Donnerstag, 12. März 2020

Donnerstag I

Heute steht Mädelstag auf dem Programm. Diego ist auf dem Weg nach Quito zu einem Architekturevent und mein Gastpapa muss arbeiten. Also fahren Germa und ich alleine nach Baños. Auf der einstündigen Fahrt wird fast jedes unserer Lieblingslieder gesungen und ich verliebe mich mal wieder neu in die Landschaft. Wir schlängeln uns zwischen den grünen Anden durch, überholen langsamen LKWs und sportliche Touristen auf Fahrrädern. Unser erster Stop ist ein Wasserfall ganz am Ende von Baños. Wir sind die einzigen Besucher. Wir setzen uns an den Fluss des Wasserfalls und beobachten einfach nur wie das Wasser fällt und fällt und fällt. Um uns herum unzählige Bäume, bunte Blumen und kleine Kolibris. Als ich mir einen Ausflug zum Wasserfall gewünscht habe, hatte ich vergessen, dass man am Ende den ganzen Weg unten vom Wasserfall auch wieder hoch laufen muss. Es fängt an zu regnen und ich weiß am Ende nicht mehr, ob ich nass aufgrund von Regen oder Schweiß bin. Zweiter Stop: noch ein Wasserfall. Dieser ist wesentlich touristischer, der Weg hinunter und hinauf nicht ganz so steil und der Eintritt kostet statt einem Dollar nun zwei. Wir klettern bis hinter den Wasserfall und unterhalten ist bei dem Krach eindeutig nicht möglich.

Da Baños eine echte Touri-Stadt ist, nutzen wir es aus, dass es unzählige internationale Restaurants und Cafés gibt. Wir landen zum Mittagessen also auf der Terrasse eines Schweizer Restaurants und essen Rösti und Spätzle. Unser letzter Stop: Schwimmbad. Schwimmbad mit Flusszugang. Das Wasser kommt direkt aus den Bergen und ist mit Vulkanerde versetzt. Daher ist es ziemlich braun, riecht etwas streng und ist angeblich super für die Haut. Es herrscht Badekappenpflicht und alleine wäre ich aufgrund des doch leicht ramponierten Erscheinungsbildes niemals in dieses Schwimmbad gegangen.

Und während wir ganz entspannt unseren Mädelstag genießen, gelangt die Coronapanik auch nach Ecuador. An den Flughäfen wird noch drastischer kontrolliert aus welchem Land jemand einreist. Auf unbestimmte Zeit wurden alle Schulen und Universitäten geschlossen. Es finden keine Gottesdienste oder Großveranstaltungen mehr statt. Bars und Clubs müssen vorerst geschlossen bleiben.

Wie viele Infizierte es überhaupt in Ecuador gibt weiß niemand ganz genau. Die Berichterstattung ist nicht wirklich transparent. Laut der Johns Hopkins Erfassung sind es jedoch gerade mal 17 bestätige Fälle. Meine Gastmama vermutet, dass die Maßnahme vor allem ergriffen wurden, um die Bevölkerung an Protesten gegen die Regierung zu hindern. Im Oktober 2019 kam es in Ecuador zu Protesten und Ausschreitungen, da der Benzinpreis stieg. Da in den nächsten Wochen weitere Veränderungen wie diese anstehen und Proteste erwartet werden, hat der aktuellen Regierung das Virus möglicherweise in die Karten gespielt. Dies ist zumindest die Vermutung meiner Gastmama.


Schwimmbaddusche. Warmes Wasser direkt aus den Bergen.


Ecuador aktivster Vulkan: Tungurahua










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