Der Tag beginnt, wer hätte es gedacht, auf unserem Balkon mit meinem Müsli in der Sonne. Um 10 Uhr wartet mein erster Schüler auf mich und wir üben Leseverstehen für die B1 Prüfung. Ich habe einen Text über die Mülltrennung in Deutschland herausgesucht und mir wird mal wieder bewusst, wie selbstverständlich für mich Mülltrennung ist. In Querétaro wird wohl langsam auch mit Mülltrennung begonnen, jedoch ist das in unserem Viertel wohl noch nicht angekommen. Also wird hier alles in große Tüten gestopft und abends vor die Tür gestellt.
Nach meinem Kurs gehe ich mit Mathias zum WG-Shoppen. Wir werten das Praktikantenhaus etwas auf und kaufen neue Müslischalen, Gläser, Geschirrhandtücher, Wäscheklammern und Wäschekörbe. Richtiger Haushaltseinkauf. Würde man bei uns vermutlich zu IKEA fahren, gehen wir hier einfach 2 Straßen weiter zu einem riesigen Haushaltsladen. Töpfe, Pfanne, Schalen, Karaffen und Tasse (die eine hässlicher als die andere) stapeln sich bis unter die Decke. Mathias und ich kommen uns ein bisschen vor wie die spießigen WG-Eltern, aber das ist schon ok. Wasser aus einem Glas, statt aus einer Tasse zu trinken, hat schon was.
Am Nachmittag verliebe ich mich ein bisschen in meinen 9-jährigen Schüler. Die Stunden sind zwar anspruchsvoll in der Vorbereitung, denn wir arbeiten ohne ein Buch, aber einfach Deutsch spielerisch zu lernen, ist eine wunderbare Abwechslung. Wir spielen Klatschmemory, legen Wörter aus bunten Steinchen mit Buchstaben und machen ein Vokabelquiz. Die Stunde verfliegt und ich glaube Dienstag wird nun einer meiner Lieblingstage. Um 19 Uhr wartet dann noch mein A1 Kurs auf mich und wir bereiten die A1 Prüfung vor. Nächste Woche wird es da ernst. Jedoch merkt man durchaus den Unterschied zwischen den verschiedenen Lerntypen und das Brainstorming zu einigen Oberbegriffen ist etwas schleppend.
Gegen halb 9 füllt sich das Praktikantenhaus langsam wieder und wir sitzen noch ein bisschen zusammen, tauschen uns über unsere Schüler aus, diskutieren die verschiedenen Schulsysteme und besprechen Tratsch und Klatsch aus der Sprachschule. Und während unten nun noch ein Film läuft, gehe ich Richtung Traumland. Morgen früh steht als erstes Büro hüten auf dem Programm.
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