Mittwoch, 9. März 2022

Mittwoch I

Der Tag startet mit einem noch größeren Spaziergang mit meiner Gastmama. Wieder um 7 Uhr. Ich habe ja schließlich Urlaub. Die Sonne kommt gerade raus und der Himmel ist strahlend blau. Die Spitzen der Vulkane um uns herum sind mit Schnee bedeckt. Der Medizinmann an der Straßenecke rührt bereits fleißig klebrige Getränke zusammen, die jede Krankheiten heilen und aus den Lautsprechern schallt schon am frühen Morgen Reggaeton. Wir kaufen Orangen im Wert von einem Dollar. Man geht in den Laden und sagt: "Nachbar, gib mir bitte Orangen für einen Dollar." Ist gerade Orangensaison bekommt man mehr für seinen Dollar. Nach dem Frühstück starte ich zu Fernando und Vero, Freunde noch aus Cedemusica Zeiten. Amy, Gabriel und Francisco, die drei Kinder der beiden sind auch zu Hause. Vero und Fer haben entschieden, dass sie ihre Kinder weiterhin zu Hause unterrichten. Hauptgrund für ihre Entscheidung war das Schulsystem der öffentlichen Schulen hier. Durchaus gibt es hier engagierte Lehrer und gute Schulen! Häufig kommt im ecuadorianischen Schulsystem jedoch selbstständiges Arbeiten, Lösungen finden, diskutieren können, kritisches Hinterfragen viel zu kurz. Zumeist steht leider auswendig lernen und einfaches kopieren von Aufgaben im Vordergrund. Da Vero und Fer ursprünglich beide Lehrer sind und ihre aktuellen Jobs relativ flexibel gestalten können, ist Home Schooling möglich. Heute steht Landeskunde und ein bisschen Deutsch mit mir auf dem Programm. Die drei Kids wollen alles mögliche über Deutschland wissen: Gibt es dort auch solche Häuser wie hier? Kann man gut Fahrrad fahren? Gehen die Kinder auch in die Schule? Welche Sprache spricht man? Außerdem zeigen sie auf die verschiedensten Gegenstände und fragen wie sie auf Deutsch heißen. Bei der Aussprache brechen sie sich fast die Zunge. Aber auch Fer und Vero fragen viel über die Pandemie und das Leben in Deutschland. Beide sind seit circa einem Jahr Vegetarier und dies ist in Ecuador durchaus noch nicht ganz so selbstverständlich wie bei uns. Vor allem in Ambato gibt es kaum Restaurants mit vegetarischen Gerichten, wenn man nicht jedesmal Reis mit Linsen und Spiegelei esse möchte. Aus "ich komme bei Euch zum Mittagessen vorbei" wird ein ganzer Tag und ich genieße das wilde Familienleben in vollen Zügen. Wir spielen Halli Galli, was ich für die Kids aus Deutschland mitgebracht habe, fahren ins Centro, um eigentlich ein Eis zu essen, aber am Ende dann doch wo ganz anders zu landen und und ich werde weiter über mein Leben in Deutschland ausgefragt.



Vulkan Chimborazo.

Ambato



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