Donnerstag, 25. Februar 2016

Tag 12

Bogotás Wetter ist zurück. Waren die Bewohner in den letzten Wochen ganz verwundert wie sonnig es jeden Tag ist, ist es nun besser immer einen Regenschirm dabei zu haben. Versuche ich mir ab morgen anzugewöhnen. Die letzten Tage wurde ich nämlich doch ab und an ein bisschen nass. Krempel ich in der 2. Pause noch meine Hose hoch und sitze im T-Shirt auf der Wiese, scheint 2 Stunden später die Welt unterzugehen.

In der 4. Stunde singe ich heute noch mal die Vogelhochzeit und schaue am Nachmittag bei der anderen Logopädin zu, die vor allem Myopatienten und Schluckstörungen bei Kindern behandelt. So sitzt also ein kleiner Junge in der Therapie vor 4 kleinen Stücken Papaya und fängt bitterlich an zu weinen, weil für ihn Essen alles andere als ein Genuss ist. Nicht sonderlich verwunderlich, wenn man sich bei fast jeder Gabel verschluckt.

Zu meinem Lieblings-Cochlea-Implantat-Patienten bin ich aber wieder rechtzeitig bei Mariale und um viertel nach 6 verlasse ich die Praxis. In der Bäckerei nebenan werde ich endlich mein ganzes Kleingeld los, was man glaube ich gar nicht wirklich umrechnen kann, weil es so klein ist. Und dann beginnt der Teil des Tages, der hätte anders verlaufen können. Ich möchte mir gerade ein Uber bestellen, da geht leider mein Handy aus. Da mir jeder hier sagt: "nimm bloß kein Taxi auf der Straße“, laufe ich erst mal los. Sollte man zwar wohl angeblich auch nicht machen, aber da der Bus den ich hätte nehmen können gerade weggefahren ist, laufe ich lieber erst mal ein Stück. Leider verlaufe ich mich ein bisschen bzw. komme irgendwie nicht dort raus wo ich eigentlich dachte, dass ich rauskomme. An sich kann man sich in Bogotá jedoch nicht verlaufen, denn alle Straßen die waagrecht verlaufen heißen Calle und sind von Süd nach Nord durchnummeriert. Alle Straßen die senkrecht verlaufen heißen Carrera und sind von Ost nach West durchnummeriert. Trotzdem stehe ich plötzlich vor einer riesigen Autobrücke und auf den Straßen sind plötzlich immer weniger Leute. So ganz wohl fühle ich mich eindeutig nicht. Ich schaue mich also um und entdecke ein Krankenhaus mit ein paar wartenden Menschen davor. Ich gehe zu der Person, die mir am sympathischsten erscheint, erkläre meine Situation und frage, ob er mir ein Taxi rufen kann. Leider ist hora pico, also Hauptberufsverkehr und es gibt keine freien Taxis. Wir warten also, aber es bringt nichts. Irgendwann bietet der junge Mann, der ein bisschen älter als ich ist, mir an, dass er und sein Vater mich nach Hause bringen. Ich versuche die Situation einzuschätzen und überlege kurz, aber ich möchte eindeutig nicht alleine an der Straßenecke bleiben und einfach nur Heim. Also quetsche ich mich zu den beiden ins Auto, welches nur 2 Sitze hat, nehme einen riesigen Karton mit frischen Eiern auf den Schoß und die beiden bringen mich sicher nach Hause. Auf der Fahrt erzählen sie mir von ihrem deutschen Nachbarn Rainer und ich muss schmunzeln. Außerdem, dass die Schwester von dem Jungen ungefähr mein Alter hat und sie sie niemals alleine um die Uhrzeit draußen rumlaufen lassen würden, also sei es doch selbstverständlich, dass sie mich sicher Heim bringen. Ich weiß nicht so recht wie ich mich bedanken soll und bin froh, als ich um viertel vor 8 endlich zu Hause bin.

Und so gut auch alles ausgegangen ist, brauche ich solch eine Situation nicht unbedingt noch mal. Aber sowas gehört wohl dazu: zum Welt erkunden.

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