Freitag, 20. März 2020

Freitag II

Ich packe zum zweiten Mal meinen Koffer, diesmal nicht ganz so gestresst wie am Sonntag, gehe mit meiner Gastmama noch schnell ein paar Reisesnacks an der Ecke kaufen und drucke den neusten Passierschein der Botschaft aus. Ich verabschiede mich von Diego und meinem Gastpapa. Germa und ich starten Richtung Flughafen. Wir fahren durch die grünen Anden, die Sonne scheint am strahlend blauen Himmel, die Straßen sind wie ausgestorben und unser Auto quält sich, auf über 3.000m den Berg hochzukommen. Irgendwann schläft Germa neben mir für ein kleines Nickerchen ein. Die Welt sieht so friedlich aus.

Wir passieren mehrere Polizeikontrollen. Bei der 2. Kontrolle werden alle Autos von außen und innen desinfiziert. Die Polizisten der 3. Kontrolle sind plötzlich der Meinung, dass uns ein Dokument fehlt und wir nicht weiter fahren dürften. Germa überzeugt die Polizisten, dass sie das Dokument später ausdruckt, wir aber jetzt leider keine Zeit haben. Wir dürfen weiter fahren. Keiner der Polizisten will meinen Führerschein sehen. Alles was zählt ist der Passierschein. 5 Stunden vor meinem Abflug kommen wir in Quito am Flughafen an. Germa darf nicht länger als 15 Minuten bleiben und wir verabschieden uns schnell. Viel zu schnell. Später erfahre ich, dass sie noch 1 Stunde in der Nähe vom Flughafen gewartet hat, weil sie Sorge hatte, dass noch etwas schief geht. Sie hat eindeutig den Orden für die beste Gastmama auf Erden verdient.

Vor dem Flughafen hat sich bereits eine kleine Menschentraube gebildet. Ins abgeriegelte Flughafengebäude darf man erst 3,5 Stunden vor Abflug und nur mit Ticket. Es gibt zwei Schlangen. Die mit Ticket und die, die hoffen dass im Flugzeug noch Platz ist. Spoiler: Tatsächlich sitzen noch Personen unseres Fluges auf den Galapagos Inseln fest, weshalb noch einige Leute spontan mitkommen können.

Um Punkt 6 Uhr werden wir einzeln ins Gebäude gelassen, jeder muss sich die Hände desinfizieren und keiner darf sich irgendwohin setzen. Als ich nach weiteren Pass - und Sicherheitskontrollen in der Wartehalle sitze, habe ich sehr gemischte Gefühle. Bis jetzt war ich in einem Land in dem ich die Sprache spreche, hatte ein Dach über dem Kopf und meine Gastfamilie. Alle sagen mir, dass wird schon alles in Europa. Hauptsache Europa. Aber von nun bin ich erstmal auf mich alleine gestellt. Auch wenn meine Familie zu Hause und Lars alles probieren, um mich irgendwie schnell nach Hause zu holen. Aber dieses irgendwie ist es, was mir Sorgen bereitet.

Als unsere Crew durch die Wartehalle zum Flugzeug läuft, applaudiert die gesamte Halle. Gänsehautmoment. Wir boarden kurze Zeit später und das Flugzeug ist bis auf den letzten Platz besetzt. Ich falle kurz nach dem Start in einen unruhigen und ungemütlichen Schlaf. Aber immerhin schlafe ich ein bisschen. Am Samstag um 14:30 Uhr lande ich in Paris. 

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