Dienstag, 17. März 2020

Dienstag II

Mein Morgen startet mit einem kleinen Quarantäneanruf in den Birkenweg und Anna und Mama sehen an ihrem 4. Tag in Quarantäne noch relativ entspannt aus. Während wir telefonieren storniert AirFrance meinen Flug von Paris nach Frankfurt. War irgendwie zu erwarten. Die deutsche Botschaft hat hierfür keine Lösung, bei der Fluggesellschaft kommt man telefonisch nicht durch. Eine e-Mail-Anfrage habe ich bereits gestellt, aber erwarte so schnell keine Antwort. Morgen steht ein Anruf bei der Botschaft in Frankreich an, die kennen mich immerhin noch nicht. Mit der Botschaft in Quito bin ich mittlerweile fast per Du. Da in meinem Flug am Freitag aber vermutlich sehr viele Deutsche nach Hause fliegen werden, hoffe ich einfach, dass sich irgendwie eine Lösung finden wird. Kritischer ist aktuell eher wie ich hier in Ecuador zum Flughafen komme. Aber auch hierfür wird sich morgen noch eine Lösung finden. Wir haben schon ein paar Optionen durchgedacht.

Unser Frühstückt ist irgendwie bedrückt und auf der Straße verkündet die Feuerwehr, dass wir uns im Ausnahmezustand befinden und bitte zu Hause bleiben sollen. Meine Gastmama und ich gehen dennoch kurz vor zur Straßenecke und versuchen noch ein paar Materialien auf Vorrat für die Werkstatt zu kaufen. Aber alles hat geschlossen. Die kleinen Supermärkte haben geöffnet, aber das sonst so bunte Treiben auf den Straßen ist komplett verschwunden. Leute eilen kurz in die kleinen Tante Emma Läden und keiner bleibt wie sonst für einen kleinen Plausch mit den Nachbarn stehen. Wir gehen zurück nach Hause, Diego schreibt an seiner Masterarbeit, meine Gastmama wäscht Wäsche und ich mache seit langem mal wieder einen Mittagsschlaf. Mein Gastpapa arbeitet dennoch unten in der Werkstatt und einige Kunden kommen sogar noch vorbei. Mittlerweile sind in Ecuador 111 Fälle bestätigt und ab heute Nacht herrscht Ausgangssperre.

Bevor diese beginnt, besuche ich allerdings noch die Gastfamilie meiner Nachfolgerin bei Cede. Germa und Diego bringen mich mit dem Auto hin und kommen noch kurz mit hoch. Aktuell wohnen bei der anderen Familie zwei deutsche Freiwillige, einer ist noch zu Besuch und Willy ist auch da. Mit den beiden Kindern der Familie sind wir dann plötzlich doch ganz schön viele, aber das ist dann irgendwie auch egal. Wir essen Kuchen, unterhalten uns natürlich über Corona, aber auch über die ein oder andere lustige Anekdote. 


Am Abend veranstalten meine Gastfamilie und ich einen kleinen Tanzcontest mit Youtube, tanzen Zumba im Wohnzimmer und spielen MauMau. Jegliche Sorgen um meine Rückreise sind vergessen, ich genieße einfach die Zeit mit meiner Gastfamilie und gehe ziemlich glücklich ins Bett. Aber ich weiß schon, dass mich morgen früh wieder die nächste Nachrichtenwelle überrollt und das Glücksgefühl vermutlich schnell verfliegt. 

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