Sonntag, 4. August 2013

Wieder allein

Meine "Gringos Locos", meine verrückten Amerikaner sind weg. Zeit das der Alltag wieder beginnt. Oder auch nicht.
Bei der Verabschiedung geht mir die letzte Woche im Schnelldurchlauf durch den Kopf und ich kann immer noch nicht recht die Worte finden, die diese Erfahrungen ein Eindrücke beschreiben. Einmal durchs Land, immer wieder die gleiche Präsentation, aber doch mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.
Meine verrückten Amerikaner ebenfalls ganz unterschiedlich. Sie, Musiklehrerin mit 3 Mastertiteln, Leiterin der Machring Band und eher strukturiert. Er, Elektriker in Rente, Musiker aus Leidenschaft und eher nicht ganz so strukturiert. Zusammen sind sie einfach zum lieb haben.
Marthlyn und ich verstehen uns irgendwann ohne Worte und wissen nach dem ersten Workshop in Loja, dass wir keinen Übersetzer brauchen, sondern dass zu 2. ganz gut hinbekommen. Wir beginnen jedes mal mit der gleichen Präsentation über ihre Schule, die Entwicklung des Gehirns durch den Einfluss von Musik und stellen verschiedene Spiele und Materialien vor. Ich bin überrascht wie viel ich einfach selbst erzählen kann über das Lernverhalten von Kindern, wie man selbst vierjährigen, die noch nicht Lesen und Schreiben können Noten beibringen kann und wie Motivation einer Gruppe funktioniert. Das Geheimnis: die eigene Motivation.
Der anschließende Gruppenteil läuft ganz unterschiedlich ab. Gibt es in Loja 2/ 3 Gruppen, die wirklich tolle Ideen haben ist der Workshopteil in Cuenca einfach der Beste. Die Begeisterung mit der die Teilnehmer sich Lieder, Spiele und Geschichten ausdenken ist ansteckend. Auch die Esmeraldas Gruppen sind unglaublich kreativ, während in Ambato eher alles ein bisschen kalt und steif zugeht. Schade.
Aber es ist nicht der Workshop, das blinde Verständnis mit Marthlyn und die Begeisterung der Menschen, die mich irgendwie sprachlos machen. Es ist viel mehr das Drumherum. Unzählige Pizzaabende mit Matthlyn und Keith, eine 13-stündige Busreise mit Rommel von Cuenca nach Esmeraldas und wir glaube ich kein Gesprächsthema auslassen, während der Bus sich erst durch den Cajas Nationalpark mit unzähligen Lagunen und Bergspitzen quält und anschließend als es schon fast dunkel wird endlich die Bananenplantagen der Costa passiert. Spontane Jam-Sessions am Terminal und wir nur aus Spaß einen Hut vor Willy mit seiner Gitarre und Keith mit Geige stellen und am Ende um 1,20 Dollar reicher sind. Meine Gastfamilie für 2 Tage in Esmeraldas bei der ich, so sehr ich meine Ambato-Gastfamilie auch liebe, gerne noch ein bisschen länger geblieben wäre. Sie Italienerin, er Ecuadorianer, seit über 20 Jahren verheiratet und für 2 Tage habe ich 2 kleine Brüder. Ich liebe Brüder.
Der erste Eindruck, ich komme an, das Haus so eingerichtet wie ich es vermutlich auch gemacht hätte bzw. wie ich es einfach gewohnt bin und statt gekochtem Reis stehen gekochte Nudeln auf dem Herd. Ein Zeichen, dass ich mich hier zu Hause fühlen kann. Ich kenne die Familie einen Tag, bekomme einen Haustürschlüssel und auf meinem Koffer liegt ein Zettel, dass ich mich ganz zu Hause fühlen soll. Die Herzlichkeit dieser Familie macht mir das nicht schwer und der Abschied war wirklich schwer.
Doch als ich am Sonntag Abend die Haustür in Ambato aufschließe und ich meine ganze Familie versammelt mit Cousinen und Tante im Wohnzimmer sitzen sehen, weiß ich, dass sie mir gefehlt haben. Ziemlich. Und auch wenn ich von nun an wieder zu Hause schlafe nehmen meine beiden Verrückten doch ziemlich viel Zeit in Anspruch. Zeit, die ich mir aber gerne für sie nehme. Mit ihnen Ambato anschaue, bei jeder Pflanze stehen bleibe, um ein Foto zu machen und mit ihnen, meiner Familie, Erick und Willy zum Abschluss Rommels bestandenes Tesis zu feiern. Wer denkt, dass Rommel nun Zeit hätte hat sich geirrt und ich weiß, dass er Montag schon wieder ein neues Projekt am Start hat in das ich vermutlich die letzten 29 Tage noch involviert bin. :)


Gringos Locos über Cuenca

Von Erick, Clarita, Willy über Sarita bis zu Keith. Nudeln und Clara und ich reden eine Mischung aus deutsch, englisch und spanisch.

Geld verdienen - Terminal Loja

Fischessen. Rommel, das Supermodel.

Workshop Ambato

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