Freitag, 31. Mai 2013

Tag 266

Ein neues Bett für die letzten 3 Monate.
Als ich heute morgen aufwachte wusste ich noch nicht, dass ich in einem anderen einschlafen werden.
Raum wischen, Stühle stellen, frühstücken und Orchesterprobe. Visitenkarten im Centro abholen und mein langersehntes Päckchen mit meiner Festplatte und einem ziemlich vielfältigen Süßigkeitenvorrat strahlend bei der Post empfangen. :) Meine liebe Mama, danke! :)
Um halb 12 dann der Anruf von meiner Betreuerin, dass sie ein Gespräch mit meiner Gastmama ausgemacht hat. Mein Herzschlag wird schneller. Bis um 1 sortiere ich also mal wieder Kisten; Rommels Lieblingsbeschäftigung.
Als ich das Auto vor der Tür zu Hause stehen sehe mag ich eigentlich gar nicht reingehen. Fernanda lässt noch kurz auf sich warten, aber als sie da ist, beginne ich zu reden. Ich erkläre, dass ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr all zu willkommen bin. Dass ich finde, dass sich unsere Beziehung verändert hat, dass ich aber nicht weiß warum. Dass ich sie bitte mit mir zu reden und dass ich dachte ich könnte alle Regeln akzeptieren und mich anpassen, aber dass ich einfach ein bisschen mehr Freiraum brauche.
Für meine Gastmama gab es kein Problem. Zumindest kein gravierendes und sie wisse nicht warum ich mich so schlecht fühle. Sie ist lediglich der Meinung, dass mein Bad nicht gründlich genug geputzt ist, dass ich nichts mehr für die Familie tun würde, dass ich am Anfang versprochen hätte jeden Donnerstag zu kochen, dass ich mehr "Anziehung" zu den Leuten von meiner Arbeit hätte und mich zu sehr separieren würde und dass ich nicht teilen wollen würde, weil ich mir einen Internetstick gekauft habe statt mich mit der Hälfte an der Internetrechunung zu beteiligen. Was meine Gastschwester noch so alles in Umlauf über mich gebracht hat zähle ich nun nicht alles auf.
Es gab einen Punkt in dem Gespräch an dem ich einfach gemerkt habe, dass wir so nicht weiterkommen. Dass ich nur die Hälfte auf sie zugehen kann, aber sie mir nicht wenigstens ein kleines bisschen entgegen kommt. Und so habe ich mich entschieden zu wechseln. Und  zwar schnell, da mir nach diesem Gespräch vor den nächsten Tagen graute.
Ich rief meine neue Gastfamilie an, fragte wann ich kommen kann und es hieß sofort wenn du magst.
Beim Koffer packen habe ich festgestellt, dass ich mittlerweile ziemlich viel Kram angesammelt habe und mich von so einigem eindeutig verabschieden muss.
Um 8 Uhr war ich fertig, wurde von meiner neuen Familie abgeholt und wohne nun 5 Minuten in die andere Richtung von Cede entfernt.
Meine Gastfamilie bestehen aus Papa, Mama und 2 Söhnen. Mein Gastpapa, Mechaniker mit Werkstatt unten im Hof und ein echter quirliger, lebendiger und sehr direkter Südamerikaner. Meine Gastmama einfach unglaublich offen und der ruhige Gegenpol. Die beiden sind die besten Freunde von Evi und Rommel und die Gasteltern meine beiden Vorgängerinnen. Dazu gehören dann noch 2 Söhne, die sich wegen mir nun wieder ein Zimmer teilen müssen, aber eh nur am Wochenende zu Hause sind, da sie beide in Quito studieren.
Meine alte Gastfamilie wusste bis zu dem Zeitpunkt als ich um halb 11 von meiner neuen Gastfamilie zum Haus gebracht wurde noch nicht dass ich wechseln werde.
Die Reaktion irgendwie komisch. Ich hätte es mir emotionaler und schwerer vorgestellt, doch ich glaube in den letzten Tagen, Wochen und vielleicht sogar Monaten ist irgendwie zu viel kaputt gegangen. Ich bin ihnen dankbar für die Zeit und mir tut es weh nicht mehr Teil von ihnen zu sein, aber ich weiß, dass ich hier mehr ich selbst sein kann.

Donnerstag, 30. Mai 2013

38 Wochen

Skisocken. Meine Füße tauen langsam wieder auf und meine Socken sind am Trocknen. Regen und die Straße gleicht einem Fluss. Kommt zu Hause vielleicht einigen bekannt vor.
Dabei fing der Tag eigentlich ganz schön mit Sonnenschein an und nach einem Anruf bei meiner Betreuerin war ich eindeutig beruhigter.

Blogeintrag "Tag 264" fehlt. Vielleicht weil ich gestern Abend einfach zu müde war, vielleicht aber auch, weil ich beim Blogschreiben gestern wohl zu vielen Gefühlen freien Lauf gelassen hätte. Heute kann ich alles ein bisschen differenzierter sehen.
Seit dem Strandwochenende kam mit meiner Gastfamilie keine Konversation mehr zustanden, zumindest nicht mit dem weiblichen Teil der Familie. Mein Gastpapa ist unbekümmert und lieb wie immer.
Gestern beim Mittagessen hätte ich auch fernbleiben können und es hätte wohl keiner gemerkt. Vielleicht auch doch, denn sie hätten sich nicht über Dinge aufregen können, wie dass 2 meiner Hosen von der Bügelfrau gebügelt wurden (ich habe sie gewiss nicht extra auf den Bügelberg gelegt) und ich angeblich Tupperdosen entwendet hätte. Meine ganze Wut und Verzweiflung hat leider Markus ein bisschen abbekommen und meine Tränen konnte ich auf dem Weg zu Arbeit einfach nicht mehr unterdrücken. Cedemusica ist also nun besorgt, denn eine weinende Sarita kennen die Guten eigentlich nicht, gibt dort ja schließlich auch keine Grund dazu.
Ich habe mir also ein Herz gefasst, mit einer anderen Familie gesprochen und mir fest vorgenommen abends mit meiner jetzigen Gastfamilie zu reden.
Ich möchte eigentlich nicht wechseln, ich möchte bei ihnen bleiben, aber ich merke, dass ich so viel von mir schon aufgeben habe für diese Familie, ich manchmal schon gar nicht mehr ich selbst bin nur um mich an ihre Regeln und Lebensweise anzupassen und dennoch immer dieses Gefühl besteht ich hätte etwas falsch gemacht.
Ich habe mich immer als Teil von ihnen gefühlt, ich liebe es, dass in dieser Familie immer Leben ist, ich liebe meine Gastoma und Gastopa, alle Cousins und Onkels, aber ich lebe eben nicht mit ihnen. Nein, ich lebe mit meiner Gastfamilie und da fehlt einfach das Interesse bzw. Verständnis für mich, meine Interessen und meine Arbeit.
Der Versuch also abends mit ihnen zu reden ist gescheitert, denn als Antwort bekam ich von meinem Gastpapa: "wir sind nicht sauer" und der Rest, um den es eigentlich geht, hat sich nicht weiter dazu geäußert.
Und so suchte ich Hilfe bei meiner Betreuerin. Ich habe mir gewünscht, dass sie bei einem Gespräch dabei ist. Das Versprechen heute noch vorbeizukommen konnte sie nicht halten. Ich saß bis halb 6 da und habe gewartet bis ich nach einem Anruf wusste, dass sie vermutlich erst morgen kommt. Etwas das Thema über Verlässlichkeit und die richtige Interpretation von "ich komme vorbei" und "ja, wir gehen jetzt bzw. sind schon da" habe ich hier eindeutig viel gelernt.
Ein weiteres Gespräch heute alleine mit meiner Gastschwester ebenfalls ergebnislos und so machten wir uns auf den Weg zum Fußballplatz. Bei strömendem Regen.
Im Laufe des abends war alles wie immer. Mit mir wurde geredet, gelacht und ausgiebig über das Fußballspiel diskutiert. Alle am Tisch haben es auf die Größe der Deutschen geschoben und gefragt was mit mir passiert ist und ob ich sicher sei, dass ich nicht eigentlich hierher gehöre. :)

Dennoch ist ein Gespräch nötig. Ich möchte nicht viel, aber ich möchte einfach meine letzten 3 Monate genießen können. Bei Evi und Rommel kochen und nicht noch vor dem Cafecito nach Hause rennen müssen, am Wochenende bis zum umfallen Salsa tanzen und nicht um viertel vor 10 gehen zu müssen, wenn der Dj gerade mal seinen CD-Player anmacht und ich möchte von kleinen Wochenend-Trips zurückkomme und meine Erlebnisse mit meiner Gastfamilie teilen können. Ich dachte, ich könnte darauf verzichten und habe es bisher nie angesprochen, weil ich Angst hatte die eigentlich gute Beziehung, die wir haben, kaputt zu machen. Doch ich merke wie wichtig diese Dinge für mich sind und mit dem Hintergedanken im Notfall eine andere Familie zu haben, die mich wirklich wirklich mit offenen Armen aufnimmt, kann ich diese Dinge nun hoffentlich ansprechen.
Bevor dies alles jedoch passiert müssen meine Füße wieder ihre normale Temperatur erreichen und der Sandmann ein bisschen Schlafsand vorbeibringen. :)

Dienstag, 28. Mai 2013

Tag 264

Aus Konfrontation wurde ein 3-Stunden-Gespräch mit Claralein bei Käffchen und Saft, es folgte die Feststellung, dass ich mein Ecuador-Leben eigentlich ziemlich mag und die Entscheidung meiner Familie einfach Zeit zu geben bis sie sich wieder normal verhalten.
Aus 3 Mal am Tag das Büro fegen wurde nun nur noch 1 Mal und an der Tür müssen die Schuhe ausgezogen werden. Meine neuen weißen Socken, mein Sockenbestand besteht leider hauptsächlich aus nicht mehr zusammen passenden Paaren, waren dennoch nach dem heutigen Tag schwarz.
Aus der Chorprobe mit Rommel am Morgen wurde Chorprobe mit Willy, weil Rommel gestern Abend keinen Bus mehr nach Ambato bekommen hat.
Aus dem Plan heute endlich die Fotos hoch zu laden wurde schlichtweg nichts. Zu Hause kein WLAN und auch keine Telefon, weil keiner Zeit hat zu bezahlen.
Und aus dem Vorhaben heute hole ich meinen Schlaf auf wurden Tortillas de verde (Tortillas mit Kochbananen) bei Oma und Serie schauen mit meiner Gastfamilie.
Mal sehen, ob das Vorhaben gelingt morgen wirklich mit dem 2. Wecker klingeln aufzustehen.

Lieber Frank und liebe Kerstin, herzlichen Glückwunsch und alles Liebe. Die Umarmung zu den Glückwünschen gibt es in 93 Tagen. :)

Montag, 27. Mai 2013

Tag 263

"Außendienst", Müdigkeit und ein Nachmittag mit unvorhergesehenem Unterricht.
Meine Mission am Morgen: Rechnungen ins Municipio bringen, Briefumschlag am anderen Ende der Stadt abholen und neuen Puzzle-Teppich für das Obergeschoss kaufen.
Lediglich die Übergabe im Municipio hat funktioniert, der Rest nicht. Die Puzzle-Teile waren ausverkauft und der Umschlag immer noch nicht da. Dafür: Eine Neon Zeitschrift, Schokolade, Colorados, Tee, süße Karten und ein USB Stick mit Musik, die mich in Erinnerungen schwelgen lässt. Kathrin, ich danke! :)
In meiner Mittagspause stillschweigen mit meiner Gastschwester und ich werde leider das Gefühl nicht los, dass schon wieder irgendwas mit meiner Gastfamilie passiert ist, dass etwas zwischen uns steht und ich einfach nicht dahinter komme was es sein könnte. Es hilft wohl nur Konfrontation.

Während mich am Anfang jede Unterrichtstunde, die ich spontan geben sollte nervös gemacht hat, bin ich mit der Zeit ruhiger geworden. Vielleicht liegt es daran, dass ich bisher noch nie eine vorbereitete Unterrichtsstunde hatte, sondern es sich irgendwie meistens spontan ergibt. :)
Und so spiele ich also erst mit den Chiquitos, gebe dann Rhythmus und anschließend Gesangsunterricht, während Rommel spontan mit Erick nach Quito fährt, um neue Instrumente zu kaufen, die heute ganz frisch ankommen. Erick sucht sich bei der Gelegenheit eine neue Geige, denn seine eigene ist letzten Donnerstag leider einer Gruppe Bösewichte in Quito im Bus zum Opfer gefallen.
Zu Hause wartet ebenfalls spontan Markus auf mich, zumindest per Skype. Neben mir steht nun meine Teetasse mit Punkten aus der Bayram-Tee duftet und mich an viele nette Teestunden zu Hause erinnert. :) Für Konfrontation mit meiner Gastfamilie bin ich zu müde und ich verschiebe es auf morgen.

Sonntag, 26. Mai 2013

Tag 262

Ein Frühstück mit Reis und 2 statt 3 Bussen.
An vieles habe ich mich bisher gewöhnt, aber Reis mit Gemüse, gebackenen Bananen und Camarones (die mir eh nicht schmecken) oder Kochbananen-"Klöße" mit Käse kann ich morgens einfach noch nicht essen. Ich bin glücklich mit einem Besuch beim Bäcker, bevor es 9 Stunden wieder zurück auf 2500 Meter geht.
Nach 2 1/2 Stunden Zwischenstop in Guayaquil. Von dort aus geht es dann den Berg wieder hoch. Der Ausblick immer wieder beeindruckend. Vorbei an Bananenplantagen und Tankstellen mit Avocadobäumen. Es folgen tiefe Schluchten, die aussehen wir weiche grüne Kissen, bedeckt von einer Wolkenschicht. Nach den tief hängenden Wolken kommt die Sonne zum Vorschein und scheint auf den schneebedeckten Chimborazo.
Die Scheiben des Busses beschlagen und es läuft ein schlechter Film nach dem anderen. Irgendwann hat man alle Sitzpositionen ausprobiert, keine ist mehr gemütlich und man ist verwundert, dass 9 Stunden Reise doch irgendwie recht schnell rumgehen können.
Zu Hause erwartet mich meine Familie oder auch eher nicht. Zumindest sind sie da und ich bin unsicher, ob ich erzählen soll oder es besser lassen, erscheinen sie mir doch irgendwie eher beschäftigt. Und so teile ich meine Erlebnisse eben mit meinem Blog und all denjenigen, die es lesen möchten und auf die ich mich sehr in 95 Tagen freue. :)

P.S.: Fotos kommen morgen, sprich später. :) Jetzt gibt es erst mal ein Schläfchen in "meinem" Bettchen ohne Karaoke-Bar, aber einem Wecker um halb 7.

Samstag, 25. Mai 2013

Tag 261

Sonne, ein Strandtag und viel Sonnencreme.
Die Karaoke-Bar schließt, Fruchtsaftmaschinen erwachen zum Leben und beim Aufstehen denke ich an ein Schläfchen am Strand. Auch ohne Johannes und Chris ist mein Strandtuch permanent mit Sand bedeckt und die 50er Sonnencreme ist eindeutig angebracht. Die Liegestuhl- und Sonnenschirmverkäufer erhöhen stündlich ihre Preise und von Schmuck, Tattoovorlagen, Süßigkeiten bis hin zu ganzen Mittagessen wird dir alles am Handtuch präsentiert. Als die Promoterstunde beginnt und uns davon überzeugen wollen, dass ihr Club für heute Abend der richtige ist fühle ich mich doch sehr an Malle erinnert. ;) Ich bin allerdings froh, dass mich abends andere Musik erwartet und an dem hiesigen Essen habe ich eindeutig mehr Freude als an Bratwurst und Pommes den lieben langen Tag. :)
Um halb 6 verlässt uns die Sonne, die Bars drehen ihre Musik auf und wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen in denen die Gitarrenklänge nicht im Gemisch der schallenden Lautsprecher verloren geht.
So sitzen wir also da zu 6., 5 singen die klassischen Schnulzen und ich höre zu und kann mittlerweile 2 bis 3 mitsingen. Um halb 11 stehen wir auf der Tanzfläche direkt am Meer, tanzen zu Live-Musik und ab und zu kommt ein Lüftchen vom Meer herüber.
Zum Nachtimbiss gibt es einen Crepe und ich werde kurz wehmütig, wenn ich an die Brunnenfestgeher zu Hause denke und an den verpassten traditionellen Crepe dort, während man über den Festplatz und die Altstadt schlendert und permanent Leute verliert und wieder sucht. :)

Strandkonzert


Freitag, 24. Mai 2013

Tag 260

Feiertag, 3 Busse und keine Sonne. Statt zu 4. zu 6. Und eine Tante, die eigentlich keine wirklich Tante ist. Der Mädchenanteil unserer Gruppe wurde spontan durch Ruth und Moni verstärkt und als es hieß Ericks Tante kommt mit war ich erst ein wenig verwundert. Noch verwunderter war ich als sich rausstellte, dass Tante Moni 18 ist. :)
Die Busfahrt von Ambato nach Guayaquil 6 Stunden und in Guayaquil die Bustickets für Montanita bereits ausverkauft. Ein Fernsehteam filmt den Ansturm auf den Ticketschalter und ich sehe schon schwarz für einen Schlafplatz in Montanita. Einen Versuch ist es trotzdem Wert und so gibt es erst 2 Stunden einen anderen Bus, der uns an einer Straßenecke rauslässt, an der ein Bus zu unserem eigentlichen Ziel vorbeikommt. Vorgestellt habe ich mir einen überfüllten kleinen Ort in dem kein Bettchen mehr frei ist und den ganzen Tag Party. Als wir ankommen ist es jedoch erstaunlich ruhig. Im 2. Hostel finden wir 2 nette Zimmer mit Bad, wenn auch mit nicht zugemauerte und Abflussrohr in der Wand und einer sehr frischen Dusche.
Montanita ein kleiner Ort, mit mehr Hostels als Wohnhäusern und Bambusdächern auf denen auch die Direkct TV Satellitenschüssel nicht fehlen darf. Ein Ort der im Reiseführer mit den Worten "man kommt hier nicht her, um zu schlafen" beschrieben wird. Es stimmt. Dennoch habe ich es mir wesentlich wilder, lauter und gefährlicher vorgestellt. Ohne die Karaoke-Bar gegenüber vom Hostel und die Fruchtstände, die um 7 Uhr morgens anfangen ihre Liquadoras anzuschmeißen, hätte ich vielleicht auch noch mehr Schlaf bekommen.
Die Straßen sind gesäumt von Fruchtständen, Schmuck- und Hutverläufern und ich glaube es gibt mehr Hostels als Wohnhäuser. Auf den Straßen tummeln sich bunt gemischte Gruppen aus aller Welt von Pizza, Burger über Ceviche und typisches Essen mit Reis, Linsen und Fleisch gibt es alles.
Die Sonne lässt sich am 1. Strandtag noch nicht ganz so viel blicken, warm ist es trotzdem und unsere Strandspaziergänge ausgiebig. Die anschließende Tanznacht ebenfalls. Am Strand dröhnt von Salsa, Merengue über Reggeaton bis hin zu dem was man von zu Hause zum Tanzen gehen kennt alles aus großen Lautsprechern und beschallt die kleinen Holzpavillons. Befindet man sich dazwischen so hört das rechte Ohr andere Musik als das linke Ohr und dreht man sich um sieht man das Meer. Hören kann man es leider nicht. ;)


Donnerstag, 23. Mai 2013

37 Wochen

Ein weiterer Tag, der anders ist.
Dass ich den Boden der Chiquitos wische ist nichts besonders, dass ich aber den Boden staubsauge schon. Dass ich umsonst zum Terminal fahre, um ein Päckchen abzuholen, welches aber noch nicht da ist kommt auch ab und an mal vor. Dass dabei aber ein strenger Geruch im Bus herrscht, hatte ich bisher noch nicht so oft. Der Geruch diesmal ausgehend von 3 Hühnchen in einem Pappkarton, den der Mann neben mir zwischen den Beinen stehen hat und aus dem es ununterbrochen piept. Seltsame Situation und auch wenn ich noch nie der große Tier-Befreiungs-Retter war, habe ich jedes mal Mitleid mit den armen Piepvögelchen, die hier in Kisten und zu 100-fach auf Pick-Up-Ladenflächen vom Wohnort zum nächsten Markt oder Hühnchen-Fastfood-Kette transportiert werden.
Als ich zur Mittagspause nach Hause komme, sitzen mein Gastopa und Gastpapa vor der Tür. Mein Gastopa wie immer auf seiner blauen, schon etwas altersschwachen Bank vor dem Haus und mein Gastpapa mit baumelnden Beinen auf einem der großen Steine gegenüber der Tür. In der Hand eine 5 Minuten Nudel Terrine für die Mikrowelle von der er ausgiebig die Anleitung zu studieren scheint.
Das Grinsen meines Gastopas einzigartig, als er sieht dass ich nach Hause komme und der erste Satz: "Es ist keiner da der was zu Essen macht, aber jetzt bist du ja da?" Ich kann nur mal wieder den Kopf schütteln und bei dem fragenden Blick ihnen einfach nicht böse sein, obwohl ich es einfach nur unfassbar finde.
Ich bekomme die beiden also mit Reis, Kartoffelbrei, frittierten Bananen und Fleisch, welches mein Gastpapa von Oma mitgebracht hat, satt und da die Suppe ausfällt und die beiden es mir nicht übel nehmen, dass ich früher aufstehe bleibt auch noch ein bisschen Skypezeit mit Markus. :)
Nach dem letzten Geigenunterricht geht es ans Rucksack packen. Handtuch, Bikini, kurze Hosen und Sonnencreme. Auf ein verlängertes Wochenende am Strand. :)


Mittwoch, 22. Mai 2013

Tag 258

Tag 258 - fehlen als noch 100.
Von Wand streichen über ein etwas anderes Mittwoch-Mittagessen bis hin zum Cellokonzert.
In den letzten Tagen immer wieder kleine Durchhänger und ich hatte das Gefühl, dass mich alles nervt und irgendwie nicht ausfüllt. So startete auch der Tag heute und als es hieß: "Sarita, heute streichen wir das Büro" wurde meine Laune auch nicht wirklich besser.
Rommel mit seinem Chaos-Kopf und alles jetzt sofort, aber dann irgendwie doch nicht richtig. Immerhin haben wir beim Streichen alle Poster von der Wand abgehängt und nicht wie sonst einfach drumherum gestrichen ;) Beim Streichen und vor allem Reden mit Rommel habe ich allerdings festgestellt, dass ich ihn doch ziemlich lieb habe, alles gar nicht so übel ist und meine schlechte Laune unangebracht. :)
Mein Heimweg zum Mittagessen von lautem Hupen begleitet und ein riesiger Stau auf der Hauptstraße. Als ich mich umdrehe sehe ich auch warum: ein Zug.
Durch ganz Ambato verlaufen Bahnschienen. Statt einem Zug sieht man auf den Schienen jedoch andere Sachen wie parkende Autos, Fußgänger oder Straßenstände.
Weil ein Zug also so selten ist, hupt er 1. die ganze Zeit und 2. wird er von 2 Motorrädern begleitet, die an jedem Bahnübergang (und es gibt zahlreiche) aufgrund von mangelnden Schranken den Verkehr anhalten und einen Zug ankündigen. 
Mein Heimweg dauerte also 10 Minuten länger, da sich bei auflösendem Stau die Straße nur schwer überqueren lässt und zu Hause überraschenderweise keiner. Statt zu 9 gibt es also heute nur zu 2. Mittagessen - Opa und ich. Es fehlt die Suppe und die Kombination Reis, Kartoffeln, Spiegelei und Banane hat Opa wahrscheinlich auch nicht erwartet, aber es gab eben nichts anderes.
Spontanes skypen mit Mama, Papa und Anna mal wieder erfrischend und meine Chiquitos heute sehr fleißig. Der Transport des Klaviers zum Konzertort im Centro ecuadorianisch oder vielleicht auch einfach nur typisch Rommel. Sprich ich verpacke das Klavier mit viel Schutzfolie und noch mehr Klebeband, damit es die Fahrt auf der Ladefläche des Pick-Up-Taxis überlebt. Die Konzertwerbung hat gefruchtet und der kleine Saal gefüllt mit bunt gemischtem Publikum. Das Programm wunderschön und das Beisammensein zum Schluss beim Essen wie immer sehr unterhaltsam.
Aus meinem Bettchen höre ich noch die Titelmelodie der "neuen" Telenovela, ausgehend von 3 verschiedenen Fernsehern und nur in meinem Zimmer gibt es keine Geräuschkulisse.

Dienstag, 21. Mai 2013

Tag 257

Statt Partituren schneide ich heute Flyer zurecht. Viele Flyer und am Nachmittag noch mehr Flyer. All das in der Hoffnung Publikum für das morgige Cellokonzert zu gewinnen.
Die Schere funktioniert zum Glück auch ohne Strom, denn heute flackert das Licht nicht nur ab und an, sondern ist dann gelegentlich ganz weg. So wie heute morgen beim Aufstehen und mittags bei Cede. Zähne putzen im Dunkeln, da mein Bad kein Fenster hat, kann schon aufregend sein. ;)
Während der Morgen eher verregnet, kalt und dunkel ist, scheint gegen Mittag plötzlich die Sonne mit einer Kraft, dass meine dicken Wollsocken eindeutig übertrieben sind. 4 Jahreszeiten an einem Tag, langsam sollte ich es begriffen haben.
Zur Abwechslung heute mal wieder Klavierunterricht, denn Juanito, der eigentliche Lehrer musste Hausaufgaben machen. Juanito ist 16 und ist die Woche über bei uns bei Cede, hat und gibt Unterricht und samstags sitzt er dann in der Schule. Ich habe festgestellt, dass dies hier ziemlich viele machen. Das normale Colegio, wie es Michelle zum Beispiel besucht, hat meistens 2 Unterrichtsphasen. Die 1. geht von 7 Uhr morgens bis 1 Uhr mittags und die 2. Phase, an Michelles Colegio die Jüngeren, von 1 Uhr mittags bis 7 Uhr abends.
Dann gibt es noch die Möglichkeit 4 Stunden abends Unterricht zu haben, für die Jugendlichen, die tagsüber arbeiten müssen und eben die Variante die Woche über Hausaufgaben auf zu bekommen und lediglich samstags in die Schule zu müssen. Das geht aber soweit ich weiß erst ab einem gewissen Kurs bzw. Alter.
Dieses Wochenende geht Juanito allerdings nicht in die Schule, sondern wir fahren mit den anderen Freiwilligen, sprich Erick und Willy, an den Strand. Deshalb müssen alle Hausaufgaben bis Donnerstag vorgezeigt werden und der Gute ist beurlaubt.
Und während ich dann am Klavier saß, der kleine Junge eher Lust auf "Toter-Mann-Spiele" hatte, statt Klavier zu spielen, da habe ich ein bisschen die Samstags-Schule verflucht. ;)

Montag, 20. Mai 2013

Tag 256

Ein verregneter und kalter Montag. Angeblich ist es kalt, weil der Vulkan Asche gespuckt hat. Ob dies wirklich meteorologisch zusammenhängt, weiß ich nicht.
Während also die Wolken in den Bergen um mich rum hängen bleiben, der Regen auf die Terrasse tropft, schneide ich Partituren zurecht und schneide noch mehr Partituren zurecht.
Heute war mal wieder Zahnpasta-Einkauftag, der so ca. alle 4 Wochen vorkommt. Reis mit Banane und skypen in der Mittagspause kommen öfter vor.
Miguel Angel hat es heute fast geschafft seine Schuhe alleine anzuziehen und ich habe die Wörter: "ich kann das nicht" vorerst verboten. Irgendwie ist es erschreckend wie gemütlich einige meiner 4-jährigen sind, vor allem wenn es darum geht ein bisschen nachzudenken wie etwas funktionieren könnte oder es einfach auszuprobieren.
Der Regen hört nicht auf, bei meiner Laufrunde verliere ich heute irgendwann die Lust und während meines Greys-Anatomy-Küchen-Aufräum-abends flackert bedrohlich das Licht. Der Strom ist heute nicht all zu stabil.


Sonntag, 19. Mai 2013

Tag 255

Mein Gastbruder ist also nun älter als ich und mein Tag beginnt mal wieder viel zu früh.
Während der Rest allerdings auch schon früh auf den Beinen ist, bleibe ich in einem Bettchen, skype mit Kathrin, komme pünktlich zum Frühstück an den Tisch und verschwinde danach wieder zum nächsten Skypedate. :)
Das Geburtstagskind noch am Schlafen.
Zum Mittagessen wird mit der ganzen Familie bei Oma gegrillt. Neben glaube ich einer ganzen Kuh und ich weiß nicht wie viel Hühnchen noch Würsten, andere undefinierbare Dinge und weiche Kochbananen. Dazu Kartoffeln, Käse-Paprika-Koriander-Milch-Sauce, Salat und gedämpfte Maiskolben. Nudelsalat habe ich vermisst.
Um 4 dann der typische Sonntag-Fußballplatz-Besuch und weil es so staubig und windig war, saß ich 90 Minuten + Pause im Auto, habe Michelles Wutanfällen zugehört, weil ihre Mathehausaufgaben nicht funktionierten und die verliebten Blicke meines Gastbruders und seiner Freundin beobachtet. ;)
Das Spiel haben wir verloren und die Rückfahrt auf der Ladefläche zugig, aber amüsant mit den sich aufregenden Spielern. Cafecito bei Oma mal wieder mit 20 Personen und die Runde auf dem Bett von meinem Gastbruder anschließend etwas überschaulicher. Gastmama, Gastpapa, Jhonna, Michelle, ich und Schokoerdbeeren nach denen Michelle und ich schon den ganzen Tag Gelüste hatten.
Nun sitze ich hier, die Erdbeeren sind leer, meine Gastmama packt die Tasche für meinen Bruder, Michelle sucht ihre Schuluniform und ich höre Jhonna flüsternd irgendwelche Medizintexte lesen :) Ein typischer Ecuador-Sonntagabend. Fehlt der Tatort. :)

Samstag, 18. Mai 2013

Tag 254

Da ist Riobamba gar nicht so "Friobamba" wie immer gesagt wird und ich kann doch noch ausschlafen.
Als ich aufwache ist es halb 10 und ich bin irritiert. Wache ich schließlich normalerweise aufgrund der Hintergrundgeräusche in meinem Haus mindestens 5 Mal ab 5 Uhr morgens auf und kann ab 8 nicht mehr schlafen.
Das Samstag-Morgen-Programm also im Schnelldurchlauf, Frühstück mit meinen Gastgeschwistern und Michelle hat mal wieder Gefallen an meinem eh schon überschaubaren Kleiderschrank gefunden. ;)
Um halb 1 mache ich mich auf den Weg ca. eine Stunde mit dem Bus von Ambato Richtung Süden zu Nina nach Riobamba. Beim Besuch von meinen Eltern war für Riobamba nicht all zu viel Zeit. Riobamba ein nettes Städtchen mit Palmen in der vorzeige Straße, mit vielen Cafés und Bars, netten Park Anlagen und heute viel Sonnenschein. Nina und ich konnten auch nachdem wir uns erst vor 2 Wochen gesehen haben 6 Stunden am Stück reden und sind dabei Riobamba einmal von oben bis unten abgelaufen. Nach Sandwich, Pommes, Kaffee und Kuchen, einem Besuch bei ihrer Gastfamilie und ausgiebigem Austausch war ich um 8 wieder am Terminal in Ambato. Nach einem kleinen Anruf bei meinem Gastbruder, um zu klären wo sich denn meine Gastfamilie vergnügt, ein weiterer Spaziergang. Diesmal vom Terminal zur Farma. Unsere Farma nun nicht mehr grün sondern blau, denn wir haben die Kette gewechselt. Hinter der Theke noch ein riesiges Chaos an Kisten und Medikamenten, da die neuen Regale noch nicht fertig aufgebaut sind. Daneben der Geburtstagskuchen und ganz viele Süßigkeiten für den 21. Geburtstag von meinem immer noch humpelnden Gastbruder. Morgen gibt es Schokoerdbeeren und Hanuta.

Freitag, 17. Mai 2013

Tag 253

Ein Tag an dem ich keine 10 Minuten im Büro sitze, aber dafür in Claras.
Im Municipio kennt mich nun der Sicherheitsmann und ich warte geduldig auf der Bank neben seinem Schreibtisch bis ich meinen Briefumschlag mit den nächsten Konzertplanungen für Mittwoch persönlich überbringen kann. Anschließend stelle ich fest, dass die restlichen Orte, die ich besuchen soll noch geschlossen habe, also schaue ich kurz bei der Post vorbei und teile dann meine frisch eingetroffene Schokolade von meinen geliebten Omas mit Clara im Büro. So verweile ich also ein wenig im Großraumbüro, um dann einen erneuten Versuch bei der Casa de la Cultura und bei der Zeitung zu starten. Casa leider immer noch nicht geöffnet und die Zeitung die ich brauche ausverkauft. Nächster Halt: Konservatorium. Bei Sonnenschein laufe ich die 15 Minuten zurück zu Cede und mache mich direkt wieder auf den Weg um den Strom und das Telefon zu bezahlen. Dabei lasse ich allerdings eine Tüte Gummibärchen aus meinem Päckchen da, Rommels Kommentar beim kruscheln der Tüte: "Oh das Geräusch mag ich, das klingt sehr gut" und als ich zurückkomme ist noch genau ein weißes Gummibärchen übrig. Das konnte er dann auch noch essen.
Nach einem kurzen Plausch, erneuter Besuch des Centros. Diesmal habe ich Glück in der Casa de la Cultura, das Plakat fürs Konzert am Mittwoch hängt nun und anschließend abholen der Internetrechung, was dank meiner neu entdeckten Telefonkünsten mit Rommel kein Problem war. Zum Abholen benötigte ich mal wieder eine Nummer, hatte ich nicht, also musste ich sie mir diktieren lassen und genau beschreiben lassen, welche Rechnung wir nun brauchen. Rommel wollte gar nicht mehr auflegen, weil er es so lustig fand, dass ich nun mehr als nur "ok" am Telefon sagen kann. :)
In meiner Mittagspause heute umgekehrte Rollen und mein Opa hat mir MIttagessen gebracht, statt ich ihm. Bei Oma hat keiner aufgemacht, weshalb ich ohne Mittagessen nach Hause bin. Auf dem Heimweg hatte ich zumindest im Kopf schon alles fertig gekocht und wollte zu Hause gerade beginne, als der besorgte Opa mit einem Teller mit Reis, Salat und Hühnchen in der Tür stand, was er mir beim Restaurant 2 Häuser weiter besorgt hatte. ;)
So blieb mehr Zeit für mein Cate skypen. :) Wie jeden Freitag gab es bis um halb 6 Rhythmusunterricht und gegen 7 Kinder mit Trommeln den Takt zu brüllen ist auf die Dauer ein bisschen anstrengend. Trotzdem konnte ich anschließend noch eine Stunde am Stück beim Skypen mit Markus reden. Beim anschließenden Fernsehschauen mit menem Gastbruder auf unseren neuen Sofas habe ich dann doch plötzlich leichte Müdigkeit gespürt und er konnte und ich wollte nicht aufstehen. Cafecito also erst um halb 12, als meine Gasteltern uns mit dem Öffnen der Tür aus unserem Döszustand geweckt haben. Michelle seit 7 Uhr am Schlafen.

Donnerstag, 16. Mai 2013

36 Wochen

Ein müder Donnerstag. Ein Donnerstag mit Chorprobe und mal wieder einem spontanem Besuch von Fernanda.
Schlafen ging heute morgen vor gemütliches Fertigmachen und das Fegen der Auffahrt hat mich auch nicht richtig wach gemacht. Anschließend ein bisschen Chor und Gesangsunterricht mit Schülern, die genau so oft gegähnt haben wie ich. Dann kam auch noch richtiges Herbstwetter mit ein bisschen Nieselregen dazu und an dem Punkt habe ich mir dann sogar mein nicht all zu gemütlichen Ecuador-Bettchen gewünscht. :)
Die Suche nach einem Ausflugsort im Juni mit allen Schülern und Eltern hat sich schwieriger erwiesen als gedacht, aber irgendwie werden wir schon noch alle Bedürfnisse aller Altersgruppen von 4 bis 20 aufwärts, wie Evi so schön gesagt hat, unter einen Hut bekommen. :)
Das Mittagessen mal wieder ein bisschen verspätet, aber leider war meine Müdigkeit immer noch vorhanden, sodass ich mich nicht motivieren auf dem Weg zur Arbeit einen Zahn zu zulegen. Rommel heute allerdings im gleichen Modus, also verlief auch bei ihm alles ein bisschen gemütlicher und zeitverzögerter. :)
Wieder einmal habe ich heute gelernt sich nicht zu sehr auf Skype-Dates zu freuen, denn wenn etwas dazwischen kommt, und das kommt hier bekanntlich ziemlich oft vor, ist man nur enttäuscht. Die Überraschung war heute also Fernanda, meine Betreuerin, die mal wieder spontan schauen wollte wie es mir so geht. Hätte ich mich nicht schon die ganzen letzten Tage auf ein Markus-Skypen gefreut, dann wäre ich bestimmt auch ein bisschen entspannter gewesen. Die Zeit verstrich also, wir haben uns trotzdem nett unterhalten und in den nächsten 105 Tagen komme ich sicherlich noch zu so einigen Skype-Dates. ;)
Ich hoffe allerdings, dass die große Bio-Zellbestandteil-Bastel-Aktion mit Knete, die wir heute Abend um 10 endlich beendet haben, nicht mehr vorkommt. Aber so wie ich meine geliebte Gastschwester und auch meinen geliebten Gastbruder kenne fällt ihn bald sicherlich was neues ein und sie werden mich mit ihrem hinreißendem Lächeln und dem typischen Jammer-Ich-Möchte-Etwas-Toum Hilfe bitten. ;)

Mittwoch, 15. Mai 2013

Tag 251


Muttertagskonzert 3. In einem wunderschönen Innenhof und mit meiner Gastfamilie, einem Teil, als Zuschauer.Letzte Chor- und Orchesterprobe und ich bleibe Nachmittags alleine mit den Chiquitos zurück, während der Rest schon im Centro zum Aufbau ist. Danach schnelles umziehen und zum Glück ist mein Gastpapa zu Hause, sonst hätte Opa wieder zum Kleid zumachen herhalten müssen, denn heute wurde wieder im einheitlichen Silber-Blümchen-Schleifen-Kleid gesungen. Der Ort wunderschön. Ein restauriertes Gebäude mit einem Innenhof und angrenzenden Räumen mit Holzfußboden und großen bunten Bildern. Am Eingang gibt es für jede Mama eine Rose und dank Clara bekommen auch noch die später eintreffenden ein Röschen während ich das Muttertagslied "Amiga gaviota" und mit meinen Chorkindern "Thats what friends are for" zum Besten gebe. Meine Gastfamilie mit Gastpapa und Michelle samt Cousin und Oma auch da, allerdings waren da meine Auftritte schon vorbei. Ich hätte doch sagen sollen, dass das Konzert um halb 7 beginnt. ;)Das Aufräumen dauert fast genau so lange wie das Konzert, denn Mikrofone, Mischpult, Notenständer, Stühle, Klavier etc. hatten wir alles mitgebracht. Anschließend das traditionelle Essen mit den letzten Verbliebenden und um 11 Uhr brennt im Wohnzimmer Licht, Michelle bastelt weiter ihre Bio-Modelle und auf der Couch sitzen neue mir bisher noch unbekannte Familienmitglieder.

Dienstag, 14. Mai 2013

Tag 250

Ein Zwischenbericht, lieben Nachrichten von zu Hause, amerikanisches Fernsehprogramm mit spanischer Werbung und Santa am Abend.
Chorprobe für das Konzert morgen habe ich leider nur halb mitbekommen, denn um 9 winkte Rommel mit einem Briefumschlag. Im Municipio bin ich mittlerweile nun auch bekannt.
Bis zur Mittagspause dann Partituren scanne was nach dem 100 Mal den gleichen Knopf drücken etwas eintönig wurde. Mittagessen bei Oma heute mal wieder mit Fisch, den ich aber mittlerweile wirklich lieben gelernt habe. Dazu selbst gemachte Pommes und eine riesige Schüssel Obstsalat. Mit riesig meine ich riesig.
Chorprobe am Nachmittag und ich durfte meine Dirigierfähigkeiten beweisen. Während die Sonne hinter den Bergen verschwindet, tippe ich den letzten Teil meines Zwischenberichts und sitze mal wieder mit einer Violine im Bus, um sie nach Quito zu verschicken.
Ich merke wie sich meine Gewohnheiten verändert haben und mittlerweile ist auch bei mir der erste Schritt, wenn ich abends nach Hause komme: Fernseher an. Ich bin von mir selbst überrascht.

Montag, 13. Mai 2013

Tag 249

Muttertagskonzertprogramm 2.
Um eine Minute vor halb 8 steht Rommel schon ungeduldig an der Ecke. Wir tauschen Päckchen, Geld und Umschlag gegen Laptop und "meinen" Disney-Tee-Becher und ich mache mich auf den Weg zur Päckchenstation am Terminal und anschließend zum Municipio. Nach dem Hektik-Morgen ist Noten der Examen in die Listen eintragen eindeutig entspannend und dabei deutsches Webradio hören weckt Heimatgefühle. Bei der IKEA-Werbung stelle ich mir vor wie ich bald wieder durch die Dekoabteilung laufen kann und mir fällt auf, dass doch ziemlich viel deutsches gespielt wird.
Mein Mittagessen mit Michelle bei Oma und eine Mittagspause heute ohne skypen, aber dafür mit aufräumen, mal wieder. ;)
Chiquitos heute exakt eine Stunde, denn um 4 stehen wir mit einem E-Piano, einem Cello, einer Gitarre, Notenständern, einer Geige, einer Flöte und 8 Personen am Straßenrand und warten auf ein Taxi. Um 5 sind wir dann im Radio zu hören. Ich singend, die anderen spielend und zwischendurch gibt es Muttertagsreime, kleine Geschichten und Anekdoten.
Um 6 stehen wir also wieder am Straßenrand, diesmal nur zu 6, aber immer noch mit einem Klavier, einer Gitarre, einem Cello und Notenständern. Statt Taxi, gibt es ein kleines rotes Autochen von einer Mama unserer Schülerin. Ich bin jedes mal verwundert wie man Autos hier beladen kann, egal ob mit Menschen, Gemüse, Paketen oder Musikinstrumenten.
Cafecito bei Rommel und Evita mit Zimttee. Schöner Abend :)

Mateo und Rommel 

Cello, Klavier, Rommel, Willy, ich und die Rückband

Sonntag, 12. Mai 2013

Tag 248

Nach 3 weiteren Bildern von Zellen für meinen Gastbruder und einer sonnigen Pick-Up-Fahrt liege ich im Bett. Heute Muttertagsausflug.
Zu erst allerdings den Bus um 8 ins Centro, um Blumen, Brot, Früchte und Hochata, eine Art Früchtetee nur in klebriger Konsistenz und Lieblingsgetränk meiner Gastmama, zu kaufen.
Das Blumengesteck üppig, die Einkaufstüten gefüllt und die Rosen, die wir noch für Tanten, Oma und Uroma gekauft haben, auch etwas sperrig. Aber bepackt Busfahren ist hier ja bekanntlich keine Seltenheit und ich bin geübt darin. ;)
Das Sonntagsfrühstück heute ganz überschaubar, nämlich nur zu 4. Meine Gastmama, Michelle, Jhonna und ich. Mein Gastpapa hatte auch heute, wie jeden Sonntag, die Busschicht. Der Besuch von Uroma und Oma begleitet von permanentem Handy klingeln, um den heutigen Ausflug zu organisieren. Am Ende sind wir also zu 12. und suchen ein nettes Restaurant zum Mittagessen. Wir landen in dem hübschen Restaurant im Grünen. Anschließend alle wieder ins Auto bzw. auf die Ladefläche, nächster Stop: Kartbahn.
Nach 7 Runden wieder ins Auto bzw. auf die Ladefläche und Cafecito mit Feliz-Día-Mama-Kuchen bei Oma. Hier taucht dann auch der Rest der Familie auf.
Während meine Gasteltern die Farma schließen, sitze ich da und male weitere Zellbilder, begleite Michelle in meinen pinken Hausschuhen zu den Nachbarn und nasche mit meinen Gastgeschwistern vom Schoko-Obst-Kunstwerk. Dem Geschenk für Oma, was sie bei uns im Kühlschrank vergessen hat. ;)

Samstag, 11. Mai 2013

Tag 247

Muttertag. Die Vorbereitungen. 11 Uhr abends, ich sitze im Bett von meinem Gastbruder, er gehandicapt neben mir, ich bastele eine Muttertagskarte und höre die Musik von der Muttertagsfiesta in der Kirche nebenan.
Um 11 Uhr morgens dagegen Probe für das Konzert am Nachmittag. Anschließend begleite ich spontan Rommel zum Schuhe abholen und er mich zu Bank und beim Kauf eines Bilderrahmens für meine Gastmama. Anschließend verspätetes Oma Mittagessen, denn der Ofen ist ausgefallen. Oma kurz vorm Nervenzusammenbruch, meine Onkels und Cousins mussten ohne Mittagessen zum Fußballspiel und ich habe eine Stunde gerührt, geschnippelt, ein neues Saucen-Rezept gelernt und mindestens 5 Mal den Müll rausgebracht.
Ähnliche Fiesta wie die, die gerade neben meinem Haus stattfindet, war auch der Anlass für unser Konzert. Nach 5 Lieder und 2 Gedichten gab es noch für alle einen Hamburger mit typisch Pommes im Hamburger. Mal sehen was die Nacht mein Bauch zu dem Hamburger und den Pommes sagt.
Und nun gibt es eben "gebasteltes Gebastel" und die Suche nach einem Ausflugsziel.

Freitag, 10. Mai 2013

Tag 246

Nach dem Handwerks- kommt der Aufräumtag. Vorher sitze ich allerdings von 8 bis um 9 im Municipio und warte darauf, den Konzertantrag für nächsten Mittwoch abgeben zu können, hole ein Paket für Rommel ab und steige zum ersten Mal in 8 Monaten in den falschen Bus.
Am Anfang war es an jeder Kreuzung eine Überraschung, ob der Bus da lang fährt wo ich hin möchte. Am Anfang war ich grundsätzlich verwirrt und beunruhigt, wenn der Bus auf die Abbiegerspur fuhr, wenn er doch eigentlich geradeaus fahren sollte, was er am Ende auch tat. Doch heute ist dann der Bus doch nicht dort lang gefahren, wo ich hinwollte und ich weiß, warum ich diese Buscompanía noch nie benutzt habe. Sie fährt schlichtweg nicht in mein Viertel in dem ich wohne und arbeite. :) Ich hatte gar nicht die Absicht heute mal etwas neues auszuprobieren, sondern wollte eigentlich nur zurückfahren. Ich stehe also an der Ampel am Terminal, an dem sich auch die Paketstation befinden. Um mich rum Verkehrschaos mit Autos, Taxis und Stadt- und Fernbussen. Zwischendrin sitzen Straßenverkäufer auf dem Boden, jemand schiebt einen Eisstand durch die Gegend und man hört nur die "Schaffner" (mir fällt leider gerade kein besseres Wort ein) der Busse durcheinander verschiedene Orte brüllen. "A Quito Quito, Cuenca, Cuanca, Latacunga"
Ich also mitten im Gewusel, das große Paket auf dem Arm, die Fußgänger Ampel grün und dennoch stoppt der Verkehr nicht eine Minute. Ich schlängel mich also durch die Autoschlange und sehe nur einen Bus an der Ampel stehen. Ohne wirklich auf die Companía zu achten springe ich schnell rein und lerne anschließend einen Teil von Ambato kennen, den ich noch nie gesehen habe. :)
Wir fahren über holprige Straßen, an Eseln vorbei und einem belebten Schulhof, der auch irgendwie der Dorfplatz zu sein scheint. So wie es Papa gemacht hätte, bin ich erst mal ruhig sitzen geblieben und habe abgewartet. An der mir nächsten bekannten Stelle bin ich ausgestiegen, habe vergessen zu bezahlen und meine 25 centavos in den nächsten Bus, den Richtigen, investiert. :)
Bei Cede wartete dann eine abgefallene Schaumstoffwand und der Besen zum Fegen auf mich. Heute Examenstag, weshalb ich also meinen Nachmittag alleine mit meinen Kleinen verbracht habe, sie nur schwer vom Geige spielen überzeugen konnte, während Rommel unseren Schülern beim Singen und Spielen zugehört hat.
Bis kurz vor Sonnenuntergang gab es dann Probe für mich. Das Muttertagslied kenne ich nun auswendig und brauche es morgen, Montag und am Mittwoch. Morgen OpenAir-Konzert, Montag Einladung bei Radio Centro und Mittwoch Konzert im Municipio. Zwischendrin gibt es dann wohl noch ein paar Proben und einen Muttertagsausflug. 

Donnerstag, 9. Mai 2013

35 Wochen

Vulkanausbruch. Halb 9 abends, die Sonne ist schon lange untergegangen. Ein Rumpeln in der Ferne, mein Handy klingelt, Rommel: "Sarita, schau aus dem Fenster", ich stehe in der Küche und sehe zum ersten Mal in meinem Leben einen Vulkan ausbrechen.
Rote Funken in der Luft, ein bisschen Lava und plötzlich leuchtet die ganze "Spitze" rot. Laut Rommel passiert das wohl jedes Jahr und die Menschen, die am Fuß des aktiven Tungurahuas wohnen sind auf so etwas vorbereitet. Schon bei den dunklen Rauchwolken kann ich Ewigkeiten zuschauen wie sie weiterziehen und bei dem Anblick des roten Punktes in der Ferne mache ich es mir erst am Fenster gemütlich und schaue mir später die Funken zusammen mit Rommel auf der Terrasse von Cedemusica an.
Weniger gemütlich heute mein Arbeitstag, der auch den Titel Handwerkstag verdient hätte.
Um halb 8 klebe ich Schaumstoffpolster an die Wand, um unserer Nachbarn vor dem neuen Schlagzeug zu bewahren. Um 9 Uhr kaufe ich neuen Alles-Kleber im "Baumarkt", sprich einem kleinen Lädchen in dem es von Schräubchen über Kleber bis hin zu Besen alles gibt. Zu diesem Zeitpunkt kleben meine Finger schon aneinander. Um 11 kaufe ich Farbe mit Rommel und um 1 bin ich komplett mit gelber Farbe besprenkelt, aber die Wand strahlt. Statt der einfachen Farbe haben wir heute investiert und es hat sich gelohnt.
Beim Markus-Skypen haben mein Gesicht und meine Hände wieder ihre normale Farbe, nur in meinen Haaren sind immer noch Farbreste zu finden. Meine Kleidung, die natürlich nicht auf einen Handwerkstag ausgelegt war, habe ich einer intensiv Waschaktion unterzogen. Es lebe Reisewaschpaste von zu Hause, ecuadorianische Wäscheseife, eine ordentliche Bürste, Kraft und Geduld. :)
Viertel nach 10, der Vulkan wird nicht müde, ich dagegen schon.

Tag 244

Barilla Nudeln und Miguel Ángel in "was mach ich heute kaputt"- Stimmung. Gitarrenunterricht liegt mir noch weniger als Geigenunterricht, da Akkorde noch nie meine Stärke waren, aber die 40 Minuten waren dennoch lehrreich und viviana ist für das nächste Examen bereit. :)
Auf dem Heinweg zum Mittagessen sah ich schon die roten Jacken mit dem blauen CNT Aufdruck. Kein gutes Zeichen. Nun werden auch die Kabel in unserer Straße repariert. Für wie lange wir also ohne Telefon und Internet ist abhängig von den mehr oder weniger fleißigen Männern in den roten Jacken ;)
Mittwoch Skypen mit Markus also gescheitert und auch ein Versuch aus dem Büro ist ein bisschen gescheitert. Morgen neuer Versuch. Mag albern klingen, aber bei jede Internetstörung werde ich auch nach 8 Monaten, in denen man sich eigentlich daran gewöhnt haben sollte, ein bisschen traurig, dass es jetzt eben nicht funktioniert.
Chiquitos heute eine halbe Stunde alleine mit mir und innerhalb dieser haben Stunde habe ich ca. 50 mal das neue Lied gesungen und Miguel Angel zerstören lassen was er zerstören wollte, solange es nicht die anderen Kinder betroffen hat. Direkt im Anschluss Rhythmus und Noten lernen. Wir haben ganz vorne angefangen. Was ist eine Note etc.
Es folgte der erste Abend an dem sich ein geselliger Rommel Evi Willy Abend mit meiner Familie vereinbaren ließ. Schönes Gefühl. :) Kochabend mit Nudeln und Evi und lustigem Beisammensein. Um 10 meine Gastmama und Michelle aus der Farma abholen. Mein Gastpapa mit Jhonnatan in Quito. Wir Mädels also noch Getreide für den Marktstand meiner Gastmama morgen aus dem Laden geholt und ab nach Hause. Michelle profitiert von meinem Internetstick und ich schreibe derweil meinen 244. Blogeintrag. :)

Dienstag, 7. Mai 2013

Tag 243

Hausaufgaben bis um 11.
2 Stunden "Uh" und immer wieder die gleichen Stellen mit dem Chor singen. Die Altstimme und der Sopran hapern noch ein wenig. Ich glaube das Stück wird für meine Nachfolgerin bleiben ;) Seit langem dann mal wieder ein Besuch bei der Bank, bei Santa, der Päckchen-Service innerhalb Ecuadors und abholen meines Geburtstagspäckchens von Carola, was nun auch den Weg nach Ecuador gefunden hat. ;) Schokolade ist schon leer, unser Foto steht in meiner Heimweh-Ecke und mit der stylische Glitzertasche in meinem Zimmer ist es als wäre Carola gerade nur mal schnell Pipi und würde gleich wieder ins Zimmer zurückkehren. :)
Bis halb 2 dann Mails verschicken, die ich selbst geschrieben habe. Auf spanisch und Rommel musste gar nicht so viel korrigieren. Mittagessen irgendwie später als sonst und den Nachmittag habe ich zwischen Schreibtisch und Tür verbracht. Den schrillen Ton von unserer Klingel ist nicht mehr aus meinem Kopf zu bekommen.
Der Abend endet nun um halb 12 für mich. Meine Gastfamilie sitzt noch unten. Komplett. Mit Gastbruder. Während ich Sonntag gemütlich mit Clara mein Eis gegessen habe, hat er Fußball gespielt. Schaut man hier unserer Familienmannschaft zu, ist es eigentlich ein Wunder, dass nicht öfter etwas passiert. Aber ab und zu doch. Ergebnis des Spiels, dicker Knöchel, höllische Schmerzen und erst mal abwarten. Sonntag Abend hat meine Gastfamilie ihn also noch nach Quito gefahren. Montag war er zurück und heute sitzt er mit einem dicken Gips auf dem Sofa, grinst mich an und fragt, ob ich ihm bei seinen Hausaufgaben helfe. Er hat zwar nicht die Hand gebrochen, aber dennoch male ich munter 2 Stunden irgendwelche Zellphasern für ihn aus. Schon alles ein bisschen feiner, als die Modelle von Michelle am Wochenende. :)

Montag, 6. Mai 2013

Tag 242 - 8 Monate

Vulkanasche kehren. Ich weiß nicht zum wievielten Mal.
Zwischenbericht schreiben. Zum zweiten Mal.
Mit Riccarda skypen. Fühlt sich an wie immer.
Chiquitos. Zum zigsten Mal und das neue Lied braucht noch ein paar Stunden bis es wirklich in allen kleinen Köpfchen angekommen ist.
Erklären, dass eine Halbe doppelt so lang ist wie eine Viertel ebenfalls zum tausendsten Mal.
Das Lied für Muttertag zumindest sooft schon gespielt, dass ich den Text fast auswendig kann und Küche aufräumen zähle ich nicht.
Ein Fernsehabend alleine mit Tee und Müsli auf der Couch in diesen 8 Monaten allerdings zum ersten Mal. Und sitze ich da, vor einem riesigen Fernseher, mit gestochen scharfem Bild, weil wir nun eine neue Schüssel auf dem Dach haben, zig Sendern, die sogar die neuen Folgen von Grey's Anatomy auf englisch mit spanischen Untertiteln zeigen, da traue ich mich nicht zu sagen, dass ich einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst mache.


Sonntag, 5. Mai 2013

Tag 241

Da sind wir wieder zu 2. Clara ist zurück. :)
Vier Wochen Loja, eine Stadt ganz im Süden Ecuadors.



Jeder aus unseren Freiwilligen-Gruppe hat die Möglichkeit einen Monat in einem anderen Projekt mitzuarbeiten, welches direkt von der GiZ gefördert wird. Ich habe mich aus Liebe zu meinem Projekt gegen so ein Praktikum entschieden, aber Clara hat es gemacht. Und nun, nun hat Ambato und seine Cafés sie und mich wieder zurück. :)

Nach meinem Oma-Oma-Opa-Skypen am Morgen gab es also ein Eis in der Sonne und viel Austausch. :) Den Lieben zu Hause konnte ich allerdings gar nicht so viel Neues erzählen, denn dank täglichem Blog lesen sind sie bestens informiert. 



Wo genau mein Sonntag ohne Fußball und Oma-Mittagessen hin ist, kann ich nun im Nachhinein gar nicht mehr so genau sagen. Gegen Abend habe ich jedenfalls noch ein wenig geknetet und vor mich hingeräumt.









Samstag, 4. Mai 2013

Tag 240

Sonne, Regen, Asche und Zellmodelle kneten.
Um 6 höre ich das Klappern von Geschirr und stelle fest, dass meine Gastmama den Frühstücksdienst übernommen hat. Der ausgiebige Haushaltsmorgen mit Badputz bleibt heute aus, habe ich Mittwoch schon erledigt, aber der Rest wie skypen, Küche aufräumen und joggen bleibt bestehen. :) Neu kommt heute noch dazu: Michelle wecken, sonst hätte sie ihre Mathenachhilfe wohl komplett verschlafen.
Das Mittagessen mit selbst gemachten Pommes und der Nachmittag mit viel Sonne.
Währen dessen knete ich Zellmembranen, Lysosome und sonstige Inhalte einer Zelle. Jeder der an den Tisch kommt oder unser Haus betritt wird gefragt, ob er sich an dem großen "Ich-verteile-meine-Bio-Hausaufgaben-an-meine-zum-Glück-so-große-Familie-Projekt" beteiligen möchte. :) Die Begeisterung hält sich in Grenzen. Leider hat das Projekt erst 3 Mitglieder: Michelle, mich und meine Cousine, die aber schnell keine Lust mehr hatte :)
Um halb 10 gibt es dann Abendessen und Cafecito. Sprich erst Kartoffeln mit Hühnchen und danach Kaffee, Tee, Milch und Brot für meine Gastfamilie, meine Cousine, einen meiner Cousins, die Missionare und natürlich mich. :)
Die Konversation geht von Glaube über Essgewohnheiten bis hin zu meinen Erfahrungen und Eindrücken. Irgendwann ist auch der letzte Teller leer und es geht auf 12 Uhr zu. Der Reste beginnt um halb 1 nun noch einen Horror-Film. Für mich gehts ins Traumland mit Geschrei von unten. ;)

Schönster Satz von meinem Gastpapa heute: "Unsere Kinder haben alle verschiedene Nationalitäten. Wir haben einen Kanadier (mein Gastbruder wurde in Kanada geboren), eine Ecuadorianerin und eine Deutsche. :)


Freitag, 3. Mai 2013

Tag 239

Mein Tag beginnt mit einem motivierten "Hallo Hallo" von Markus im Ohr. Die Briefe, die er mir für jeden Tag in diesem Jahr geschrieben hat, sind diesen Monat in Audio-Format. Ich weiß noch nicht, ob ich den ganzen Monat mit dieser Motivation aufwachen kann oder ob ich es mir lieber zum Einschlafen anhöre. :)
Immerhin hat es mich schon um halb 7 zum Lachen gebracht und geholfen wach zu werden, mich unter die möchte gern warme Dusche zu stellen und Opa sein Frühstück zu bringen. Heute leider Tee, weil Pulverkaffee ist aus. So wie auch der Rest an essbaren Dingen in unserem Haus. Es geht wohl schneller, wenn ich aufzähle was noch da ist, statt was nicht da ist. ;) Fürs Einkaufen fehlt irgendwie die Zeit, aber keine Sorge dank Opas Laden, Omas Kochkünsten und meinen kleinen Vorräten verhungern wir nicht.
Neben der Morgenmotivation gab es heute morgen noch ein bisschen Vulkanasche vom Himmel. Am Nachmittag wurde es plötzlich so dunkel, dass ich dachte Ambato geht unter. Ich glaube es war eine Mischung aus Asche- und Gewitterwolken.
Erfolgserlebnisse des Tages: Mein Internetstick funktioniert wieder, ich durfte das Auto nach Hause fahren und Mateo kann nun die Geige richtig halten.
Nach einem lustigen Abend mit Michelle in der Farma saßen wir bis eben mit Gastmama und Bruder vor der Kirche und haben auf unsere Missionare gewartet. Momentan sind fast 10.000 katholische Jugendliche aus ganz Ecuador in Ambato zu besuch und bleiben bis Sonntag. Unsere beiden kommen aus Quito bzw. der eine eigentlich von der Küste. Herzlichen Glückwunsch, ich verstehe nur hablaba ein paar Wörter und dann wieder hablababla. Viel zu schnell. Man kann sich das so vorstellen wie wenn jemand, der gerade deutsch in einer mehr oder weniger dialektfreien Zone lernt, plötzlich nach Bayern oder Sachsen kommt. :)
Morgen früh habe ich die Ehre um halb 7 Frühstück für die Guten zu bereiten, da der Rest meiner Familie arbeitet, in die Schule muss oder wie mein Gastbruder einfach mal Schlaf braucht. Beim Anblick wie der Gute heute die Treppe hochgeschlurft kam wollte ich ihm sofort mein Bett anbieten, welches 2 Sekunden näher als seins gewesen wäre. ;)

Donnerstag, 2. Mai 2013

34 Wochen

Hin und Her, ein neuer "amigo" und ein bisschen Neuigkeitenaustausch um die Welt.
Nach einer Runde "Imagine" und "That's what friends are for" mit dem Chor, erste Station die Post. Päckchen von Carolita leider nach 2 Wochen immer noch nicht da. Dafür habe ich in der Warteschlange einen neuen amigo kennengelernt mit dem ich mich über meine Amazon-Zufriendenheit in Deutschland unterhalten habe. :)
Bus zurück und bei Cede Versuch meinen Internetstick mit unserem technikbegabten Flötenspieler zu reparieren. Gescheitert. Also erneuter Ausflug ins Centro. Leider auch nicht ergiebig und ich wurde nur zum nächsten Laden weitergeschickt.
Während in Deutschland dann also Topmodel läuft, läuft hier beim Mittagessen die schlecht synchronisierte Version von Americas Topmodel.
Und nach einem recht entspannten Morgen ist der Nachmittag alles andere als entspannt. Chor und anschließend Orchester bei dem das Stimmen der Instrumente länger dauert als die Probezeit. Spielen jedoch alle einen falschen oder unterschiedlichen Ton bringt auch das beste Stimmen nichts. ;) Nach einer Stunde Klavierunterricht mit dem Orchesterstück, bin ich froh über einen ruhigen Heimweg. Halbwegs ruhig, wenn man von dem alltäglichen Lärm von hupenden Autos und lauten Bussen absieht.
Zu Hause erwarten mich Nachrichten aus Thailand von Linda meiner "Du-ich-habe-ja-schon-auf-dem-Vorbereitungsseminar-Heimweh"-Partnerin, es gibt ein bisschen Neuigkeitenaustausch einmal um die Welt und ich liege platt auf meinem Bett. Irgendwo in mir finde ich aber doch noch ein bisschen Motivation, die Sonne ist noch nicht ganz weg, also gibt es meine Laufrunde und einen kleinen Farmabesuch. Der Farmabesuch besteht allerdings lediglich aus einem schnellen Kauf eines Medikaments in einer anderen Farma und anschließend mit Michelle nach Hause fahren, weil die Gute noch Hausaufgaben zu erledigen hat. Was für eine Überraschung. Ich schaue also Telenovela, während sie was über Lysosome und den Golgi-Apparat lernt und ich stelle fest, dass Bio LK nun doch schon fast ein Jahr zurückliegt. ;) Auf der Dachterrasse wird gerade noch geräumt, von oben nach unten geschrien und die zwei Zimmer und das Bad, welche sich oben befinden, bewohnbar gemacht. Ab morgen bekommen wir Besuch von misioneros. Ich habe heute gelernt, dass es misioneros und nicht wie ich dachte misionarios heißt :) Wen und was sie allerdings missionieren werden weiß ich noch nicht.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Tag 237

Tag der Arbeit, auch in Ecuador. In meiner Familie könnte man es auch Tag des Haushalts nennen. Es wurde geputzt, aufgeräumt und repariert. Mein Bad glänzt und mein Abfluss am Waschbecken funktioniert auch wieder. Während hier weiter Tabularasa, mein absolutes Lieblingswort von Mama, gemacht wurde, hatte ich Probe mit Willy und Rommel für das Muttertagskonzert am 13. Mai. Ich singe. Willy auch. Wir singen also zweistimmig auf spanisch.
Mein Weg nach Hause führte an der Bushaltestelle vorbei. Diese nun eindeutig als Bushaltestelle zu erkennen. Werbewand mit angeschraubter Bank zum Warten und Halterung für den Busfahrplan. Doof, dass es hier gar keinen Fahrplan gibt. Es ist also eindeutig, dass diese Wände aus einem Land importiert wurden, in dem es Busfahrpläne gibt. :)
Mittagessen mit Suppe mit Yucca. Anschließend doch noch ein Markus-Skypen, allerdings von Cede aus, da mein Internetstick streikt und das WLAN leider mal wieder abgeschaltet wurde. So saß ich also im Klavierzimmer, habe im Hintergrund dem Bayernspiel zugehört und Willy fluchen hören, weil er die Geigenbögen reparieren musste, die meine Kleinen kaputt gemacht haben. ;)
Bis 5 hatten wir dann unser Stück wohl ca. noch 100 Mal gesungen und es gab Kekse aus der Bratpfanne. Gleich viertel nach 8 und da hier leider selten gute Filme im Fernsehen kommen, laut Cates Mama kommt zu Hause an jedem Wochentag ein guter Film im Fernsehen, mache ich eigenes Fernsehprogramm in meinem Bettchen mit "GoodBye Lenin" auf spanisch. :)