Dienstag, 4. Dezember 2012

Tag 89

Zwischen den Stühlen.
Ein Dienstag an dem ich meine Gastfamilie erst abends gesehen habe. Ein Dienstag Morgen mit zusammenrechnen von Testergebnissen der Chicos und schreiben der Ansagetexte für das Weihnachtskonzert. Ich werde reden, 3 Mal: zu Beginn, in der Mitte und am Schluss. Auf Spanisch.
Ein Dienstag Oma Mittagessen. Ich bin immer wieder fasziniert wie aus dem riesigen Fleischstück dünne leckere Filets werden können und mittlerweile kenne ich die Reihenfolge der Suppenschüsselzuteilung. Opa zu erst, Schüssel mit dem meisten Fleisch, dann Onkel Klever, dann alle Cousins, dann die Mädels und zum Schluss die Oma selbst, wenn wir alle schon fertig sind. Während dem Essen der Suppe kommt das richtige Essen auf den Tisch. Wieder die Teller in gleiche Reihenfolge. :)
Ein Dienstag Proben-Nachmittag und ich werde am Konzert mit meiner Gesangsschülerin zusammen singen. Ergebnis der 3 Stunden.
Ein Dienstag Abend mit weiteren Michelle-Tränen. Ich fühle mich hin und her gerissen, doch verstehe Michelle viel zu gut. Versuch meinem Gastpapa die Sicht meiner Gastschwester zu schildern ist gescheitert. Ich versuche hier mal beide Seiten zu beschreiben: Michelle arbeitet in der Farma mit, ihr fehlt die Zeit zum Lernen und sie wünscht sich einfach nur, dass es anerkannt wird. Meine Gastmama und dadurch auch mein Gastpapa finden, dass es selbstverständlich ist, dass sie hilft, mitarbeitet und nicht zu unserem Tanzkurs zu gehen hat, wenn ihre Mama alleine in der Farmacía ist und nicht mit zum Kurs kommen kann. Es sind noch Wörter wie respektlos und aufmüpfig gefallen.
Ich sehe das alles ein bisschen anders. Für mich hat meine Gastmama die Farmacía, Michelle ihre Schule und ich mein Projekt. Zusammen haben wir die Tanzkurse und die Zeit danach in der Farmacía bis wir schließen. In dieser Zeit sehe ich helfen ein und denke es ist klar, dass wenn wir da sitzen uns auch nützlich machen. Den Rest kann ich allerdings nicht verstehen. Es ist vielleicht der Kukturunterschied, ein anderes Verständnis von arbeiten und Kind sein und ein anderes Mutter-Tochter -Verhältnis. Ich würde meine Gastfamilie deshalb nie verurteilten oder bewerten, aber es wirkt sich leider auf die sonst ziemlich lockere, familiäre und lustige Stimmung aus. Und ich fühlen mich hin und her gerissen zwischen Michelle unterstützen und versuchen meinen Gasteltern meine Einstellung dazu mitzuteilen und auf der anderen Seite mich dabei einfach rauszuhalten, abwarten was passiert und mich möglichst neutral verhalten. Leider fällt mir das bekanntlich schwer, wenn ich zu einem Thema eine Meinung oder Einstellung habe und erst recht, wenn ich mich am Teil der Familie fühle und mir die Menschen auf eine Art und Weise eben wichtig sind wie zum Beispiel Michelle. Es ist mittlerweile schon wieder nach 10 und wir sind noch nicht zu Hause. Wir sitzen noch nicht mal im Auto.

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