Sonntag, 8. März 2020

Ecuador-Sarita ist zurück. Mal wieder.

Dienstag gebe ich glücklich meine Masterarbeit ab, bestehe meine mündliche Abschlussprüfung, Mittwoch verlasse ich um 17 Uhr die Praxis und Donnerstag ist mein erster Urlaubstag. Ich bin bereit für 3 Wochen Urlaub. Wie könnte man diese besser nutzen, als seine geliebte Gastfamilie zu besuchen. Mein Flug nach Ecuador ist seit einigen Wochen gebucht, Schokolade und sonstige Mitbringsel liegen bereit und in meinem Kopf ist mein Koffer schon halb gepackt.

Das Coronavirus ist überall präsent, in Ecuador zum Glück noch nicht wirklich angekommen und immer mehr Fluglinien streichen ihre Flüge. Und während ich mich am Donnerstag Morgen mit einem schon etwas unguten Gefühl in das Buchungsportal von Iberia einlogge, stelle ich schnell fest, dass dieses Gefühl begründet ist. Flug von Frankfurt nach Madrid am Sonntag annulliert. Von Madrid nach Quito komme ich aber wohl. Nach 2 Stunden Diskussionen in der Hotline bin ich auf den Flug am Samstag Abend um 19:05 gebucht. Dann startet meine Reise eben ein bisschen früher und beinhaltet noch eine Nacht in Madrid. Hauptsache ich komme an. Und während in Deutschland Supermärkte leer gekauft werden und immer mehr Panik ausbricht, rufe ich meine Gastmama an, um sicherzustellen, dass Ecuador noch kein Einreisestopp verhängt hat. Germa, meine Gastmama, beruhigt mich und verspricht mir, dass sie sich sonst persönlich darum kümmert, dass ich einreisen kann. Und tatsächlich bekomme ich am Samstag Nachmittag meinen Einreisestempel in den Pass. Der letzte liegt tatsächlich 839 Tage zurück. Die Beamtin am Schalter lächelt hinter ihrem Mundschutz und wünscht mir einen schönen Aufenthalt. Zuvor wurde bei jedem Einreisenden von Personen in komplettem "Seuchenoutfit" Fieber gemessen und der ein oder andere aus der Schlange gezogen. Die Frau neben mir im Flugzeug hat den kompletten Sitz, Bildschirm und Tisch desinfiziert und tatsächlich 11 Stunden tapfer ihren Mundschutz getragen. Ich schwanke immer noch, ob alles übertrieben ist oder doch notwendig.

Am Gepäckband fällt mir ein Stein vom Herzen, dass es mein Koffer mit 2 kg Schokolade, Apfelgelee, Bier, Wein, Gummibärchen und sonstige Geschenken es tatsächlich nach Quito geschafft hat. Ich war mir da nicht ganz so sicher, ob er bei über 12 Stunden Stopover nicht doch irgendwo stehen gelassen wird. Mein Gepäck wird ein letztes Mal kontrolliert und ich bin bereit meine Ecuador-Familie nach 518 Tagen (so lange haben wir uns seit 2013 noch nie nicht gesehen) in die Arme zu schließen. Vielleicht kommt ein kleines Freudenstränchen und ich kann erstmal gar nichts sagen, da ich unter den Umarmungen meines Abholkommitees bestehend aus meinen Gasteltern Germa y Jorge, meinen Gastbrüdern Diego und Santiago und Santiagos Frau Male zu ersticken drohe. Meine Brüdis nehmen meine Koffer, meine Gastmama drückt mir eine Flasche Sprudelwasser in die Hand, weil sie weiß, dass ich das ziemlich gerne trinke, mein Gastpapa erzählt mir direkt einen schlechten Witz und wir suchen das Auto auf dem riesigen Parkplatz. Das passiert uns irgendwie jedes Mal. Ich sitze eingekuschelt zwischen meinen Gasteltern auf der Rückbank und werde über alles mögliche ausgefragt. Wir setzen Santis Frau Male bei ihren Eltern in Quito ab und fahren zu 5. Richtung Ambato. Santi hat einen Termin am Montag in Ambato und Diego schreibt aktuell seine Bachelorarbeit in Architektur in Ambato. Sonst wohnen beide in Quito. Und so kommt es, dass ich an meinem ersten Abend mit der gesamten Familie am Abendessenstisch sitze und mich einfach fühle als hätte mein Ecuadorleben nie pausiert. Um 5 Uhr morgens nach deutscher Zeit falle ich in mein Bettchen. Ecuador-Sarita ist zurück. Zumindest bis zum 19. März.



Habe mich nicht getraut bei der Einreise ein Foto zu machen. Aber dieses Bild habe ich in der Zeitung gefunden.

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