Montag, 29. Februar 2016

Tag 16

Um halb 8 wache ich eingekuschelt zwischen Marie und Sonja auf und realisiere das erste mal, dass ich hier auf Reisen bin. Denn durch den Schul- und Arbeitsalltag ist mein Leben hier so geregelt, dass ich bisher gar nicht wirklich dieses freie Reisegefühl habe. Aber es ist Montag Morgen halb 8 und ich liege noch im Bett. Dazu kommt, dass ich auch noch zwischen so zwei super Verrückten liege, deren Reisefieber sicherlich ein bisschen abfärbt. 

Von den 19 Stunden sind nun mittlerweile schon ein paar vergangen und wir machen uns auf den Weg zu den hübschen Cafés in, wer hätte es gedacht, Usaquén zum Frühstücken. Wir schlendern erst mal durch die Straßen und mit Sonja und Marie kann ich diesmal so richtig ausrasten wie süß und hübsch alles aussieht. Mit Rafael, mit dem ich letzten Sonntag auf dem Markt hier war, musste ich mich was das anging leicht zurückhalten.

Nach unserem Frühstück können wir natürlich an dem hübschen Läden mit den Teelichtern, Teekannen, Tassen und Tischdecken nicht einfach so vorbeilaufen. Aber die Zeit rennt und so setze ich die beiden dann nach einem kurzen Halt bei mir zu Hause ins Taxi zum Flughafen.











Ich starte in die andere Richtung zur Praxis und komme mit nur 10 Minuten Verspätung zur ersten Therapie und auf dem Heimweg entdecke ich endlich die perfekte Busroute für den Heimweg. Wäre da nur nicht immer dieser Verkehr. Und als ich zu Hause ankomme ist das freie Reisegefühl auch schon wieder verflogen.

Sonntag, 28. Februar 2016

Tag 15

Als erstes steht ausruhen auf dem Programm und dabei komme ich auch endlich dazu mein spanisch-sprachiges Netflix auszunutzen, worauf ich mich so unglaublich gefreut habe.
Ich sitze also in meinem Bettchen, suchte ein bisschen Serien und höre Airbnb-Santiago am Schreibtisch fluchen. Der Gute ist mitten in der Klausurenphase und ich bin insgeheim ein bisschen froh, dass das Thema bei mir durch ist.

Gegen Mittag mache ich mich dann doch noch mal auf den Weg zum Markt in Usaquén, um deutsches Brot zu kaufen. Ich mache noch einen Halt beim größeren Supermarkt 2 Straßen weiter und kaufe Sonjas Lieblings-Frischkäse und noch die ein oder andere Kleinigkeit.
Und als ich die Ankunftszeiten vom Flughafen in Bogota checke, stelle ich fest, dass der Flug von Havana einfach eine halbe Stunde zu früh kommt. Ich eile zum Bus und eine lange gequetschte Busfahrt später umarme ich Lars Schwester Sonja nach 7 1/2 Monaten. Die Menschen um uns herum erleben einen dieser klassischen Flughafenmoment voller Aufregung und Freude.

Sonja reist nach ihrem Auslandssemester in Chile nun mit ihrer Reisefreundin Marie ein bisschen durch Süd- und Mittelamerika und die beiden haben genau 19 Stunden und 46 Minuten bei mir in Bogotá, bevor es nach Brasilien weitergeht.

Wir fahren zu mir hoch in den Norden und der arme Taxifahrer muss ziemlich viel Deutschgequasel ertragen. Das hört auch bei unserem typisch deutschen Abendessen mit Brot, Frischkäse und Salat nicht auf. Irgendwann fallen uns 3 in meinem 1,40m Bett aber doch die Augen zu.

2 Wochen

Normalerweise stehe ich um 5 morgens auf. Heute komme ich da erst Heim. Deshalb gibt es Blogeintrag auch erst jetzt.

Der Tag beginnt für mich jedoch um 7. Immerhin 2 Stunden später als sonst. Ich räume ein bisschen mein Zimmer auf und beziehe mein Bett frisch. Und auch das Bettbeziehen von kolumbianische Betten ist genau wie ecuadorianische Betten medio complicado. Denn unter der Tagesdecken liegen mehrere Fleecedecken plus ein dünnes Laken und das alles will dann gekonnt am Fußende unter die Matratze gesteckt werden.
Während ich mich also als super Hausfrau übe, wird es draußen immer wärmer. Bei Sonnenschein und 24 Grad mache ich draußen eine kleine Tour zum nächsten größeren Supermarkt und komme nach 2 Wochen das erste mal dazu mein Buch aufzuschlagen.

Und hätte ich um 8 eigentlich schon wieder langsam ans Traumland denken können, stehe ich vor meinen Kleiderschrank und suche mein Partyoutfit aus. Denn heute geht es in die Zona Rosa tanzen. Ich treffe José, den ich letzte Woche beim Sprachaustausch kennengelernt habe, auf einem riesigen Platz wo es nur so von Jugendlichen wimmelt. Es gibt wenige Mädels, die ihre hohen Schuhe im Schrank gelassen haben. Wir schlendern durch die mit Bars und Clubs gesäumten Straßen, immer wieder sind Musikfetzen aus geöffneten Türen zu hören und ich kann mich gar nicht entscheiden wo ich zu erst rein möchte. Später treffen wir noch ein paar Amigos von José und gehen in einen Club, der erst für Personen ab 23 ist. Glück gehabt, noch rechtzeitig Geburtstag gehabt. :)
Bis um halb 5 tanze ich also von typisch deutscher Clubmusik bis Bachata, Salsa, Merengue und anderen Tänzen, die ich zuvor noch nie gehört habe.

Freitag, 26. Februar 2016

Tag 13

Ein Tag an dem ich auf noch mehr nette Bogotaner treffe, der Heimweg im Hellen gar nicht mehr zu furchteinflössend erscheint wie gestern und es nicht regnet, da ich einen Regenschirm dabei habe.

Als heute morgen um 5:12 Uhr mein Wecker klingelt, bin ich doch ein bisschen froh, dass Freitag ist. Auch wenn früh aufstehen für mich nicht so schlimm ist wie für manche andere Personen aus meiner Familie, gehören Aufstehzeiten, die mit einer 5 beginnen, nicht zu meinen Favoriten. Im Schulbus hält mich ein kleines Whatsapp-Telefonat mit Lars wach, denn sonst wäre ich sicherlich direkt beim Einsteigen eingeschlafen und wohl nie mehr aufgewacht. Mariale nimmt mich nach der Schule mit dem Auto mit in ihre Praxis und wir kommen super entspannt und pünktlich an. Fahren wir mit dem Bus dauert der ganze Spaß schon ein bisschen länger. Denn jedes Kind wird an seiner Abholecke abgesetzt und da in der Route zur Praxis viele Kindergartenkinder mitfahren, die nicht einfach auf der Straße abgesetzt werden dürfen, kann es dauern. Denn der Bus muss warten bis die Eltern bzw. meistens das Kindermädchen an der Ecke steht und das Kind „entgegennimmt“. An sich klappt das meistens prima, doch manchmal steht man dann eben doch ein bisschen in der Gegend herum und wartet. Und so kamen wir die Woche eigentlich meistens direkt mit unserem Patienten in den Praxisraum und das ist irgendwie nicht wirklich ein guter Therapiestart.

Um 17 Uhr ist es draußen noch hell und wir haben die letzte Therapie abgeschlossen. Mein Handy hat noch genug Akku und ich finde bei GoogleMaps den perfekten Bus für den Heimweg. Meine Buskarte, die ich bisher nur für den Transmilenio Bus benutzt habe, brauche ich auch für den perfekten Heimweg-Bus. Leider sagt mir jedoch der Sensor am Drehkreuz im Businneren: „Kein Guthaben.“ Irgendwie bin ich wohl doch mehr Bus gefahren als gedacht. Ich schaue ein bisschen bedröppelt und möchte gerade aussteigen, da hält ein junger Typ seine Karte vor den Sensor und schenkt mir meine Busfahrt. Also quetsche ich mich in den bereits vollen Bus und bin mir sicher, dass sich jeder meiner deutschen Freunde bis vielleicht auf Cate und Kerstin den Kopf gestoßen hätte. Denn sogar ich kann mich sehr entspannt an den Busstangen festhalten, die von der Decke hängen und strecke ich meinen Arm nach oben, kann ich die Busdecke berühren. Total verrückt. Und während ich da so stehe fragt mich die vor mir sitzende Frau, ob meine Tasche denn schwer sei und sie sie auf den Schoß nehmen solle. Auch wenn ich dankend ablehne, freue ich mich über solche Kleinigkeiten so richtig.

Als ich zu Hause ankomme, dämmert es für 10 Minuten und in der Zeit ziehe ich mir mein Zumba-Outfit an und versuche um halb 7 meine Arme, Beine, Füße und meinen Po genau so zu bewegen wie die schwangere tanzende Vorturnerin. Ziemlich fraglich, ob mir das trotzt meiner Bemühungen so gelingt.

Donnerstag, 25. Februar 2016

Tag 12

Bogotás Wetter ist zurück. Waren die Bewohner in den letzten Wochen ganz verwundert wie sonnig es jeden Tag ist, ist es nun besser immer einen Regenschirm dabei zu haben. Versuche ich mir ab morgen anzugewöhnen. Die letzten Tage wurde ich nämlich doch ab und an ein bisschen nass. Krempel ich in der 2. Pause noch meine Hose hoch und sitze im T-Shirt auf der Wiese, scheint 2 Stunden später die Welt unterzugehen.

In der 4. Stunde singe ich heute noch mal die Vogelhochzeit und schaue am Nachmittag bei der anderen Logopädin zu, die vor allem Myopatienten und Schluckstörungen bei Kindern behandelt. So sitzt also ein kleiner Junge in der Therapie vor 4 kleinen Stücken Papaya und fängt bitterlich an zu weinen, weil für ihn Essen alles andere als ein Genuss ist. Nicht sonderlich verwunderlich, wenn man sich bei fast jeder Gabel verschluckt.

Zu meinem Lieblings-Cochlea-Implantat-Patienten bin ich aber wieder rechtzeitig bei Mariale und um viertel nach 6 verlasse ich die Praxis. In der Bäckerei nebenan werde ich endlich mein ganzes Kleingeld los, was man glaube ich gar nicht wirklich umrechnen kann, weil es so klein ist. Und dann beginnt der Teil des Tages, der hätte anders verlaufen können. Ich möchte mir gerade ein Uber bestellen, da geht leider mein Handy aus. Da mir jeder hier sagt: "nimm bloß kein Taxi auf der Straße“, laufe ich erst mal los. Sollte man zwar wohl angeblich auch nicht machen, aber da der Bus den ich hätte nehmen können gerade weggefahren ist, laufe ich lieber erst mal ein Stück. Leider verlaufe ich mich ein bisschen bzw. komme irgendwie nicht dort raus wo ich eigentlich dachte, dass ich rauskomme. An sich kann man sich in Bogotá jedoch nicht verlaufen, denn alle Straßen die waagrecht verlaufen heißen Calle und sind von Süd nach Nord durchnummeriert. Alle Straßen die senkrecht verlaufen heißen Carrera und sind von Ost nach West durchnummeriert. Trotzdem stehe ich plötzlich vor einer riesigen Autobrücke und auf den Straßen sind plötzlich immer weniger Leute. So ganz wohl fühle ich mich eindeutig nicht. Ich schaue mich also um und entdecke ein Krankenhaus mit ein paar wartenden Menschen davor. Ich gehe zu der Person, die mir am sympathischsten erscheint, erkläre meine Situation und frage, ob er mir ein Taxi rufen kann. Leider ist hora pico, also Hauptberufsverkehr und es gibt keine freien Taxis. Wir warten also, aber es bringt nichts. Irgendwann bietet der junge Mann, der ein bisschen älter als ich ist, mir an, dass er und sein Vater mich nach Hause bringen. Ich versuche die Situation einzuschätzen und überlege kurz, aber ich möchte eindeutig nicht alleine an der Straßenecke bleiben und einfach nur Heim. Also quetsche ich mich zu den beiden ins Auto, welches nur 2 Sitze hat, nehme einen riesigen Karton mit frischen Eiern auf den Schoß und die beiden bringen mich sicher nach Hause. Auf der Fahrt erzählen sie mir von ihrem deutschen Nachbarn Rainer und ich muss schmunzeln. Außerdem, dass die Schwester von dem Jungen ungefähr mein Alter hat und sie sie niemals alleine um die Uhrzeit draußen rumlaufen lassen würden, also sei es doch selbstverständlich, dass sie mich sicher Heim bringen. Ich weiß nicht so recht wie ich mich bedanken soll und bin froh, als ich um viertel vor 8 endlich zu Hause bin.

Und so gut auch alles ausgegangen ist, brauche ich solch eine Situation nicht unbedingt noch mal. Aber sowas gehört wohl dazu: zum Welt erkunden.

Mittwoch, 24. Februar 2016

Tag 11

Der Tag an dem es im Supermarkt Sprudelwasser in 1,5 Liter Flaschen gibt und eine Stunde für 6,1km sehr optimistisch kalkuliert war.

Bis auf 2 Gruppen haben Mariale, wie María Alejandra so schön abgekürzt wird, und ich nun alle Gruppen beobachtet. Die ein oder andere Auffälligkeit gibt es bei den Kindern doch, sodass wir ab nächster Woche bei den Einzeldiagnostiken doch einiges zu tun haben werden.

Da heute Mittwoch ist, steht auf meinem Freizeit-Stundenplan Zumba.
Ich denke, wenn ich um kurz vor 4 aus der Praxis gehe, dann sollte ich um 5 locker im Sportoutfit vor dem großen Spiegel in der Tanzschule stehen. GoogleMaps sagt mir mit dem Bus dauern die 6,1 km inklusive Laufen 33 Minuten. Ich hätte wohl das graugeschriebene ohne Verkehr beachten sollen. Doch der Ausdruck ohne Verkehr existiert in Bogotá nicht und so stehe ich um 20 nach 5 ziemlich abgehetzt vor dem Spiegel. Neues Kriterium für meinen späteren Wohnort: S- und U-Bahnen.

Auf dem Rückweg mache ich noch Halt beim Supermarkt, der auf dem Weg liegt. Um 6:07 betrete ich den Supermarkt. Draußen ist es noch hell. Ich schlendere durch die Reihen, überlege was ich morgen zu Essen mitnehmen möchte (wen wundert’s: es gibt noch mal Couscous-Salat) und was ich sonst noch so gebrauchen könnte. Am Wasserregal freue ich mich über die 1,5 Sprudelwasserflaschen, denn mittlerweile hat sich ein kleines Plastikflaschen-Arsenal mit 600 ml Flaschen bei mir zu Hause angesammelt. Gäbe es Pfand wäre ich reich. Um 6:22 verlasse ich den Supermarkt und es ist stockfinster. Nichts mit schöner Abendröte oder so. Sonne ist einfach weg. Wie Licht aus. Morgen früh um kurz nach 6 geht es wieder an. Genauso abrupt.


Liebste Oma, gestern sind die Geburtstags-Glückwünsche im Blog leider ein bisschen untergegangen, aber jetzt wo ich weiß, dass du fleißig meinen Blog liest:
Alles Liebe und Gute zum Geburtstag, wenn auch ein bisschen verspätet!
Eine Geburtstags-Umarmung aus Bogotá und bis bald!

Dienstag, 23. Februar 2016

Tag 10

Um kurz nach 19 Uhr komme ich nach Hause, unterhalte mich ein bisschen mit der Airbnb-Mama über meinen Tag und mache nebenbei Couscous-Salat für morgen zum Mitnehmen. Mein deutsches Leben hat mich wohl eingeholt.

Am Ende des Monats kenne ich hier glaube ich den ein oder anderen Uber-Taxi-Fahrer. Der heute hatte leider trotz Navi nicht so ganz die Ahnung vom schnellsten Weg nach Hause, aber da es um kurz nach 6 nach der letzten Therapie schon wieder dunkel wurde, war das eindeutig das sicherere Heimkommen.

Neben weiteren Beobachtungen und Besprechungen habe ich in der Schule heute die 3. Stunde mit den Mäusegruppe-Kindern verbracht, die mir voller stolz ihr selbst gebautes Puppen-Theater gezeigt haben. Zuschauen durfte ich allerdings erst nachdem für mich noch eine Eintrittskarte angefertigt wurde.

Teatro
Praxisraum
Nach der Schule ging es, genau wie gestern, direkt weiter in die Praxis. Eine Therapie nach der anderen und die letzte gehöre mir alleine. Zu manchen Zeitpunkten waren plötzlich auch mal 3 Therapiekinder im Raum. 





Neben den CI-Patienten habe ich heute noch die Syndrom-Patienten kennengelernt und manche habe ich scheinbar so eingeschüchtert, dass sie die kompletten 60 Minuten keinen Ton gesagt haben. 

Die 60 Minuten waren glaube ich die längsten meines Lebens. Ich habe sie genutzt, um eine To-Do-Liste für heute Abend zu erstellen. Punkt 1 - Ecuador-Flüge buchen- ist abgehakt.

Vom 3.03. - 07.03. werde ich wieder zur Ecuador-Sarita. Meine Gastmama hat schon gefragt was ich mir zu Essen wünsche. 

Montag, 22. Februar 2016

Tag 9

Um viertel nach 6 gehe ich wie jeden Morgen aus dem Haus und heute komme ich um viertel nach 8 abends vollkommen ausgehungert, erschöpft, bepackt mit Einkäufen, aber voller interessanter Erlebnisse nach Hause. Die oberste Ecke des Baguettes fehlt, weil ich die vor lauter Hunger schon ganz mama-mäßig (jeder der schon mal bei uns war, wenn meine Mama abends nach der Arbeit vom Einkaufen kommt, weiß was ich meine) auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause aufgegessen habe und zum Glück wartet zu Hause ein Topf Reis, Avocado und Spiegelei auf mich. Kolumbianische Mamas haben schon was. Die Tatsache, dass ich das alles mit dem Löffel esse zeigt mir, dass ich nun wirklich angekommen bin im südamerikanischen Leben.

Von 7.20 Uhr bis 13 Uhr machen María Alejandra, die Logopädin und ich dort weiter, wo wir am Freitag aufgehört haben. Wir beobachten die Kinder und machen uns bei auffälligeren Kindern Notizen, um sie uns nächste Woche noch mal genauer anzuschauen. Meine Mäuse-Kinder sind ganz verwundert, dass ich jetzt gar nicht mehr bei ihnen in der Gruppe bin, denn nach einer Woche haben sie sich scheinbar so an mich gewöhnt, dass es für sie unvorstellbar ist, dass ich an der Schule noch was anderes mache, als nur mit ihnen zu spielen. Ab 13 Uhr beginnt der Teil des Tages, dessen Erlebnisse womöglich für die restliche Blog-Woche reichen würde, aber lediglich für all meine Logos interessant wären.

Einer der 40 Schulbusse des Colegios bringt die Logopädin und mich zu ihrer Praxis, die in einem schicken Ärzte-Haus im Norden untergebracht ist. Auf dem gleichen Flur arbeitet noch ein Psychologe, eine Audiologa und die angeblich beste Myo-Therapeutin ganz Kolumbiens, die ich morgen kennenlernen werde. Der Therapieraum lässt eindeutig keine Wünsche offen. Der Spiele- und Materialschrank ist ziemlich faszinierend und die Therapie und Patienten von María Alejandra erst recht. Ich sehe alles vom typischen Lispeln über auditive Wahrnehmungsstörungen und Zügen von Autismus bis hin zu Cochlea Implantat-Trägern in jeder Altersstufe. Es gibt Einzel- und Gruppentherapie und zwischen den Patienten keine einzige Pause. Die Therapieabläufe sind wie zu Hause auch und auch die Übungen ähneln sich sehr - nur eben alles auf Spanisch. So gibt es meinem Notizbuch nicht nur eine Seite mit Ideen, die ich mitnehme, sondern auch eine Seite mit neuen Vokabeln. Denn das ein oder andere Wort fehlt mir dann doch. Trotzdem lässt mich María Alejandra auch selbst Therapie machen. Und so sitze ich da, halte auf einer anderen Sprache Therapie und bekomme das süßeste Kompliment vom letzten Patienten des Tages, der sagt, dass ihm mein leichter Akzent wesentlich besser gefällt, als das perfekte spanische Spanisch aus Spanien aus der Übungs-App.

Sonntag, 21. Februar 2016

Tag 8

Welten in einer Stadt.

Doch zu Beginn des Tages erscheint Bogotá als eine Welt. Bestehend aus einem Meer an Häusern und Straßen. Das Ende der Häuser kann man nur erahnen und der Blick vom Hausberg von Bogotá reicht noch nicht mal bis in den endlosen Norden der Stadt. Rafael -mein gestern neu gewonnener Schweizer Freund- und ich wissen gar nicht so recht wo wir eigentlich hinschauen sollen.


Bogotá














Mit der Seilbahn geht es wieder nach unten, mitten hinein in das Häusermeer. Heute ist Sonntag und viele der Straßen sind am Sonntag für Jogger, Radfahrer, Inlineskater etc. gesperrt. Wir flanieren also ein wenig durch die Candelaría, die historische Altstadt von Bogotá. Kommen vorbei am Palast des Präsidenten und natürlich am Platz des Simon Bolívar. Was wäre schließlich eine südamerikanische Stadt ohne eine Plaza de Bolívar. 



Plaza Bolívar

Auch wenn eigentlich jeder ein Handy besitzt: dieser Mann verkauft Minuten zum Telefonieren für umgerechnet 0,03 cent. 

















Nach einem Mittagessen machen wir uns auf in den Norden der Stadt in den Stadtteil Usaquén. Ich habe mich verliebt, eindeutig. Hat die Altstadt von Bogotá wirklich Charme mit den vielen kleinen holprigen Gassen und den Wandgemälden, ist Usaquén einfach hübsch. Sonntags ist Markt und entlang der Straße gibt es Stände und einfach nur auf dem Boden ausgebreitete Tücher mit Armbändern, Taschen, Haarschmuck, Ohrringen, Seifen, Naturmedizin, Schuhen und Räucherkerzen. Und es sind nicht die Art von Artikeln, die schon beim bloßen Anblick auseinanderfallen. Mein Highlight ist der Brotstand, der echtes Vollkornbrot verkauft. Als ich entschlossen auf den Stand zugehe und ein Brot mit Leinsamen drauf aussuche, schaut mich der Verkäufer kurz an und fragt alemana, also deutsche? Ich nicke und er lacht. Er sagt, dass viele Deutsche genau dieses Brot kaufen würden und ich denke mir: kein Wunder, denn dieser Stand könnte 1:1 auf einem deutschen Wochenmakt stehen und nicht fast 10.000 km entfernt in Kolumbien.

Und während wir durch die Menschenmenge laufen, stellen wir fest, dass der Norden eine eigene Welt ist. So tragen die Leute andere Kleidung, die iPhonerate ist eindeutig höher und auch die Cafés haben nicht nur den Zweck, die Menschen mit Essen und Trinken zu versorgen, sondern nebenher auch noch schön auszusehen. Trotzdem gibt es an den Straßenecken natürlich voll beladene Autos, die Obst verkaufen und fahrbare Grills mit Maiskolben. Denn auch so sehr dieses Viertel an Europa erinnert, sind wir immer noch in Kolumbien.

Am späten Nachmittag wird das Wetter dann tatsächlich so wie die letzten Tage schon vorhergesagt nämlich regnerisch. Ich gönne mir ein Uber-Taxi, welches mich für umgerechnet 3,61 Euro trocken und vor allem sicher nach Hause bringt.

Samstag, 20. Februar 2016

1 Woche

Tag der neuen Freunde. Um halb 7 bin ich fertig mit schlafen. Eigentlich ist das noch ein bisschen früh, aber da es in Deutschland ja schon 1 ist, kann man dann auch schon mal ein bisschen facetimen. Nebenbei suche ich nach ein paar Beschäftigungen für den Tag und finde eine Graffiti-Tour durch Bogotás Altstadt. http://bogotagraffiti.com

„J“, der Guide, führt uns durch die engsten Gassen und zu den buntesten und tollsten Wandbildern, die einem beim einfachen Vorbeilaufen wahrscheinlich gar nicht auffallen würden. Ich lerne nicht nur die verwinkelten Straßen Bogotás kennen, sondern auch direkt einen Begleiter für morgen, um auf den Hausberg Monserrate zu fahren.


Nach der Stadtführung mache ich mich jedoch erst mal auf den Weg zum Café „Seis Manos“ zum großen Sprachaustausch. Es gibt super viele Tische, noch mehr Menschen und an jedem Tisch wird eine andere Sprache gesprochen. Am deutschen Tisch lerne ich direkt neue kolumbianische Freunde kennen mit denen ich in einem Mix aus Spanisch und Deutsch mich von typisch deutsch-typisch kolumbianisch über Studiengänge bis hin zur Flüchtlingssituation in Europa austausche. Einer meiner neu gewonnen Freunde bringt mich netterweise noch zu meiner Busstation, denn mittlerweile ist es dunkel und ich freue mich nicht alleine durch die sehr belebten Straßen laufen zu müssen.

Freitag, 19. Februar 2016

Tag 6

Observaciónes und Oportunidades.

Calle 147a #53 - meine Abholecke auf Höhe des Fahrradfahrers
Am Freitag ist Spielzeug- und Picknicktag in der Mäusegruppe. Doch all zu viel bekomme ich davon nicht mit, denn heute beginne ich mit der Logopädin zu arbeiten. Als ich gerade in ihrem Büro ankomme, findet eine Besprechung mit der Schulpsychologin, der Schullogopädin, der Erzieherin sowie der externen Logopädin eines Kindes statt. Ich darf dabei sitzen und bin ein bisschen stolz, dass ich wirklich alles verstehe. Von den Problemen des Kindes über die Sorgen der Eltern bis hin zum Vorgehen. Anschließend gehen die Logopädin und ich durch die Gruppen und beobachten erst mal die Kinder. Sie erklärt mir worauf es im Spanischen bei der ersten Beobachtungen ankommt und lädt mich für nächste Woche in ihre Praxis ein, um dort auch nachmittags noch zu arbeiten. In ihrer Praxis werden vor allem Kinder mit Cochlea-Implantaten betreut und da ich so eine Therapie auch in Deutschland noch nicht gesehen habe, fahre ich am Montag direkt mit ihr nach der Schule in ihre Praxis. Mein Freizeit-Stundenplan füllt sich also langsam. Doch erst mal ist um 13 Uhr am Freitag wieder Schluss für mich.

mittags halb 5 Richtung Norden.

Mich verschlägt es am Nachmittag doch noch mal ins große Shoppingcenter, denn irgendwie müssen ja die fehlenden MTZ Besuche kompensiert werden ;) Auf dem Rückweg fahre ich leider an meiner Busstation vorbei, dabei gibt es hier sogar einen Fahrplan auf dem die Haltestellen markiert sind. Ich werde in den nächsten Tagen ein bisschen üben ihn auch richtig zu lesen. Als ich nach Hause komme ist es mittlerweile dunkel, Airbnb-Santiago sitzt noch am Schreibtisch und nach einem kleinen Plausch falle ich aber doch irgendwie ziemlich früh ins Bettchen.

Wohnkomplex

Donnerstag, 18. Februar 2016

Tag 5

Begegnung mit dem wahren Leben. Heute nehme ich zum ersten Mal die öffentlichen Verkehrsmittel.

Zur Schule holt mich aber natürlich wie gewohnt der Schulbus ab. Heute steht Spanisch- und Musikunterricht auf dem Programm. Im Spanischunterricht lerne ich einen neuen Oster-Reim von einem Hasen, der über das Feld hoppelt und im Musikunterricht singe ich Rolf Zuckowskis Vogelhochzeit und spiele dazu Kontrabass. Der Musikunterricht erinnert mich so unglaublich an meine Ecuador-Chiquitos, dass ich fast ein bisschen sentimental werde.

Da mein Zumba-Kurs gestern Abend doch heute seine Wirkung gezeigt hat, gehe ich heute nicht in die Tanzschule, sondern entscheide mich für einen Besuch um riesengroßen Shoppingcenter, an dem ich jeden Tag mit dem Schulbus vorbeifahre. Die Homepage verrät mir, dass von Zara über American Eagle bis hin zu GAP alle meine Lieblingsgeschäfte da sind.

Ich laufe also meine Calle 138 vor bis zur großen Autobahn, wo der Transmilenio, Bogotás Stadt-Bus mit eigener Busspur, abfährt. Ich denke mir nichts dabei, als ich zu dem kleinen Häuschen an der Station gehe und bezahlen möchte. Die Frau hinter der Glasscheibe ohne Gegensprechanlage fragt mich hektisch wo meine Karte sei. Ich frage welche Karte. Sie hält  eine grüne Plastikkarte hoch. Ich schaue sie etwas verwirrt an. Der Mann hinter mir drängelt sich an mir vorbei, sagt er mache das schon und nimmt mich mit. Er erklärt mir: Jede Fahrt mit dem Bus kostet 2.000 Pesos (ca. 54 Cent). Jeder hat eine Plastikkarte auf die man sein Guthaben lädt, welches dann verfahren wird. Mittlerweile sind wir am Drehkreuz angekommen und er hält seine Karte drauf und bittet mich durchzugehen. Ich gebe ihm 2.000 Pesos und bedanke mich. Doch als ich gerade gehen möchte, steckt er mir eine der Plastikkarten zu und sagt: hier, ich habe 2, die hier ist leer, musst du nur noch aufladen. Als er mir anschließend noch sagt welchen Bus ich nehmen muss ist er eindeutig mein Held des Tages.

Die Stationen der Busse sind auf dem Grünstreifen in der Mitte der Autobahn. Erreicht werden sie über riesige Fußgängerbrücken auf denen und um sie herum mir das wahre Leben begegnet, welches ich schon ein wenig vermisst habe. Fliegende Händler bieten von Schals über Sonnenbrillen, Sim-Karten und Armbänder bis hin zu Pirata-CD’s und DVD’s alles an. Dazwischen gibt es natürlich noch unzählige fahrbare Grillwagen und Obststände. Und all das unter enormer Beschallung durch Salsa und Reggaeton.

Und obwohl die innerste Spur der Autobahn nur den Bussen gehört, dauert der Rückweg doch ziemlich lange. Für die Extra-Spur sind es dann eben doch zu viele Busse. Und so habe ich bisher noch keine Fahrt auf Bogotás Straßen ohne Stau erlebt. Morgen früh gibt es wieder den normalen Morgen-Verkehr bei dem 5 Spuren kilometerlang einfach nur voll sind.

Mittwoch, 17. Februar 2016

Tag 4

Betrachte ich den unfassbaren Verkehr von Schulbussen auf der kleinen Nebenstraße, auf der auch ich jeden Morgen zur Schule abgeholt werde, erscheint es mir gar lächerlich meine „Bushaltestelle“ bzw. Abholecke in Frage gestellt zu haben. Am Sonntag sah diese Straße so friedlich und ruhig aus. Morgens um viertel nach 6 sieht das eindeutig anders aus.

Zu erst kommt der kleine Bus mit dem Mädchen, was mit offenem Mund in der letzten Reihe schläft. Der Bus dreht an der Ecke und fährt wieder zurück. Anschließend kommen 4 weitere Schulbusse, die allerdings nicht anhalten und dann kommt einer großer Reisebus, der vor dem Häuserkomplex rechts von mir anhält. Der Bus steht meistens 4 Minuten da, bis ein kleiner Junge mit -wie nicht anders zu erwarten- Rollkoffer über den Hof schlurft.

Und dann kommt mein Bus, ein blauer großer Bus mit ziemlich engen Bänken. Vorne sitzen die Lehrer und dann sitzt man von klein nach groß. Im Bus ist praktisch niemand wach. Alle sitzen da in einem Zustand, der sich weder als wach noch als schlafend bezeichnen lässt. Die Kleinsten liegen quer auf den Bänken und schlafen vielleicht tatsächlich.
Langsam lässt mein Jetlag nach und auch ich war heute morgen in diesem undefinierbaren Zustand. Mein Bus der Route 35 ist der Letzte der heute morgen ankommt. 

Auf dem Kindergarten-Stundenplan steht heute Schwimmen und Sandkastentag. Ich übernehme die Mädchengruppe und begleite meine 6 Mädels in die Umkleide des schuleigenen Schwimmbads. Bis alle ihre Badeanzüge, Schwimmkappen und Schwimmbrillen anhaben vergeht einige Zeit. Doch die Zeit ist nichts im Vergleich zu der Zeit nach dem Schwimmunterricht. Da einige bis fast jede zu Hause ein Kindermädchen hat, gehören bei manchen Kindern Dinge wie ich muss meine Sachen selbst einpacken und meine Schuhe alleine anziehen nicht unbedingt zum Alltag. Sicherlich sind da aber auch in Deutschland ein paar verwöhnte Kinderchens zu finden.

Den Schwimmunterricht an sich machen externe Schwimmlehrer. So sitze ich also in der warmen Schwimmhalle und schaue nach draußen, wo gerade die Bundesjugendspiele stattfinden und denke mir: was ein Glück muss ich da nicht mehr mitmachen.

Nach dem Schwimmen gehen wir noch in den Sandkasten und um 13 Uhr bringt mich der Schulbus wieder nach Hause. Ich genieße ein bisschen die Sonne auf dem Balkon und gehe um kurz vor 5 zu meiner ersten kolumbianischen Zumba-Stunde. Zum Glück habe ich sowas mit meiner ecuadorianischen Gastschwester schon mal gemacht, sonst wäre ich wohl leicht überfordert gewesen. Um kurz nach 6 gehe ich im Hellen nach Hause und als ich 10 Minuten später in meinem Zimmer die Vorhänge zuziehe ist es draußen stockdunkel.

Dienstag, 16. Februar 2016

Tag 3

Um 6:07 gehe ich durch die Sicherheitsschleuse in unserem Haus. An sich besteht die Schleuse nur aus dem Raum des Wachmanns mit 2 Türen. Die Türen gehen jedoch niemals gleichzeitig auf, daher wohl der Name.

Heute gehe ich statt rechts wie gestern, links. Ich laufe, komme zur nächsten Querstraße und will gerade links abbiegen, um um den Häuserblock vor mir herum zu laufen, da sehe ich ein Mädchen. Es geht einfach geradeaus, auf einem Weg, den ich alleine wohl nie betreten hätte. Ich folge ihr unauffällig und stehe fast an meiner Abholecke. 6 Minuten hat mein Weg gedauert, also ab nun sind morgens 10 Minuten mehr im Bettchen drin.

Pünktlich um 7:20h betrete ich die Mäusegruppe und habe direkt 5 Kinderhände in meiner Hand, die mich zu meinem Platz im Stuhlkreis führen. Heute ist Obsttag. An sich ist an diesem Tag nichts anders als sonst auch, bis auf die Unmengen an Obst, die die Kinder in ihren Rollkoffern zur Schule transportieren.

Auch im Kindergarten gibt es einen festen Stundenplan. Das erinnert mehr an eine Schule, als an einen klassischen Kindergarten in Deutschland. Auf dem Stundenplan stehen zum Beispiel neben dem Obsttag noch Dinge wie Bibliothek, Schwimmen, Spanisch-Unterricht, Sandkastentag, Musikunterricht und Sinnesraum. Außerdem hat jedes Kind eine Mappe mit Aufgaben für die Feinmotorik, ähnlich wie ein Wochenplan, welche bis zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig sein müssen.

Gerade helfe ich Juan Diego und Sophía ihre Osterkörbchen zu basteln, da werde ich der neuen spanischsprachigen Logopädin vorgestellt. Sie hat heute also ihren ersten Tag und demnach nicht direkt Aufgaben für mich. Aber da in der Mäusegruppe aktuell sowieso eine Deutschkraft fehlt, bleibe ich für den Rest der Woche einfach erst mal dort.

Der Kindergarten-Stundenplan gilt momentan auch noch für mich, sodass ich um 13 Uhr fertig bin. Ab dann beginnt mein Freizeit-Stundenplan. Nach nun 3 Tagen steht da nun die erste Sache drauf: Tanzschule. Die Tanzschule ist direkt bei mir um die Ecke. In meiner ersten Stunde: Salsa, Bachata und Cumbia. Was anders ist: jeder tanzt für sich nach einer Choreo und die Musik ist ca. fünfmal so laut als in jeder deutschen Tanzschule.

Und wie jeden Tag fallen mir um 9 die Augen zu. Auch heute.

Montag, 15. Februar 2016

Tag 2

Ich schlängle mich hindurch zwischen kleinen Kindern mit riesigen ziehbaren Rollkoffern in denen sie ihr Frühstück transportieren und größeren Kindern in Schuluniform. Mein erster Schultag. Zumindest als Praktikantin.

Nach einer über einstündigen Busfahrt für 11 km komme ich an der Schule an und folge den Rollkoffern bis in den Kindergarten des Colegio Andino - der deutschen Schule. Es gibt insgesamt 16 Gruppen. Jede Gruppe hat einen deutschsprachigen Erzieher und einen spanischsprachigen Assistenten. Es gibt eine Bibliothek, einen Sinnesraum und einen riesigen Außenbereich. All das ist wohl ziemlich gewöhnlich für einen Kindergarten. Der Unterschied liegt für mich jedoch in der Sprache. Die meisten Kinder sprechen spanisch, doch vor allem in den Deutsch-Muttersprache-Gruppen ist ein wilder Sprachmix zu hören. Und auch ich ertappe mich dabei. Logopädisch gesehen nicht sonderlich vorbildlich.

Ich lerne an meinem ersten Tag die verschiedenen Gruppen kennen, spiele HABA-Spiele, lese deutsche Bücher vor, bin bei einem Sprachtest dabei und muss Mateo fünfmal auf deutsch bestätigen, dass sein Bild wirklich furchteinflößend aussieht.

Morgen früh: 6:25h wieder die gleiche Straßenecke für Tag 3. 



Sonntag, 14. Februar 2016

Tag 1

Um 3:45 Uhr wache ich auf. Eindeutig noch zu früh. Um 6 Uhr ist nichts mehr zu machen.

Die Sonne geht auf und scheint auf meinen Geburtstagstisch neben meinem Bett. Bei insgesamt 46 Kilo Freigepäck hat es das ein oder andere kleine Geschenk in meinen Koffer geschafft.

Nach kleinen Internet-Problemen steht meine Skype-Verbindung zu meiner Familie und während sie für mich Kerzen auspusten und anstoßen, packe ich meine Geschenke aus.
Richtige Geburtstagsstimmung will aber irgendwie nicht aufkommen. Aber vielleicht ist das auch einfach so je älter man wird.

Geburtstagstisch

Während die Wetter-App Regen und 16 Grad für Bogotá anzeigt, sieht es draußen nicht ganz danach aus. Sonne und eindeutig mehr als 16 Grad. Zwischen meinen Geburtstags-Anrufen frühstücke ich mit der Mama von Airbnb-Santiago, genieße es meine Hose bei der Sonne hochkrempeln zu können und kaufe mit der Airbnb-Santiago-Mama eine kolumbianische Sim-Karte für mein Handy. Außerdem suche die Bushaltestelle an der ich morgen früh um 6:25h abgeholt werden soll. GoogleMaps, die Anwohner der Straße und ich sind uns einig, dass die Adresse der angeblichen Bushaltestelle jedoch nicht existiert. Ich habe dennoch eine Vermutung, wo ich eventuell abgeholt werde. Morgen früh um 6:25h weiß ich, ob ich richtig liege.


Samstag, 13. Februar 2016

Neue Zeitrechnung: Ankunft - 13. Februar 2016

Flug TAP 573 um 6:20 Uhr nach Lissabon - exakt 1 1/2 Jahre später sitze ich wieder in diesem Flugzeug. Und auch sitze ich auf dem gleichen Platz am Gate, um 2 Stunden später weiter nach Bogotá zu fliegen. Der einzige Unterschied diesmal: Ich bleibe.

Der Blog müsste dann nun wohl in Colombia-Sarita umgeändert werden, aber das klingt in meinen Ohren ganz grauenhaft. Tief im Inneren bleibe ich wohl immer eine Ecuador-Sarita, daran werden wohl auch 4 Wochen Praktikum an der Deutschen Schule in Bogotá nichts ändern.

Während also meine Lieben zu Hause sich nach meiner Verabschiedung um 5 Uhr morgens wieder ins gemütliche Bettchen gelegt haben, sitze ich auf Platz 19F und frage mich warum genau ich das hier jetzt eigentlich schon wieder mache. Warum ich einen Tag vor meinem Geburtstag in ein vollkommen fremdes Land fliege, alleine, in eine Stadt in der ich niemanden kenne und all das für ein freiwilliges Praktikum bei dem ich jeden Morgen um 6:25h an einer Bushaltestelle, 15 Minuten von meiner Unterkunft entfernt, abgeholt werde.
Aber in den nächsten 15 Stunden fallen mir zum Glück unfassbar viele Gründe ein, weshalb es gut ist, dass ich gerade sitze wo ich sitze, sodass mein Abholer, ein Freund von Airbnb-Santiago, eine glückliche und gespannte Sarita empfängt.

Als wir uns durch den dichten Verkehr in den Norden Bogotás schlängeln, fühle ich mich fast ein bisschen heimisch. Der Anblick der Straßen, der Autos, des wilden Verkehrs, der Händler auf den Straßen, der Straßenkünstlern und natürlich die Rhythmen des Autoradios geben mir ein Gefühl von Heimat, obwohl ich noch nie hier war.

Airbnb-Santiago empfängt mich am Wohnkomplex, welcher die nächsten 4 Wochen mein zu Hause sein wird. Airbnb-Santiago ist 30, studiert in Bogotá und wohnt zusammen mit seiner Mama. Ich werde dem Sicherheitspersonal am Eingang vorgestellt und betrete mein Zimmer, das absolut keine Wünsche offen lässt. Unterhalte mich ein bisschen mit Airbnb-Santiago, kaufe ein Abendessen und mittlerweile ist es zu Hause nach Mitternacht.

Bis 9 Uhr Ortszeit halte ich durch, dann fallen mir die Augen zu.