Samstag, 14. März 2020

Samstag I

Im Haus der Frühaufsteher ist trotz Party gestern Abend ab 7 Uhr schon wieder was los. Ich wache mit der Nachricht auf, dass Mama, Papa, Anna und Patrick zu Hause nun nach ihrem Skiurlaub vorsorglich in häuslicher Quarantäne sind und irgendwie ist erstmal alle gute Laune vom gestrigen Partyabend verflogen. Corona kommt langsam aber sicher auch in Ecuador an. Seit einigen Tagen müssen Einreisende aus Deutschland hier zwangsläufig in eine 14-tägige Quarantäne. Ich bin ziemlich froh, dass ich hier am Sonntag noch entspannt einreisen konnte. Das Schwimmbad in dem wir vorgestern waren hat heute geschlossen und auch hier beginnen die Hamstereinkäufe - habe das Wort heute erst mal übersetzt. Aktuell ist noch nicht ganz klar, wann und wie ich nach Hause komme. Mein Flug mit Iberia und Zwischenstopp in Madrid ist storniert worden. Ergebnis nach 30 Minuten Warteschleife - nein, mit Iberia gibt es keine Flüge, erst wieder ab dem 1. April und es wird aufgelegt. Gemeinsam mit Mama, Papa, Anna und Lars entwickle ich einen Plan. Lars schafft erstmal einen Puffer auf meiner Kreditkarte, um möglichst zügig neue Tickets zu besorgen, Mama, Papa und Anna versuchen über das Auswärtige Amt etwas in Erfahrung zu bringen. Fest steht, dass ich ein neues Rückflugticket brauche. Direktflüge von Quito nach Deutschland gibt es allerdings nicht. Ein Zwischenstopp in den USA kommt nicht in Frage, einen Stopp in Europa möchte ich vermeiden und so bleiben nicht mehr viele Möglichkeiten. Am Ende kaufe ich ein neues Ticket für Donnerstag mit Zwischenstopp in Kanada. Beantrage noch die elektronische Einreise und werde mir in diesem Moment mal wieder über den Luxus und das Privileg eines deutschen Passes bewusst. Spontan eine elektronische Einreisegenehmigung für Kanada zu erhalten wäre zum Beispiel für meine ecuadorianische Gastfamilie nicht möglich. Die Welt ist manchmal einfach ungerecht.
Mit meinem neuen Ticket im Mailpostfach bin ich etwas beruhigter und bereit, dem Coronastress ein paar Stunden zu entfliehen. Ursprünglich wollten wir heute meinen Gastbruder in Quito besuchen und morgen zu den heißen Quellen nach Papallacta fahren. Den Plan legen wir jedoch erstmal auf Eis und entscheiden uns für einen einsamen, verlassenen Nationalpark in der Nähe von Ambato.

Natürlich wird mir auf der ruckelnden und kurvigen Fahrt direkt schlecht und Diego muss zwischendurch anhalten, damit kein Malheur passiert. Zu den Straßenverhältnissen kommt noch die Höhe, denn wir befinden uns zwischenzeitlich auf fast 4.000m. Da kann einem auch mal ein bisschen übel werden. Nach kurzem Luft schnappen geht es weiter und wir schlängeln uns durch bewachsene Berge, Wolken ziehen an uns vorbei und ab und an taucht ein Sonnenstrahl das ganze in ein ziemlich mystisches Licht. Am Straßenrand stehen Kühe und Stiere und ab und an begegnet uns ein Auto. Nach unzähligen weiteren Kurven kommen wir irgendwann an der Lagune Pisayambo an und ich kann über diese Natur mal wieder nur staunen.

Wir schlendern also an der Lagune entlang, meine Gastmama erklärt mir fast jedes Gewächs, was an der Lagune wohnt und fahren beschallt von unseren Lieblingsliedern bei untergehender Sonne wieder nach Hause.

Zu Hause schauen wir Nachrichten und sind zurück im Coronawahn. Ecuador stellt am Sonntag Abend 23:59 den Flugverkehr für ankommende internationale Flüge ein. Erstmal ist eine Zeitspanne von 21 Tagen gesetzt worden. Ecuadorianer dürfen wohl noch bis Montag einreisen. Ausreisen könne man wohl zu jeder Zeit. Jedoch empfinde ich das Konzept als noch nicht zu Ende gedacht. Denn wenn keine internationalen Flüge reinkommen, gibt es meines Erachtens nach keine Flugzeuge, die das Land wieder verlassen können. Morgen früh steht also nun wohl erstmal ein neuer Warteschleifen-Marathon an.









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