Baños, eine Stunde von Ambato entfernt und das Paradies für jeden, der ein bisschen Aufregung mag, mit Höhenangst kein Problem hat und in die ecuadorianische Technik vertraut. Alles 3 trifft nicht auf mich zu. Ich verspüre keinerlei Verlangen mich nur am Fuß gesichert von einer Brücke zu stürzen, an Hand- und Fußgelenken aufgehängt über tiefe Schluchten zu fliegen oder mich in einem großen aufgeblasenem Ring einen reißenden Fluss runterzustürzen. Man möge mich als langweilig bezeichnen, aber ich bin auch ohne diese waghalsigen Aktionen glücklich.
Freitag morgen steigen Willy und ich in den Bus Richtung Baños und ich weiß zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass ich meine Prinzipien, nämlich auf keine ecuadorianische wilde Konstruktion zu vertrauen, etwas lockern werde. Erstes Ziel: Casa del Árbol, Baumhaus.
Das Baumhaus liegt auf einem Berg, der von wiederum anderen Bergen umgeben ist. Von dem Baumhaus aus wunderbarer Blick, von der Schaukel, die an dem Baumhaus befestigt ist noch viel besser. Ich überwinde meine Höhenangst und lasse mir von Willy einschärfen, dass wenn es wackelt oder komische Geräusche macht ich keine Panik bekommen soll. Ich schaukle und schaukle und so wirklich aufhören mag ich eigentlich nicht mehr. Zu wunderbar dieses Gefühl auf einem einfachen Holzbrett befestigt an 2 langen Seilen über die grünen Berge schauen zu können.
Zweites Ziel: Manto de la Novia. Einer der tausend Wasserfälle in Baños. Ich überwinde zum zweiten Mal an diesem Tag meine Höhenangst, steige in ein offene Seilbahn, die uns auf die andere Seite zum Wasserfall bringt. Auf der anderen Seite wartet eine weitere Schaukel, die diesmal allerdings mehr einen Ausblick auf die umliegenden Bäume gibt.
Nach schaukeln, Ausflug zum Fluss und einer erneuten Fahrt in der Seilbahn stehen wir am Straßenrand. Die Busse die vorbeifahren sind entweder schon voll oder wollen nicht anhalten. Zum Terminal zu laufen wäre zu weit, also strecken wir kurzerhand den Daumen raus und hoffen, dass ein Pick-Up anhält. Trampen am Tag und dazu noch in Baños, dem Touristen-Ort, durchaus nichts ungewöhnliches. Dennoch fühle ich mich ein bisschen Hippie und kaum habe ich meinen Daumen rausgestreckt hält auch schon ein Pick-Up an. Der Fahrer kurbelt das Fester runter und ruft: „ja, los, Sarita, steigt ein, steigt ein.“
Vorbei ist das kurze Gefühl des Hippie-Seins. Der Fahrer der anhält ist einer meiner tausend Onkels aus meiner ersten Gastfamilie, der zufällig an uns vorbeifährt und sich wohl dachte: "Sarita, du bist kein wilder Hippie, hör auf dem Verrücktheiten“ und uns netterweise bis zum Terminal mitgenommen hat.