Mittwoch, 5. Juni 2013

Tag 271

Plato típico und ein neues Spiel.
Meine Geigenschülerin am Morgen kommt wie immer 40 Minuten zu spät, weshalb lediglich die Hälfte der Stunde bleibt. In dieser Hälfte spielen wir ca. 5 Mal das Lied und unterhalten uns den Rest der Stunde über Ecuador, das Wetter, Deutschland, Religion, Gewohnheiten und Berufswünsche. So weiß ich nun zum Beispiel, dass eigentlich der April der kalte Monat hier ist, dass sie Ärztin werden möchte und eine bestimmte christliche Form des Glaubens lebt in der man kein Schweinefleisch, Meerschwein oder Kaninchen isst und keine Ohrlöcher hat, weil man seinen Körper so lassen soll wie er uns gegeben wurde.
Nach ausführlichem Austausch gibt es gebasteltes Gebastel (wie ich die Wortkreation von Papa liebe) für den restlichen Morgen. Ein neues Spiel für meine Kleinen. Die Idee: Noten beibringen. Das Problem: Wie bringt man 4-jährigen bei, dass ein G eine Halbe, eine Viertel oder auch eine ganze Note sein kann. Erster Schritt die Noten bestimmten Farben zuordnen. So ist zum Beispiel ein G, hier Sol genannt, blau; C, hier Do genannt, rot; B, hier Si, lila usw. Auf den verschiedenen bunten Karten sind nun Halbe-, Ganze-, Viertel- und Achtel Noten gemalt. Das ist Schritt 2: Die bestimmten Notenfiguren zu erkennen und Schritt 3 ist dann, die Notenkarten im Notensystem, welches wir aus Schnüren auf den Boden gelegt haben, einzuordnen. Schritt 3 übergebe ich glaube ich an meine Nachfolgerin. Schritt 1 und 2 sind in den verbleibenden Monaten vielleicht noch machbar. ;) Meine Nachfolgerin kommt am 27. August.
Zum Mittagessen mal wieder Suppe mit Popcorn (ich musste beim Schreiben gerade tatsächlich länger überlegen was Popcorn auf deutsch heißt) und 15 Minuten Miguel Angel beschäftigen ist so ermüdend wie eine ganze Stunde mit allen Kindern zusammen. Miguel hat auch eher mich als ich ihn beschäftigt. Stets eine neue Idee, stets neugierig und stets unter meiner Beobachtung.
Während ich als den ganzen Tag beschäftigt bin, weichen derweil die Bohnen für den Kochabend von Evi und mir ein. Heute gibt es Plato típico, das typische Ecuador Essen: Menestra, Carne asada, Patacones y Arroz - Sprich Linsen- bzw. Bohnen mit Fleisch, frittierter plattgedrückter Kochbananen und Reis. Neu dazugelernt habe ich also heute: Reis muss so lange gewaschen werden, bis das Wasser klar ist, für Menestra braucht man keine Mehlschwitze, sondern es reicht ein bisschen geraspelte Kochbanane und ich weiß einfach nicht, ob ich noch ohne Kochbanane leben kann. Egal ob als Klöße mit Käse als Bólon, frittiert und plattgedrückt als Patacones oder einfach nur die schon etwas weichere Kochbanane, hier Maduro genannt, aus der Pfanne.
Vollgegessen und mit dem Gefühl ich brauche 100 Jahre nicht mehr zu Essen werde ich also sicher von Willy nach Hause gebracht und die erste Frage als ich die Tür reinkomme: "Sarita, magst du Cafecito?" :)

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