Sonntag, 19. November 2017

Tag 7

Um halb 9 Uhr steht der Bräutigam noch im Schlafanzug vor mir, während Mailin und ich bereits unserer Kleider angezogen haben und die verschiedensten Frisuren ausprobieren. Der große Tag ist also gekommen. Meine Gastmama Germa kommt frisch geföhnt vom Friseur und Diego mein anderer Gastbruder würde glaube ich am liebsten sein Spidermankostüm statt seinen Anzug anziehen. Um 10 Uhr sitzen wir alle gestriegelt im Auto und Santi wirkt nun doch etwas nervös. Auf dem Weg zur Kirche sammeln wir noch den Reisebus ein, indem die gesamte Verwandtschaft aus Ibarra, einer Stadt im Nordern Ecuadors, sitzt. Die Kirche ist bereits wunderschön geschmückt und irgendwann sitzen um die 150 Personen auf den Bänken und warten auf die Braut. Und als die Braut dann endlich kommt, laufen Santi und auch mir ein bisschen die Tränen. Das Gottesdienst-Spanisch ist für mich eindeutig eine Herausforderung, aber den wichtigsten Teil verstehe ich! :) Nach dem Gottesdienst gibt es erst mal großes Fotoshooting und draußen warten bereits die Mariachis. Eigentlich eine mexikanische Musikgruppe, aber hier gehören zu jeder großen Fiesta Mariachis irgendwie dazu.

Nach dem ein oder anderen Lied und einer kleinen Tanzeinlagen des Brautpaars geht es in einer großen Autokolonne zu einer wunderschönen Hacienda mit einer super grünen Wiese, Stühlen mit Hussen und einer großen Bühne vor der Tanzfläche. Auf dem Weg dorthin wird natürlich ordentlich gehupt, aber da man hier im Straßenverkehr sowieso die gesamte Zeit eigentlich hupt, ist das nun gar nicht wirklich was besonderes.

Ein eigener Moderator eröffnet die Feier. Und nach einer emotionalen Brautvater-Rede, einem 4 Gänge Menü und dem traditionellen Brautstrauß werfen (Lars, keine Sorge ich habe ihn nicht gefangen) wird endlich die Tanzfläche eröffnet. Und ab diesem Moment hätte man wohl auch einfach alle Stühle schon einpacken können. In den nächsten Stunden sitzt niemand und die Tanzfläche muss zwischendurch repariert werden, weil sie kurzerhand an einer Ecke bricht. Die 10-köpfige Band hat alles in ihrem Repertoire. Von Santis Oma bis zu den 4 jährigen Cousinen tanzt jeder. Mit jeder Stunde steigt auch langsam der Alkoholpegel und einige brauchen dann doch wieder die Stühle, da die eigenen Beine sie nicht mehr tragen. Meine Familie schafft es jedoch auf eigenen Beinen ins Auto und wir machen uns nach über 12 Stunden Fiesta auf den Heimweg nach Ambato. Während Mailin, Ali und mein Gastpapa auf der Rückbank direkt in einen tiefen Schlaf fallen, gibt mir meine Gastmama Weganweisungen und ich fahre alle sicher nach Hause. Da ich bereits die ganze Woche über schon auf Ambatos Straßen gefahren bin, hupe ich ganz automatisch, wenn ich überhole und erschrecke mich auch nicht, dass plötzlich mal wieder ein Fußgänger und ein Pferd auf der Autobahn stehen. Blinker setzen habe ich mir allerdings weiterhin beibehalten. Zwischendurch quält sich das Auto ganz schön und ich frage meine Gastmama wie hoch wird sind: „Ach Sarita, ich glaube hier sind es nur 3210 Meter.“  Kein Wunder, dass sich das Auto kaum vorwärts bewegt. Doch irgendwann biegen wir in unsere holprige Straße ein und fallen nur noch ins Bett.








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