Mittwoch, 18. März 2020

Mittwoch II

168 Infizierte in Ecuador zum aktuellen Zeitpunkt. Ab heute herrscht absolute Ausgangssperre und man darf das Haus nur in dringenden Fällen, zur Arbeit oder für Einkäufe im Supermarkt oder in der Apotheke verlassen. Autos brauchen einen extra Passierschein. Personen über 65 Jahren dürfen das Haus gar nicht mehr verlassen. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss ziemlich teuer bezahlen. Die Strafe liegt bei bis zu 6.000 Dollar. Das Mindesteinkommen liegt übrigens in Ecuador bei eine Festanstellung bei 400 Dollar pro Monat. Die Straßen sind wie ausgestorben und es ist erschreckend still in dem sonst sehr lauten Land. Leider müssen wir noch unseren Strom bezahlen, das hat gestern auch schon nicht mehr geklappt. Laut meiner Gastmama geht das nicht über das Internet. Allerdings haben die Bezahlstellen im näheren Umkreis geschlossen, das Auto dürfen wir heute nicht benutzen (heute sind Kennzeichen mit ungerader Zahl dran) und Busse gibt es keine mehr. Wir hoffen also, dass wir morgen noch Strom haben. Auf der Straße an der Ecke zu unserem Haus patrouillieren Polizisten und das Militär und kontrollieren Passierscheine.

Meine Gastmama und ich nutzen die Chance, um uns zu versichern, dass sie mich am Freitag zum Flughafen bringen kann und auch wieder zurück kommt. Wir zeigen alle Dokumente für Freitag vor und sie sind so in Ordnung. Wir benötigen einen Passierschein der deutschen Botschaft, meine Flugreservierung, ein Dokument der ecuadorianischen Behörden, die Registrierung des Autos meiner Gasteltern, den Führerschein meiner Gastmama, ihren Personalausweis und meinen Pass. Der Polizist fragt mich die ganze Zeit, warum ich nach Deutschland muss und erst als ich meinen Pass raushole, verstehe ich, dass er dachte, ich sei keine Deutsche. Wir werden am Freitag also bei jeder Polizeikontrolle erstmal betonen, dass ich Deutsche Staatsangehörige bin und nach Hause fliegen möchte.

Mein Flug für Freitag ist weiterhin bestätigt. Für das Paris-Frankfurt-Problem hat sich noch keine endgültige Lösung gefunden. Aber nach Rücksprache mit der deutschen Botschaft in Paris, sollte es Züge nach Frankfurt geben. Ich bin gerade unfassbar dankbar für meine Familie, Lars und all meine Freunde in Deutschland, die sich gerade einige Gedanken um mich machen, gefühlt die Welt in Bewegung setzen, für mich recherchieren und telefonieren und mir auf den unterschiedlichsten Wegen zur Seite stehen. Danke an Euch alle!!

Statt Tanzeinheit gibt es heute Abend nochmal Tortillas de Tiesto. Diesmal aber in der Werkstatt, da es auf der Dachterrasse zu windig ist und meine Gastmama Angst hat, dass ich mich erkälte. Mir wird zudem jeden Tag ein Vitaminschock in Form von Orangen und Limetten verabreicht, damit ich ja fit bleibe. Wenn alles so bleibt, beginnt morgen mein letzter richtiger entspannter Ambato-Tag, bevor ich mich dann am Freitag vermutlich auf eine abenteuerliche Rückreise begebe. Um 21 Uhr fährt die Polizei mit Sirenen durch die Straßen und kündigt die beginnende Ausgangssperre bis morgen früh an. 

      

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