Montag, 20. November 2017

Tag 9

Ich wache vor dem Wecker auf und möchte nicht aufstehen. Gar nicht mal, weil ich so müde bin, sondern weil ich gerne noch ein bisschen bleiben möchte. Eine Woche ist einfach zu kurz für ein Land in dem man sich so heimisch fühlt. Um kurz nach 5 sitzen Mailin, Ali, Jorge, Germa und ich im vollbepackten Auto, welches die Anden hochschleicht. Bereits um 6 Uhr morgens ist Party im Auto und wir singen von den schnulzigsten spanischen Baladen bis zu den Partyhits alles mit. Am Flughafen kommen wir schneller an als mir lieb ist und in dem Moment in dem Germa mich zur Verabschiedung in den Arm nimmt laufen nur so die Tränen.
Ich sitze also nun am Gate und es geht über Mexiko und Madrid wieder nach Hause.
Dienstag Abend 18.20 Uhr hat mich dann der Alltag in Deutschland wieder zurück. 

Tag 8

Als ich aufwache schmerzen meine Füße immer noch ein bisschen. Der Sonntag beginnt mit einem Frühstück um halb 10, was für meine Familie super spät ist. Fast schon Mittagessenzeit. Nach dem Frühtsück schaue ich kurz bei meiner vorherigen Familie vorbei. Ich klopfe an das Tor des kleinen Tante Emma Ladens, den der Opa unten im Haus führt. Er braucht einen Moment bis er mich erkennt, aber dann lässt er mich strahlend ins Haus. Meine alte Gastmama ist momentan in den USA, aber meine Geschwister Michelle und Jhonna sind zu Hause. Wir tauschen uns ein bisschen aus und später kommt auch noch mein alter Gastpapa. Wir machen uns auf zur Oma zum Mittagessen. An dem riesigen großen Tisch, an dem ich in meinem Jahr selbst so oft gegessen habe, sitzt die komplette Familie. Alle Tanten und Onkel aus Guayaquil, Cuenca und Kanada sind momentan da, da vor einigen Wochen die Uroma gestorben ist. Es ist wunderschön alle wiederzusehen, aber ich weiß einfach warum ich irgendwann meine Familie gewechselt habe.
Ich laufe also nach dem Mittagessen zurück zu meiner Lieblings–Familie und wir gehen mit Ali und Mailin erst mal Meerschweinchen essen, denn das fehlt noch als Ecuador-Erfahrung. Danach gibt es noch einen Spaziergang im Park, ein Eis und Koffer packen. Ich Telefoniere noch mal mit meinen Brüdis um mich zu verabschieden und der Wecker steht auf 4 Uhr morgens.





Sonntag, 19. November 2017

Tag 7

Um halb 9 Uhr steht der Bräutigam noch im Schlafanzug vor mir, während Mailin und ich bereits unserer Kleider angezogen haben und die verschiedensten Frisuren ausprobieren. Der große Tag ist also gekommen. Meine Gastmama Germa kommt frisch geföhnt vom Friseur und Diego mein anderer Gastbruder würde glaube ich am liebsten sein Spidermankostüm statt seinen Anzug anziehen. Um 10 Uhr sitzen wir alle gestriegelt im Auto und Santi wirkt nun doch etwas nervös. Auf dem Weg zur Kirche sammeln wir noch den Reisebus ein, indem die gesamte Verwandtschaft aus Ibarra, einer Stadt im Nordern Ecuadors, sitzt. Die Kirche ist bereits wunderschön geschmückt und irgendwann sitzen um die 150 Personen auf den Bänken und warten auf die Braut. Und als die Braut dann endlich kommt, laufen Santi und auch mir ein bisschen die Tränen. Das Gottesdienst-Spanisch ist für mich eindeutig eine Herausforderung, aber den wichtigsten Teil verstehe ich! :) Nach dem Gottesdienst gibt es erst mal großes Fotoshooting und draußen warten bereits die Mariachis. Eigentlich eine mexikanische Musikgruppe, aber hier gehören zu jeder großen Fiesta Mariachis irgendwie dazu.

Nach dem ein oder anderen Lied und einer kleinen Tanzeinlagen des Brautpaars geht es in einer großen Autokolonne zu einer wunderschönen Hacienda mit einer super grünen Wiese, Stühlen mit Hussen und einer großen Bühne vor der Tanzfläche. Auf dem Weg dorthin wird natürlich ordentlich gehupt, aber da man hier im Straßenverkehr sowieso die gesamte Zeit eigentlich hupt, ist das nun gar nicht wirklich was besonderes.

Ein eigener Moderator eröffnet die Feier. Und nach einer emotionalen Brautvater-Rede, einem 4 Gänge Menü und dem traditionellen Brautstrauß werfen (Lars, keine Sorge ich habe ihn nicht gefangen) wird endlich die Tanzfläche eröffnet. Und ab diesem Moment hätte man wohl auch einfach alle Stühle schon einpacken können. In den nächsten Stunden sitzt niemand und die Tanzfläche muss zwischendurch repariert werden, weil sie kurzerhand an einer Ecke bricht. Die 10-köpfige Band hat alles in ihrem Repertoire. Von Santis Oma bis zu den 4 jährigen Cousinen tanzt jeder. Mit jeder Stunde steigt auch langsam der Alkoholpegel und einige brauchen dann doch wieder die Stühle, da die eigenen Beine sie nicht mehr tragen. Meine Familie schafft es jedoch auf eigenen Beinen ins Auto und wir machen uns nach über 12 Stunden Fiesta auf den Heimweg nach Ambato. Während Mailin, Ali und mein Gastpapa auf der Rückbank direkt in einen tiefen Schlaf fallen, gibt mir meine Gastmama Weganweisungen und ich fahre alle sicher nach Hause. Da ich bereits die ganze Woche über schon auf Ambatos Straßen gefahren bin, hupe ich ganz automatisch, wenn ich überhole und erschrecke mich auch nicht, dass plötzlich mal wieder ein Fußgänger und ein Pferd auf der Autobahn stehen. Blinker setzen habe ich mir allerdings weiterhin beibehalten. Zwischendurch quält sich das Auto ganz schön und ich frage meine Gastmama wie hoch wird sind: „Ach Sarita, ich glaube hier sind es nur 3210 Meter.“  Kein Wunder, dass sich das Auto kaum vorwärts bewegt. Doch irgendwann biegen wir in unsere holprige Straße ein und fallen nur noch ins Bett.








Freitag, 17. November 2017

Nachtrag Tag 6

http://ecuador-sarita.blogspot.com/2013/06/41-wochen.html
Falls es jemanden gelüstet: das Rezept für meine Lieblingskekse. 

Tag 6

Um 7 Uhr morgens klappert das Geschirr in der Küche neben meinem Zimmer. Mein Gastpapa sitzt alleine am Frühstückstisch während Germa bereits den Keksteig ausrollt. Noch etwas müde und verschlafen geselle ich mich zu ihr und ehe ich mich versehe bin ich auch schon mittendrin im Kekse backen für die Hochzeit. Es gibt übrigens meine Lieblingskekse: Alfajores. Irgendwo auf diesem Blog gibt es für diese wunderbaren Kekse auch eine Rezeptanleitung mit Bildern. 

Doch kaum sind die Kekse im Ofen fällt der Strom aus und der Ofen geht nicht mehr. Ich nutze die Zeit und frühstücke erst mal. Doch kaum sitze ich am Frühstückstisch fängt plötzlich das Haus an zu wackeln. Erdbeben. Das Erdbeben hat in Guayaquil eine Stärke von 6.2. In Ambato ist es nur ganz leicht zu spüren. Es ist nicht mein erstes Erdbeben in Ecuador, aber das Gefühl des sich bewegenden Hauses ist immer wieder aufs Neue komisch. Nachdem sich die Erder wieder beruhigt hat und sich auch der Strom überlegt hat wieder zu funktionieren, geht der Küchenvormittag weiter. Nach den Keksen folgen Empanadas, mit Hühnchen und Gemüse gefüllte Blätterteigtaschen. Die Zeit rennt und ich mache noch einen schnellen Abstecher ins Centro, denn für den „Baum der Wünsche“, den Mailin und ich für die Hochzeit basteln, fehlt uns noch grünes Tonpapier. Nach 3 verschiedenen Schreibwarenläden habe ich endlich 3 verschiedene Grüntöne zusammen und fahre wieder nach Hause. 

Germa ist bereits dabei den halben Haushalt einzupacken und um halb 4 machen wir uns mit Sack und Pack auf nach Quito. Neben Kleid und Anzug haben wir das vorbereitete Essen, diverse Dekoartikel und eine riesigen Kiste mit kleinen Seifenblasen dabei. Nach circa einer Stunde Fahrt - Stau. Und aus den vorher 3 Spuren werden plötzlich 7 Spuren, denn jeder versucht sich irgendwie noch mit seinem Auto durchzuquetschen, um zu sehen was passiert ist. Vor uns ist einfach nur noch eine wilder Haufen kreuz und quer stehender Autos zu erkennen. Und in diesem Moment frage ich meine Gasteltern, ob man hier in der Fahrschule lernt eine Rettungsgasse zu bilden. Die beiden schauen mich etwas verwirrt an und nachdem ich den beiden erklärt habe was eine Rettungsgasse ist und wofür die so gut ist, sind sie beide recht angetan von dieser Idee. Manchmal kann ich hier wirklich nur den Kopf schütteln. Zwischen den kreuz und quer stehenden Autos schlängeln sich die Straßenverkäufer durch. Ich habe keine Ahnung wo die plötzlich herkommen, denn wir sind mitten auf der Autobahn. Wasser, Cola, Eis, Chips - alles was das im Stau stehende Autofahrerherz sich wünscht. Nach 30 Minuten geht es weiter und wir kommen gegen frühen Abend bei Diego in Quito an. Wir treffen uns mit Santi, Ali und Mailin im argentinischen Lieblingsrestaurant von Santi und Minuten später stehen zwei riesige Fleischplatten auf dem Tisch. Wir unterhalten eindeutig das gesamte Restaurant und und als Außenstehender merkt man glaube ich nicht, das sich da einfach 2 deutsche Mädels in die Familie gemogelt haben. 




Donnerstag, 16. November 2017

Tag 4

Der Tag beginnt mit einer ungewöhnlich heißen Dusche. Manchmal macht so ein elektrischer Duschkopf eben doch das was er machen soll. Um 7 Uhr bereits scheint die Sonne so warm vom Himmel, dass ich Strickjacke und Schal zum Brötchen kaufen eindeutig zu Hause lassen kann. Ich möchte ehrlich gesagt nicht daran denken, dass in Deutschland dann nun wohl doch meine Winterjacke auf mich wartet. Nach einem weiteren gescheiterten Versuch Mailins ecuadorianischen Führerschein beim Verkehrsministerium zu verlängern, machen Ali, Mailin und ich uns auf den Weg zum Hochzeitsgeschenke-Shopping. Wir kaufen eine wunderschöne riesige warme Alpaca Sofadecke für Male und Santy und ich muss mich schwer zurückhalten nicht auch noch direkt eine mitzunehmen. Ich habe ja zum Glück erst eine große und eine kleine Decke zu Hause.

Und während die anderen beiden noch mal ihr Glück mit dem Führerschein probieren, mache ich mich auf den Weg ins Centro um wiederum mit Germa die letzten Einkäufe für die Hochzeit zu machen. Mit mir in den Bus steigt eine Frau um die 30 mit einer großen altmodischen Arzttasche ein. Um ihre Hüften trägt sie eine Bauchtasche an der kleine Lautsprecher befestigt sind. Auf dem Kopf trägt sie ein Headset mit Mikrofon. Auf ihrer weißen, leicht durchsichtigen Leggings sind kleine Hunde drauf. Insgesamt ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick, aber noch gewöhnungsbedürftiger ihr Vortrag. Kaum beginnt unsere Fahrt holt sie eine Mappe raus und beginnt einen Vortrag über zu hohe Cholesterinwerte und Diabetes und zeigt Fotos von einem diabetischen Fuß. Nachdem auch der letzten Person im Bus klar geworden ist wie furchtbar das alles ist, holt sie das Zaubermittel aus ihrer Tasche: heute nur in diesem Bus, für 1 Dollar diese ganz spezielle Pflanzenmischung. Senkt schon nach nur einer Tasse am Morgen die Cholesterinwerte und heilt natürlich auch Diabetes. Wahrscheinlich heilt diese ganz besondere Pflanzenmischung auch Krebs und Liebeskummer - also ein absolutes Wundermittel. Bei dem Vortrag muss ich doch ein bisschen schmunzeln und an daran denken was wohl Isi und Sophia meine neuen Medizin-Mitbewohnerinen dazu sagen würden. In meiner Zeit in Ecuador habe ich doch einiges über Hausmittelchen und die Wirkung von Pflanzen gelernt, doch das geht mir dann doch ein bisschen zu weit.

Am Mittag schauen Mailin und ich bei CEDEMUSICA vorbei. Mailin war die erste Freiwillige überhaupt bei Cede, ich die 3. Bei der Chorprobe lernen wir die 8. Generation deutscher Freiwilligen kennen. Super komisches Gefühl. Und noch viel komischer das Gefühl meine kleinen 4-jährigen Chiquitos nun als 8-jährige zu sehen. Aber Karlita erkennt mich sofort und kann ihren Augen nicht so wirklich trauen und auch sonst treffe ich noch auf das ein oder andere bekannte Gesicht. Nach dem alle Lieder für das Weihnachtskonzert geübt sind und die letzten Geigenkästen zu sind, kommen Willy, Evita und Rommel zu uns nach Hause. Es folgt ein Abend wie er typischer und verrückter nicht hätte sein können.

Alles beginnt ganz gesittet mit ein paar Quimbolitos, Tee und Kakao am Tisch. Quimbolitos ist eines meiner tausend Lieblingsessen. Die süße Masse erinnert ein bisschen an Biscuitteig. Die Masse wird auf Bananenblätter oder Achirablätter gegeben und anschließend in einem Topf gedämpft. Danach gibt es in den Gläsern Wein statt Kakao und die „Locuras“ beginnen. Die große Box wird angeschlossen, das Sofa zur Seite gerückt und die Tanzfläche eröffnet. Salsa, Merengue, Bachata, Reggaeton - wir lassen nichts aus. Um halb 2 nachts falle ich in mein Bett.




Mittwoch, 15. November 2017

Tag 3

Mit meinem feinen Näschen und meinem super Gehör -vor allem nachts- ist Lars der festen Überzeugung ich könnte als Spürhund bei der Polizei arbeiten. Meinem Ruf bin ich letzte Nacht mal wieder gerecht geworden. Um 23 Uhr kommt mein Gastpapa noch mal die Treppe runter geschlichen und rührt irgendwas in seiner Tasse, vermutlich Tee mit kiloweise Zucker. Als das leise Klirren verstummt schlafe ich weiter bis um 2 Uhr morgens Mailin, meine andere deutsche Gastschwester, die 2 Jahre vor mir bei meiner Familie gewohnt hat, mit ihrem Freund Ali nach Hause gekommen. Die beiden kommen zurück von ihrem kleinen Strandtrip und sind bereits seit fast 5 Wochen bei meiner Gastfamilie zu besuch. Um 20 vor 6 bricht dann meine Gastmama mit der Nachbarin zum morgendlichen Lauf um die 4 Ecken auf und ich denke mir, jetzt brauche ich auch nicht mehr schlafen. Ich dusche also mal wieder lauwarm und sitze um 7 Uhr mit Germa, Jorge, Mailin und Ali am Frühstückstisch. Anschließend starten wir ins Centro, um einige Besorgungen zu machen. Und habe ich gerade noch vor wenigen Tagen geschrieben es habe sich nichts verändert, so habe ich mich geirrt: Busfahren kostest nun einfach 30 centavos statt 25. Dicker Hund würde mein Papa jetzt sagen. Die laute Musik, die Verkäufer und die ruppige Fahrweise ist allerdings gleich geblieben. Mittags ist für ein paar Stunden mal wieder das Wasser aus und einem wird mal wieder deutlich wie angenehm es ist einfach so den Wasserhahn aufzudrehen und Wasser zum Kochen, Hände waschen oder sonstige Aktivitäten zu haben. Abends machen wir einen Ausflig zu Pizzeria. Untergehakt bei unserer Gastmama laufen Mailin und ich durch die Straßen Ambatos und fühlen uns beide einfach so unfassbar zu Hause.






Dienstag, 14. November 2017

Tag 2

Nach dem ein oder anderen Stündchen Schlaf beginnt also Tag 2. Jorge, Germa und ich gehen um 7 Uhr morgens erst mal vor zum Kreisel zum Medizinmann. Der Medizinmann hat einfach am Straßenrand einen Wagen aufgestellt mit Flaschen mit sehr vielen bunten Flüssigkeiten und schüttet die ganze Zeit eine klebrige Flüssigkeit vom einen Behältnis ins Nächste. Mein Gastpapa trinkt etwas, damit sein eh schon geheilter Zahn noch schneller heilt und meine Gastmama trinkt was gegen ihre Nierenschmerzen. Ich verzichte und bleibe bei meinem Ingewertee. Danach gehts noch schnell bei der Nachbarin Eier und in meiner Lieblingsbäckerei meine Lieblingsbrötchen fürs Frühstück kaufen. Der Teig erinnert eher an Eierweck oder Hörnchen. Nach dem Frühstück beginnen Germa und ich unsere Tour durchs Centro, kaufen Material für die Werkstatt unten und Schleifen und Deko für die Hochzeit am Samstag. Zum Mittagessen gibt es natürlich nur mein Lieblingsessen: Suppe mit Maiskolben, Kochbananen und Yucca und anschließend Reis mit Linsen, frittierten Kochbananen und Avocado aus dem Garten meiner Gastoma. Besser geht es nicht. Abends machen Germa, Jorge und ich eine kleine Tanzstunde im Wohnzimmer, um am Samstag Abend auch eine gute Figur auf der Tanzfläche zu machen und später schaut Willy noch vorbei, um mit mir wie in alten Zeit auf dem Bordstein vor unserem Haus zu sitzen und über Gott und die Welt zu reden. Und so geht ein Tag, wie er normaler nicht hätte sein können, zu Ende. 

Tag 1

Tag 1 beginnt für mich noch über den Wolken und mit einem wunderschönen Landeanflug auf Quito in der Morgensonne.
In den 4 Stunden Flug habe ich wenigstens ein bisschen Schlaf aufgeholt und bin bereit für das Wiedersehen mit meiner Gastfamilie nach über 1 1/2 Jahren :) Bis zur Sicherheitskontrolle und bis zum Gepäckband bin ich kein bisschen aufgeregt. Doch als ich am Gepäckband stehe und schon mal durch die Türe lunse, während ich noch auf meinen Koffer warte, sehe ich meine Gastmama voller Vorfreude winken. Und in dem Moment fängt mein Herz doch ein bisschen an zu klopfen und das Warten auf meinen Koffer fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit. Doch dann schließe ich endlich mein Empfangskommitee bestehend aus meiner Gastmama Germa, Gastpapa Jorge, Santy und seiner Frau Male in die Arme. Und es ist alles so wie immer.

Wir fahren erst mal zu meinem anderen Gastbruder Diego nach Quito und frühstücken dort. Während es für alle anderen Milch und Kaffee gibt, gibt es für mich meinen Lieblings Kamillen-Tee in einer riesigen Tasse - meine Gastmama kennt mich einfach zu gut. Nach dem Frühstück dann die übliche Frage: Was machen wir denn heute? Meine Antwort wäre ja gewesen, nach Ambato fahren und schlafen, aber das steht nicht zur Option. Also fahren Santy, Male, Diego und ich zu einer Kunstausstellung eines ecuadorianischen Künstlers von wo aus man auch noch einen wunderbaren Blick über die Stadt hat. Germa und Jorge fahren in der Zwischenzeit zu einer der 1.000 Tanten, denn Jorge hat Zahnschmerzen und praktischerweise ist die Tante Zahnärztin.

Nachdem ich alles über den Künstler Guayasamín weiß und die Zähne von Jorge repariert sind, geht es zum Mittagessen mit allen. Mir fallen am Tisch die Augen zu und es wird Zeit nach Ambato zu fahren. Nach 2 Stunden bin ich zu Hause. Nichts hat sich verändert. Der Vulkan ist weiterhin von unserem Fenster aus zu sehen, der elektronische Duschkopf liefert eher so lauwarmes Wasser und auf dem Herd steht ein riesiger Topf Reis. Da ich auf der Fahrt 3 Mal gehustet habe macht mir meine Gastmama erst mal einen Ingwertee und um 7 Uhr abends falle ich in einen erholsamen 12-stündigen Schlaf.






Tageszähler zurück auf Null

Minutenlang fliegen wir über glänzende Lichter. Die Autos drängen sich durch den dichten Verkehr und sie verschwimmen unter uns zu einer einzigen weißen Linie auf der einen Straßenseite und zu einer endlos roten Linie auf der anderen Straßenseite. Um 19 Uhr lande ich in Mexiko-Stadt.


Mittlerweile habe ich einen dreistündigen Flug von Frankfurt nach Madrid, 5 Stunden Wartezeit in Madrid und einen 11 Stunden Flug von Madrid nach Mexiko-Stadt hinter mir. Ich bin froh, dass ich nicht all zu groß bin und wenigstens ein bisschen auf dem engen Flugzeugsitz schlafen kann.


Als ich lande, realisiere ich, dass mir weitere 10 Stunden Reise bevorstehen. 6 Stunden Umsteigezeit in Mexiko-Stadt und nochmal 4 Stunden Flug von Mexiko nach Quito.


Am Donnerstag Abend sah es allerdings noch nicht so aus, als könne ich wirklich fliegen. Denn kurzerhand wurde mein Flug storniert. Nach Stunden in der Hotline der Airline und Sorge, dass ich die 12 Tafeln Schokolade in meinem Koffer selbst essen muss, wurde ich jedoch am Freitag morgen umgebucht.


Und so muss ich nun die ganze Schokolade doch nicht alleine essen und werde am nächsten Samstag auf der Hochzeit meines großen Gastbruders Santy sein! Denn das ist der Hauptgrund, weshalb ich mitten im Semester einen kleinen Ecuador-Trip mache.


Wer vielleicht noch kein alteingesessener Ecuador-Sarita-Blog-Leser ist kann hier http://ecuador-sarita.blogspot.com/2014/08/vom-zuruckkehren-nach-351-tagen.html noch mal nachlesen, warum ich überhaupt einen Gastbruder in Ecuador habe. :)