Sonntag, 13. März 2022

Sonntag I

Nachdem wir gestern doch sehr viel im Auto saßen, habe ich mir heute einen etwas autofreieren Tag gewünscht. Bekanntlich ist alles Definitionssache, wie auch das Thema "nicht so viel im Auto sitzen". Nach dem Frühstück steigen Germa und ich auf den Beifahrersitz, Diego fährt und Male, Santi und Jorge sitzen hinten. Wir verlassen die Stadt Richtung Nord-Westen und schlängeln uns erst endlos die Anden hinunter um sie direkt wieder hoch zu fahren. Ursprünglich wollten wir zu einem Feld auf dem man Früchte selbst ernten kann. Da das aber zu hat, landen wir auf einem Aussichtspunkt. Auch ok. Ein paar Jugendliche haben den Aussichtspunkt für ihre sonntägliches chillen mit Alkohol ausgewählt. Musik dröhnt aus den Lautsprechern und wir legen einfach eine kurze Tanzeinlagen ein, während wir auf die Stadt schauen. Die Sonne scheint mit aller Kraft. Allerdings ist es "Sol de agua", sprich die Sonne, bevor es richtig regnet. Und so ist es auch. Abends schüttet es wie aus Eimern und auf den Straßen sammelt sich das Wasser. Bevor es allerdings beginnt zu regnen, statte ich am Abend noch meiner ersten Gastfamilie einen Besuch ab. Die Gastoma ist extra die Straße runtergekommen und empfängt mich so herzlich, dass ich wirklich gerührt bin. Sie hakt mich unter und lässt mich gefühlt den ganzen Abend nicht mehr los. Wir machen uns allesamt auf den Weg zum Abendessen in Ambatos schickem Viertel "Ficoa". Meine erste Gastfamilie ist riesig und Cousins und Cousinen wachsen eher wie Geschwister auf. Zum Abendessen kommt jedoch nur eine kleine Auswahl mit. Jedoch rufen konstant irgendwelche Onkels an, die mich grüßen.

Noch kurz angemerkt: Meine aktuelle Gastfamilie ist auch nicht viel kleiner. Santi und Diego haben insgesamt 49 Cousins und Cousinen. Da bin ich mit meinen 5 eher zu belächeln.

Nach dem Abendessen sitzen wir noch im Wohnzimmer meiner alten Gasteltern zusammen und spielen eine Art Tabu mit malen und Pantomime. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber tatsächlich errate ich auf Spanisch das ein oder andere Wort und hole für mein Team ein paar Punkte. Meine alte Gastoma sitz dabei die ganze Zeit neben mir und flüstert mir eventuell ab und an auch mal was zu. Es ist ein lustiger, entspannter und schöner Abend. Doch ich bereue es nicht, dass ich irgendwann meine Gastfamilie gewechselt habe. Gegen 11 Ur werde ich im strömenden Regen nach Hause gebracht, schließe das Tor zur Garage auf, stolpere fast über rumliegendes Material der Werktstatt meine Gastpapas und fühle mich 10 Jahre zurückversetzt.




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