Samstag, 12. März 2016

Tag 27

Zum letzten Mal holt mich heute der Bus um 6.25h ab und Bogotá schenkt mir zum Abschied noch mal einen wunderbaren Stau. Ich verpasse die komplette 1. Stunde, die um 7.20h anfängt und komme um 8.05h im Kindergarten an. Das erste was mich die Kinder fragen: Warum musst du zurück nach Deutschland? Gute Frage. Gründe gibt es genug: Uni am Montag, Praktikum ab Mittwoch, all meine Lieben zu Hause. Aber gegen noch 2 Wochen mehr hier hätte ich absolut nichts.

In der 3. und 4. Stunde kommt der Osterhase. Sprich die Erzieher und Assistentinnen verstecken an die 100 selbst angemalten Eier im Schulgarten, welche anschließend alle innerhalb von Minuten entdeckt werden. Anschließend beginne ich mich überall zu verabschieden, hole mein Zeugnis ab und steige um 13 Uhr bei strahlendem Sonnenschein in den Bus, der mich zum großen Shopping-Center bringt. Ich sage mir es wird schon alles in den Koffer passen und betrete meine Lieblingsläden.

Als ich um 16 Uhr nach Hause fahre, scheint die Welt gerade unterzugehen. Das Wetter in Bogotá ist nun berechenbar. Mittags Regen. Aber kein friedlich dahin plätschernder Regen. Ich hätte mich auch einfach genau so wie ich war unter die vollaufgedrehte Dusche stellen können und es wäre das gleiche bei raus gekommen. Da die Straßen teilweise überschwemmt sind, stehe ich bis zu den Knöcheln im Wasser, um die Straße zu überqueren.

Meine Hose und Schuhe sind bis zu meiner Verabredung mit José um 21:30 Uhr noch nicht mal angetrocknet. Zum Glück finde ich doch noch was anderes zum Anziehen und steige super kolumbianisch um 21:30 Uhr in mein Uber-Taxi - schließlich bin ich um 21:30h verabredet. Um 3 Uhr ist die Tanzfläche irgendwann leer getanzt und ich habe keinen einzigen Tanz ausgelassen.

Donnerstag, 10. März 2016

Tag 26

Ein bisschen anders als sonst.

Statt den Schulbus um 6.25h nehme ich den öffentlichen Bus um 6.30h direkt vor meiner Haustür. Statt hoch in den Norden fahre ich heute Morgen einmal quer durch die Stadt auf die andere Seite der Autobahn. Ich fahre direkt in die Praxis. Denn heute schaue ich statt mit Mariale der anderen Logopädin auf dem Flur zu. Maria Patricia ist eine so unfassbar liebe Logopädin, dass mir nicht erklären kann, wieso so viele Kinder heute geweint haben. Möglicherweise lag es einfach nur am Tag oder am Störungsbild. Maria Patricia betreut vor allem Syndrom Kinder und myo-funktionelle Störungen. Die Zeit ist so verflogen, dass ich um halb 4 fast meine erste eigene Patientin vergessen hätte. Da Mariale heute nicht in die Praxis kommen konnte, habe ich eine ihrer Cochlea Implantat Patiententin übernommen. Auch wenn wir ähnliche Sachen gemacht haben wie gestern, als Mariale noch dabei war, war es trotzdem ein ganz anderes Gefühl nun alleine am Schreibtisch zu sitzen und die 30 Minuten hätten nicht schneller rumgehen können. Mein letzter Tag in der Praxis ist um 16 Uhr fertig, genau in dem Moment als der Regen und ein ziemlich lautes Gewitter beginnt. Auf den Straßen gibt es innerhalb von wenigen Minuten riesige Pfützen und die Fahrradfahrer auf Bogotástraßen sind nicht zu beneiden. Und obwohl die Fahrradwege ziemlich gut ausgebaut sind, findet man dennoch immer mal wieder den ein oder anderen Fahrradfahrer im dichten Verkehr oder auch mal auf der Autobahn.




Um 21 Uhr -meine eigentliche Schlafenszeit- holt mich José zu Hause ab und wir fahren zur La Calera, einem Aussichtspunkt von dem man über Bogotás Lichtermeer bei Nacht schauen kann. Wir fahren erst mal durch mir noch fremde Straßen Bogotás und irgendwann geht es einen Berg hinauf. Plötzlich aus dem nichts tauchen Menschen mit roten schwingenden Tüchern auf der Straße auf und rufen: „hier parken, Parkplatz, Parkplatz!“ Wir sind da. Hinter der Leitplanke ist ein bisschen Platz bevor es den Berg ganz schön weit runter geht. Auf diesem kleinen Platz werden Getränke, gegrillte Maiskolben, Süßigkeiten usw. angeboten. Außerdem bekommen wir sofort zwei Plastikstühle hingestellt. José nennt das alles provisorisch und kolumbianisch. Ich nenne es kreativ und mehr als geschäftsmännisch. 

Mittwoch, 9. März 2016

Tag 25

Langsam wird der Sockenvorrat an frischen Socken in meinem Schrank knapp, mein Handy-Guthaben neigt sich dem Ende und die Schule und die Logopädin haben mir bereits ein Zeugnis geschrieben. Mein Monat in Bogotá ist nun also fast rum.

Doch erst mal gibt es heute noch einen ganz normalen Arbeitstag. Statt mit der Mäusegruppe im Sandkasten zu spielen, schreibe ich Informes, also Informationsbriefe, mit den Ergebnissen meiner Sprachtests. Und gerade habe ich mich daran gewöhnt, dass es in Bogotá aktuell immer sonnig ist und ich auch gut ohne Jacke rausgehen kann, fängt es heute Mittag zu regnen. Aber was da runterkommt ist kein normaler Regen, sondern mehr eine Sintflut. Wie gut, dass ich mich ausgerecht heute aufgrund meines Sockenmangels für Ballerinas entschieden habe. Auf meinem Heimweg hört es zum Glück auf zu regnen - zum Glück. Denn zwar habe ich nun wieder Guthaben auf meiner Busfahrkarte, aber irgendwie kommt heute kein passender Bus für mich. Nach über 20 Minuten warten, was hier praktisch eine halbe Ewigkeit ist, nehme ich eben einen anderen Bus, der mich jedoch nicht direkt vor die Haustür fährt. Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause laufe ich an den unzähligen Pizza-Liefer-Service-Restaurants und an meiner Tanzschule vorbei. Die Musik vom Zumba-Kurs höre ich bis auf die Straße, aber da ich leider gerade erst von der Arbeit komme und vor Hunger zu sterben drohe, müssen die Chicas heute alleine tanzen. Vielleicht schaffe ich es am Freitag noch mal in die Tanzschule. 




Dienstag, 8. März 2016

Tag 24

Theateraufführung der Deutschklasse der 3. Jahrgangsstufe und die Suche nach einer Aufladestation.

In der 3. Stunde geht es für die Mäusegruppe und mich in die große Schulaula zur Aufführung von „Es klopft bei Wanja in der Nacht". Ein Theaterstück über Wanja, der mitten in der Nacht von den unterschiedlichsten Tieren geweckt wird, weil es draußen so bitter kalt ist und schneit. Ich gehe mal davon aus, dass die Kinder der Deutschklasse auch schon im Winter in Deutschland waren, denn für jemanden, der keinen Schnee kennt, ist das Theaterstück sonst sehr schwer zu verstehen. 

Der Schulbus bringt mich um 13 Uhr wie immer zur Praxis und leider holt er mich, als ich um 18 Uhr fertigt bin, nicht ab, sondern ich muss den öffentlichen Bus nehmen. An sich ist das kein Problem. Das einzige Problem heute ist nur das Guthaben auf meiner Busfahrkarte. Da ich neulich so freundlich war und einem Mann, der kein Guthaben mehr hatte, eine Busfahrt geschenkt habe, stehe ich nun an der Bushaltestelle und muss entweder darauf setzen, dass mir auch jemand eine Fahrt schenkt oder aber eine Aufladestation für die Karte finden. An sich gibt es an jeder Transmilenio Station eine Aufladestation. Nur leider fahre ich nicht mit dem großen Stadtbus, sondern mit einem der vielen kleinen blauen Busse, die kreuz und quer durch die Stadt fahren. Ich frage mich also von Passant bis zu Ladenbesitzern durch, um herauszufinden, ob es noch irgendwo anders eine Aufladestation gibt. Und nach viel Fragerei und gut 2 km zu Fuß finde ich versteckt in einem kleinen Laden eine Aufladestation für meine Karte.
Aufladestation - muss man aber auch erst mal wissen.



Ein doch so großes Hinweisschild



















Ich sitze also mit neuem Guthaben im Bus und staue mich nach Hause. Hinter dem Bus ertönt ein Martinshorn und der ganze Bus ist durch das Blaulicht vom Krankenwagen hinter uns erleuchtet. Und so sehr die anderen Verkehrsteilnehmer auch wollen, es gibt keinen Platz wo sie hin ausweichen könnten. Es ist nicht das erste Mal, dass ich sehe, wie ein Krankenwagen eine ganze Ampelphase warten muss bis er durch kommt. Und jedes Mal hoffe ich, dass die Fahrer einfach selbst keine Lust auf den Stau haben und deshalb das Blaulicht anschalten und niemand in dem Krankenwagen liegt bei dem es gerade um Sekunden geht.

Montag, 7. März 2016

Tag 23

Ein Tag, der in Ambato beginnt und in Bogotá endet.

Der Tag, der in Amabto beginnt beginnt früh. Um halb 3 morgens stehen Santi, Diego und Germa verschlafen vor mir und wir packen mein Gepäck, Diegos Gepäck für die Woche in Quito und unfassbar viele Essensvorräte ebenfalls für Diego ins Auto. Jeder von uns bekommt von unserer Mama eine Decke umgelegt, denn draußen ist es um halb 3 doch noch ganz schön frisch. Wir machen uns also auf den Weg zum Flughafen und kaum sind wir um die ersten Ecke gebogen schläft Diego auch schon an mich gelehnt ein. Ich bleibe lieber wach und genieße noch die letzten 2 Stunden mit Santi und Germa, bevor ich um 6.06h das Flugzeug zurück nach Bogotá nehme.

Dachte ich, ich erlebe einen schönen Sonnenaufgang über den Wolken, habe ich irgendwie nicht meine Müdigkeit bedacht. Ich schlafe noch vor dem Start ein und wache erst kurz vor der Landung wieder auf. Und der Gedanke direkt vom Flughafen einfach in die Schule zu fahren war wohl auch etwas übermütig. Ich sehne mich ziemlich nach meinem Bett und einer Dusche, also muss die Mäusegruppe heute doch auf mich verzichten. Die Patienten am Nachmittag jedoch nicht, denn pünktlich um 14 Uhr sitze ich in der Praxis. Ganz schnell hat mich der Bogotá-Alltag wieder und das erste was Mariale, der Logopädin auffällt: mein Akzent. Ein Wochenende hat gereicht und ich habe unbewusst die ganzen kleinen Eigenheiten wie die Intonation, einige Wörter und das lang gezogene „R“ wieder übernommen.

Sonntag, 6. März 2016

Tag 22



Nach dem Frühstück Aufbruchsstimmung - „Vamos, Vamos“. Wir steigen also ins Auto, fahren bis vor auf die Hauptstraße und dann fragt mein Bruder Santi: „Wohin fahren wir überhaupt?“ - Schweigen. Irgendwie hat sich keiner so richtig Geadanken gemacht wo wir eigentlich hinfahren wollen. Wir stehen also an der Ampel und überlegen. Müssen schnell überlegen, denn schließlich muss Santi wissen, ob wir geradeaus, rechts oder links fahren sollen. Ein typischer Start in einen Ausflugstag.
Wir entscheiden uns für links und damit für Banos und das Baumhaus mit Schaukel, welches meine Familia noch nicht kennt. Wir verlassen also Ambato bei strahlendem Sonnenschein und fahren ca. eine Stunde den Berg herunter.

Das Baumhaus ist wesentlich beliebter geworden, als bei meinem letzten Besuch vor 1 1/2 Jahren, aber es ist immer noch ein ziemlich schöner Ort. Wenn auch heute mit ziemlich vielen Besuchern. Santi und ich schaukeln ein bisschen und hören dem Vulkan zu wie er grummelt und sehen wie der Himmel immer dunkler wird. Nicht durch Regenwolken, sondern durch Vulkanstaub.

Als wir nach Hause kommen, frage ich mich, was genau Santi macht, als er den Schlüssel zwischen den Türspalt vom großen Tor steckt. Leider ist vor einiger Zeit der Schlüssel im Schloss abgebrochen, also muss die Tür nun etwas kreativer geöffnet werden. An sich super praktisch, weil so kann wenigstens jeder in den Hof. Bei den Menschenmengen, die hier immer ein und aus gehen kann das durchaus hilfreich sein. Damit wir heute Nacht jedoch nicht geklaut werden wird die Tür mit ein paar Eisenstangen aus der Werkstatt unten verbarrikadiert und die eigentliche Haustür abgeschlossen.







Samstag, 5. März 2016

3 Wochen

Weiteres Wiedersehen, den ganz Tag lang.

Aus „Sarita, komm wir fahren schnell eine Sache für die Werkstatt unten kaufen“ wird eine große Samstag-Einkaufstour und beim Open-Air-Konzert am Park in der Stadt stelle ich fest wie gut ich die Ministeriums-Musikersezene in Ambato noch kenne bzw. wie klein sie wohl einfach ist.

Germa und ich sitzen also um 9 Uhr am Samstag Morgen im Auto und wollen eigentlich nur eine Eisenstange kaufen. Dann überlegen wir, was wir heute wohl kochen wollen und fahren erst mal zum Markt. Und in dem Moment in dem wir ankommen bereue ich es, dass ich mal wieder vollkommen spontan ins Auto gestiegen bin und meine Kamera zu Hause liegt.

Vor dem Markt stehen die großen LKW’s, die direkt von der Costa kommen. Alle möglichen Sorten an Bananen und andere Früchte liegen im und um den LKW auf dem Boden verteilt. Wir kaufen Platano Verde also Kochbananen für 50 centavos. Das Prinzip ist folgendes: Man sagt den Preis, den man zahlen möchte und dann bekommt man für den Preis die Ware. Über dem ganzen Markt liegt ein Duft von Koriander, was hier einfach in jedem Garten wächst und mich nicht ganz so umhaut. Wir schlendern von Stand zu Stand und aktuell ist Tiempo der Karotten. Also gibt es an jedem Stand neben den ganzen anderen Früchte- und Gemüsesorten noch unfassbar viele Karotten. Ein kleiner Stand zwischen drin bietet Mehl und Quinoa aus großen Säcken an. Und am Ende des Gangs steht eine Frau, die Einkaufstaschen mit Rollen verkauft, falls man plötzlich seine Einkäufe nicht mehr tragen kann. Ecuadorianer haben einfach einen Verkaufssinn. :)

Nach dem Mittagessen mit meiner Lieblingssuppe mit Yucca, Maiskolben und Kochbanane gibt es die 2. Reunión der Woche: Diesmal mit Clara, die seit Montag in Ambato ist.

Wir treffen uns -wie könnte es anders sein- in unserem Lieblingscafé Crème Brûlée, essen unsere Lieblingskekse und können nicht aufhören zu Reden. Das kleine Café war in unserem Jahr unser absolutes Stamm-Café und so darf ein kleiner Austausch mit den Besitzern auch nicht fehlen. Sollte es jemanden meiner Blogleser eines Tages also nach Ambato verschlagen: Grüßt das Crème Brûlee von mir! 

Wiedersehen im Brûlée
Am Nachmittag kommen dann endlich endlich meine Brüdis aus Quito nach Hause und während ich mit Germa Quimbolitos machen, schauen die Jungs zu, wir unterhalten uns und es ist ein ganze normaler Familiensamstag. 

Quimbolitos 
Abends fahren wir noch mal ins Centro zu einem Open-Air-Konzert. Und kaum bin ich da, fühle ich mich zurückversetzt in meine Ambato-Zeit. Das Kammer-Orchester spielt als wir ankommen gerade die „Hymne“ von Ambato und ich kenne vom Dirigenten über die 1. und 2. Geige bis hin zum Kontrabassisten alle. Und während die Gruppe danach Boleros, San Juanitos und andere traditionelle Tänze spielt und ich dazu zwischen meiner Familia tanzen, möchte ich nicht an meinem Rückflug am Montag Morgen denken.

Open-Air-Konzert


Freitag, 4. März 2016

Tag 20

Der Hahn von neben an wurde gegessen und die Müllabfuhr mit ihrer durchdringende Musik fährt eine andere Route - möglicherweise sind das die Gründe weshalb ich wenigstens bis viertel nach 8 schlafe.

Dann gibts Frühstück mit meinem Lieblingsbrot, eine kleine Runde durchs Centro und ein Besuch im neuen Cedemusica. Und dachte ich, ich hätte hier so unfassbar viel Zeit, habe ich mich irgendwie geirrt.
Mittags Koch-Session mit Germa, danach Jhonna und Michelle in der Farmacia treffen, anschließend in Ambatos neustes Café mit Willy und ab halb 8 Fiesta bei uns zu Hause mit Rommel, Evi, Willy, Erick, Ericks Freundin Sophie und der Schwägerin von Germa, die hier übrigens auch irgendwie gerade zu Besuch ist. Dieses Haus ist nie leer. 

Während der Vulkan mal wieder Asche spuckt und ich den Bus ran winke, stelle ich fest, dass sich nicht all zu viel geändert hat. Es fühlt sich an wie nach Hause zu kommen. Ich laufe die Straße lang und ich laufe Menschen über den Weg, die ich kenne und die mich mit "hola veci“ - "Hallo Nachbar" begrüßen. Und erst jetzt stelle ich fest wie sehr ich es vermisst habe. Die Busse, die einfach am Straßenrand anhalten und in denen viel zu laute Musik läuft, die vielen kleinen Lädchen, die teilweise sehr provisorischen Häuser und die Menschen, die das Leben hier so verrückt, lebenswert und lustig machen. Und spätestens nach dem Abendessen, als die Möbel zur Seite geräumt werden, um Mitten im Wohnzimmer mit allen zu tanzen, weiß ich, was mir zu Hause wieder fehlen wird.

Farmacia 

Ambato - mi tierra linda

Fiesta con Rommel

Donnerstag, 3. März 2016

Tag 19

Der Tag an dem Ecuador-Sarita wieder zu Ecuador-Sarita wird.

Aber vorher teste ich noch die letzten Kinder, begleite die Mäusegruppe zum Musikunterricht und gehe um halb 2 bei Sonnenschein und 26 Grad nach Hause.

Der Tabularasa- sprich Aufräum-Samstag wird auf Donnerstag vorverlegt und so beziehe ich heute zum letzten Mal mein kolumbianisches Bett. Was ein Glück!

Ich schaffe es mein Gepäck fürs Wochenende auf meinen kleinen Rucksack und meine Tasche zu beschränken und starte gegen frühen Abend Richtung Flughafen. Die Fahrt zum Flughafen ist natürlich geprägt von Stau, aber mein Uber-Fahrer weiß dem auszuweichen. Diesmal kommen mir die Essensketten am Flughafen nicht mehr ganz so fremd vor und die Preise kann ich nun auch ein bisschen besser einschätzen, als bei meinem letzten Besuch hier.  



Und während ich am Gate sitze, kommt es mir ganz surreal vor, dass ich in 2 Stunden tatsächlich wieder meine Lieblings-Ecuador-Familie umarme. 2 Stunden später fühlt es sich nicht viel realer an. Meine Gastmama Germa, mein Gastpapa Jorge und Santi holen mich ab und ich mag sie gar nicht loslassen. Untergehakt laufen wir zum Auto und es fühlt sich alles an wie immer. Auf der Fahrt zur Wohnung von den Chicos in Quito erzähle ich in einer Tour, mein Gastpapa ärgert mich und Germa sagt in jedem 3. Satz, dass ich mehr essen muss. In Quito setzen wir Santi ab und ich schließe noch das letzte Familienmitglied Diego in die Arme. Mittlerweile ist es 12 und wir machen uns ohne die Chicos auf den Weg nach Ambato. Jorge schläft sobald wir ins Auto gestiegen sind und so haben Germa und ich volle 2 Stunden um uns ganz in Ruhe über die Locuras (Verrücktheiten) des Lebens zu unterhalten. 

Um 2 Uhr falle ich nur noch ins Bett zwischen Spider- und Iron-Man. Mein Ecuador-Leben hat mich zurück.

Mittwoch, 2. März 2016

Tag 18

Gehe ich normalerweise gegen 21 Uhr ins Traumland, sitze ich heute zu dieser Zeit noch in einem großen weichen gemütlichen Kinosessel und gebe mir Mühe, dass mir die Augen nicht zufallen.

Der Tag beginnt jedoch nicht ganz so gemütlich auf den engen Bänken des Schulbusses. Ich teste heute weitere Kinder und der Nachmittag verfliegt mit dem normalen Praxisalltag mal wieder. Bevor ich nach Hause fahre, mache ich jedoch noch einen kleinen Halt bei meiner neuen Lieblingsbäckerei.

Gegen 8 Uhr treffe ich mich mit José, den ich beim Sprachaustausch vor 2 Wochen kennengelernt habt. José war für ein Semester in Mainz, deshalb sprechen wir eine Mischung aus Spanisch und Deutsch. Wir fahren mit dem Auto bis fast hoch zu meiner Schule, die wirklich weit im Norden liegt und biegen irgendwann in einen kleinen verlassen Freizeitpark ab. Hier gibt es auch ein Kino, welches als eines der wenigen noch den kolumbianischen Film zeigt, der für einen Oscar vorgeschlagen wurde. „El abrazo de serpiente“ ist ein Schwarz-Weiß-Film, der im kolumbianischen Regenwald spielt. Der Forscher, der auf der Suche nach einer Pflanze ist ist Deutscher und so werden in dem Film verschiedene indigene Sprachen, Spanisch und Deutsch gesprochen. Irgendwie surreal in einem kolumbianischen Kino zu sitzen und plötzlich deutsch zu hören.


Um halb 12 falle ich in mein Bett und mein Wecker steht wie immer auf 5:12 Uhr.

Dienstag, 1. März 2016

Tag 17

Ein Tag so normal wie er nur sein kann.

Der Tag beginnt leicht verschlafen im Bus und mit dem Stuhlkreis in der Mäusegruppe. Ab der 2. Stunde beginne ich mit dem Sprachscreening der deutschen Gruppen. Konnte ich beim Sprachscreening von der Uni aus in Deutschland schon nach 4 Kindern die Testsätze nicht mehr hören, träume ich heute nach der Testung von 11 Kindern sicherlich von „Zeig mir: Der Junge läuft“ und „oh, was ist denn das Tolles auf dem Bild?". Morgen warten weitere 15 Kinder auf mich.

In der Praxis möchten zwei Kinder heute partout nicht mit mir spielen bzw. Therapie machen und ich kann sie mit überhaupt nichts überzeugen. Mariale kommt also leider nicht dazu ihre Berichte zu schreiben und muss einspringen. Mit meinem Lieblings-Cochlea-Patienten läuft es dafür umso besser und während er sein Gehör für meinen deutschen Akzente trainiert, lerne ich unfassbar viele neue Vokabeln und bekomme Aussprachetraining von meiner Logopädin.

Als ich nach Hause komme steckt die Schwester von Airbnb-Santiago gerade mitten in einer Telefonkonferenz und hält ein Seminar über das Internet. Das genaue Thema kann ich aber beim besten Willen einfach nicht heraushören. Irgendwie scheint sie einfach nur permanent verschiedenen Personen zu begrüßen und sich darüber zu freuen, dass sie teilnehmen. Ich unterhalte mich also lieber im Flüsterton in der Küche mit der Airbnb-Santiago-Mama über den Tag.