Samstag, 18. Mai 2019

Tag 62 - Mehr Mexiko geht nicht

Ich stehe den zweiten Tag im Dirndl am Deutschlandstand, hinter mir brutzeln hunderte Bratwürste auf dem Grill und Mexikaner wundern sich über Currywurst. Nebenan verteilen die Niederländer Heineken und die Brasilianer ziehen mit Trommeln an mir vorbei. Ich schaue kurz auf mein Handy und bekomme für heute Abend eine Einladung. Einer meiner Schüler schreibt mir, ob ich heute Abend Lust auf eine traditionelle Party hätte. Ich bin ein bisschen neugierig und sage zu. Es stellt sich heraus, dass er mich auf die Hochzeit seines Cousins mitnimmt. Ich bin etwas überfordert und habe zum Glück noch von der Hochzeit meiner Freundin Vale vor einigen Wochen ein entsprechendes Outfit parat. Auch wenn mir gesagt wird, dass das gar nicht schick sei, kenne ich die Mexikaner mittlerweile gut genug um zu wissen, dass nicht so schick immer noch kurzes Kleid, hohe Schuhe und viel Schminke heißt. Wir fahren gegen 19 Uhr an den Stadtrand von Queretaro. Und ich bin überrascht davon wie groß diese Stadt tatsächlich ist. Die weißen Häuser erstrecken sich bis zum Horizont. Wir lassen die Stadt hinter uns und biegen auf einen holprigen Feldweg ein. Was mich dann erwartet, ist wie aus einem Film. Der Bräutigam ist ca. 50 Jahre alt, besitzt eine riesige Ranch und verdient sein Geld mit Tierhaltung. Er trägt ein kariertes Hemd mit fettem Wrangler Schriftzug, Blue Jeans, Stiefel und einen Sombrero. Um seinen Hals trägt er eine Art Kordel, die mit einer Brosche mit einem Pferdekopf befestigt ist. Ich dachte tatsächlich, dass es diesen typischen Mexikaner wohl kaum geben kann und es nur ein Klischee sei. Aber ich wurde eines besseren belehrt. Um die runden Tische auf Klappstühlen sitzen 30 weitere Männer dieser Sorte. Zu später Stunde halten alle einen (oder auch 2, 3, 4) Tequila in der Hand, grölen mexikanische Schnulzen mit und machen dubiose mexikanischen Ayayayay-Lachgeräusche. Ich führe jedem zu Hause diese Art von Geräusch gerne auf Anfrage vor. Ich sitze da und kann es nicht glauben, dass ich hier tatsächlich sitze. Mein Schüler grinst und fragt mich, ob ich mir nun eine traditionelle Party vorstellen könne. In der Mitte der ganzen Festivität steht ein riesiger Topf mit Fleisch und ein Kübel Mole. Mole ist eine Sauce aus Chili und Schokolade. Nicht ganz mein Fall. Im hinteren Teil des Anwesens wird für die Kinder der ungefähr 30 Cousins und Cousinen eine Hüpfburg aufgebaut und die größeren Cousins und Cousinen werden als Kellner benutzt. Die 14jährigen Cousins tragen das gleiche Outfit wie ihre Papas und bringen massenhaft Tequila an die Tische.

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