Donnerstag, 10. März 2022

Donnerstag I

Nach 7 Kilometern um 7 Uhr morgens quer durch den Norden Ambatos , stärken meine Gastmama und ich uns erst mal mit gegrillter Kochbanane zum Frühstück. Anschließend mache ich mich auf den Weg meine Gastschwester aus meiner vorherigen Gastfamilie auf der Arbeit zu besuchen. Logopädie in Ecuador steht auf dem Programm. Als ich vor 10 Jahren meinen Freiwilligendienst hier gemacht habe, war das Thema Logopädie und Ergotherapie noch nicht wirklich präsent. Erst seit einigen Jahren gibt es den Studiengang "estimulación temprana". Dieser vereint Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie und allgemeine Frühförderung von Kindern bis 6 Jahre. Meine Gastschwester hat genau das studiert und dieses Jahr ihre eigene Praxis aufgemacht. Nach dem wir uns erst mal ein gegenseitiges Lebensupdate gegeben haben, darf ich mit in ihre Therapien kommen. Zuerst behandeln wir ein Baby, welches mit 9 Monaten eindeutige Auffälligkeiten in der Bewegung und im Kraftaufbau hat. Anschließend kommen die Sprachkids und es zeigen sich ähnliche Störungsbilder wie auch bei uns. Es ist super interessant das ganze Geschehen auf Spanisch zu beobachten und selbst mitzumachen. Estimulación temprana ist in Ecuador nichts, was durch die allgemeine Krankenversicherung bezahlt wird, sondern wird von den Eltern privat bezahlt. Die Preise variieren für eine Sitzung von 45 Minuten zwischen 7-12 Dollar. Zur Einordnung: Der Mindestlohn pro Monat beträgt in Ecuador 425 Dollar. Viele der Eltern erhalten diesen Mindestlohn. Interessant ist, dass es für Erwachsene weiterhin kaum Angebote für Logopädie gibt. Wenn es solche Angebote gibt, sind diese zumeist direkt an ein Krankenhaus angeschlossen. 

Da ich aber schließlich immer noch Urlaub habe, bleibe ich nur bis zur Mittagspause und mache mich anschließend mit meiner Gastmama auf den Weg ins Centro um noch ein paar Besorgungen zu machen. Im Radio läuft Werbung bzw. eine Erinnerung, dass Kinder ab 1,35 m sich anschnallen sollten und davor bitte einen Kindersitz benutzen sollten. Netter Versuch, aber wird hier fast gar nicht umgesetzt. Die zweite interessante Werbung ist Werbung für den ecuadorianischen Bundestag, die Asamblea. Übertragen auf Deutschland würde ich es als seltsam empfinden, wenn im Radio beworben werden würde, wie wichtig der Bundestag ist. Auf dem Rückweg kommen wir in eine Polizeikontrolle. Da ich mal wieder fahren, aber leider keinen Führerschein dabei habe, müssen wir kurzerhand improvisieren. Wir fahren ganz langsam auf die wartende Schlange zu, warten bis jemand rausgezogen wird und fahren dann schnell an der Polizei vorbei, während sie beschäftigt sind. Willkommen in Ecuador. Am Nachmittag mache ich einen großen Spaziergang mit Willy und es gibt zum zweiten Mal an diesem Tag ein großes und ausführliches Lebensupdate.

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