Montag, 16. März 2020

Montag II

Um 6 Uhr bin ich hellwach. In meinem Mailpostfach keine Neuigkeiten der Deutschen Botschaft. Um halb 7 wacht meine Gastmama neben mir auf und nach "Guten Morgen Sarita" kommt die Frage: "Gibt es Neuigkeiten?" Ich verneine und um halb 8 sitzen wir inklusive Diego alle versammelt am Frühstückstisch. Pünktlich um halb 9 stehen wir vor den Büros von KLM/ AirFrance in Quito. Wir sind zum Glück die Ersten und werden gebeten, Platz zu nehmen. Es kommen immer mehr verzweifelte Touristen an. KLM/ AirFrance ist zu diesem Zeitpunkt die einzige Airline, die mit der Botschaft kooperiert und Rückholflüge anbietet. Keiner kann wissen, dass abends auch Iberia noch eine Kooperation anbieten wird.

Um viertel nach 9 werden wir in fünfer Gruppen in die Büros gebeten. Da ich bisher keinen Flug mit KLM/AirFrance habe, muss ich ein neues Ticket kaufen. Dies geht allerdings nur über die Website. Jedoch erhalte ich die Info, welche Flüge durch die Regierung und Botschaft bestätigt sind, sodass ich mir ein Ticket für genau solch einen kaufen kann. In der Zwischenzeit versucht Male, die Frau von meinem Gastbruder, bei AirCanada eine Umbuchung zu erreichen. Leider erfolglos.

Wir beeilen uns nach Hause zu kommen und ich kaufe direkt ein Ticket für den bestätigten Rückholflug am Freitag, den 20.03. um 21:25 Uhr. Der Preis ist mit 1.280 Dollar hoch, aber noch bezahlbar. Später am Abend steigt der Preis genau dieses Fluges bis auf 4.440 Dollar. Als mein Mailpostfach eine rote eins anzeigt und ich die Bestätigung für meinen Flug öffne, bin ich doch etwas erleichtert.

Nach dem Mittagessen fahren wir also mit Sack und Pack wieder zurück nach Ambato. Ich fahre, hupe fleißig beim Überholen und erfahre mal wieder, dass man das hier mit den Spuren und vor allem mit dem Spur halten nicht so genau nimmt. Meine Gastmama muss mich kurz durch das Straßengewirr Quitos leiten, aber sobald wir am Kreisel unterhalb des Panecillos sind, kenne ich den Weg nach Hause auswendig. Wir hören die Party-Playlist von Freitag, singen unsere Lieblingslieder mit und die Sonne scheint vom Himmel.
Alles wird gut.

Zurück in Ambato gehen wir direkt Material für die Werkstatt kaufen, ich verlängere mein mobiles Internet um eine Woche und telefoniere erneut mit der deutschen Botschaft. Mich beunruhigt etwas die Nachricht, dass die EU ihre Außengrenzen schließt. Die Botschaft bestätigt mir jedoch nochmal, dass mein Flug am Freitag als Rückholflug registriert ist und es als deutscher Staatsbürger keine Probleme bei der Einreise in die EU geben sollte.
Ich atme zum zweiten Mal an diesem Tag laut aus, steige auf unsere Terrasse, telefoniere mit Lars und schaue mir den nicht all zu spektakulären und schnellen Sonnenuntergang auf der Terrasse an. Willy und ich gehen nach dem Abendessen noch ein bisschen durch unser Viertel spazieren, während der Präsident eine neue Ansprache hält:

- Mittlerweile gibt es in Ecuador 58 bestätigte Fälle.
- Ecuador ruft den Ausnahmezustand bzw. Notstand aus.
- Geschäfte, Apotheken, Märkte und Lebensmittelgeschäfte haben weiterhin geöffnet.
- Ab dem 17. März gilt zwischen 21:00 Uhr und 5:00 Uhr morgens eine Ausgangssperre. Tagsüber soll das Haus nur für Einkäufe oder den Weg zur Arbeit verlassen werden. Im ganzen Land werden die Leute mit dem Hashtag #QuedateEnCasa aufgefordert, zu Hause zu bleiben.
- Zudem wird der Verkehr von Überlandbussen zwischen den einzelnen Provinzen (Bundesländern) eingestellt.

Problematisch ist vor allem folgende Maßnahme: 
- Autos mit Kennzeichen, die auf eine gerade Zahl enden oder eine Null, dürfen Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag nicht fahren, um zum Beispiel Einkäufe zu erledigen. Autos mit Kennzeichen, die auf eine ungerade Zahl enden, dürfen Dienstag, Donnerstag und Samstag nicht fahren. Leider endet das Kennzeichen meiner Gasteltern auf eine 2, weshalb wir am Freitag mit dem Auto nicht zum Flughafen fahren können. Ich werde versuchen morgen bei der Botschaft eine Genehmigung einzuholen, dass sie mich zum Flughafen bringen dürfen.

Insgesamt ist die Berichterstattung in Ecuador etwas dramatischer als die in Deutschland. Statistiken in den Nachrichten werden auch mal mit dramatischer Musik hinterlegt und auf allen Kanälen laufen Videos mit Anleitungen zum korrekten Hände waschen. Was Deutschland sich allerdings abschauen sollte, ist die Übersetzung jeder einzelnen Nachrichtensendung in Gebärdensprache.

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