Freitag, 31. Mai 2019

10 Wochen - Piñata

Matthias letzte Woche neigt sich tatsächlich dem Ende zu und wir Mädels schenken ihm zum Abschied etwas ganz besonderes - eine echte Piñata inklusive Abschiedsparty und Abschiedsessen. Es hat schon Vorteile, wenn man der einzige Mann im Haus ist. Aber damit danken wir ihm, dass er uns stets vor jeglichen Tieren bewahrt. Denn ab nächster Woche müssen wir uns selbst um die Beseitigung von großen Kakerlaken und Skorpionen in unserem Haus kümmern.
Wir Mädels ziehen also los in die Piñata-Straße. Ein bunter Piñataladen reiht sich an den nächsten und wir können uns gar nicht entscheiden. Wir finden jedoch eine wunderbar bunte Piñata und können es kaum abwarten, dass er sie morgen sieht. Zum Abschieds-Abendessen hat Matthias Kartoffelsalat mit Schnitze gewünscht und so stehe ich also mit einer Vokabelliste beim Metzger und versuche das richtige Fleisch für Schnitzel ausfindig zu machen. Am Abend sitzen wir also zum letzten Mal bei Lichterkettenschein zu 4. zusammen auf unserer Terrasse und uns wird Matthias eindeutig ein bisschen fehlen.




Dienstag, 28. Mai 2019

Tag 72 - Küchenvokabeln

Das aktuelle Kursbuchthema in meinem A 2.1 Kurs ist Essen und Trinken in Deutschland. Dazu zählen auch jegliche Küchenvokabeln. Dank meiner ecuadorianischen Gastmama und vielen gemeinsamen Stunden in der Küche ist mein spanisches Küchenvokabular zum Glück ganz gut. Denn manchmal spiele ich mit meinen Schülern ein Vokabelspiel, dass sie die Wörter auf Deutsch und ich auf Spanisch sage. Und manchmal gewinnen sie durchaus. Aber bei meinem selbst ausgedachten Küchen-Vokabel-Quartett haben sie gegen mich keine Chance. Ich bin ein bisschen stolz. Auch merke ich, dass mein Mexiko-Vokabular immer besser wird. Hier allerdings meine ecuadorianischen Lieblingswörter einzuführen, ist mir bisher jedoch nur begrenzt geglückt. Mir bleiben ja noch vier Wochen.

Montag, 27. Mai 2019

Tag 71 - lass uns was ruhiges machen

Der Montag beginnt mit der Abgabe unseres Mietwagens, Didaktiktreff, Teamsitzung und Unterricht. Also alles ganz normal. Nach meinem Abendkurs holt uns Javi, ein weiterer mexikanischer Freund ab, um ganz entspannt etwas trinken zu gehen. Schließlich ist Matthias letztes Woche angebrochen und er beginnt sich langsam von allen zu verabschieden. Wir fahren in eine Bar, in der man Sangria in Nachttöpfen serviert bekommt. Und nach einem Nachttopf sind wir allesamt so gut drauf, dass wir den gesamten Laden unterhalten. Nach und nach gesellen sich noch einige andere Freunde zu uns und es wird ein ziemlich lustiger Abend. Neben uns am Tisch sitzt eine ältere Frau mit ihrer Nichte und ihrer Tochter und abwechselnd bespielen wir die Jukebox und tanzen einfach mitten in der Bar. Hat man in Ecuador und Kolumbien sehr viel Salsa getanzt, tanzt man hier fast ausschließlich Cumbia. Die Schritte sind relativ ähnlich, jedoch ist der Rhythmus etwas anders. Als ich mir in der Jukebox also ein Salsalied aussuche, ahne ich noch nicht, dass die Frau am Nebentisch plötzlich von mir wissen will, wie man Salsa tanzt. Da stehe ich also als Deutsche in einer mexikanischen Bar und bringe einer mexikanischen Dame Salsa bei. Durchaus ein bisschen paradox.



Sonntag, 26. Mai 2019

Tag 70 - Nevado de Toluca

Um kurz vor 7 Uhr morgens klingelt es an der Tür. Unsere mexikanischen Freunde Freddy und Gabo stehen überpünktlich vor der Tür. Tabea und ich sind gerade noch dabei Brötchen zu schmieren und unsere Kühlbox zu beladen. Helen ist nicht ganz so fit und Matthias möchte sein letztes Mexiko-Wochenende lieber anders verbringen, also starten wir zu 4. zu unserem Sonntagsausflug. Unser Ziel ist ein inaktiver Vulkan. Die Sonne geht gerade auf, wir singen schnulzigen Mexiko-Klassiker und lassen die Stadt hinter uns. Irgendwann erreichen wir einen Wald und es geht eine steile Straße hoch bis zu einem Parkplatz. Hier wird erstmal gepicknickt, bevor wir auf die Ladefläche eines Pickups steigen und den letzten Rest bis zur Spitze zurücklegen. Am Ende sind wir ziemlich staubig und durchgeschüttelt. Die Luft wird immer dünner, denn wir befinden uns auf 4680 Metern. Die letzten Meter legen wir zu Fuß zurück und man hat das Gefühl man kommt überhaupt nicht voran. Irgendwann erreichen wir jedoch die Spitze und schauen auf zwei ruhige, blaue Kraterseen. Und weil wir kaum außer Atem sind, tanzen wir oben erstmal eine Runde Salsa. Ich weiß, was ich in Deutschland wieder vermissen werde. Wir spazieren um beide Seen herum, die Jungs lassen Steine ins Wasser springen und Tabea bekommt ordentlichen Spanischeinfluss. Auf dem Rückweg halten wir noch an einem der typischen mexikanischen Tacostände am Straßenrand und sind gegen Abend wieder zurück in Queretaro. Ein Blick in den Spiegel zeigt, dass auch bei 14 Grad die Sonne ganz schön intensiv ist und meine Stirn hat die Farbe einer Tomate. Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen.





Samstag, 25. Mai 2019

Tag 69 - mal wieder ein Mietwagen

Um 12 Uhr beginnt wie immer unser Wochenende. Wir chillen eine Runde auf unserer Terrasse und holen gegen Nachmittag unseren Mietwagen ab. Denn morgen ist mal wieder Ausflugstag. Matthias, Tabea, Helen und ich nutzen also aus, dass wir ein bisschen mobiler sind als sonst und fahren romantisch zum Sonnenuntergang zu einem Aussichtspunkt. Alle Mexikaner bleiben mit Softdrinks und Tacos to Go in ihren Autos sitzen und nur wir, die Abenteurer-Deutschen, klettern hinter die Leitplanke und laufen bis vor zur Spitze des Aussichtspunktes. Denn erst von hier aus kann man über das weite Häusermeer und die unzähligen Industrieparks schauen. Auf dem Rückweg finden wir ganz ohne Navi wieder nach Hause und ich bin ein bisschen stolz. Denn einfach ins Auto zu steigen und nach Hause zu fahren fühlt sich eindeutig nach Heimat an. 




Freitag, 24. Mai 2019

9 Wochen - wenn du deinen freien Tag aufgibst

Am Freitag habe ich frei. Seit meiner Ankunft hier genieße ich meine freien Freitage. Aber da ich auch meine Schüler sehr gern habe, mache ich eben auch manchmal Ausnahmen. Also sitze ich um 11 Uhr im Uber zu meinem Firmenkurs, der von Mittwoch auf Freitag verschoben wurde. Als ich ankomme stelle ich fest, dass nur eine der sonst 4 Teilnehmerinnen da ist. Also bekommt sie eine Privatstunde, wir tratschen ein bisschen über Mexiko und Gott und die Welt und anschließend fährt sich mich noch nach Hause. Zu Hause wartet bereits Tabea, denn zum Mittagessen gehen wir heute aus. Sonst kochen wir ziemlich viel zu Hause, aber wir gönnen uns heute Pizza, schlendern durchs Stadtzentrum und zum Nachtisch gibt es noch ein Eis auf einem der schönen Plätze Querétaros. Es ist absolutes Urlaubsfeeling und wir stellen fest, dass wir unsere Straße einfach viel zu selten verlassen. Deshalb gehen wir abends direkt noch mit Tabeas Tandempartnerin und Schülern von uns etwas trinken in eine der typischen Cantinas. Dies sind Bars in denen man zu seinen Getränken immer noch einen kleinen Snack bekommt. Für mich gibt es wie immer Limonade. Ich brauche zu Hause glaube ich dringend einen Limettenbaum.

Donnerstag, 23. Mai 2019

Tag 67 - Regen

Weltuntergang. Erst höre ich nur ein paar Tropfen auf unserem Dach und dann scheint in binnen von Minuten die Welt unterzugehen. 20 Minuten lang stürzen Wasserfluten auf unser Haus. Unsere Terrasse ist leicht überschwemmt und aus unserer Wand kommt unerklärlicherweise Wasser. Vermutlich haben die Handwerker, die die Waschmaschine angeschlossen haben auch unser Haus gebaut. Aber es kühlt tatsächlich ab und wir können wieder bei geschlossenen Türen schlafen.

Mittwoch, 22. Mai 2019

Tag 66 - Regen oder auch nicht


Seit Tagen streiten wir uns um den einzigen Ventilator im Haus, lassen unsere Terrassentür auf und schlafen mittlerweile alle mit offenen Türen für ein bisschen Durchzug. Das Thermometer zeigt um die 32 Grad an, aber es fühlt sich eindeutig nach mehr an. Gegen Nachmittag zieht es zu und wir denken alle, wenn es regnet wird es kühler. Aber wir lernen schnell, dass dies ein Trugschluss ist. Alondra klärt uns auf. Entweder es regnet nur ein paar Tropfen und dann wird es nur noch wärmer, denn das bisschen Wasser verdampft dann einfach. Oder aber es regnet richtig richtig, dann kühlt es tatsächlich ab. Am Mittwoch bekommen wir leider nur ein paar Tropfen. 

Dienstag, 21. Mai 2019

Tag 65 - Reparatur

Unsere Waschmaschine ist wieder repariert. Unser neuer Schlauch wurde fachmännisch befestigt und die Maschine sogar professionell gereinigt. Generationen von Praktikanten haben ihre Andenken in der Waschmaschine hinterlassen und so kamen bei der Reinigung einige Münzen, kaputte Stifte, Busfahrtkarten, Socken und sonstiger Kram zum Vorschein. Mich wundert es, dass unser Wäsche überhaupt sauber geworden ist.
Am Abend kläre ich meinen Kurs über Mülltrennung in Deutschland auf (das Lehrbuch gibt das so vor) und blicke doch in das ein oder andere fragende Gesicht. Vor allem beim Pfandsystem und dem Wort "Flaschensammler" sind sie dann komplett raus. 


Montag, 20. Mai 2019

Tag 64 - Waschmaschinenunfall

Waschmaschinenschläuche sollten nicht mit Klebeband befestigt werden. Diese Erkenntnis hatte ich auch schon vor unserem kleinen Waschmaschinenunfall. Kaum beginnt unsere Waschmaschine am Montag zu schleudern, platzt der Schlauch ab und unser Erdgeschoss verwandelt sich in einen See oder eher in ein Schaumbad. Zum Glück steht unsere Waschmaschine in einer Art Garage, sodass unsere Küche und Wohnzimmer verschont bleiben. Tabea und ich inspizieren die Befestigungskonstruktion und uns wundert gar nichts mehr. Mit Klebeband und lockeren Kabelbindern kann so ein Schlauch eben auch nicht halten. 

Sonntag, 19. Mai 2019

Tag 63 - Festivaltag 3

Der Tag startet mit einer Runde FaceTime um die Welt. 3 Zeitzonen und 4 verschiedene Städte sind gar nicht so leicht zu koordinieren, aber um 8 Uhr schaffen wir doch ein Familientelefonat. Mama hütet das Haus, Anna ist in Kassel, Papa in Korea und ich in Mexiko. Zwischen Papa und mir liegen entspannte 14 Stunden. Ich stehe also gerade auf und er geht ins Bett. Anschließend starten meine WG-Mädels und ich eine zweite Runde Haus-Ausräum-Aktion und in unserem Wohnzimmerschrank, dem Kühlschrank und unseren restlichen Küchenregalen findet man nun auch wieder etwas. Matthias kauft derweil ein Verlängerungskabel, damit wir ein bisschen umräumen können.

Gegen Mittag geht es dann zum letzten Mal im Dirndl zum Kulturfest. Am Sonntag ist es wesentlich voller und Helen und ich sind permanent Fotomodels. Manchmal posieren wir mit jedem einzelnen Familienmitglied einer mexikanischen Großfamilie. Am Ende kann ich nicht mehr lächeln. Wir fahren gegen 18 Uhr zurück und genießen den Rest des Wochenendes. Morgen startet wieder eine normale Arbeitswoche.

Samstag, 18. Mai 2019

Tag 62 - Mehr Mexiko geht nicht

Ich stehe den zweiten Tag im Dirndl am Deutschlandstand, hinter mir brutzeln hunderte Bratwürste auf dem Grill und Mexikaner wundern sich über Currywurst. Nebenan verteilen die Niederländer Heineken und die Brasilianer ziehen mit Trommeln an mir vorbei. Ich schaue kurz auf mein Handy und bekomme für heute Abend eine Einladung. Einer meiner Schüler schreibt mir, ob ich heute Abend Lust auf eine traditionelle Party hätte. Ich bin ein bisschen neugierig und sage zu. Es stellt sich heraus, dass er mich auf die Hochzeit seines Cousins mitnimmt. Ich bin etwas überfordert und habe zum Glück noch von der Hochzeit meiner Freundin Vale vor einigen Wochen ein entsprechendes Outfit parat. Auch wenn mir gesagt wird, dass das gar nicht schick sei, kenne ich die Mexikaner mittlerweile gut genug um zu wissen, dass nicht so schick immer noch kurzes Kleid, hohe Schuhe und viel Schminke heißt. Wir fahren gegen 19 Uhr an den Stadtrand von Queretaro. Und ich bin überrascht davon wie groß diese Stadt tatsächlich ist. Die weißen Häuser erstrecken sich bis zum Horizont. Wir lassen die Stadt hinter uns und biegen auf einen holprigen Feldweg ein. Was mich dann erwartet, ist wie aus einem Film. Der Bräutigam ist ca. 50 Jahre alt, besitzt eine riesige Ranch und verdient sein Geld mit Tierhaltung. Er trägt ein kariertes Hemd mit fettem Wrangler Schriftzug, Blue Jeans, Stiefel und einen Sombrero. Um seinen Hals trägt er eine Art Kordel, die mit einer Brosche mit einem Pferdekopf befestigt ist. Ich dachte tatsächlich, dass es diesen typischen Mexikaner wohl kaum geben kann und es nur ein Klischee sei. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Um die runden Tische auf Klappstühlen sitzen 30 weitere Männer dieser Sorte. Zu später Stunde halten alle einen (oder auch 2, 3, 4) Tequila in der Hand, grölen mexikanische Schnulzen mit und machen dubiose mexikanischen Ayayayay-Lachgeräusche. Ich führe jedem zu Hause diese Art von Geräusch gerne auf Anfrage vor. Ich sitze da und kann es nicht glauben, dass ich hier tatsächlich sitze. Mein Schüler grinst und fragt mich, ob ich mir nun eine traditionelle Party vorstellen könne. In der Mitte der ganzen Festivität steht ein riesiger Topf mit Fleisch und ein Kübel Mole. Mole ist eine Sauce aus Chili und Schokolade. Nicht ganz mein Fall. Im hinteren Teil des Anwesens wird für die Kinder der ungefähr 30 Cousins und Cousinen eine Hüpfburg aufgebaut und die größeren Cousins und Cousinen werden als Kellner benutzt. Die 14jährigen Cousins tragen das gleiche Outfit wie ihre Papas und bringen massenhaft Tequila an die Tische.

Freitag, 17. Mai 2019

8 Wochen - Festival an der Pyramide

Um 12 Uhr schnüre ich mein Dirndl zu, scheitere am Haare flechten und mache mich mit Tabea auf den Weg zum 2. Kulturfest. Dieses ist wesentlich kleiner. Als wir ankommen sind in dem großen Festzelt kaum Leute. Unser Job ist es, Leute von deutschem Bier und Jägermeister zu überzeugen. Trinke ich beides nicht. Ich weiß also nicht, ob ich da so die perfekte Person für den Job bin. Wir schlendern über das Fest. Es gibt 33 verschiedene Nationen, dampfende Grills und laute Musik. Gegen 14 Uhr ist die offizielle Begrüßung und irgendwie landen Tabea und ich mit einer riesigen Deutschlandfahne und den anderen Länderepräsentanten auf der Bühne. Außer unsere Fahne schwingen und nett lächeln müssen wir nichts machen. Unsere Schicht endet zum Glück vor 18 Uhr, sodass wir es pünktlich zum Sonnenuntergang nach Hause aufs Dach schaffen. Mit Chips, Nachos, Salsa Verde, Limonade und Bier schauen wir zu, wie die Stadt sich mal wieder in die verschiedensten rot und rosa Töne färbt. Dazu singt Marc Anthony "Vivir mi Vida".



Donnerstag, 16. Mai 2019

Tag 60 - 3 Tropfen Regen

Als ich um 20:30 Uhr meinen Kursraum verlasse, muss ich leider feststellen, dass dieses Wochenende gar kein richtiges wird. Denn es ist Arbeit Arbeit Arbeit angesagt. Trotzdem gehen wir am Donnerstag Abend mit den anderen Praktikanten und einigen von unseren mexikanischen Freunden in eine Bar ins Centro und genießen unseren Start ins "Wochenende". Plötzlich plätschert auf das Dach der Bar Regen. Das Geräusch habe ich tatsächlich zum letzten Mal in New York vor über 2 Monaten gehört. Bisher hat es hier einmal geregnet, aber da habe ich tief und fest geschlafen. Ausgerechnet in diesem Moment wollen wir eigentlich auf einen Tanz-Platz weiterziehen. Irgendjemand bringt eine Box mit, stellt sie auf den öffentlichen Platz und es geht los. Jedes Wochenende wirbeln 10-20 Pärchen auf dem Platz zu Salsamusik herum. Obwohl es nach gefühlt 3 Tropfen schon wieder aufgehört hat zu regnen, ist der Platz wie leergefegt. Wir entscheiden uns also für eine der typischen Bars am Rande des Platzes. Alle Tischen wurden zur Seite gestellt, es läuft Salsa und Cumbia und jeder tanzt einfach da wo Platz ist. Wir suchen uns ein freies Eckchen und innerhalb von wenigen Minuten bin ich verschwunden in der Salsawelt. Dank meiner ecuadorianischen Gasteltern kann ich auch mal wieder über die Hälfte der Lieder mitsingen.

Mittwoch, 15. Mai 2019

Tag 57 - Schnüreladen und día del maestro

Heute ist Día del Maestro - der Tag der Lehrer. Normalerweise haben an diesem Tag alle Lehrer frei. Für Praktikanten scheint das jedoch irgendwie nicht zu zählen. Meine Joggingstrecke läuft sonst über den Unicampus, aber sogar der gesamte Campus ist heute geschlossen. Keine Schule, keine Uni. Nur das Centro Aleman hat geöffnet. Immerhin bekomme ich von meinen Schülern unzählige Glückwünsche und Nachrichten. Vielleicht bringe ich diese Tradition mit nach Deutschland. Da am Wochenende mal wieder ein Kulturfest ansteht und wir diesmal im Dirndl dort arbeiten werden, machen Helen, Tabea und ich in unserer Freistunde einen Ausflug zum "Schnüreladen". Auf unerklärliche Weise sind die Schnüre aus den Dirndln verschwunden, also brauchen wir neue. Unsere Chefin beschreibt uns mal wieder typisch mexikanisch den Weg zum präferierten Laden und wir werden tatsächlich fündig. Jede von uns drei hat also nun ein halbwegs passendes und sitzendes Dirndl und wir sind beriet am Freitag, Samstag und Sonntag Bier und Jägermeister am Deutschlandstand anzupreisen. 


Sonnenaufgang im Centro. Alternative Joggingstrecke.
Farbabgleich beim Schnürekauf.

Dienstag, 14. Mai 2019

Tag 56 - Abschied

Eventuell habe ich es bei meiner USA-Süßigkeitenbestellung etwas übertrieben, denn Lars Koffer wiegt am Ende 3,5 Kilo weniger. Könnte an dem Stapel Reeses und M&Ms liegen, der nun in meinem Kühlschrank liegt. Aber mexikanische Süßigkeiten sind entweder mit Chilli und deshalb ziemlich scharf, ziemlich süß oder eben ziemlich teuer, wenn sie eigentlich aus Europa kommen. Lars und ich frühstücken zusammen auf dem Balkon und das nächste gemeinsame Frühstück gibt es dann wieder vereint zu Hause. Am Nachmittag setze ich Lars am Busterminal ab und da kommt dann doch das ein oder andere Tränchen. Abschiede sind eben immer traurig. Im Uber auf dem Rückweg zähle ich die Tage bis ich nach Hause fliege (es sind übrigens 50 Tage) und bis zu meinem Einzelschüler sind alle Tränchen wieder getrocknet.


Montag, 13. Mai 2019

Tag 55 - Teotihuacán


Langsam hebt der Korb vom Boden ab und es ist kaum zu spüren, dass wir plötzlich schweben oder eher fahren wie man beim Heißluftballon sagt. Wäre da nicht das zischen des Brenners, würde man gar nichts hören. Neben uns starten zehn weitere Ballons in die aufgehende Sonne. Eine Heißluftballonfahrt über die Pyramiden von Teotihuacán bei Sonnenaufgang - ich glaube romantischer und beeindruckender geht es nicht. Dafür lohnt es sich auch um 4:30 Uhr aufzustehen.

Unser Fahrer lässt keine Chance aus, uns alles zu zeigen und so fahren wir eine Stunde direkt über die Spitzen der Pyramiden und das Umland. Die Stadt unter uns erwacht langsam zum Leben. Wir sehen Kaktusplantagen, bunte Kirchen und das riesige Pyramidengelände.

Nach der Landung lassen wir uns einen Besuch auf den Pyramiden natürlich nicht entgehen und erklimmen die steilen Stufen der Sonnen- und der Mondpyramide. Wir frühstücken auf der Spitze der Sonnenpyramiden und um uns herum findet gerade eine Art spirituelle Zeremonie statt. Und während ich da so sitze, kann ich mir nicht vorstellen, dass ich um 19 Uhr heute Abend schon wieder Unterricht in Queretaro halten soll. Um 19 Uhr realisiere ich es, als ich sage: "so wir schlagen Kursbuchseite 154 auf". Für Lars letzten Mexiko-Abend gibt es noch selbst gemachten Sangria mit meiner WG auf unserer Dachterrasse und irgendwie ist die Zeit ganz schön verflogen.











Sonntag, 12. Mai 2019

Tag 54 - CDMX II


Sportlicher Sonntag. Jeden Sonntag werden in Mexiko-Stadt die großen Straßen für Fahrradfahrer, Jogger, Skater und Spaziergänger gesperrt. Lars und ich mieten uns gratis Fahrräder und mischen uns unter die sportlichen Mexikaner. 3 Stunden fahren wir an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei, beobachten einen Umzug verschiedener Nationen und müssen zwischenzeitlich unsere Räder durch dichte Menschenmengen schieben. Mittags schleppe ich Lars auf einen Artesanal Markt und er betitelt das ausgestellte Kunsthandwerk schlichtweg als bunten Krams, den niemand braucht. Bei Churros mit Kakao steigt die Laune aber schnell wieder. Abends gehen wir zu meinem Lieblingskreisel mit unzähligen schönen Bars und Restaurants, essen Pizza und hören der Livemusik von Straßenmusikern zu. So sehr ich Mexiko-Stadt auch liebe, leben würde ich hier nicht wollen.







Samstag, 11. Mai 2019

Tag 53 - CDMX I


Um 12 Uhr klappe ich das A1 Kursbuch zu, verabschiede meinen Kurs ins wohlverdiente Wochenende und sitze um halb 2 mit Lars im Bus Richtung Mexiko-Stadt -  auch bekannt unter DF oder CDMX. Der Bus schiebt sich durch den dichten Stadtverkehr und wir steigen am Terminal de Autobusses in die Metro um. Lars stößt sich in der Unterführung fast den Kopf, denn hier ist alles eher auf kleinere Menschen ausgerichtet.
Wir checken in unser Apartment ein, machen uns ein bisschen schick und sitzen pünktlich zum Sonnenuntergang im Restaurant im höchsten Turm Mittel- und Südamerikas. Der Ausblick ist wunderschön. Man kann nur erahnen wie weit sich die riesige Stadt noch ausbreitet. Die Sonne geht langsam im Dunst der Stadt unter und der Himmel färbt sich wunderschön rot. Anschließend schlendern wir durch die Stadt und das angesagte Barviertel Roma. Mexikaner und Gringos vermischen sich zu einem bunten Publikum, die Musik aus den Bars vermischt sich zu einer großen Musikwolke und zwischen unzähligen fancy Restaurants und Bars findet man einen der klassischen überfüllten Tacoläden mit Neonlicht und Plastikstühlen.



Bellas Artes in CDMX


Freitag, 10. Mai 2019

7 Wochen - Sierra Gorda



Freitag ist Ausflugstag. Schließlich soll Lars auch ein bisschen die Gegend kennenlernen. Die Sierra Gorda, übersetzte dickes Gebirge, ist ein Gebirge im Bundesstaat Querétaro und liegt circa 2,5 Autostunden entfernt. Wir laden eine riesige Kühlbox mit Couscous Salat, belegten Brötchen, Getränken, Keksen, Melone usw. in unseren Mietwagen ein, starten Spotify und los geht der WG-Ausflug plus Lars. Nach zahlreichen Kurven, langsamen LKWs, die sich die Berge hoch quälen und ziemlich vielen Kühen und Schafen am Straßenrand, biegen wir auf eine sehr löchrige und ruckelige Straße ein. Nach 25 Minuten sind wir allesamt gut durchgeschüttelt, unser Auto zum Glück noch heile und wir erreichen einen Aussichtspunkt. Außer uns ist hier niemand. Wir parken und wandern den letzten Rest bis auf die Bergspitze. Am Weg stehen unglaublich viele blühende Kakteen und alte Bäume. Im Schatten der Bäume liegt einfach ein grunzendes Schwein herum und ab und an begleitet uns ein Straßenhund auf unserem Weg an die Spitze. Am Ende des Weges hängen einige Schaukeln an Bäumen und man hat einen unglaublichen Blick über das Tal und auf den nächsten großen Berg. Mexiko, du überraschst mich wirklich immer wieder. 

Nach einem ausgiebigen Picknick starten wir zu unserem zweiten Ausflugsziel: ein Wasserfall. Leider ist dieser jedoch aufgrund von Waldbrandgefahr geschlossen wie wir kurz vorm Ziel feststellen müssen. Sehr schade. Wir finden jedoch noch einen kleinen Fluss mit kristallklarem Wasser und halten wenigstens unsere Füße rein. Wir sind die einzigen Touristen und viele Einheimische baden hier im nicht allzu tiefen Wasser. Überall stehen Schilder, dass man hier nur nur baden sollte, wenn man schwimmen kann. Ähnlich wie in Ecuador, können auch hier nur wenige Menschen richtig schwimmen. Deshalb muss man fast überall Schwimmwesten anziehen, sogar zum Tretbootfahren auf einem Tümpel in Mexiko-Stadt.

Auf dem Rückweg schlängelt sich unser Auto erneut durch die bewachsenen, samtig aussehenden Berge und langsam geht die Sonne unter. Die gesamte Sierra färbt sich in warmes, goldenes Licht. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Ich glaube es braucht demnächst noch einen Ausflugstag, denn die Sierra Gorda hat noch einiges zu bieten.






Donnerstag, 9. Mai 2019

Tag 51 - Dachterrassenidylle



In der Regel dauert mein Arbeitsweg weniger als eine Minute. Haustür auf, über die Straße und rein in die Sprachschule. Der Vorteil es geht schnell, der Nachteil es gibt kein Pain au Chocolat auf dem Weg. Heute Morgen dauert mein Arbeitsweg ein bisschen länger, denn Lars und ich wohnen in einem schönen alten Boutique Hotel im Centro. Der Nachteil: Mein Arbeitsweg dauert nun 12 Minuten zu Fuß, aber auf dem Weg liegt eine der besten Bäckereien Querétaros. Ich gönne mir ein frisches und noch warmes Pain au Chocolat und wünschte mein Arbeitsweg würde jeden Morgen hier vorbeiführen.

Nach meinem Unterricht um halb 12 treffen Lars und ich uns für eine Centro-Tour. Lars zeigt zwar bei den ganzen bunten Wänden und Häusern weniger Begeisterung als ich, aber ihm gefällt es trotzdem ziemlich gut. Wir schlendern durch die Straßen, schauen uns bei einer Limonade das bunte Treiben auf den Plätzen an und laufen bis zum Aquädukt von Querétaro. Hier kommt dann ein Programmpunkt, der absolut nicht auf meiner Touri-Liste stand: Wir kehren in Queretaros Irish Pub ein, Lars fragt die Kellner, ob man das Sportprogramm ändern könne und schon sitze ich bei Sonnenschein in einem Pub und schaue Eintracht Frankfurt gegen Chelsea. Ich hatte mir unseren Nachmittag ja ein bisschen anders vorgestellt, aber Lars ist glücklich. Nach meinem Abendkurs entdecken wir eine schöne Dachterrasse mit Lichterketten über den Dächern Querétaros und ich genieße es mal wieder Tourist zu sein.




nichts für große Menschen hier.




Mittwoch, 8. Mai 2019

Tag 50 - reunión


Um Punkt 20:30 Uhr beende ich meinen letzten Unterricht für heute, lasse all meine Sachen im Unterrichtsraum liegen und lunse um die Ecke unserer Rezeption. Auf den Wartebänken sitzt Lars und nickt mir zu. Unsere Sekretärin Alondra hatte ich schon vorgewarnt, dass irgendwann gegen 20:15 Uhr ein großer blonder „Gringo“ klingelt, der kein Wort Spanisch spricht und der hier auf mich warten wird. Als Alondra unser Wiedersehen beobachtet, muss sie ein bisschen lachen, denn sonst bin ich immer die letzte von den Praktikanten, die abends aus der Sprachschule geht. Aber heute bin ich die erste. Wir essen noch mit meiner WG auf dem Balkon und bei Kerzen- und Lichterkettenschein gibt es Kartoffeln, Nopales, Guacamole und Tacos. Lars erstes richtiges Mexikoessen.

Dienstag, 7. Mai 2019

Tag 49 - Vorbereitungen


Mein Tag beginnt mit Unterrichtsvorbereitungen, denn ab Mittwoch wird jede freie Minute mit meinem Besuch verbracht und nicht mit Unterrichtsvorbereitung verschwendet. Zwischen meinem Unterricht kaufe ich in meinem Lieblingsgemüseladen ein und würde ihn am liebsten einpacken und mit nach Deutschland nehmen. Ich zahle für eine ganze Tasche voll mit Kartoffeln (wer weiß, wer zu Besuch kommt, weiß warum ich Kartoffeln kaufe), Paprika, Bananen, Mango, Avocado, Chayote, Nopales, Möhren, Tomaten und Eiern gerade mal 5 Euro, es ist alles frisch und ganz ohne Plastikverpackung.