Sonntag, 15. März 2020

Sonntag II

Zwischen Verzweiflung und Akzeptanz, dass man die Situation nicht ändern kann.

Mit der Einstellung des internationalen Flugverkehrs zu Montag Abend hat sich die Rückreise nach Hause deutlich verkompliziert. Ab 6 Uhr morgens versuche ich aus Ecuador und Lars aus Deutschland aus meine neue Buchung bei AirCanada umzubuchen. Ohne Erfolg. Bereits am Freitag wurde mein Flug mit Iberia storniert und ich habe schnell auf AirCanada umgebucht, um einen Zwischenstop in Europa zu vermeiden. Doch bei AirCanada erhalte ich zu diesem Zeitpunkt nur die Info, dass laut System der Flug am Donnerstag stattfinde. Um 14 Uhr telefoniere mit der Notfallkontaktperson der Deutschen Botschaft in Quito. Diese bestätigt mir, dass es Montag und Dienstag Rückholflüge mit KLM und AirFrance geben wird und dass solange ich von AirCanada nichts höre, ich abwarten soll. Mehr kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht tun, also machen wir uns gemeinsam mit Santi und Male, die extra aus Quito nach Ambato gekommen sind, auf den Weg zum Mittagessen. Um 16 Uhr storniert AirCanada meinen Rückflug und die Botschaft schickt an alle Touristen im Land die Empfehlung aus, das Land zu verlassen. In diesem Moment werde ich dann doch nervös.

Ich packe binnen von 10 Minuten meinen Koffer und verabschiede mich unter Tränen von meinem Gastpapa. Der Rest fährt mit mir zum Flughafen nach Quito, um zu schauen, ob wir dort irgendwas ausrichten können. Weder Iberia, noch AirCanada noch eine andere Airline ist telefonisch zu erreichen. Lars kümmert sich während wir auf dem Weg zum Flughafen sind um ausreichend Geld auf meiner Kreditkarte, damit ich den nächstmöglichen Flug kaufen kann. In der Regel ist die Fahrt zum Flughafen immer ein bisschen traurig, aber meistens hören wir dann doch noch unsere Lieblingslieder und wissen, dass wir uns irgendwie bald wiedersehen. Diesmal sind die 2,5 Stunden Fahrt ziemlich bedrückend. Am Flughafen ist alles abgeriegelt. Der Check-In-Bereich kann nur mit Ticket betreten werden. Ich hätte allerdings eindeutig mehr Chaos erwartet, aber es gibt keinerlei Chance irgendwo ein neues Ticket zu kaufen. Irgendwie findet Diego in der letzten Ecke des Flughafens den Zugang zu den Büros der Airlines. Man muss sich mit Passport registrieren und ich darf zum Glück meine Gastmama mit rein nehmen. Wir klappern die Büros von Iberia und KLM ab, AirCanada ist zu dieser Zeit am Sonntag nicht mehr besetzt. Iberia verweist auf den Kundenservice per Telefon. Danke dafür. KLM/AirFrance bieten Flüge für Montag und Dienstag an, aber diese sind komplett überbucht. Zu diesem Zeitpunkt kann ich nicht mehr tun als abzuwarten.

Ohne meine Gastfamilie wäre ich absolut aufgeschmissen. Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken soll. Es ist gut zu wissen, dass wenn ich nicht zurückkommen sollte, ich immerhin bei meiner Gastfamilie ein zu Hause habe. Meine Gastmama und ich bleiben bei Santi und Male in ihrer Wohnung in Quito und schlafen zusammen auf dem Sofa. Diego bleibt in seinem Studentenzimmer um die Ecke. Im Internet werden Tickets für Montag für fast 4.000 Euro angeboten, aber wer weiß, ob diese Flüge überhaupt fliegen. Ich mache um 12 Uhr die Augen zu und schlafe immerhin bis um 6 Uhr morgens durch.

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/ecuador-node/ecuadorsicherheit/223232

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