug

Mexperience ist von nun an der Ausdruck für alles, was hier ein bisschen aufregender ist. Erste Mexperience am Morgen: der Strom ist weg. Laut der Straßen-WhatsApp-Gruppe hat aber die ganze Straße keinen Strom. Wir hatten schon kurz befürchtet, dass wir vergessen haben zu bezahlen und uns deshalb der Strom abgestellt wurde. Wie gut, dass für heute sowieso ein Ausflug auf dem Plan steht. Zweite Mexperience: Bus fahren zum Nationalpark. Wir laufen circa 20 Minuten zu einem uns noch unbekannten Busterminal und sind weit und breit die einzigen "Touristen". Wir kaufen für 14 Pesos (0,64 Cent) ein Busticket und sitzen wenig später in einem äußerst klapprigen, ruckelnden und fast auseinander fallenden Bus. Wir verfolgen auf GoogleMaps, wo wir ungefähr sind und steigen nach 20 Minuten Fahrt direkt vorm Parkeingang aus dem Bus. Ausgestattet mit ausreichend Wasser und Proviant wagen wir den Aufstieg auf den Berg mit den Antennen - so bezeichnen alle hier den Berg des Nationalparks. Der Weg ist komplett gesäumt mit Kakteen, super steinig und sehr steil. Von oben hat man einen wunderschönen Blick über Querétaro und jeder Meter hier hoch hat sich eindeutig gelohnt.






Freitag, 7. Juni 2019

11 Wochen - Helenita glücklich machen

Heute in ein besonderer Tag für meine Mitbewohnerin Helen, denn heute gehen Tabea und ich endlich mit ihr vegan essen. Helen ernährt sich komplett vegan, was hier manchmal gar nicht so leicht ist. Wir versuchen mittlerweile auch in der WG sehr viel vegan zu kochen, aber ganz ohne Butter, Joghurt, Sahne, Eier und Schokolade geht es für Tabea und mich dann auch nicht. Das Restaurant ist direkt bei uns um die Ecke und es gibt 4 verschiedene Gerichte zur Auswahl. Direkt auf der Straße vor uns ist ein kleiner Markt aufgebaut. Mitten auf der Straße bekommt man vom Ladekabel über Gemüse bis hin zu Tacos alles. Es ist durchaus ein bisschen paradox, dass direkt neben dem veganen Restaurant das Fleisch für die Tacos angebraten wird.

Mittwoch, 5. Juni 2019

Tag 80 - Polizeibesuch

Um kurz nach 20 Uhr erstrahlt mein gesamter Kursraum plötzlich in blau rotem flackernden Licht. Die Polizei steht mit Blaulicht vor unserer Tür. Ich denke mir nichts weiter dabei und mache weiter mit meinem Unterricht. In meinem Kurs hospitiert heute eine mögliche Quereinsteigerin und wir reflektieren um halb 9 nach meinem Kurs noch kurz meinen Unterricht. Ich erkläre ihr noch verschiedene Dinge zu unserem Buch als plötzlich einer meiner Schüler wieder im Raum steht und sagt, dass die Polizei wohl aufgrund eines unserer Autos da sei. Ich zucke mit den Schultern, denn ich gebe gerade Unterricht im Raum in unserem eigenen Haus und habe hier schließlich kein Auto, aber meine Hospitantin springt plötzlich auf und rennt auf die Straße. Leider hat die Gute minimal vor dem Tor der Nachbarn geparkt. Diese sind leider immer noch sauer auf uns wegen der Party letzte Woche. Statt einfach mal im Centro nachzufragen, haben sie direkt die Polizei gerufen. Das Auto hat übrigens niemanden gestört. Dennoch nimmt die Polizei die Kennzeichen ab. Wenn man die Strafe innerhalb von 24 Stunden bei der nächsten Polizeistation bezahlt, bekommt man 50 % Nachlass und seine Kennzeichen direkt wieder. Willkommen in Mexiko.

Dienstag, 4. Juni 2019

Tag 79 - Besucher

An Kakerlaken auf der Straße und auch in unserer Küche haben wir uns mittlerweile gewöhnt. Doch seit neustem haben wir eine neue Art von Besuchern - Skorpione. Sie sind zwar nur klein, aber trotzdem sind sie in unserem Wohnzimmer nicht willkommen. Helen, Tabea und ich sitzen wie gewohnt beim After-Work-Plausch im Wohnzimmer als plötzlich ein kleiner Skorpion aus der Küche ins Wohnzimmer schießt. Nach kurzer Aufregung stellen wir erstmal einen Becher über ihn, so dass er nicht mehr weglaufen kann. Doch dann beginnt die große Frage: Wie bekommen wir ihn aus unserem Haus? Kurze Überlegung: Matthias anrufen. Leider ist der Gute schon in Argentinien. Also holen wir eine dickere Pappe, schieben sie unter den Becher und balancieren alles zur Haustür. Wir schmeißen Becher, Pappe und Skorpion möglichst weit auf die Straße und warten. Nach einer halben Ewigkeit verlässt unser Freund tatsächlich den Becher und wir können wieder beruhigt reingehen. 


Montag, 3. Juni 2019

Tag 78 - Mexiko-Omas gehen aus

In der Regel ist hier unter der Woche um 10 Uhr abends das Licht aus. Wir kommen um halb 9 vom Unterricht, essen etwas, tauschen uns über den Tag aus und dann gehts ins Traumland. Wir bezeichnen uns selbst mittlerweile als Mexiko-Omas. Aber da wir uns fest vorgenommen haben unsere Straße mehr zu verlassen, holt uns Gabo tatsächlich am Montag Abend nach unserem Kurs um 20:30 Uhr ab und wir fahren ins Centro. Ein klassischer Mexiko-Chaos-Abend beginnt. Der ursprüngliche Plan: Falafel essen. Leider ist das Restaurant nicht auffindbar. Wir parken das Auto und machen uns zu Fuß auf die Suche nach einer Alternative. Am Ende landen wir in einer Bar in die wir von zu Hause aus auch hätten laufen können. Aber so ist das eben in Mexiko. Wenn man einen Plan hat macht man zur Sicherheit lieber noch zwei weitere. 

Sonntag, 2. Juni 2019

Tag 77 - Sommergefühle

Auch wenn es in letzter Zeit immer häufiger abends regnet, greife ich dennoch jeden Morgen ganz automatisch nach kurzer Hose, T-Shirt und offenen Schuhen (zumindest wenn ich keinen Unterricht habe). Erst als ich höre, dass auch zu Hause endlich der Sommer angekommen ist, wird mir bewusst, in welchem Sonnen-Luxus ich mich gerade befinde. Nachdem also die letzten Partyreste aufgeräumt sind und unser Boden nicht mehr klebt, nutzen wir die warme Sonne und machen uns auf den Weg zum Eis essen. Unser Eis wird im Becher und in einer Waffel gleichzeitig serviert. Aber Hauptsache es schmeckt. 
In der ganzen Stadt tummeln sich Einheimische, mexikanische Touristen, ausländische Touristen und Straßenhändler. Von jeder Ecke wird die Straße mit Musik beschallt und jeder noch so kleine Windhauch ist eine angenehme Abkühlung. Wir setzen uns mit unserem Eis auf einen der belebten Plätze, beobachten den Trubel und genießen unseren einzigen richtigen freien Tag der Woche.



Samstag, 1. Juni 2019

Tag 76 - Abschiedsparty

Nach unserem Start ins Wochenende um 12 Uhr, dekorieren Tabea, Helen und ich unser Wohnzimmer für die Abschiedsparty. Am Ende gleicht unser Wohnzimmer eher einem Kindergeburtstag, aber das ist uns egal. Überall hängen Luftballons, die Piñata baumelt im Treppenhaus und wir verteilen Süßigkeiten auf den Tischen. An der Wand klebt "Wir sehen uns, Matito (Verniedlichung für Matthias)" und wir lernen nebenbei das mexikanische Piñatalied und lesen uns auf der Homepage Mexperience.com (https://www.mexperience.com/more-to-pinatas-than-meets-the-eye/) über den Piñatabrauch ein. Am Abend stellen wir fest, dass Mexperience wirklich Ahnung hat. Es tritt alles so ein, wie es beschrieben wurde. Jeder Gast kennt das Piñatalied und jeder schmeißt sich am Ende auf den Boden, um die besten Süßigkeiten zu bekommen. Wir 4 Deutschen beobachten das Spektakel in unserem Wohnzimmer etwas argwöhnisch. Bis um 4 Uhr morgens tanzen wir in unserem Wohnzimmer von Cumbia über Salsa (eventuell hatte ich da ein bisschen Einfluss) bis zu Reggeaton alles und stellen irgendwann fest, dass Matthias bereits tief und fest schläft. Unsere Nachbarn sind von unserer Party leider nicht ganz so begeistert wie wir und es gibt hier in der Straße eine sehr aktive WhatsApp-Gruppe mit unserer Chefin als Mitglied, sodass unsere kleine Party nicht geheim geblieben ist. Am Montag gibt es dann in der Teambesprechung doch eine kleine Standpauke von unserer Chefin, denn die Hausordnung untersagt Hausapartys. Das war dann wohl unsere erste und auch letzte Party.