Montag, 10. Juni 2013

Tag 276

Pures Leben.
Um halb 8 klingele ich bei Cede, ich höre die Tür im 2. Stock aufgehen, sie zugehen, aber es kommt kein Rommel runter. Liegt vielleicht daran, dass der Arme sich nach gestern nicht mehr bewegen kann. Das kommt davon, wenn man sein Leben vor dem Computer und ohne Spaziergänge verbringt. Der gute hat schlichtweg Muskelkater vom Wasserfall-Aufstieg und dem Schwimmbad. Ich merke zwar auch den gestrigen Tag, aber bin doch nicht ganz so bewegungseingeschränkt. So trage ich also Notenständer und Stühle von unten nach oben, streiche erneut eine Wand und Staubsauge das Büro.
Erst im Nachhinein fällt mir nun auf, dass es heute ein Morgen ohne Stromausfall war, denn meine Festplatte ist nun endlich auf meiner externen Festplatte gespeichert. :) Nun kann ich anfangen zu löschen und zu löschen und zu löschen. In der Hoffnung, dass mein geliebtes Laptopchen, dann seine letzten 81 Tage noch genießen kann. :)
Zum Mittagessen gibt es Nudelsuppe und meine Chiquitos fleißiger als eh und je. In einer Stunde haben wir 5 Mal unser Lied gesungen, die Tonleiter gelernt, wiederholt was halbe, viertel und ganze Noten sind und natürlich ausgemalt.
Als ich mich um 6 von Rommel verabschieden will, sitzt der unterm Schreibtisch, sucht am Computer den Platz für die Speicherkarte meiner Kamera und kommt nicht mehr hoch.
Zu Hause steht eine riesige Tasche im Eingang. Kleidung für meine Gastbrüder in Quito, die gestern noch nicht trocken war. Um 7 verschicken wir also die Tasche mit Kleidung und frischen Empanadas von der Ecke und um spätestens 10 haben die Jungs Cafecito und was zum Anziehen. :) Danach halten wir, um Morocho zu essen/trinken. Morocho sieht ungekocht aus wie Hagelzucker. Ist es aber nicht. Es ist eine Kornform, die mit Milch gekocht wird und erinnert an Milchreis, allerdings etwas fester. Milchreis heißt übersetzt Arroz con Leche also Reis mit Milch. Die Konsistenz hat es auch, also ist es eher zum trinken statt zum essen. Dazu gebackener Teig mit Käse und Honig. Anschließend machen wir noch einen Abstecher auf einen der tausend Märkte.
Inzwischen ist es dunkel. Das einzige Licht kommt von den sich stauenden Autos auf der Straße und keine 2 Meter daneben haben die Verkäufer ihre Decken ausgebreitet. Auf dem Boden sowie an Ständen, zwischen Autos und Menschen lässt sich alles finden. Yucca, Maiskolben, Koriander, der hier in wirklich fast jedem Essen zu finden ist, Salate, Kohl, Nüsse, Karotten, Orangen, Mandarinen, Äpfel, Mangos, Maracuyas, Erdbeeren, Papayas, Babaco und Bananen von Kochbananen in grün über weichere Kochbananen, ganz "normalen" Bananen bis hin zu den kleinen wunderbar süß schmeckenden. Zwischen all dem ein Stand, der Zahnpasta verkauft. Überall brüllt es un Dollar, un Dollar. 25 Orangen für einen Dollar, fast eine ganze Bananenstaude für 50 Centavos und am Ende gibts noch 2 Birnen gratis dazu. Die Einkaufstour endet im Laden bei uns um die Ecke. Wunderbarer Laden, der bei uns einfach als Tante Emma Lädchen beschrieben werden würde, wo es wirklich alles zu kaufen gibt und der mich immer ein bisschen in eine andere Zeit versetzt. Keine Kasse mit Piep Piep, keine Treuepunkte und auch keine Musik aus Lautsprechern, die den Käufer zum Kaufen anregen sollen.
Wir kaufen also Mehl, ein bisschen Backpulver, Butter und Eier. Alles unter 3 Dollar. Mit ein bisschen Wasser, Zucker und Salz werden daraus Tortillas de Tiesto. Im Prinzip plattgedrücktes Stockbrot, aber gebacken auf einer Tonschale. Bei Bedarf lassen die sich dann mit Käse, Panela, also braunem Zucker, der dann wunderbar schmilzt, Honig oder anderen Sachen befüllen. Dafür waren wir allerdings einfach zu erschöpft.

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