Sonntag, 17. März 2013

Tag 192

Ein Tag Quito ohne Erwartungen und Vorstellung, aber mit der Feststellung, dass ich eine neue Form von Ecuador-Leben kennengelernt habe. Eine die mir gefällt.

Um 8 Uhr klopft es an meinem Fenster zum Treppenhaus und ich mache mich auf die Suche  nach Seife für die Waschfrauen.
Um 10 sitze ich im Bus Richtung Quito. Einladung zu einer Geburtstagsfeier eines Freundes und irgendwie aber auch ein bisschen Familie der anderen beiden Voluntarios von Cede. Bis zum Schluss habe ich keine genauen Durchblick gehabt wer jetzt eigentlich irgendwie zu wem gehört und ich versuche es hier erst gar nicht zu erklären. ;)

Fahrt bis zu einer großen Hauptstraße und hätte man mir nicht versichert, dass es eine Haltestelle ist, wäre ich vermutlich nicht ausgestiegen.
Auf der Straße also auf Bus 2 warten, einen überfüllten alten "Expressbus", der bei der Fahrt die Tür nicht schließen kann vor lauter Menschen, Gemüse und Getreidesäcken und durch den dennoch der "Schaffner" läuft um die 55 centavos einzusammeln. Der Fahrtwind bei so vielen Menschen jedoch erfrischend und da sich jeder an jedem festhält kann auch keiner rausfallen. Willkommen in Ecuador. ;)
Auch die 2. "Haltestelle" wieder einfach eine große Straße und von dort aus den Hügel hoch und den Hügel runter und man kann schon am Anfang der Straße der Häusersammlung Klavierspiel hören. Willkommen zum Geburtstag einer Musikerfamilie.
Das Haus bestehend aus 3 Stockwerken, in jedem Stockwerk jemand zu finden, dem ich vorgestellt wurde und den ich begrüßt habe. Mit der Antwort, das ist Sarita schienen alle vollkommen zufrieden zu sein und nach dem Begrüßungsküsschen habe ich dazu gehört. Keiner hat sich interessiert was ich hier eigentlich mache oder woher ich komme. Bis zu meinen ersten intensiven Gesprächen hat mich jeder für einen Teil der Familie, des Freundeskreis und vor allem für ecuadorianisch gehalten. :)
Ich habe also geholfen die Tische aufzubauen, Stühle zu stellen, Kabel gebracht und mit den Mädels die Lichterketten aufgehängt.
Das Fest auf der Dachterrasse mit Blick über einen Teil Quitos und immer mehr Leute, denen ich vorgestellt wurde und deren Namen nicht mal mein Kurzzeitgedächtnis erreicht haben. Unter ihnen aber doch ein bekanntes Gesicht, der Bruder von meinem Chef, der der Nachbar des Freundes ist. Ich vertiefe nicht weiter die Familien-Nachbarn-Cedemusica-Verstrickungen.
Zum Mittagessen selbst gemachte Hamburger vom qualmenden Grill und dazu Pommes, auch selbstgemacht. Ich glaube Pommes aus der Tüte gibt es hier gar nicht zu kaufen.
Bis dahin hätte es auch noch ein normaler Geburtstag sein können, bei dem eben 2 Bässe, ein Klavier, ein Cello, 2 Gitarren, eine Violine und ein Haufen Kabel, Boxen und Mikorfone rumstehen.
Nach dem Essen eine kleine Probe und es stellte sich heraus, dass irgendwie scheinbar jeder jedes Instrument beherrscht, jeder irgendwie auch die Akkorde und Text im Kopf hat und wenn nicht, dass genug MacBooks und iPads vorhanden sind, um alles nachzuschauen. Ich habe mich dezent zurückgehalten trotz Überredungsversuchen. ;)
Um 5 also Konzert für das Geburtstagskind Martín und von Klassik bis gecoverter eglischen und ecuadorianischen Pop war wirklich alles dabei. :)
Im Anschluss das obligatorische cumpleanos feliz und ein Geburtstagskind was sich vor der Torte-im-Gesicht-Tradition drückt.
Die Verabschiedungsrunde nach dem Kuchen bei glaube ich 25 Leuten sprich 25 Küsschens etwas langwierig, aber um halb 7 stehen wir also doch wieder an der großen Straße und warten auf einen Bus. Dieser kommt, erneut überfüllt und erinnert diesmal an einen Familienausflug. Der Fahrer unglaublich gemütlich und alt, die dazugehörige Oma auf dem Beifahrersitz und in einer Tour geht es "HÄ was hast du gesagt?", "ach jetzt bin ich an den armen Kindern vorbeigefahren, die wollten bestimmt mit" oder "Ja, Freunde, los gehts, fahrn' wir".
Aus dem Fenster sehe ich Quito bei Dunkelheit und das Lichtermeer ist einfach beeindruckend. Dank neuem Flughafen außerhalb der Stadt ist es ungewöhnlich ruhig und die Lichter, die sich über die Berge schlängeln scheinen kein Ende zu nehmen.
Die Lichter von Ambato fallen dagegen etwas kleiner aus und das Licht im Zimmer meines Gastbruders leuchtet grell als ich um 10 nach 10 die Tür aufschließe.

"Luna"  -  Zoé

Geburtstagsfoto ohne Geburtstagskind und den ganzen Rest

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