Donnerstag, 18. Februar 2016

Tag 5

Begegnung mit dem wahren Leben. Heute nehme ich zum ersten Mal die öffentlichen Verkehrsmittel.

Zur Schule holt mich aber natürlich wie gewohnt der Schulbus ab. Heute steht Spanisch- und Musikunterricht auf dem Programm. Im Spanischunterricht lerne ich einen neuen Oster-Reim von einem Hasen, der über das Feld hoppelt und im Musikunterricht singe ich Rolf Zuckowskis Vogelhochzeit und spiele dazu Kontrabass. Der Musikunterricht erinnert mich so unglaublich an meine Ecuador-Chiquitos, dass ich fast ein bisschen sentimental werde.

Da mein Zumba-Kurs gestern Abend doch heute seine Wirkung gezeigt hat, gehe ich heute nicht in die Tanzschule, sondern entscheide mich für einen Besuch um riesengroßen Shoppingcenter, an dem ich jeden Tag mit dem Schulbus vorbeifahre. Die Homepage verrät mir, dass von Zara über American Eagle bis hin zu GAP alle meine Lieblingsgeschäfte da sind.

Ich laufe also meine Calle 138 vor bis zur großen Autobahn, wo der Transmilenio, Bogotás Stadt-Bus mit eigener Busspur, abfährt. Ich denke mir nichts dabei, als ich zu dem kleinen Häuschen an der Station gehe und bezahlen möchte. Die Frau hinter der Glasscheibe ohne Gegensprechanlage fragt mich hektisch wo meine Karte sei. Ich frage welche Karte. Sie hält  eine grüne Plastikkarte hoch. Ich schaue sie etwas verwirrt an. Der Mann hinter mir drängelt sich an mir vorbei, sagt er mache das schon und nimmt mich mit. Er erklärt mir: Jede Fahrt mit dem Bus kostet 2.000 Pesos (ca. 54 Cent). Jeder hat eine Plastikkarte auf die man sein Guthaben lädt, welches dann verfahren wird. Mittlerweile sind wir am Drehkreuz angekommen und er hält seine Karte drauf und bittet mich durchzugehen. Ich gebe ihm 2.000 Pesos und bedanke mich. Doch als ich gerade gehen möchte, steckt er mir eine der Plastikkarten zu und sagt: hier, ich habe 2, die hier ist leer, musst du nur noch aufladen. Als er mir anschließend noch sagt welchen Bus ich nehmen muss ist er eindeutig mein Held des Tages.

Die Stationen der Busse sind auf dem Grünstreifen in der Mitte der Autobahn. Erreicht werden sie über riesige Fußgängerbrücken auf denen und um sie herum mir das wahre Leben begegnet, welches ich schon ein wenig vermisst habe. Fliegende Händler bieten von Schals über Sonnenbrillen, Sim-Karten und Armbänder bis hin zu Pirata-CD’s und DVD’s alles an. Dazwischen gibt es natürlich noch unzählige fahrbare Grillwagen und Obststände. Und all das unter enormer Beschallung durch Salsa und Reggaeton.

Und obwohl die innerste Spur der Autobahn nur den Bussen gehört, dauert der Rückweg doch ziemlich lange. Für die Extra-Spur sind es dann eben doch zu viele Busse. Und so habe ich bisher noch keine Fahrt auf Bogotás Straßen ohne Stau erlebt. Morgen früh gibt es wieder den normalen Morgen-Verkehr bei dem 5 Spuren kilometerlang einfach nur voll sind.

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