Donnerstag, 31. Januar 2013

21 Wochen

Mein Kopf liegt schwer auf der Theke der Farmacía, mein Blick ist leer auf die Straße gerichtet und ich höre zum 500. Mal heute die umgetextete Version von Gangman-Style als Wahlwerbung. Michelle klickt sich durch die Fotos der "Königin-von-Ambato-Kandidatinnen, meine Gastmama und mein Gastbruder lesen Zeitung und mein Gastpapa schaut wie hypnotisiert auf den Fernseher wo die neue Telenovela mit der großen blonden und flippigen Hauptdarstellerin läuft.
Alle 2 Minuten möchte jemand gerne eine Handyaufladung machen, denn nur noch heute gilt 2 por 1 ab 3 Dollar. Sprich 3 Dollar aufladen und 6 Dollar gutgeschrieben bekommen.
Während ich also auf der Theke döse, denke ich nach. Über den Tag, darüber was eigentlich passiert ist und dass schon wieder Donnerstag ist.
Ein Donnerstag mit viel Homepagearbeit, aufgedrehten Chorkindern und Schluckauf, der mich grundsätzlich an Cate erinnert.
Meine 3 Chormädels, María Belén, Raquelita und Leonela heute sehr lebendig.
Leonela hat mit ihren Geschichten und ihrem Schluckauf alle unterhalten und singen war kaum möglich. Nun weiß ich allerdings, dass Leonela um 5 Uhr morgens aufsteht um ihrer Mama bei der Feldarbeit zu helfen, dass sie mit 9 Jahren Tante ist, keiner in ihrer Familie ein Telefon besitzt und wie man einen indigenen Rock bindet.
Leonela trägt meistens die Kleidung der Indígenas. Einen schwarzen Rock, der aus einem einzigen Tuch besteht und am Bund mit einem bunten Band zusammengerafft wird, eine Bluse und ein weiteres Tuch aus dem gleichen Stoff wie der Rock über den Schultern.
Wie die Kleidungsstücke und das bunte Band in ihrem Haar auf Kichwa heißen habe ich allerdings leider schon wieder vergessen. Auch die anderen beiden Mädels haben ihr gespannt zugehört und konnten die Welt ohne Strom, Telefon und warmes Wasser nicht verstehen, obwohl sie im Prinzip mit der Kultur der Indígenas aufwachsen. Doch leider habe ich das Gefühl, dass sie nicht mit ihr sondern neben ihr aufwachsen.
Eine weitere Geschichte: Im Haus von Leonela gibt es keine Stühle, denn das Leben in ihrem Haus findet auf dem Boden statt. Deshalb hat Leonela bisher immer im Stehen Cello geübt; bisher. William hat ihre Mama nun gebeten einen Stuhl zu kaufen, denn im Sitzen ist Cello spielen eindeutig einfacher. :)
Während ich als nachdenke sind 2 Minuten vorbei und ein weiterer Kunde hätte gerne eine Aufladung. Tut mir Leid Señor, wir machen keine Handyaufladungen.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Tag 146

Eine Orchesterprobe mit Videoaufnahme, aufgedrehte Chiquitos und ein Arztbesuch.

Die letzte Szene für die Voluntario-Dokumentation ist nun fertig und Lied 2 der Chiquitos ist noch nicht ganz textsicher. Mittagessen mit 8 Leuten und Spaghetti-Carbonara mit Reis und frittierten Bananen. Ungewöhnlich, aber irgendwie auch normal.
Ungewöhnlich für mich auch der Ablauf beim Arzt. Keine Sprechstundenhilfe, keine Terminvergabe, direktes Platznehmen im Wartezimmer und warten bis man drankommt.
Nach 5 Monaten, nicht immer all zu sauberen Toiletten und allen anderen möglichen Bakterien mein 2. Arztbesuch.
Ergebnis: Eine Spritze und 2 verschiedene Sorten Tabletten für 10 Tage.
Ablauf: Untersuchung, Großeinkauf in der Apotheke und Besuch in einer Klinik zum Spritzen. Soweit alles gut.
Für die Spritze ein Allergietest mit dem Wirkstoff nötig. Ergebnis hier: allergische Reaktion auf den Wirkstoff. Arm juckt, rot und geschwollen. Problem: Tabletten 1 haben den gleichen Wirkstoff.
Ablauf: keine Spritze, Anruf beim Arzt, neue Tabletten, die Tabletten 1 und die Spritze ersetzen sollen. Zurück in die Apotheke, Umtausch der Tabletten 1 gegen die Neuen.
Nun habe ich meine erste Rechnung nicht als "consumidor final" (Endverbraucher), sondern mit "Datos" also mit Name und Passnummer für meine Entsendeorganisation.
Clara bekommt nach dieser Aktion ein Krönchen :) Danke!
Am Ende besorgter Anruf meiner Gastschwester wo ich denn sei und nun Haare flechten auf ihrem Bett, um die Frisur für morgen zu testen. Morgen um 20 nach 6 aufstehen für die Schulfrisur :)

Dienstag, 29. Januar 2013

Tag 145

2x Chor, 2x Videodreh im Centro und auf dem Dach der Musikschule und 1x Oma-Mittagessen mit Fisch.
1x Rhythmus-Diktat, 1x Gesangsunterricht und mindestens 2x beim Joggen irritiert angeschaut worden.
Ein interessantes Gespräch mit Michelle über unsere Internetrechnung, die ohne Flatrate tatsächlich ziemlich hoch sein muss und dem Ergebnis, dass der Router nun erst mal ausbleibt. Als ich nach Hause kam, Router an.
Außerdem ein freundliches Lächeln des Security-Boys im Supermarkt bei meinem klassischen Wasser, Joghurt, Müsli-Kauf und ein kleines bisschen Neid bei dem Gedanken, dass Hannahlein nach 4 Monaten Indien heute Nacht schon wieder im eigenen Bettchen schlafen darf.
Noch 213x schlafen ;)

Montag, 28. Januar 2013

Tag 144

Divertimento K. 113 mit Geigen, Kontrabass und Flöten zum gefühlten hundertstel Mal und bis zum Konzert am 13. Februar ist es noch ein bisschen.Im Anschluss 1 1/2 Stunden Rhythmus-Diktat statt Geangsunterricht. Der folgte später.Rhythmus-Diktat mit den Grundlagen der Musiktheorie - was ist eine Ganze, eine Halbe und eine Viertel. Wie viele Achtel sind eine Viertel etc.Leider hat meine Schülerin dennoch mehr geraten als es gewusst.Mittagessen mit Reis mit Banane und Müdigkeit.Aufwachen beim Singen mit den Chiquitos. Hier würden ein paar Wochen mehr bis zum Konzert nicht schaden.Zum Abschluss der oben erwähnte Gesangsunterricht - die Hoffnung stirbt zuletzt.Als William und Erick, die anderen Voluntarios in meinem Projekt, vor 3 Jahren angefangen haben, konnte sie laut Rommel auch noch nichts. Aus meiner Sicht heute völlig unvorstellbar!Aus diesem Grund habe ich Hoffnung, dass auch aus dem kleinen Jungen mit dem karierten Hemd, den neuen großen Schneidezähnen, die zwischen den Milchzähnen völlig fehl am Platz wirken, der heute bei mir am Klavier saß, keine einzigen Ton geschweige denn eine Melodie nachsingen konnte noch ein großer Sänger werden kann. 

Sonntag, 27. Januar 2013

Tag 143

Am Anfang Bananenstauden und Regen. Nach Nebel und Kurven, Dunkelheit, trockene Sierra und Ambato nur ein Lichtermeer zwischen den Bergen.

Rückfahrt gegen Mittag. Davor Guayaquil bei Regen. Ausflug zum Plaza Lago, der künstlichen Restuarantanlage, die mich an einen schönen Abend mit Mama, Papa und Anna erinnert, zum Park mit iguanas sprich frei laufenden Leguanen und dem Berg neben las Peñas.
Von der anderen Seite sieht las Peñas nicht mehr all zu hübsch aus. Statt den bunten Häuschen nur graue Fassaden.

Ankunft gegen 9 und ein unverschämter Taxifahrer. Fü eine 1, 75 Dollar Strecke - 4 Dollar. Nach dem Jahr kann ich doch handeln - aber unter 2, 50 ging leider nichts. Ärgerlich, aber zum Suchen eines anders Taxis war ich einfach zu müde.

Zu Hause um halb 10 ungewöhnliche Ruhe. Michelle am Lernen und der Rest am Fernsehschauen. Stimmung erscheint mir gedrückt. Ich vermute auf Grund der zu hohen Internetrechnung. Maßnahme nun ist, abschalten des Internets. Eigentlich. Meine Gastschwester neigt jedoch zur Facebook-Sucht und so kann ich doch noch für kurze Zeit das Internet nutzen, bevor sie den Router wieder ausschalten muss ;)

Samstag, 26. Januar 2013

Tag 142

Früh aufstehen um die Mittagssonne am Strand zu genießen, zwischendurch abkühlen im Wasser, Buch lesen, entspannen und abends im Haus meines Gastcousins in der Nähe vom Strand kochen und ins Traumland gehen.

Soweit die Vorstellung.

Früh aufstehen auch in der Realität, aber schon der Faktor zur Mittagszeit am Strand sein ist an meinem Gastcousin und seinem Wunsch nach Schlaf gescheitert. 11 Uhr dann doch Abfahrt Richtung Strand - ca. 2 Stunden Fahrt. Dort zwar noch Mittagszeit, aber keine Sonne. Schwüle Wärme mit Wolkendecke und Nieselregen.
Statt Liegestuhl weitere Kilometer auf dem Militärgelände von Salinas zum Chocolatera. Felsen an dem die Wellen Meterhoch brechen und ein Strudel innerhalb der Felsen entsteht.
Schöner Ort zum ersten Mal Beine vertreten.
Statt Buch lesen am Strand erst mal Mittagessen mit verschiedenen Vorlieben: von bitte kein Fleisch bis viel Fleisch und bloß kein Fisch bis hin zu unbedingt Fisch und Mariscos. :) Wir sind fündig geworden, mittlerweile kein Regen mehr, aber Sonne auch keine.
Statt nun direkt an dem Strand weitere 20 Minuten Fahrt.
Um halb 5 stehen Clara und ich mit den Füßen im Wasser und um 6 Uhr beginnt es erneut zu regnen und wir fahren wieder. Bis dahin allerdings alles erlebt was zum Strandtag gehört: Bikini fast in den hohen Wellen verloren, überall Sand, Eis gegessen und andere Leute beobachtet. Nur der eigentliche Teil, das Sonnen, blieb irgendwie aus.
Besuch im "Strandhaus" meines Gastcousins fand tatsächlich statt. Jedoch nicht um dort zu nächtigen, sondern um zu sehen wie die Bauarbeiten vorangehen ;) Eine weitere abgeschnittene Wohnanlage mit gleich aussehenden Häusern.
Kochen und schlafen nicht möglich, also Rückfahrt nach Guayaquil. 2 Stunden und Mittlerweile hat es sich eingeregnet.
Erschöpfungsgrad ist dennoch dem eines richtigen Strandtags gleich. Sonne und im Auto sitzen bewirken glaube ich das gleiche Ergebnis. ;)
Im Nebenzimmer läuft nun also noch König der Löwen auf dem 3D Fernseher und meine Gastcousine und ihre Mama sitzen begeistert davor. Clara und ich machen ein Schläfchen :)


Freitag, 25. Januar 2013

Tag 141

Vom Putzen lernen über Farbüberraschungen bis Guayaquil.

Hausputz bei Cedemusica mit einer weiteren interessanten Putztecknik. Bisher habe ich den Vorteil von alten Socken zum Fensterputzen festgestellt und meine Vorliebe für den Besen entdeckt.
Bad Putz bisher noch unbekannt, zumindest auf diese Weise. Klo sowie Waschbecken mit Seife eingeschäumt. Anschließend 2 Eimer Wasser zum abspülen und das Bad steht unter Wasser. Mit dem Besen also nun das Wasser im Raum und im angrenzenden Raum verteilen und fertig ist der Boden. Der schönste Teil in der Sonne darauf zu warten bis es trocken ist ;)

Farbwechsel in meinem Zimmer von Pink auf Rosé, dank meiner Gastmama. Michelle trauert der Farbe nach, ich finde es nicht all zu schade.

Geigenunterricht noch verbesserungsfähig, ich sollte lernen wie man den "Hombrera" (das Stützteil von der Geige auf der Schulter; wie auch immer das auf deutsch heißen mag) richtig anbringt und vor allem, dass "si" sprich h keine leere Saite ist, sonst können die 6-jährigen mir wer weiß was vorspielen.

Über all das konnte ich nachdenken während die Luft im Bus sichtbar dicker wurde und sich ersten Tropfen an der Scheibe bildeten. Außerdem stehen nun 2 weitere Filme auf der Liste der Filme, die man niemals gesehen haben muss und Clara und ich haben einen eigenen Rap bekommen.
Sogar ohne ihr wallendes blondes Haar und statt dessen mit wilder Filz-Mähne strahlen die Jungs meine liebe Clara noch an. ;) Mit Glitzerstein-Ohring und coolem Gang erinnern sie uns sehr an zu Hause. Für echte Frankfurt-Gangster fehlt allerdings noch die Hose in den Socken ;)

In Guayaquil auch am späten Abend noch Hitze und Fahrt zum Haus meiner Gastcousine zu 4. im Zweisitzer-Pickup :)
Die Wohnanlage gut gesichert mit bewachtem Eingang und hohen Mauern. Innen wie eine kleine eigene Welt. Die Klimaanlage läuft und Clara schläft neben mir und kann mich nicht mehr Blog-Suchtii nennen ;)

Donnerstag, 24. Januar 2013

20 Wochen

Das HTML-Format - das Geheimnis jeder Internetseite. Wenn man löscht, dann verschiebt sich leider die Homepage von Cedemusica. Zumindest die Tabelle in der ich das Programm für das Konzert am 13. Februar eingetragen habe. Möchte man dann wieder einfügen springt die Tabelle leider nicht unbedingt wieder an den vorherigen Platz.
Mittags-Skypen eingeengt zwischen Schrank und Regal und Mittagessen erst um 10 nach 2. Gekocht von dem Mädchen was auch neulich mein Zimmer aufgeräumt hat. Komisches Gefühl währenddessen auf ihren Säugling aufzupassen schließlich ist sie so alt wie ich.
Vorher hat mein Gastpapa den Babysitter gespielt und den Kleinen mit Fernseher und Blau Wild blinkenden Teufelshörnern versucht zu beruhigen ;)
Chor mit nicht all zu viel Begeisterung der Chicos für das neue Stück und Geigenunterricht bei dem mein Geigenkinder versucht hat mit mir zu verhandeln wie oft er das Stück noch spielen muss. Wir haben uns einvernehmlich auf 8 Mal geeinigt, statt 10 ;)
Während ich dem Regen zuhöre, denke ich an meine nicht trocknende Wäsche und einen Trockner. Immerhin wachsen meine Grüne-Soßen-Kräuter :)

Mittwoch, 23. Januar 2013

Tag 139

Auf dem Boden Kartons, Spachtel, Farbeimer und Klebeband. Direkt neben meinem Bett zu meiner rechten meine Regale, zu meiner linken der neue gut gefüllte Kleiderschrank und hinter mir die Wand. Die Wand mit einer Farbe bei der Carolas Herz schneller schlagen würde ;)
Claras Kommentar: "Passend zu deinen Hausschuhen."
Carolita, wenn du noch in den Genuss kommen möchtest, beeil dich, denn ab morgen wird es lila überstrichen. Das momentane Pink zum Glück nur die Grundierung um das vorherige undefinierbare Grün zu überdecken :)
Während in meinem Zimmer den ganzen Tag gearbeitet wurde, stand ich im Regen und habe der Kamera erklärt, dass in Ambato das ganze Jahr frühlingshafte Temperaturen herrschen. Filmdreh für das Voluntario-Video mit nassen und kalten Füßen, ständigem Text vergessen und vielen neugierigen Zuschauern.
Im direkten Anschluss Chiquitos. Heute vollzählig und begeistert vom neuen Lied. Ich bin noch nicht ganz so textsicher wie die Kleinen :)
Trotz vollgestelltem Zimmer ohne jeglichen Platz, treffen mit Clara auf meinem Bett :)
Zum Reden, zum Austauschen und zum Planen -Wochenende bei meiner Guayaquil-Cousine mit Strandbesuch während es momentan auch in Ambato "frisch" ist.

Dienstag, 22. Januar 2013

Tag 138

Ein Dienstag wie immer, zumindest fast.
Chor am Morgen, Büro und Testberichte von Violinensaiten lesen.
Statt direktes Mittagessen bei der Oma, kleiner Abstecher zu Hause.
Überraschung. Mein Zimmer aufgeräumt und geputzt. Wir haben neben den Waschfrauen und der Angestellten für's Bügeln wohl nun auch noch jemanden für den Hausputz. Im Flur riecht es nach Farbe und die Zimmer meiner Gastgeschwister sind gut verpackt in Folie und an der Wand glänzt neue Farbe. Morgen ist mein Zimmer dran. Bei der Farbwahl habe ich versucht meine Vorliebe für grün oder gelb deutlich zu machen, schließlich wohne ich noch 8 Monate hier. Leider sieht es nach pink aus. Carola fühl dich herzlichst eingeladen im Michelle-Carolita-Paradies ;)
Mittagessen also um halb 2 und heute mit einer neuen Suppenvariation: Yuca, Reis, Fleisch, Karotten, Lauch, Erbsen und Kochbanane. :)
Um halb 3 sitze ich auf einer riesigen roten Plüsch-Couch im Stil der 20er im "Haus der Saiten" des Konservatoriums. Um mich rum wuseln aufgeregte Kinder mit Geigen und Notenblättern in der Hand. Heute ist Examentag.
Ich überbringe allerdings nur ein paar Rechnungen dem gestressten Prüfer.
Bei Cedemusica probt derweil der Chor und bis um 6 bin ich mit Gesangs- und Geigenunterricht beschäftigt.
Zu Hause Lernabend mit Michelle. Sie Physik, ich meinen Text für den Videodreh morgen. Bisher kann ich die Hälfte und es fehlt eindeutig der Küchentisch bei Markus zum drumherum laufen und sein Kopfschütteln, wenn ich mal wieder alles durcheinander bringe :)

Montag, 21. Januar 2013

Tag 137

Ein Montag mit Flötenprobe, Gesangsunterricht mit italienischem Lied und meinen nicht vorhandenen Italienisch-Künsten und der Erkenntnis des Paketsystems innerhalb von Ecuador.

Ein neues Mundstück für ein Saxophon. Bestellung aus Riobamba, Antwort meines Chefs: "ja, ich schicke es gleich los ist in 1 1/2 Stunden da."
Würde die Bahn mit jeder Strecke ein paar Päckchen mitnehmen wäre dies zu Hause auch möglich. Mit fast jeder Bus-Companía können Päckchen mitgeschickt werden. Da die Überlandbusse nun mal fast minütlich fahren ist ein Mundstück eben auch innerhalb von einer Stunde in Riobamba. Den nach Hause bring Service gibt es allerdings nicht.
Auf dem Päckchen steht der Name und die Stadt, mehr nicht. Weiß der Empfänger also die Bus-Companía und hat seinen Pass, bekommt er auch sein Paketchen :)

Leider funktioniert das alles nur innerhalb Ecuadors. Auf meine Päckchen werde ich also noch ein bisschen warten. ;)

Sonntag, 20. Januar 2013

Tag 136

Hoch - Tief - Hoch

Skypen mit Riccarda nach 4 Monaten - hoch

Kurzes Gespräch mit Markus über Gott und die Welt und mehr oder weniger gemeinsames zumindest gleichzeitiges Bettchen chillen - hoch

Stimmung in meiner Gastfamilie, warum auch immer - tief

Treffen mit Clara zum Frühstück im Park - hoch

Nach Hause kommen, keiner ist da und auf die Frage wo sie sind einen Ort genannt zu bekommen, der einem mal wieder nichts sagt und auf die Frage wann sie denn zurückkommen, die Antwort später zu bekommen - tief

Joggen - hoch

Der restliche Verlauf des Tages - hoch

Ich komme also vom joggen, auch als ich-weiche-tausend-Schlaglöchern-Hunden-gelegentlich-Kühen-und-Autos-aus zu bezeichnen, freue mich auf die Dusche, meinen Einkauf beim Supermarkt oben an der Ecke und über die Sonne und es kommt mal wieder anders.
Vor der Tür steht der silberne Chevrolet meiner Guayaquil-Familie mit Tante, Cousine und Cousin."Sarita, vamos a Latacunga!" Erster Gedanke: Dusche statt Ausflug ist mir jetzt eigentlich lieber. Zweiter Gedanke: Egal, nicht ein Tag wie gestern nur zu Hause. Dritter Gedanke: Vielleicht klappt es mit einem neuen Duschrekord.
Kathrin ich weiß, dass wir am 40. Geburtstag von meinem Papa einen Duschrekord aufgestellt haben, aber heute habe ich ihn noch mal getoppt. :)
Frisch geduscht, immer noch rot und mit klatsch nassen Haaren also Ausflug nach Latacunga. Auf dem Weg Gespräch mit meiner Cousine. Angekommen Einkaufsbummel durch die Mall und zum Schluss Treffen mit meiner Gastmama, Michelle, Oma und Uroma am King Guy sprich am Fastfoodrestaurant für Meerschweinchen. Zum Glück nur der Treffpunkt!
Cafecito zu Hause mit jede Menge Leuten am Tisch und einem interessanten Gespräch mit meinem Cousin über die Unterschiede zwischen Ecuador und Deutschland und meiner Cousine über einen Besuch in Deutschland. :)

Zum Tagesabschluss Bio lernen mit Michelle. Strukturformeln von Glucose und Fructose, Enzyme, Aminosäuren und DNA-Replikation - Ich versuche mich also zu erinnern und gleichzeitig zu übersetzen :)

Samstag, 19. Januar 2013

Tag 135

Ein Samstag mit einem motivierten Morgen, skypen mit Mama, Papa und einem kurzen Besuch von Helmut und Britta, einem Mittagessen ohne Hunger, einem Nachmittag und Abend zu Hause mit Fernseher, Buch und Laptop und der Geschichte eines Mädchens.


Das Mädchen, 11 Jahre, Schülerin in meiner Musikschule. Ihre Zukunft sah nicht immer nach Geigenunterricht und Schulbildung aus.
Geboren in Guayaquil. In einem der Viertel in dem Drogen und Prostitution zum Alltag gehören. Der Vater des Mädchens bei einer Auseinandersetzung ums Leben gekommen, die Mutter sieht in ihrem Kind die finanzielle Absicherung und es ist von Anfang an klar welchem Beruf das Mädchen ab einem gewissen Alter nachgehen soll.
Für die Tante, die Schwester des ermordeten Vaters, unvorstellbar. Das Mädchen und ihr Bruder sollen bei ihr Leben, für eine bessere Zukunft. Für ein Leben ohne Drogen, Gewalt und Prostitution. Für die Mutter, die ihr Kind als Geldquelle zu sehen scheint, unvorstellbar. Sie fordert eine finanzielle "Entschädigung". Kinder für Geld. Die Tante zahlt. Das Mädchen lebt in Ambato, geht zur Schule, lernt Geige bei Cedemusica.
In einem Sommer besucht sie ihre Mutter und kann nur aufgrund erneuter Bezahlung zurückkehren. Allerdings ohne Geige. Diese verkauft von der Mutter.
Während die Tante ihren Verlobten aufgegeben hat, weil dieser sich mit der Situation nicht abfinden konnte, kann sie der beruflichen Versetzung nach Quito nicht aus dem Weg gehen.
Das Mädchen zieht zum Bruder ihres verstorbenen Vaters und seiner Frau, die sie als Haushälterin und nicht als Nichte ansieht.
Für das Mädchen  ein Grund nicht mehr nach Hause zu kommen, bei Freundinnen zu bleiben und auch den Geigenunterricht bleiben zu lassen.

Nach 2 Wochen machen wir uns also Sorgen, kontaktieren die Tante in Quito und sie verspricht mit ihrer Nichte zu reden.

Montag ist die nächste Stunde mit dem Mädchen.


Freitag, 18. Januar 2013

Tag 134

Chor mit singen von Quarten, Quinten und Imagine von John Lennon, Orchester mit einer neuen Stimme für mich und der Aussage, dass sich erst am Konzert entscheidet was ich spielen soll je nach dem wer kommt oder auch nicht und Liedtexte in Latein auf Spanisch übersetzen. Danke Internet! :)
Mittagspausen-Skype mit Kathrin und Dennis. Den beiden beim Kochen zuzuschauen ist fast so als würde ich mit am Küchentisch sitzen. Schönes Gefühl. Neid auf die gebratenen Maultaschen mit Rührei ohne kochen, liebe Kathrin. :)
Die gestern beschriebene Faszination für Fernsehen auch heute bei den Chiquitos festzustellen. Bis alle da waren - Märchen schauen über die neue Laptop-Beamer-mit-sehr-dünnen-Schräubchen-Konstruktion.
Miguel Angel hat heute niemanden mit dem Stift attackiert und mein Chef kam nicht wieder auf die glorreiche Idee ihm einfach die Finger zusammen zu kleben, damit er nicht alles zerstört und den anderen Kindern wehtut. Meiner Meinung nach irgendwie keine gute pädagogische Maßnahme.
Nach "Sol Solecito" singen mit den Kleinen konnte ich heute Abend die ecuadorianischen Partyhits mitsingen ;)
"Vamos a bailar" mit Michelle, Vanessa, Lorena und wieder tausend Menschen, die ich nicht kannte, aber von denen ich wie immer mit Küsschen und "wie gehts dir? alles klar? was geht?" begrüßt wurde. Auf was wir eine Stunde vor der Tür gewartet haben konnte ich bisher noch nicht rausfinden und am Ende von "Mama" und "Papa" abgeholt zu werden kam auch schon länger nicht mehr vor. Keine Sorge, Mama und Papa, ich bin ganz zufrieden mit der wir-leihen-dir-das-Auto-Lösung. :)
Insgesamt viel Salsa und Reggeaton, viele gut tanzende Menschen und das ein oder andere Mal die Aussage, dass ich leider kein Handy besitze. ;)

Donnerstag, 17. Januar 2013

19 Wochen

Cafecito heute in einem der Tortillas "Restaurants". Die Einrichtung eher spartanisch und praktisch als gemütlich. Im Eingang steht ein großer qualmender Grill mit Tortillas aus Kochbananen und Käse. Nebendran braten Spiegelei.
Auch hier läuft die neue Telenovela. Vor jedem steht ein qualmender Kaffee oder Tee, eine Platte mit Tortillas und Tomaten-Zwiebel-Salat und die Löffel scheinen sich automatisch zwischen Mund und Teller hin und her zu bewegen. Der Blick starr auf den leicht kriselnden Fernseher gerichtet. In den Werbepausen, ungelogen alle 4 Minuten, wird getrunken. Auch die kleinsten haben Kaffee vor sich stehen.
Vielleicht hätte ich sonst über all dies geschmunzelt, aber heute Abend nehme ich einfach alles zur Kenntnis, berichte und bin froh nicht alleine sein zu müssen.
Meine zu Hause gebliebenen, ich habe euch lieb.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Tag 132

Ein weiterer sonniger Tag mit Orchesterprobe um 9, Einzelflöten-Probe bis um 12 und 2 Mal Mittagessen. Erst mit einem der 100 Cousins bei der Oma, weil ich dachte zu Hause gibt es nichts. Leider doch. Immerhin konnte ich Mittagessen 2, gekocht von meiner Gastmama, auf nur ein bisschen Gemüse-Reis beschränken :)
Chiquitos lieben den neuen Teppich und Miguel Angel liebt ihn auseinander zu puzzeln. Hauptbeschäftigung zwischen "Sarita, schau mal wie schön ich male", "Sarita, die will mir den Stift nicht geben" und "Sarita, ich brauche den Spitzer" demnach den Teppich wieder zusammen zu puzzeln. :)
Während meine Gastfamilie noch bis spät in die Nacht unterwegs ist, kenne ich nun zum Glück jeden Stock und Stein von meinem Haus nach Izamba - die einzige potentielle Strecke zum Joggen und bei einbrechender Dunkelheit ist es gut zu wissen wo die tiefen Löcher sind, habe meinen Cafecito heute alleine in meinem Bettchen zu mir genommen und mich ein bisschen um meinen Kräutergarten auf der Terrasse gekümmert. Wenn meine liebevolle Fürsorge klappt, gibt es in ein paar Wochen Kräuter für echte grüne Sauce.
Michelle schreibt nun noch 5 Mal ihre Hausaufgaben ab, um ihre Note zu verbessern. Ich gehe ins Bettchen.

Dienstag, 15. Januar 2013

Tag 131

Urlaubsgefühl beim Duft von Sonnencreme.
Heute eindeutig nötig. Die Sonne senkrecht, fast kein Schatten und jeder auf der Straße bedeckt seinen Kopf mit Tüchern, Mappen oder was sonst gerade in die Hände fällt. Ich brauche einen Sonnenhut.
Nach Chor und Analyse der Stücke am Morgen, 15-minütiger Fußweg zum Konservatorium - reicht an Sonneneinstrahlung für heute. Leider die gesuchte Person dort unauffindbar. Rückweg im schattigen Bus.
Mittagessen wie immer dienstags bei Oma. Heiße Suppe bei über 25°C für mich ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Für mich hätten Heizungsluft, Schnee und kalte Füße besser gepasst. War trotzdem lecker.
Nachmittagsprogramm mit Solo-Chorstunde für Raquelita und Leonela, mich mit Evita unterhalten und Geigenunterricht mit zwei sechsjährigen. Mittlerweile weiß ich auch die Griffe von Fa, La, Mi, Re, Si und weiß, ob die Kleinen mich gerade hinters Licht führen oder tatsächlich das spielen was sie sollen. Ein Vorteil und Fortschritt im Vergleich zu letzter Woche, da konnten sie noch spielen was sie wollten :)
Abendprogramm mit Michelle. Hausaufgaben, Flöte üben und neue Telenovela und Werbung nach jedem Dialog. Mittlerweile kenne ich mehr Produkte mit ihren Werbetexten, als Personen in der Serie :)

Montag, 14. Januar 2013

Tag 130

Von traurig bis euphorisch. Von Schweigen bis Redeschwall.

Orchesterprobe mit Soli. Es war dieses Gefühl nichts zu können und eine berührende Peinlichkeit danach. Ich weiß nicht warum, aber ich war schlichtweg überfordert. Die reingerufenen Taktzahlen haben mir leider auch nichts gebracht und die Fragen "Sarita, was ist denn los?" nicht hilfreich.
Gedanklich war ich nicht wirklich bei der Sache, was es nicht besser gemacht hat.
Die folgende Zeit ohne Beschäftigung im Büro hat mich leider auch nicht abgelenkt und ich kam mir einfach fehl am Platz vor. Mein Hauptgedanke: Der Tag kann nur besser werden :)

Dem war so. Mittagpause mit Carolita-Skype und Chiquitos - aufbauend. Probe mit meinem Chef, der das Orchesterstück noch mal mit mir gespielt hat - ebenfalls. Und plötzlich ging es- Achtelläufe, Rhythmus und Töne. Beruhigendes Gefühl.

20 nach 6, Sonnenuntergang vom Dach der Musikschule aus beobachten. Hinter mir grasende Kühe, vor mir 2 Vulkane in der Abendsonne und davor die Stadt. Kein Grübeln mehr, keine Zweifel, sondern irgendwie Euphorie.

Redeschwall um 10 mit Clara auf meinem Bett mit Tee und Lichterkette. :)

Sonntag, 13. Januar 2013

Tag 129

Sonntag mit Oreganotee.
Frühstück, Oreganotee 1, Hausputz und Hausaufgaben mit Michelle, Oreganotee 2.
Mittagessenausflug, der Ablauf jedes Mal ähnlich.
Vor der Tür hupt es, zweimal. Das Erkennungszeichen. Meine Gastmama wartet mit Uroma und Oma im Auto. Alles steigen ein, keiner weiß wohin. Stop bei der Farmacia, um die Essensangebote der Restaurants für Sonntag anzuschauen. Im Restaurant fühlt man sich schon vor dem Essen vollgegessen. :)
Entscheidung heute: Fischsuppe oder Kartoffelsuppe, Hühnchenschenkel oder "BBQ" und Pudding oder Kuchen. Dazu Kokonusssaft. Insgesamt alles 4 Dollar.
Nachmittag mit viel Sonne.
Um halb 7. Hupen vor der Tür, zweimal. Alle steigen ein, keiner weiß wohin. Diesmal Farmacia mit Teleshopping statt, wie eigentlich geplant, Eis essen zum Cafecito.
Ich schaue mir also an wie ein stämmiger Koch eifrig Sachen in Pfannen wirft und betont wie wenig fett man benötig und das nichts anheftet. Cate, erinnert mich an die Supertöpfe ;)
Auffällig sind allerdings die Sachen, die er in die Pfanne wirft und mit seinem spitzen Schäler schält. Yucca, Kochbananen, Popcorn für die Suppe und die typischen Fleischspieße, die es hier an jeder Ecke zu kaufen gibt. Danach Werbung für einen Fett-Weg-Schüttler. "Verlieren Sie Gewicht nur durch Vibration" - Solche Dinge kenne ich dann schon wieder eher vom Teleshopping. :)
Zum Abschluss aber doch noch Eis essen und zum Blog schreiben Oreganotee 3.

Samstag, 12. Januar 2013

Tag 128

Ein Samstag zu Hause. Mit einem entspannten Morgen, Mittagessen bei Oma und einem Gammelnachmittag im Wohnzimmer mit überraschenderweise meiner Gastmama, Michelle, meiner Gastcousine und Jurassic Park. Apfelkuchen backen und ein Abend mit skypen.
Ich merke wie mir die spontanen und meistens ziemlich wahllosen Unternehmungs-Abende zu Hause fehlen und ich mit Flöte üben, Uni Bewerbungen und sonstigen Dingen eigentlich genug zu tun hätte, aber mir das Gefühl der Dringlichkeit fehlt, um mich wirklich aufraffen zu können.
Es gibt Tage, da habe ich kaum Zeit zum Luft holen und dann aber auch wieder diese, so wie heute, wo ich Stunden lang einfach auch nur meinem Atem zuhören könnte, wenn ich denn wollte. Ein gesundes Mittelmaß wäre erfreulich :)
Da meine Deckenkonstruktion leider noch nicht getrocknet ist, muss ich mir nun eine neue überlegen. Michelle wühlt dabei mal wieder in ihrem Schrank, der in meinem Zimmer steht. Ihre neuen Möbel stehen schon im Flur. Warten wir auf den Tag bis sie aufgebaut werden ;)

Freitag, 11. Januar 2013

Tag 127

Ein neues Buserlebnis. Bisher bin ich in Bussen gefahren ohne ihr genaues Ziel zu kennen, mit Bussen in denen bunte Lichter zum Takt der Musik oder der Bremse blinken, im Fahren aus dem Bus "ausgestiegen", von Busfahrern an der Haltestelle stehen gelassen worden oder mir meinen Sitz mit einem riesigen Reissack oder sonstigen Dingen geteilt.
Busfahren mit sperrigen Gegenständen keine Seltenheit; für mich heute neu und gleich 2 Mal. Fahrt 1 mit 2 riesigen Paketen mit weiteren Schaumstoff-Buchstaben-Zahlen-Puzzle-Teppich-Teilen. Etwas beschwerlich um halb 1 mittags mit lauter Schülern um mich rum. Hatte allerdings auch was gutes, denn die Richtung des Busses war mir beim Einsteigen mal wieder nicht ganz klar und dank der Schuluniformen konnte ich erahnen in welche Richtung wir fahren. Hauptsächlich graue Röcke mit weißen Kniestrümpfen und hellblauen Strickjacken in meinem Bus sprich Bus Richtung Colegio Amabto, die Schule meiner Gastschwester - richtige Richtung.
Fahrt 2 mit einer umständlich und etwas sperrig verpackten Geige.
Ansonsten: Chor- und Orchesterprobe und am Wochenende werde ich wohl ein bisschen üben müssen, eine neue Beamerkonstruktion bauen mit meiner Meinung nach etwas zu kleinen Schräubchen und Teppich für die Chiquitos auslegen.
Bei all dem wurde ich gefilmt. Auch beim Bodenwischen ;) Später soll daraus dann ein Film für die nachfolgenden Freiwilligen werden, damit sie eine Vorstellung haben was sie erwartet - deshalb auch die Bodenwisch-Szene. ;)

Donnerstag, 10. Januar 2013

18 Wochen

Alltag. Partituren schreiben und neuen Teppichboden für die Chiquitos im ecuadorianischen Toys"r"us sprich Jugeton kaufen.
Ob ich die Partituren richtig abgeschrieben habe zeigt sich morgen bei der Probe und ob die Chiquitos auf den Schaumstoff-Zahlen-Buchstaben-Puzzle-Teppich made in Taiwan stehen auch.
Wahlkampf für die Wahl im Februar ist auch in Ambato angekommen. Das Highlight die viel zu laute umgetextete Version von Gangman-Style aus knisternden Lautsprechern auf fahrenden klappernden Autos.
In den drei Wochen scheint sich auch die Busroute geändert zu haben oder aber der Busfahrer hatte einfach keine Lust auf die reguläre Strecke, gut möglich kam auch schon vor. Also mitten auf der Straße rausgelassen und zum Clara Treffpunkt gelaufen. Im Lieblingscafé kein Platz.
Mittlerweile sitze ich in der Farmacia. Die Rolltore sind zu, die Abrechnung fertig, aber wir können noch nicht gehen - Amores irgendwas. Neue Telenovela, die wir noch fertig schauen müssen :)
Zum Cafecito neue schlankmachende Milch. Mein Gastpapa lehnt die Mädchenmilch dankend ab :)


Mittwoch, 9. Januar 2013

Tag 125

21 Tage, über 2500 km, 7 verschiedene Hotelbetten und über 300 Fotos. Lustige und traurige Tage, bequeme und unbequeme Bettchen und das ein oder andere schöne, aber auch schräge Foto. Eindrücke, die bleiben und Erlebnisse, die vielleicht auch schnell wieder in Vergessenheit geraten sollten. Gesprächige, aber auch suspekte Taxifahrer und lösen von Orientierungsschwierigkeiten manchmal mit Hilfe von Einheimischen, manchmal mit gut gemeinter aber eher unnützlicher Hilfe und manchmal auch nur dank Zufall.
Die Erkenntnis, dass auch 3 Monate Trennung von meiner Familie nichts ausmachen und sich alles anfühlt wie immer.
Nun fehlt in meinem Zahnputzglas eine Zahnbürste und neben mir im Bett eine Anna, die sich gelegentlich breit macht, die nur schwer zu wecken ist und die sich nachts an mich kuschelt und sagt, dass die restlichen Monate auch schon irgendwie schnell vorbeigehen werden.
Abschied 2 von meiner Familie traurig. Traurig, aber nicht ungewiss wie das letzte Mal, was eindeutig tröstender ist. Während meine Familie nun also fast 30 Stunden unterwegs ist, bin ich wieder absolut eingespannt in mein Projekt und getröstet - Nachtanruf bei Markus. Markus, ich verspreche dir nach diesem Jahr wieder einen ruhigen Schlaf. :)
Blog schreiben also nun bei gemütlichem Licht unserer Weihnachtsbaum-Lichterkette, kleinem Telefonat mit Claralein und einem Tee aus der neuen großen gepunkteten Teetasse, die mich sehr an Kathrin, Cate und München erinnert. :)

Dienstag, 8. Januar 2013

Tag 124

Quimbolitos- das Geheimnis in den Bananenblättern ist gelüftet.
Brauner Zucker, Butter, klein geriebener fester Morzarella, Maismehl, Eigelb, steif geschlagenes Eiweiß und Anis. Der Teig eingewickelt in Bananenblätter und für 30 Minuten in einem Topf gedämpft. Unten Wasser, oben ein Sieb mit den Quimbolitos.

Tag 124, der letzte Urlaubstag meiner Familie mit Wasserfällen, Oma Mittagessen am Dienstag und Einladung meines Chefs und seiner Frau zum Quimbolitos machen.

Baños hat zich Wasserfälle, scheinbar haben wir uns aber einen zu kleinen ausgesucht. Zumindest kannte ihn keiner und jeder hat gesagt, nein Sarita ihr hättet doch zum echten Wasserfall gehen müssen. Nun gut, müssen Mama, Papa und Anna eben noch mal herkommen.
Fast pünktlich um 2 - Dienstag-Oma-Mittagessen. Annachen war schon nach der Suppe satt ;) Quimbolitos am Abend haben ihr, Mama und Papa trotzdem gemundet. Abend mit viel übersetzen, lustigen Geschichten und deutschem Wein :)



Montag, 7. Januar 2013

Tag 123

Halb 7 - beide Schwestern schlafen tief und fest. Wecken schwer; bei beiden ;)
Schlaf aufholen im Auto, Fahrt zum Cotopaxi, Vulkan ca. eine Stunde von hier entfernt.
Mama, Papa, Anna, Michelle und unser Guia, der spanisch, englisch und ein bisschen deutsch spricht.
1. Fahrt zur Lagune am Cotopaxi. Wanderung mit beobachten von Vögeln, Wildpferden und Pflanzen. Eine Stunde zur Akklimatisierung.
2. Fahrt zum Parkplatz auf über 4000 m. Sonnig und windig. Dicke Jacken, Mützen und Sonnencreme. Ein bisschen Obst und Schokolade.
3. Wanderung zur Schneegrenze. 500 m Weg und 200 Höhenmeter in einer Stunde. Schaut man auf den Weg - deprimierend. Rutschige Erde unter den Füßen, die Hütte scheint viel zu weit weg und der Wind macht das Laufen nicht leichter.
Dreht man sich dagegen um - triumphierend. Blick über den Nationalpark um den Cotopaxi, die Lagune, die plötzlich winzig erscheint und am Horizont Quito.
4. Aufenthalt an der Schneegrenze - mein erster Schnee für dieses Jahr. :)


5. Wanderung bergab in 15 Minuten und mit gefühlten 10 Tonnen Steinen und Erde im Schuh.
Lagune



Für den restlichen Tag müde.
Kochen mit Familia, ein kleines "ich-kann-nicht-mehr-Heimweh-Loch" bewältigen, Wäschewaschen mit unsere nicht funktionierenden Waschmaschine, aber dafür Michelles USB-Stick frisch gewaschen aus der Waschmaschine retten und Besuch im Lieblingscafé mit meinen Lieben.



Statt Farmacia schließen oder früh ins Bett; Zimmer entrümpeln mit Annachen, denn leider habe ich nun nach den 3 Wochen Urlaub einen Schrank mehr im Zimmer. Aber nicht etwa mehr Stauraum für meine eh schon überschaulichen Habseligkeiten, sonder einfach nur ein weiterer Ort an dem meine Gastfamilie vermutlich demnächst wieder irgendwelche Dinge sucht wie Pässe, Kamerazubehör oder Strumpfhosen. :)

Sonntag, 6. Januar 2013

Tag 122 - 4 Monate

- der Tag an dem meine Familie meine Familie kennenlernt.


Indigene Musik und Feuerwerk um 7 Uhr morgens in Riobamba zum wach werden. Ich wache auf unter einer echten Decke und nicht unter meiner tausend Fleecedecken-Laken-Konstruktion. Wir verlassen das Hotel Richtung Innenstadt. 10 Uhr Treffen mit Nina zur Kameraübergabe die meine Eltern mitgebracht haben. Ich vergaß die Wichtigkeit des 6. Januars und die Feierfröhlichkeit. In der ganzen Stadt kleine Umzüge mit Tanzgruppen, Masken und Verkleidungen.
Straßensperrungen, Menschenmassen und Stau. Kameraübergabe ein bisschen verspätet, Zeit für ein Käffchen bleibt trotzdem noch.
Fahrt nach Ambato fühlt sich ein bisschen an wie nach Hause kommen. Wir fahren an der Mall, der Farmacia und einer der tausend Bäckereien vorbei.
Gastopa, Gastmama, Michelle und Jhonna warten, freuen sich und drücken mich. :)
Auch in Ambato - Fiesta! Von einem LKW-Dach schauen wir auf den nächsten Umzug mit traditionellen Trachten, bunten Masken und Verkleidungen und kleine und große Musikgruppen. Es hat ein bisschen was von Fasching. Statt Bonbons werden Nudelpackungen geschmissen.
Während wir ein Abendessen mit meiner Gastfamilie geplant hatten, kam meine heutige Ecuador-Überraschung :)
Familientreffen mit wirklich dem größten Teil der Familie, mittlerweile auch mit meinem Gastpapa, bei der Oma. Zutaten für Lasagne standen bereit. Kommentar: " Wir wissen nicht wie man das jetzt macht, aber wir wissen, dass du das magst!" Ich war ein bisschen bis ein bisschen sehr gerührt. Also Lasagne kochen mit 18 Personen. :) Davor noch Geburtstagskuchen meiner Tante und typisches Gebäck gut frittiert mit Ahornsirup. Meine Familie kam überhaupt nicht mehr raus aus dem Lachen und ich nicht mehr aus dem Reden ;) Zum Glück besitzt meine Gastoma 2 Backöfen, denn die Schüssel für fast 20 Familienmitglieder ist ziemlich groß. Zu groß für den eigentlichen Ofen! ;)
Zähneputzen mit Annachen in meinem Bad und Schläfchen mit ihr in Michelles Bett. Gute Nacht! :)

Samstag, 5. Januar 2013

Tag 121

Von Cuenca nach Riobamba. Zwischenstop in Alausi, ein Ort in den es uns sonst wohl nicht unbedingt gezogen hätte. Aber hier: Ecuadors spannendste Eisenbahnstrecke - Die Teufelsnase. Vor 120 Jahren erbaut, 150 Tote und Schienen am Abhang. Papa im Glück - fasziniert von der Konstruktion, von dem Bähnchen und von allem was damit zusammenhängt!
Mit uns im Wagon: 11-köpfige russische Reisegruppe mit Hang zum ecuadorianischen Bier, ecuadorianische Reisegruppe mit Gefallen an den Lokführer-Hüten und 2 kleine stolze Kinder mit Trommel und Blockflöte.
Hotelsuche heute überraschend schnell trotz Dunkelheit und Anna um 10 nach 10 wach. Sie vermisst welches Bett größer ist, tanzt durchs Zimmer und liest zum Einschlafen ihr Geschibuch, die Fleißige :)

Papa mit mir und Teufelsnase

Teufelsnase

Bei diesem Anblick - Papa im Glück 


Freitag, 4. Januar 2013

Tag 120

Stadtrundfahrt - mit gelbem Doppeldeckerbus, zich Kameras in der Luft und kleinem Stop bei einem Aussichtspunkt mit Einkaufsmöglichkeiten bei Bedarf. Ein bisschen Touri, aber einmal am Tag geht schon.

Thermalbad - schwer zu finden, kleines Dorf 10 Minuten von Cuenca, wunderschöne Anlage mit verschiedenen Becken, leider im Freien und leider zu kalt. Statt dessen also nur Mittagessen im angrenzenden Restaurant; auch nett und vor allem warm.

Caja Nationalpark - 45 Minuten von Cuenca entfernt, auf 4000 m, Nebel, Regen und Nationalpark geschlossen.

Pizzeria - Abendessen.








Donnerstag, 3. Januar 2013

17 Wochen

Zurück auf über 2000 Metern, erster Kontakt mit der Polizei und Cuenca.

Ich kann ecuadorianische Kinderlieder singen, ich weiß wie man was zu Essen im Restaurant bestellt, wenn ich mich verlaufen kann ich nach dem Weg fragen und wenn Michelle nicht da ist weiß ich auch wie in der Farmacia die Tagesabbrechnung funktioniert. 

Diskussionen und Verhandlungen mit der Polizei und Verteidigung für Papa ist aber einfach zu viel. 
Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Strecke von Guayaquil nach Cuenca 100 km/h. Bei zu hoher Geschwindigkeit, hohe Strafen. Ein Versuch die hohen Unfallzahlen in den Griff zu bekommen. 
Autobahn ähnliche Straße, kaum Verkehr und Papa fährt 121 km/h.
Dies bedeutet, 21 km/h zu schnell. Bei 109 km/h gibt es hier einen Strafzettel. Ab 111 km/h 3 Tage Gefängnis und 360 Dollar Strafe. Vorausgesetzt man wird geblitzt. Wir wurden geblitzt. 
Gespräch mit dem Polizisten kompliziert. Außer 360 Dollar, eigentlich 3 Tage Gefängnis und sie dürfen nicht so schnell fahren habe ich nichts verstanden. Auch nach mehrmaligem Nachfragen nicht. Er hat mir dann noch mal erklärt, dass mein Spanisch zu schlecht ist.
Die Tränen und das Anschreien von Papa haben die Situation nicht unbedingt verbessert, aber das war eben heute kein singen von Kinderliedern oder eine einfache Bestellung im Restaurant.
Während wir eine halbe Stunde diskutiert, aneinander vorbei und irgendwie versucht haben miteinander zu reden, wurden die anderen Verkehrssünder schneller abgehandelt. Mit einem Gang hinter das Polizeiauto. Ich will nichts unterstellen. Vielleicht haben sie auch den gleichen Zettel bekommen wie wir nun am Ende. Vielleicht wurde sich aber auch anders geeinigt.
Wir besitzen nun einen ecuadorianischen Strafzettel, der innerhalb der nächsten 3 Tage bei der Bank bezahlt werden muss. Wo genau, ich weiß es nicht. Ob wirklich die 360 Dollar, ich weiß es nicht. Immerhin weiß ich, dass Papa nicht ins Gefängnis muss und Papa weiß, dass die Strafen hier tatsächlich so hoch sind wie ich es ihm am Anfang erklärt habe.

Mittwoch, 2. Januar 2013

Tag 118

Frühstück bei Megamaxi, dem Real von Ecuador und Touri-Tour mit Insidertipps meiner Gastcousine aus Guayaquil. :)

Station 1: Parque Histórico. Kleiner Wald mit Papageien, Waschbären, Flamingos und einigen andern interessanten Tieren, die man hier eigentlich nicht erwartet hätte. Der Käfigzaun in Tarnfarbe drum herum. Nebenan Kakaopflanzen, Bananenstauden und Pflanzen mit "Früchten" so groß wie Fußbälle - bisher keine Definition gefunden.
Zwischendurch abkühlende Bewässerungsanlagen und Parkbänke am Wasser :)

Station 2: Las Peñas. Stadtviertel auf einem Berg mit vielen bunten Häuschen, touristifizierter Treppe und "Leuchtturm" auf der Spitze. 444 Stufen bei schwüler Hitze.
Leuchtturm eigentlich geschlossen; eigentlich. Kleines Gespräch mit den Sicherheitsmännern und Papa hat doch noch seine Aussicht vom "Leuchtturm" bekommen. Mama und ich haben uns dezent an der Wand aufgehalten - Höhenangst ;)
444 Stufen wieder runter und kleiner Spaziergang am Wasser. Immer noch wolkig und heiß.

Station 3: Plaza Lagos Town Center. Wunderschön angelegte Anlage mit Restaurants, Lagunen und Palmen. Laut meiner Cousine "ein sehr europäischer Ort". Irgendwie hat sie recht und ich kann "europäisch" gar nicht genau beschreiben. Große Loungemöbel draußen und wunderschöne, kleine und gemütlich eingerichtete Restaurants drumherum. Einziges Problem der Anlage; Heuschreckenbefall. Fliegend, hüpfend, sitzend und groß.
Zum Tagesabschluss warmer Nieselregen und Autofahren seit fast 4 Monaten - wenn auch nur zum Ausparken. ;)

 








Dienstag, 1. Januar 2013

Tag 117

Neujahr. Ecuador schläft. Zumindest macht es kurz den Eindruck. :)
Doch auf den Straßen, am Strand und in den Dörfern auf dem Weg zum Meer: Leben.
Nach ausschlafen und einigen verspäteten Silvesterraketen am Morgen, Fahrt zum Strand.
Auf den Straßen mehr Polizeiaufgebot als sonst, alle paar Meter aufgebaute Essstände und mutige Verkäufer, die zwischen den Autos herlaufen.
Am Stadtausgang reiht sich eine abgeschirmte Wohnanlage an die Andere. 80 km weiter sieht es anders aus. Papa fährt Slalom um die Löcher in der Straße, das Dorf am Ende der Küstenstraße geprägt vom Fischfang, bunten Häuschen mit Wellblechdächern und Ampeln, die unzuordenbar über der Straße hängen. Der Strand voll und nach unserem Empfinden zum Wohlfühlen einfach zu dreckig. Nach 15 Minuten Strandspaziergang Rückfahrt und Baden im warmen Regen im Hotelpool auf der Terrasse.
Filmabend bei Mama und Papa im Bett mit Blick auf das hellerleuchtete Guayaquil.
Entspannter 1. Januar. :)